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Trübe flackert das Licht. Das wächserne Gesicht Werdenstätts scheint »u lächeln. Sei» Kind erhebt sich. Verse spricht sie vor sich hin: „Der Herr segne dich und behüte dich, der Herr gebe dir seinen Frieden." Leise verläßt Anna den Raum. Eine wunderbare Ruhe ist über sie gekommen. Sie weiß, daß sie von heute ihr Amt als Stütze und Halt der Familie An treten muß. Gläubig spricht sie voll fester Zuversicht: „Gott wird mir helfen." * * j Nach einer in Berlin durchschwärmten Nacht kehrte Götz nm sieben Uhr früh nach Potsdam zurück. Als der Zug cinlief, erblickte er Graf Eckern auf dem Bahnsteig. „Was Kuckuck, du hier, Heinz!" rief der junge Offizier elastisch aus dem Abteil springend. Dann nach dem ersten Blick in des Freundes Gesicht fragte Werdenstätt schnell: „Was ist los? Du siehst ja so seltsam verstört aus?" Eckern schob seinen Arm in den des Leutnants und führte ihn beiseite. ; „Götz, sei ein Marin, ich habe dir eine Trauer- nachvicht zu verkünden, bin deshalb gekommen " Verständnislos starrte Götz ihn an. „Was meinst du?" stotterte er erschreckt. „Dein Vater war gestern im Kasino. Ganz plötzlich brach er zusainmen, — wir konnten ihn nur »ls Leiche nach Hause bringen." Götz taumelte. Zu furchtbar, zu erschütternd ivar der Schlag. Ein Jammerlaut kam von seinen Lippen- „Tot, tot — und ich — —" Verzweifelt barg er das Gesicht in seinen Hände». Vr dachte daran, in wie leichtsinniger Weise er die Stunden verbracht. Erst im Varietee, dann am Kar tentisch im Kreise junger, flotter Lebemänner. Hätte er doch Eckern neben sich gehabt, den ältere», soliden Kameraden, den er seinen „getreue» Eckart" nannte, weil er ihm oft ermahnend und tröstend beigesta»den, wenn die Becher schäumender Lebenslust verlocke»-» winkten. Eckern rief eine Droschke herbei und fuhr mit dem Freund an das Totenbett des Vaters. Er ging nicht mit ihm in das Zimmer, er ließ ihn Allein. »— Nur Anna war zu der frühen Stunde schon -auf. Sie dankte dem Grafen in herzlichen Worte», daß er sich als wahrer Freund in den schweren Stunden erwiesen. — „Ich — ich will es immer bleiben, gnädiges Fräu lein," sagte Heinz von Eckern bewegt. „Sie wissen nicht, wie hoch ich Ihren Herrn Vater verehrte. Auch ich habe viel verloren. " Eckern empfahl sich. Anna aber suchte ihren Bru der auf. Sie standen eng aneinandergeschmie>gt und fühlte» das innige Band treuer Geschwisterliche. U»d auch zu Götz sprach die älteste Schwester ähnlich, wie gestern zu Franz. Sie kannte de» leichten Sin" des jungen, lebenslustigen Offiziers, u»d sie wußte, daß er Lem Toten manche Sorge gemacht hatte. Schwer lastete dieser Güdanke auf dem Herzen des Sohnes, und er gelobte angesichts des stillen Schläfers, ein ernster, solider Mensch zu werden. Die Trauerfeier für Oberst von Werdenstätt war beentet. Die Leidtragenden hatten sich entfernt. Nun saß die verwaiste Familie still beisammen. Frau Amalie in ihrer Witwenlleidung, um sie herum die vier Kinder des Obersten. Sie sprachen wenig. Götz ging im Zimmer auf und nieder, als ihm Has Schweigen drückend wurde. (Fortsetzung folgt.) 6rfck^entei» liunktgenuv. Ski»,« vonAlfredGottwald. (Nachdruck verboten.» Herr Kulike, der mit einer kleinen Gesellschaft einen Ausflug unternommen hat, bemerkt im Saale des Restau rants ein Klavier und wirft die Frage auf: .Ob es wohl gestattet ist, hier Klavier zu spielen?' — „Ach ja, bitte Klavier spielen!' rufen die anwesenden Damen einstimmig. Man zittert den Kellner und erkundigt sich, ob die Be nutzung deS Klaviers gestattet sei. Kellner: „Das kann ich nicht sagen; vielleicht fragen die Herrschaften beim Oberkellner an.' Der Oberkellner erklärt auf Befragen, das hänge ganz allein vom Wirt ab. Man läßt den Wirt kommen, der etwas barsch erklärt, das Klavier dürfe nur bei den von ihm veranstalteten Tanz kränzchen benützt werden. „Ich verbitte mir diesen groben Toni' ruft Kulike er- grimmt. „Das Klavier ist doch offenbar für die Gäste da. Wollen Sie uns den Schlüssel geben oder nicht?' „Herr, schnauzen Sie mich nicht so an!' schreit nun der Wirt ganz wütend. „Ich lasse mir von Ihnen keine Vorschriften