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Beilage zu Nr. 140.-12. Jahra Die jede» Wochentag Abend c Zeitung Sächsischer Landes - Chemnitzer General-Anzeig erscheinende . s - Anzeiger Lhrmiiitzer General-Anzeiger kostet monatlich 88 Pfg. j„ Chemnitz frei Hans. Mit dem Extra-Beiblatt Lustiges Bilderbuch monatlich -E Pfg. ,'n Cheinnitz frei Haus. Außerhalb Chemnitz Zutrag, mvnatl. 15 Pf. Bei den Postanstalten ist der Anzeiger nur mit dem Extra-Beiblatt Lustiges Bilderbuch zu beziehen für 35 Pfg. monatlich. (Nr. 6580a 10. Nachtrag zur Postliste.) MW» Mtt-Snztiger. Weimher ßeiml-SiiMl Sonntag, 19. Juni 1892. l' Anzeigenpreis: 6 gespaltene Eorpnszeile ca. 9 Silben fassend) oder deren Raum 5 Pfg. — Bevorzugte Stelle (Ogespaltene Petitzeile ca. 11 Silben fassend) oder deren Raum M Psg. Bei wiederholter Ausnahme entspre.bend billiger. — Anzeigen können nur bis Vormittag angenommen werden, da Druck und Verbreitung der großen Auflage längere Zeit erfordern. Verlags.Anstalt von Alexander Wiede, Buchdrucker«, Chemnitz, Thraterstrahe 8. >, — ssSsS» So war es und so wird es! (Ein Blick in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Ort der Handlung: Ei» Fleischergcschäst. Zeit: 1862, 1892, 1922. Personen: Meister Hackauf. Die Meisterin. Robert und Otto, Gesellen, Fritz Lehrling.) Dem „Allzeit voran", einem den Interesse» deS Schlachter gewerbcs dienenden Organe, entnehme» wir folgende launige Skizze. I. 1S6S. Am Sonntag früh. Meister Hackauf: Nun vorwärts, Gesellen, tummelt Euch, damit Ihr fertig werdet, Nachmittag müßt Ihr itber Land und einen Bullen hole». Und D», Fritz, machst mir da» Schlachthaus und den Pferde- stall hübsch sauber, daun ziehst Du Dich an und gehst heute Nach mittag zur Kirche. Daß Du mir aber gegen Abend wieder da bist, Du mußt der Meisterin im Lade» helfen. Wir gehen bis um 6 Uhr au», bis dahin könne» die Gesellen auch ganz gut zurück sei». Da, Geselle», nehmt gleich Euren Lohn für die letzten 14 Tage au Euch, Si/z Thaler sind für Oliv und 3 Thaler für Robert. Otto: Nein, Meister, lassen Sie nur, nun werden gerade die 100 Thaler voll, die ich bei Ihnen gut habe. , 2. Am Sonntag Abend. Robert: Gott sei Dank, daß wir das Beest schon um 5 Uhr heimbriugen, da kann man wenigstens erst noch gemüthlich Abend brot esse», che wir zu Tanz gehen. Na, Stift, da bist Du ja auch, »vo hast Du Dich den» nach der Kirche hcriinigelriebcn? Fritz: Ich war zu Hause und bin mit meinen Eltern ei» Stück spazieren ge gangen bis »/«6, wir haben auch die Meistersleute getroffen, und der Meister hat mich gegen meinen Vater gelobt und gesagt, ich solle nur so weiter machen. Otto: Ja, wen» er nur wüßte, daß Du neulich heimlich geraucht hast, da würde er wohl ganz ander- gesagt haben. Fritz: Aber Otto, wie können Sic nur so etwas sage»! Ich habe nicht geraucht, und Sic wissen das ganz gut, ssonst hätte ich dafür Von Ihnen schon »leine schönsten Hiebe gekriegt. Robert: Na, laß nur gut sein, wir wissen, daß Du das nicht thust. Sage mal, Otto, Wo gehen wir heilte Abend hin? Otto: Komische Frage, es ist ja nur aus einer Stelle Tanzmusik. Schade bloß, daß dort das ein fache Bier einen Groschen kostet, statt acht Pfennige. 3. 