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staunten den gutmüthigen und dienstfertigen Knaben an; verwunderten sich aber noch mehr, die sämmtliche, zu Hause kehrende Schuljugend um sich versammelt zu sehen, bereit, mit ihnen zugleich die Wanderung nach dem Schlosse zu beginnen. Knaben und Mädchen, mit Büchern und Schiefertafeln unter dem Arme, oder in Kobern in der Hand, in Ränzchen auf dem Rücken tragend, umringten sic mit Mienen der innigsten Lheilnahme in den Gesichtern. Die Versammlung war eine so große, daß selbst die Be wohner der Häuser in beiden Reihen der Gasse aufmerksam wurden und neugierig zu den Fenstern herausschauelcn, oder zum Hause herauslratcn. Nicht ein einziges der Kinder, die zugegen waren, verrieth eine Spur, spötteln oder witzeln zu wollen; nein, die feierliche Stille, die unter ihnen herrschte, galt als der deutlichste Beweis, daß ihre zarten Herzen noch die Wohnstätten der reinsten Menschen liebe und der fleckenlosesten Unschuld waren. Und so bewegte sich ein langer Zug in heiliger Stille, die beiden Invaliden in der Mitte, langsam vorwärts, nach dem Schlosse zu, und nahm dann seine Richtung nach dem östlich gelegenen Park, wo der Fürst zu dieser Zeit oft anzutreffen war. Nach und nach hatte der Aug sich um Vieles vergrößert, verlängert; denn eine nicht geringe Anzahl Erwachsener, die Neugier oder Lheilnahme drängte, schloffen sich, demselben an, so daß cs wirklich schien, als liege dabei ein außerordentliches Ereigniß zu Grunde. Die beiden Brüder fanden sich dadurch auch nicht wenig geehrt, und erkannten es, wiewohl sie wußten, daß Nie mand von allen ihren Begleitern sic kannte, als eine gütige Schickung Gottes, einen solchen Einzug in ihre Vater stadt halten zu können, wofür sie demselben innigen Dank gelobten. Der Fürst befand sich an diesem Tage wirklich im kleinen Park und saß auf einer Ruhebank im Schatten einer alten Kastanie. Als er die Ankommenden bemerkte, verfinsterten sich seine Mienen etwas; denn hier ließ er sich nur ungern stören, und dann war er durchaus Feind öffentlicher Hul- digungen, sobald man ihm deren bringen wollte; nachdem er jedoch die beiden Invaliden gehinkt kommen sah, und diese als Grund hielt, daß sich so Viele ihm näherten, wurden die Züge freundlicher, heiterer. Er erhob sich so gar und ging denselben einige Schritte entgegen. Ehrerbietig trat die Schuljugend auf die Seite, um den Supplicanten Platz zu machen, die, militärisch salutirend stehen blieben, amd zugleich die alten Mützen, die sie auf dem Kopfe trugen, abnahmen. 2m Nu standen auch sämmtliche Knaben und Männer ohne Kopfbedeckung da und lauschten, was der geehrte Fürst, oder was die In validen sagen würden. Mit Blicken der Ueberraschung, sinnend, als suche er irgend eine Aehnlichkeil zwischen den vor ihm Stehenden und anderen, einstmals ihm vor das Auge gekommenen Per sonen, zu finden, betrachtete er diese Anfangs von Oben bis Unten, cs schien ihm zweifelhaft zu sein, sie auch für die Personen zu halten, die ihm sein Gedächtniß nannte; deshalb blieb er ein« ziemliche Weile stumm, unbeweglich. Auch die Brüder sprachen nicht und schienen warten zu wollen, bis er sie erkenne. Da sing der schon genannte Knabe, Gurlich, vorlaut an, indem er sich dem Fürsten vertraulich näherte: „Es sind zwei Invaliden, Durchlaucht, die an Eure Güte sich wenden und um eine gnädige Unterstützung bitten wollen. Gebt Ibnen ja recht viel; denn die armen Menschen sind so schrecklich verstümmelt, und können nie etwas zu ihrem Unterhalte erwerben. Seht doch, der hat einen Arm und «in Bein verloren, und dieser hier «in Bein! Und welchen fürchterlichen Hieb hat er über seinen Kopf erhalten! Fehlt ihm ja die Hälfte dcs Haares. (Fortsetzung folgt.) Wie wir vernehmen, wird jetzt im Schra den, und zwar auf Gröbener Flur, ein großer «kohlen-Förderschacht abgeteuft. Der Bau schreitet rasch vor, da die herrschende seltene Trocken heit den Schachtbetrieb ungewöhnlich begünstigt. Möge derselbe erfolgreich niedergebracht werden, damit wir der Woblthat des für unsere Stadt und Umgegend so wichtigen Unternehmens bald theil- haftig werden. Auch können wir Denen, welche sich etwa noch betheiligen wollen, nur freundlich ralhen, sich damit zu beeilen. Bekanntmachung. Seiten des unterzeichneten Gerichtsamtcs soll den 22 August 1859 das dem Kunstgärtner Carl Wilhelm Leid hold in Mülbitz zugehörige Grundstück Nr. 5 des Brandcatasters und Folium 5, 66 und 69 des Grund- und Hypothekenbuches für Msil- bitz, welches am 3. Mai 1859 ohne Berücksich tigung der Oblasten auf 6342 Thaler gewürdert worden ist, nothwendiger Weise versteigert werden: was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Ge richtamtsstelle und in dem Gasthause zu Mülbitz aushangenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Großenhain, den 11. Mai 1859. Königliches Genchtsamt. Böttger. Für die vielseitige, ebenso ehrende als wohl- thuende Theilnahme bei dem Hinscheiden und der Beerdigung meines geliebten Vaters sage ich, zugleich im Namen meiner Mutter und meines Bruders, unsern hochgeachteten und werthen hie sigen Freunden und Bekannten, sowie den geehr ten Herren Ober- und Unter-Offiziers der hiesigen Garnison, insbesondere auch dem Herrn Archi- diakonus Müller für seine tröstende und erhebende Grabrede, hiermit den innigsten und herzlichsten Dank! Jngleichen danke ich aus vollem Herzen den braven Mannschaften des Königl. Reiter-Regi ments Kronprinz, welche meinem guten Vater so ehrenvoll das Geleite zur ewigen Ruhe gegeben haben. Gottes reichster Segen sei mit Ihnen Allsn! Großenhain, den 8. August 1859. Bez. - Ger.-Actuar A. Heyne. Die Grundsteuer nach Mülbitz ist sofort unausblcibend zu bezahlen. Lehmann, Einnehmer. Auction. Nächsten Sonnabend, den 13. August, wer den in der „Krone" für das Königl. Gerichtsamt hier eine große Partie Wetzsteine, Sicheln und Muskatnüsse, zwei neue Sophas und zwei Arm lehnstühle, zwei Rennschlitten, ein neuer Kutsch- kastcn, ein großer Waarenschrank, eine kleine Treppe und noch verschiedene andere Sachen gegen gleich baare Bezahlung durch mich verauctionirt. E. G. Arnold, K. Ger.-A.-Auktionator. nächstcn Montag, den 15. August, stattfindenden Ziehung 3. Elaste empfiehlt sich zur gefälligen Entbietung von «Kanflooscn die Unter (Collection zur goldenen Fortuna von l'. am Hauptmarkte.