machen!' — „Ein recht netter Wirt!' „Verlassen Sie sofort mein Lokal!' „Oho, erst werde ich in aller Ruhe mein Bier aus- trinken!' „Sie verlassen sofort mein Lokal! — Was, Sie wollen nicht? Gut, dann werde ich Sie mft Gewalt hinaus bringen lassen!' Alsbald erscheint ein halbes Dutzend Kellner, die über den widerspenstigen Kulike herfallen wollen, von den übrigen Herren der Gesellschaft aber energisch zurück gedrängt werden. Der Streit artet zuletzt in eine regel rechte Holzerei aus, die erst durch das Erscheinen der Polizei beendet wird. Nach langem Hin- und Herreden rät der Beamte den -reitenden Parteien, sich wieder zu vertragen und in Frieden au?einanderzugehen. Bian geht darauf ein, und der Wirt erklärt sich schließ, lich noch bereit, den Klavierschlüssel herauszugeben. „So, Herr Kulike', riefen die andern, „jetzt spielen Sie un« auch einen recht hübschen Walzer vor!' Kulike: „Ich kann aber gar nicht spielen. Sie spielen doch, Nitschke?' Nitschke: gewahre, ich bin ganz unmusikalisch.' Kulike: „Dann trägt vielleicht -ine von den Damen «kvaS vor? — Was, auch nicht? Donnerwetter, da kann ja überhaupt niemand von uns Klavier (vielen!* flirt, l^iebe, Exrentrirität unä Energie. Plauderei von L. Olaf. (Nachdruck verboten.) Man sagt, daß die amerikanischen Mädels im „Flirt' den genialen Geschäftsgeist ihres Volkes offenbaren. Für die amerikanische Liebe gibt e» ein Schiedsgericht. Wer einer Miß die Heirat verspricht und daS Versprechen nicht hält, — muß blechen. Eine Momentphotographie, die einen von den Lippen der Jungfrau gepflückten Kuß für die Ewigkeit festhält, gilt als ein Eheversprechen, und nichts ist in Amerika so teuer, wie ein Eheversprechen, nicht einmal die Ehe selbst. Tag für Tag erzählen ameri kanische Zeitungen zahllose Geschichten von „klagenden' Mädchen, die für die entgangene Ehe entschädigt sein wollen. Ein Beispiel für viele: John Spreng bat dem Fräulein Nelly Burke die Cour geschnitten, dann aber ein anderes Mädchen geheiratet. Und Nelly Burke geht zum „Ureaob ot Promis-Gericht und präsentiert folgend« Rechnung: Entschädigung für Herzeleid und getäuschte Hoffnungen 100 000 Mark Entschädigung für vernichtete Zu kunftspläne und eine verlorene soziale Stellung (00000 , Entschädigung für Ausgaben, die im Hinblick auf die Heirat ge macht worden sind (00 000 , Summa 300 000 Mark Die Zahl solcher Prozesse wächst von Jahr zu Jahr, und es hat sich aus ihnen eine neue Art forensischer Beredsamkeit ergeben, Plädoyers, in welchen höchstes Pathos und höchste Komik sich mischen. Die meisten Eheoersprechen, oder was man in Amerika dafür hält, sind, wie wir schon angedeutet haben, eine Folge klugen und meist ganz kühl berechneten Flirts. Definieren lätzt sich der Flirt nicht: inan könnte ihn viel leicht mit Liebelei übersetzen, aber er ist auch da:- nicht einmal. Um zu beweisen, daß er mit der wahren Liebe gar nichts zu tun har, braucht man nur zu bemerken, daß er nicht das geringste Bedürfnis nach Einsamkeit und nach dem Alleinsein zu zweien empfindet. Die wahre Liebe duldet nicht, daß man sie neugierig betrachtet und be krittelt: der Flirt dagegen hat seinen natürlichen Wohnsitz in den überfüllten Theatern, am Strande, in den öffent lichen Gärten, kurz überall, wo sich viele Leute zusammen- finden; er will geradezu die Blicke der Passanten auf sich lenken, und das ganze Flirten ist nichts weiter als eine große Reklame für die Jugend und das Glück der Jugend. Die Amerikanerin aber ist im Flirten unerreichte Meisterin. Sehr merkwürdig sind ihre Ausfassung von Scham und Schamgefühl. — Wenn die junge Amerikanerin in Gesell schaft das Wort „Hosen' zu gebrauchen hätte, würde sie züchtig errötend von „dem unteren Gewand' sprechen. Dagegen zögert sie keinen Augenblick, sich Photographien der Herren, die sich als „Boxer' betätigen, sehr genau zu betrachten. Auf diesen sind die „Boxer' meist nur mit ihren fehr starken Muskeln „bekleidet', — sonst nichts. Es stört sie auch durchaus nicht, wenn etwa Herren dabei anwesend sind, die ihre Betrachtung beobachten. — In allen Seebädern Amerikas lebt man eine ganze Saison in Bade kostümen. Ein spekulativer Kopf wurde dadurch