1SS2, nach Eittfnhrnng der Sonntagsruhe. Am Sonntag früh. Meister Hackauf: Robert, Otto, Fritz, schnell steht auf, eS -ist schon 1/26 Uhr und bis */z9 Uhr dürfen wir nur den Laden offen haben. Unten im Keller steht auch eine Mulde ausgeputztes Fleisch, welches unbedingt verarbeitet werden muß, sonst verdirbt es. Robert: Ich stehe nicht auf. Ich habe, heute vor 8 Tagen und vor 14 Tagen länger als 3 Stunde» gearbeitet und nun müssen Sie mir nach dem Gesetze volle 36 Slundeu Ruhe gewähren. Otto:' Ich stehe auch nicht auf. Ich habe zwar heute vor 8 und vor 14 Tagen »nr einige Pfund Gehacktes gemacht, aber ich bin dadurch am Besuch des Gottesdienstes verhindert worden und muß nun heute laut Gesetz ebenfalls 36 Stunden lang Ruhe haben, damit.ich in die Kirche gehen kann. Meister Hackauf: Aber Sie gehen doch überhaupt nicht in die Kirche, selbst wenn Sie Zeit genug habe»! Otto: Ist ganz egal. Ich hätte können hiiieingeheu, bin aber daran verhindert worden und darf deshalb heule nicht arbeiten, sonst niüsseil wir Beide Strafe bis zu 600 Mark zahle». Meister Hackauf: Na dann komm, Fritz, da »vollen wir Beide die Arbeit allein besorgen. Wenn Du Kaffee getrunken hast, »lachst Du Gehacktes, dann bringst Du schnell das Fleisch hin zu den Kunden. Halte Dich aber nicht auf und wen» Du nicht bis 8'/z Uhr zurück sein kannst, so nimm lieber eine Droschke; denn wenn Du Dich nach 8^ Uhr mit der Mulde aus der Straße blicke» lässest, kostet es Strafe. Kirchliches. Der Nihilismus in Rußland. Rußland ist seinem Wesen nach ein Bauernstaat, beherrscht von einer Burcaukratie mit »ivnarchischer Spitze. Was nnter solche» Verhältnisse» ein einsichtiger, erleuchteter Priestcrstand werth wäre, bedarf nicht der AnSsührung. Die kirchliche» Dinge liegen aber gerade in deinjcnigcn Theile, mit welchem sie in die niedere Be völkerung hiiieinragc», und zwar schon seit Peters des Großen Tage», fo sehr i>» Argen, daß das, was in letzter Zeit in »lannichfacher Hinsicht daran gebessert worden sein soll, kaum noch zu sittlichen Folgen geführt hat. Lassen wir eine Thatsache rede». Ter „russische Kirchciibote" (alles, was i» Nachfolgendem über die-kirchlichc» Verhältnisse ausgesührt wird, bezieht sich nur auf die griechische oder russische Nationalkirchc, welche unter Anderem auch darauf ausgeht, die evangelische und römisch-katholische Kirche im Zarenreich ganz zu unterdrücken und zu verfolgen) meldete zur Zeit voll einer Petition, die dem hl. Synvd zu Petersburg, der oberste» russischen Kirchciibehördc, zugegangen sei aus einer Diözese, die aber mit einem neue» Bischof beglückt worden und in welcher Folgendes beantragt war: 1. Daß der neue Bischof fortan nur selten Diener und aus gediente Soldaten zu Diakonen weihe» möge, und daß Leute, welche weder schreiben „och lesen könne», nicht Popen (Pfarrer) werde» dürfe». 2. Daß der neue Bischof während seiner vbcrhirtlichcn Visitation die Postmeister und Postillone nicht mit Peitschenhiebe» lraktire, weil sie i» gebirgigen Gegenden langsam fahren. 3. Daß er sich mehr mit kirchlichen Angelegenheiten befasse als mit Festessen, Welche der Diözese viel Unkosten verursachen. 