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Studiosus Christoph Spitznas hatte mit seinem Kom militonen Boffiel eine Paukerei, bei der ihm das Nasen spitze! abgehauen wurde. Zu der gleichen Zeit hieb er aber auch seinem Gegner einen Finger ab. Der stark beschwipste Paukarzt vernähte die beiden. Sehr unangenehm berührte es Boffiel, als er nach Abnahme des Verbandes an seinem Fingerstumpf das Nasenspitzel des Spitznas angenäht fand; noch unangenehmer war es für seinen Gegner; denn der hatte nun auf der Nase einen halben Finger an gewachsen. kanäickat fNüUer. Eine lustige Geschichte von Walter Kaulfuß. „Herein!" Die Tür zur Wohnung des Kandidaten Müller wird geöffnet und herein tritt Frau Humpelmcyer und bringt den Morgenkaffee. „Guten Morgen, Herr Doktor!" „'n Morgen!"- „Ausgeschlafcn, Herr Doktor?" „Nein," antwortete Kandidat Müller kurz. Frau Humpelmcyer sagte darauf nichts, dachte sich aber um so mehr; wenn man natürlich erst um 5 Uhr nach Hause kommt, kann man nicht ausgeschlafen haben. Die Humpelmeyersche kannte ihren Chambregarnisten nur zu gut, um ihn in der gegenwärtigen Stimmung in ein Gespräch hineinzuziehen. Drum ging sie sofort zur Tür hinaus. Kandidat Müller setzte sich mit großem Schwung aufs Kanapee, daß die Federn krachten und begann dann seinen Morgenkaffee zu schlürfen. Dabei sah er die eingegangene Post durch, die heute außerordentlich umfangreich war. Bevor er seine Semmeln mit der Butter bestrich, öffnete er sorgfältig jeden Brief. Dann holte er den Inhalt aus den Umschlägen hervor und begann zu lesen. Der erste Brief bestand aus einer Rechnung. Müller lehnte sich im Kanapee zurück. Er hatte absolut keine Schulden, wie konnte sich da der Mensch unter stehen. — Ueberhaupt von der Firma hatte er noch nie etwas bezogen. Es mußte also eine Verwechselung sein. Müller zog den zweiten Brief hervor. Wieder eine Rechnung mit eindringlicher Mahnung versehen. Das war doch stark. Es mußte ganz bestimmt eine Verwechselung vor liegen. Müller sah die Adresse an. Da stand aber ganz genau: „Herrn Kandidaten Müller bei Frau Witwe Humpelmcyer". Ter letzte Brief, den Müller zur Hand nahm, zeigte die zierlichen Züge einer Damenhand. Hoffentlich, so dachte sich der junge Kandidat, enthält der nicht auch eine Mahnung. Vorsichtig entfaltete er den rosafarbenen Briefbogen dem ein feines Parfüm entströmte und begann zu lesen,' „Mein lieber Freund! Ich habe nun seit Wochen nichts mehr von Dir gehört und mein Herz bangt sich so unendlich nach Dir. Liebst Du mich nicht mehr? Schreibe mir doch wenigstens eine Zeile unter L. M. bis morgen. Ich bin damit zufrieden, da sie mir sagen würde, daß Du mein noch immer gedenkst. Ewig Deine treue Lene." Müller lächelte. Er tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn. Ein verführerischer Gedanke schnellte durch sein Hirn. Der Chambregarnist drückte auf den Knopf der elektrischen Klingel und alsbald erschien Frau Humpel- meyer. „Der Herr Doktor wünschen?" fragte sie. „Kommen Sie einmal her, Frau Humpelmcyer," sagte Kandidat Müller. „Ich erhalte da eine Menge Briefe, die meine Briefe nicht sind." Die Humpelmeyersche machte ein Gesicht, auf dem zu lesen stand, daß sie die Situation nicht begriffen hatte. „Sehen Sie, alle sind richtig adressiert: Herrn Kan didat Müller." „Ja, ja," sagte Frau Humpelmeyer. Dann stieß sic einen unartikulierten Laut aus und rief in einem fort: „Ach Jottekin, ach Jottekin, das sind ja dem Müller seine Briefe. Ach Jottekin." Jetzt war die Reihe an den Kandidaten, ein verständnis loses Gesicht zu machen. In der nächsten Viertelstunde klärte sich dann die Ge schichte auf. Müllers Vorgänger hieß auch Müller und war eben falls Student. Er war plötzlich abgereist und Frau Humpel meyer wußte nicht, wohin. Der jetzige Inhaber gab daher die für ihn nicht be stimmten Briefe an die Wirtin zurück, unterschlug aber den in der rosa Farbe. hingerollt ist!" — „Laß nur, morgen kommt der Gerichtsvollzieher, der wird ihn dann schon finden."