4. Daß das Gefolge des Bischofs sich anständig betrage und nicht dem Trunk fröhne. Damit der Leser nicht meine, wir hätten es hier mit eine», absonderlichen Original zu thun, müssen wir uns etwas tiefer in die Materie eiiilasscn. Die Seelsorge wird in de» mehr den» 40000 Kirche» des Reiches ausschließlich von den Weltgeistlichcn wahrgenomme». Diese müsse» vor dem Empfange der Priesterweihe verheiralhet sein; nur sehr cmsncihmswcise wird ein Junggeselle oder Willnicr für den Mardienst geweiht. Tic Bischöfe dagegen müsse» alle unvcrhcirathet sein. Wer dem Geistlichen-Stande sich widmen wollte, der nahm früher bei einer Pfarrkirche Dienste» um allmählich von der untersten czuasi Küster-Stufe zu den höheren des Ekerns emporzusteigen; gefordert Wurde bei diesem Eintritt nichts von ihm, als daß er lesen und ein 4. Am Sonntag-Mittag. Die Meisterin: So, Fritz, jetzt ist es ll'/i Uhr, nun wolle» wir bis 1^/2 Uhr den Laden wieder ein bischen öffne» und Miltag essen. Der Meister steht draußen und wiegt das ansgepntzte Fleisch fei», damit es nicht verdirbt, geh, rnfe ihn znm Esse». Meister Hackans (tritt ein): Sind Robert und Otto schon aus der Kirche zurück? Meisterin: Ans der Kirche? Das; die nur in die Kirche gehe»! Da sieh selbst! Robert n»d Otto (komme» Arm in Sir», die Straße entlang getaumelt und singe»): Es wohnte ein Krauter zn Frankfurt an dem Maien, Der hielt sich Gesellen z» zweie» und z» dreien; Der erste der sagte, mir ist nicht wohl, mir ist nicht wohl. Der zweite war vesoffen, der dritte der war kaiil- Gesellen, Gesellen, es bleibt bei uns verschwiege», Wir wolle» dem Krauter die Arbeit lassen liegen u. s. W. Meister Hackans: Da haben wir die Vescheernng. Ja, ja, es wird viel von oben herab gelhan, um dem Volk die Religio» zu er halten, z. B. auch durch das Gesetz über die Sonntagsruhe. Na, Geselle», Ihr kommt da in einer schönen Verfassung an, schämt Ihr Euch den» garnicht? Wen» Ihr so betrunken seid, so geht doch Wieder hi», wo Ihr herkvmmt. Robert: Da—da—Das wolle» wir auch, a—a—aber Meister, das Geld ist alle. Otio: Ja und weil wir heute Nacbmittag Fachvereins-Versannnlnng habe», so müsse» wir Geld haben. Meister Hackauf: Was fällt Ihne» denn ein? Sie haben gestern Abend jeder 24 Mk. Lohn für die letzten 14 Tage be komme», »nd nnn gehen Sie hier aus dem Laden fort und schlafen Sie Ihre» Rausch aus. Robert: Ge—ge—gebe» Sie u»S wenigstens 3 Mk. Vorschuß, damit wir unsere Fachvcreinsbeilräge bezahlen können. Meister Hackauf: Nun ist'- aber genug! Mit dem Hängcholz will ich Euch was geben! Raus! Euren Fremdzettel holl Euch morgen! Gvtl sei Dank giebt es auch noch genug gute Gesellen, ob es freilich nnter diesen Umständen noch lange welche geben wird, das ist auch zweifel haft. Robert und Otto (beim Hinausgchcn): Elender Blutsauger! Aber warte »ur, die Alles erlösende Socialdcmokratie — — Dein Geld lauter Schnaps (gehen murmelnd weiter). 6. Sonntag-Abend. Meister Hackauf: Gott sei Dank, nun habe ich die Contobücher bald in Ordnung, die Liste über die am hcnlige» Tage vvrgciiom- menen Arbeiten ist auch fertig. Das ist immer gut, denn die Polizei verlangt sie öfter, und wenn sie nicht in Ordnung ist, kostet's Strafe. Nun will ich »och das Pferd füttern, die Streu zurecht mache», die Räucherkammer in Ordnung bringen, den Eisschrank fülle», Därme einwässern und dann wird eS wohl 9 Uhr sei». Gott sei Dank, daß diese SonntagSplagc wieder einmal vorbei ist, man kommt gar nicht zn Athen,. Wer ist da im Laden? Was wünschen Sie denn, Fräulein? */, Pfund Wurst? Bedaure sehr, die darf ich nicht ver kaufen, dafür habe» wir die Sonntagsruhe. Gehe» Sic aber nebenan in die kleine Destillation, der Mann darf laut Gesetz auch des Sonn tags verkaufe» und hat sich deshalb nebenbei einen Handel mit Wurst, Käse »nd sonstige» Delikatessen zugclegt. Wenn Sie als Gast zu ihm kommen, so kann es ihm die Polizei gar nicht verwehre», Ihne» für Geld ei» halbes Pfund Wurst vorzusctzen und Ihnen kann sie cS nicht verwehren, die Wurst mit nach Hanse zu nehmen. Das wolle» Sie nicht? Aber ich bitte Sie, alle Dienstmädchen, die Soinitags- Abcnds »och Wurst holen sollen, müsse» das Ihn», anders können sie keine bekommen. Die meisten haben sich sogar schon recht gut an de» kleine» Schnaps gewöhnt, de» sie dort trinken müssen. Sehe» Sie, wenn der Wirth die Wurst so verkaufen würde, so würde er als Dclikatessenhändler gellen und der Sonntagsruhe unterworfen sein. Es kann ihm aber Niemand wehre», als Wirth seine» Gästen Speisen zn verkaufen. Die Meisterin (kommt eiligst die Thür hinein): Um Gottcswillen, Mann, komm nur und sich zn, was de», Fritz fehlt, ex liegt oben in der Kammer und stöhnt ganz erbärmlich, ich glaube er wenig schreiben konnte, sowie bei den kirchlichen Handlungen sich anständig zeigte. Erst Peter der Große, der das geistliche Regiment 1720 in die Hand nahm, befahl, Seminare zu errichte», wo be sonders die Pricstcrsöhne zu künftige» Seelsorgern erzogen werden sollten. Hierdurch mag denn der Weg zur besseren Aenderung be treten sein, denn Graf Dimitri Tolstoi berichtet 1872 a» den Kaiser, daß man durch die Anstalten beginne, Sittsamkeit und anständiges Betragen als »nnnigänglich nolhwendige Eigenschaft z» belrachle» und Reinlichkeit und Sauberkeit sich mehr befestige. Die Schüler wohne» »äiiilich, wie wir gleichzeitig auch ans diese», Bericht ersahre», zum Theil in Erdhütten, die keine andere Ocffniiiig habe» als die Thür; a» eine», aus dem »»gedielle» Bode» dieser Hütte» angelegten Feuer bereite» sie sich selbst die Speise». Soviel über die Heranbildung de- russische» Popen; seine spätere Stellung i» der Gesellschaft ist die würdige Fortsetzung hierzu. Da er moralisch und intellceluell höchst selten dazu angelhan ist, seiner Heerde Sittlichkeit und Bildung zu vermitteln, so erscheint er den Gläubigen nur als ein i» geistliche Gewänder gesteckter Polizcimaiiii und als Knecht seiiier geistliche» Ober». Soll cs doch uorkvmiiie», daß Bischöfe ihre Priester zu», Anbau ihrer Gärten verwende» und zlvar auf beliebige Zeit! In solchen Verhältnissen gehl dem Pope» sogar der Drang, selbst sich geistig einporznarbeite», verloren und da er de», Muschik (Bauxr) i» irgend einer Richtung überlegen sei» muß, so trinkt er mehr als dieser und sucht ihn im Kartenspiel zu übertreffe». Das Scelsorgergcschäft geht mir dieser Herablassung zu», gemeinen Manne prächtig Hand i» Hand. Wilhelm Gvldbanm, ein Kenner des Ostens, exemplificirt das a» einer VersöhmingS-Scene. Der Pope eines Dorfes wird begraben. Die Bauer» weine» bittere Thränen. Ihnen war der Verstorbene in der Thal ein Bater ge- wesen. Hatte» sie mileinander gestritten, so war er mit erhobener Rechte» unter sie getreten und von seinen, Mnnde waren die herrlichste» Worte geflossen: „Bei der heilige» Laura vo» Kiew!" hatte er gerufen, „was beginnst Dn, Iwan, und Du, Sergei, was setzt Dich so in Fener u»v Flammen? Ist es »ur eitler Goldeswerth, um de» ihr streitet, so wollen wir ihn gemeinsam vertrinken und ich will euch dabei er zähle», wie die Kirche der Heiligen vo» Kischenew eines Tages fix und fertig vom Himmel gefallen ist." lind im Nu war der Frieden geschloffen und man brachte ei» paar Stündchen heiter miteinander zu. hat sich vergiftet! Meister Hackans: Ach Unsinn, ich kan» mir'» schon denken, mit was sich der Bengel vergiftet hat, hier dieser Nohrstock ist das beste Gegengift (läuft die Treppe hinauf): Nun Fritz, es sieht ja gerade ans, als wärst Dn auch betrunken? Und geraucht hast Du? Na warte Bürschchen! Fritz: Ach lieber guter Meister, ihn» Sie mir doch Nichts, ich traf Otto und Robert und die haben mich mit i» de» Fachvcrci» genommen, weil ich nicht wnßle, wie ich de» Nachmittag zubringen sollte und weil in der svcialdcmokralischen Jlsischerzeitinig gestanden hat, daß jetzt auch aus die Lehrlinge darauf los agitirt werde» soll. Und da habe» sie mir bayrisch Bier gekauft »nd da haben sie mir Cigarren gegeben und da wurde mir so schlecht. Ich sollte auch noch wo anders mit hi», wo Robert immer bis früh bleibt; aber ich schämte mich so n»d bi» »ach Hause gegangen. Meister Hackauf: Also so weit habe» wir es glücklich schon gebracht I Auf solche Erfolge können wir uns wirklich was eindildenl Die Welt »e»»t das Arbeiterschlitz. Und das Veste ist, je mehr solche Gesetze wir bekommen, desto mehr lamcntiren die Arbeiter. 30 Jahren tranken wir Sonntags ein Glas einfaches Bier »nd lamm mit unsere», kleinen Lohn ans. Heutzutage gilt das für schäbig! Wie wird das in weiteren 30 Jahre» sei»? 1922. Sonntags früh. Meister Hackauf: Meine Herren Gesellen »nd Sie, Herr Lehr ling, wollen Sie srcundlichst die Gewogenheit habe», sich ans Ihren respektive» Belten zn erhebe»? Der Kaffee ist servirt, »nd da Sie laut »enestem Gesetz Svnnlags überhaupt nicht mehr arbeiten dürfe», trotzdem eigentlich das allerneucste Gesetz über den Achtstundentag schon so wie so alle Arbeit auf de» Meister häuft, so habe» Sie weiter »ichlS zu lhnii, als J!.r Frühstück cinziniehme» n»d mir gütigst Quittung über je 80 Mk. für vierzehn Tage Lohn zn crlheilen, dann können Sie sich wieder der süßen Ruhe hingcbc». Ich würde nicht gewagt habe», Sie zn störe», aber Sie wisse», ich muß mich auf'- Slciißcrste beeilen, ,»» fertig zu werde» Fritz: Ach was, wir stehen nicht aus. Ich »nd die beide» Geselle» hatten »ns gestern Abend bcsoffc» und wolle» schlafen. Schicke» Sie uns den Kaffee und den sonstige» Krempel mit Ihrer Alle» herauf »nd sagen Sit ihr, sie soll nicht so mit den Paiilofseln auf der Treppe klappern. Mir soll sie eine Cigarce mitbringc», aber nicht etwa eine vo» den slänkerigen Giftnudeln, die Sie rauche». I», klebrige» aber lassen Sie n»s gefälligst ungeschoren, sonst beantrage» wir in unscrer nächsten Versammlung, daß Sie boycvtlirt werden, verstanden? Meister Hack- aus: Bitte um Entschuldigung, es war wirklich nicht böse gemeint. Berliner Plattderbrief. Nachdruck verboten- ^ . Berlin, de» 17. J»nl. BuinS, bums und nochmals bi»»»! Die Axthiebe krache», der Staub wirbelt ans, die Steine rollen, die Wände stürze» !' Der Schloßflciheit letzte Tage habe» begonnen. Sin» kan» zwar nicht Alles so effectvoll vom Erdboden ver schwinden, wie s. Z. Pompeji, Herciilamii» »nd Slabiä, »nd die wohllöbliche Polizei würde cs sich schönstens verbitte», wenn der „Untergang der Schloßsrcihcit" mit großem Feuerwerk beganßcu werde» sollte, aber Musik war doch wenigstens da. Sie spielte aber nicht: „So leben wir, so leben wir alle Tage!" als die ersten Steine kollerten, svndern: „So leb' denn wohl, Dn altcS Haus!" Und die zahlreichen Pechvögel aus der ehemaligen Schloßfrcihcitlvtlerie, die sich unter dem versammelte» Publikum befände», haben weh- niüthjg »litgebrummt: „Wir kamen leider hier nicht rnns!" Und n»n kracht es und nnn poltert cs, und über eine Weile wird vo» der Schlos.frciheit, die eine Schloßenge war, nichts mehr zu scheu sein. Damit ist denn nun der erste offenkundige Schritt für die Er richtung des Nalionaldenkmals für Kaiser Withcli» I. gelhan. Man hofft, es am hundertsten Geburtstage des Kaisers in, Jahre 1897 am Kaspischen Meer" einen hohen Orden verlieh, sagt »ntcr anderem: „Dem größten Theile »ach verbringen Mönche und Priester ihr Leben in schamloser Trunkenheit, welche sie zur Erfüllung ihrer geist lichen Pflichte» »»fällig macht. Wen» inan die Männer mit un gekämmten Bärte», branntlveinrothen Gesichter» und schmutzigen Ge wändern sieht, vermag man nicht zu begreife», daß sie die Ver kündiger des göttlichen Woctes sein sollen." Fürst Tolgorukoff nennt die Mönche „eine »nthätigc, verderbte Mcnschenklasse, welche neben der Bnrcaukratie das Land am meisten schädigen." Und Iwan Golvwi», selbst ein Priester, berichtet, daß es nur der Fürsprache eines im Staate hochgestellten Mannes be dürfe, >»» jeden Erzbischof zu vermögen, eine» Küster znm Priester zu weihen, wenngleich derselbe des Lesens und Schreibens völlig »»kundig wäre. Noch schärfer lautet da» Urlheil des Engländer- Camerv»: „Was Unwissenheit und Mangel an höherem Streben anbclangt, ist der russische Clerns ohne Gleichen in allen Länder» der Welt, Griechenland nicht ausgenommen, dessen Bewohner selbst eiiirniimeii, daß die Mitglieder des niederen Clerns die verlassensten Crcatnrcn der Erde sind." In früheren Jahrhunderte» mußte d:r russische Wellgcistlichc, wenn seine Frau starb, sich in ein Kloster znrnckziehe». Später ging man von dieser Strenge ab. Zur Zeit Peter deS Großen erging ei» Edikt, wonach vcrwiltwete Priester, welche in Studium und Predigt etwas geleistet hatte», wenn sic wieder hci'rathcten, entweder als Rectoren a» de» Seminaren angcstellt oder vom Bischos in der Kanzlei verwendet werden solltet«. Will sich sonst ein Priester oder Diakon zum zweiten Male verehelichen, so muß er in den Laicnstand znrücktreten, was übrigens allen Clcrikern, mit Ausnahme der Bischöfe, zn jeder Zeit frcistcht. Da man es jedoch für unschicklich hält, daß ein Priester sich laisirt oder zur zweiten Ehe schreitet, so kan» er jetzt vom hl. Synod auch die Erlaubnis; erhallen, sein Seelsorger- Amt auch im Wittwcrstande weiter z» bekleiden. Reelle Rechte besitzt der russische Pope überhaupt nicht. Er ist ganz der Willkür seine» Prälaten anheimgegebcn, der ihn nach Belieben vecsetzen, ja selbst degradiren und miler das Militär stecken kann. Die Kinder der Wcltgeiillichcn sind meist von der Nekcntirnng befreit, weil sic sich gewöhnlich wieder de», geistlichen Stande widmen. Für den Ausfall a» Soldaten, den der Staat hierdurch erleidet, macht der hl. Synod dem Kaiser ein „Geschenk" von mehreren tausend Priestersöhne». So Aber man soll uns nicht sagen, daß wir mit Anekdoten argw wentircn. Der französische Schriftsteller Lavier Hommaire de Hell, erhielt im Jahre 1812 der Kaiser vom Synod einen „patriotischen welchem der Kaiser Nikolaus für sei» Werk: „Die StepprnländerIBeitrag" zum Herr von 30 000 Seminaristen.