reich, daß er auf dem Dünensand oon*Attantic City grobe rote Zelt- fchirme aufpflanzte; unter diesen Schirmen können nickt mehr als zwei Personen Schub gegen die sengenden Strahlen der Sonne finden, aber für diese beiden Personen ist das Obdach tadellos, da unter des Schirmes Rand nur die vier Fußspitzen heroorgucken. Ein besonderes Kapitel liebe sich über die Exzentrizität und die Energie der Amerikanerin schreiben; es würde sich dann herausstellen, daß Energie und Exzentrizität in diesem Fall ost dasselbe bedeuten. Miß Luise Morris, die Tochter eines der Vierhundert, die die beste Gesell schaft von Newyork bilden, spaziert eines Abends in Gesellschaft lustiger Jünglinge über einen Platz, in dessen Mitte sich eine zehn Meter breite Fontäne befindet. „Lulu', sagt einer der Freunde, „wären Sie fähig, dieses Wasserbecken zu durchwaten?" — „Wenn es eine Wette gilt, sofort!" — „Dann wette ich die schönste Peitsche, die es in Newyork gibt, daß Sie es nicht tun werden.' — „Ich tue es!' Und Miß Morris ttettert über den Brunnenrand, hebt die Röcke hoch und schreitet im An gesicht einer verblüfften Volksmenge durch das Wasser. Auf der andern Seite angekommen, nimmt sie sich einen Wagen, läßt sich nach Hause fahren und liegt vierzehn Tage init einem schönen Schnupfen im Bett. Aber sie ist glücklich, denn sie hat etwas getan, daS Aufsehen erregt, und das ist für eine echte Amerikanerin, die weder im Leben noch in der Liebe die Chausseen liebt, die Haupt sache. Die Verschrobenheiten und Überspanntheiten der amerikanischen Miß bestehen in der Fähigkeit, alles, was ihr gerade in den Sinn kommt, alle Launen und alle Eitelkeiten, mit Energie durchzuführen. Zum Beispiel: alle schöngeistigen Frauen haben ein Poesiealbum, eine Amerikanerin aber hat noch ganz etwas andres. Miß Jack Gardner ladet Herrn Paul Bourget zum Frühstück aufs Land; nach dem Frühstück zeigt sie ihm ein Zimmer und sagt: „Dieses Zimmer gehört Ihnen. Ich nehme Sie in Beschlag. Sie dürfen mir nicht eher wieder hinaus, als bis Sie hier ein Kapitel Ihres „Outre Mer' ge schrieben haben; meine Villa muß dieser Ehre teilhaftig werden.' Das ist Snobismus, aber man wird nicht bestreiten können, daß es auch Energie ist. Und Energie offenbart sich auch in nachstehenden Geschehnissen, die buch stäblich wahr sind: Eine Newyorker Milliardärstochter kommt mit hundert Kleidern für eine Saison von zwei Monaten nach einem bekannten amerikanischen Seebad und erfährt hier zu ihrem Schrecken, daß ihre Rivalin hundertundzwanzig Kleider mitgebracht habe. Sofort kehrt sie nach Newyork zurück, mobilisiert in einer Nacht sämtliche Schneider der Metropole, wie man ein Heer mobilisiert, und erscheint zwei Tage später in dem Seebad triumphierend mit hundertundoierzig Kleidern. . . Solche Willenskraft und solch«'Tatkraft findet man nur bei einer Amerikanerin, und wenn man so etwas auch überspannt nennt — es schadet nichts, imponierend bleibt es dock! iWettervsrhcrsa-^ für den 24 Januar 1914 Schwache Ostwinde, zeilw. Nebel, vorw.hsiter, Frost, meist trock. Niederschlag inEibeasi:ck, gewesten sm 23 Januar früh / Utz» ... mw - i auf 1 q-« BodknfiÄche. (- -Nelter- und Sportbericht vom Nintersportpkatz Lariskekd : DoimerSl.ra, 22. Jan., 8 Uhr moraens. , Höhenlage 800 -looo u.; ideales Gelände zu beiden Seilen de« OrleS; Schnei hohe: l lü em, in den Waldein höher; Tcmp. 18' Kälte (EelsiuS); Schneeveihältnisse: schon seit Wochen sllr olle Sportarten sehr aut; gute Schlittenbahn; Spo.tvlatz mit erstklassigem Sprunghügel am Hüschkopf (80'Fall); Naturgenuß: prächtige Winterlage, Herri. Dm- terlandschaft, klare Fernsicht; Herr! Naufiostbildungen. WittcrungSau»- sichten sehr gut. S««»exUHe. UrbernaLtet habe» lm Rathaut: Eduard Steglich, Ingenieur, Dresden Wilh. Brock- hau«, Kfm., Bremen. Albert Böhme, Kfm., Frankenberg Sa. Otto Schumann, Kfm., Roßwein Arthur Ueberall, Baumeister, Dresden. Reichshof: Bolko Palmedo, Kfm., Ernst Hartmann, Ksm., beide Leipzig I. Peter MtS, Ksm., Barmen. OSkar GomperlS, Ksm., Er«, seid. Hermann Bläser, Techniker, Dresden. Ernst Schlicke, Kfm., DreS« den. Fritz Rottluff, Kfm., Chemnitz. Hermann Eckhardt, Kfm., Chemnitz Stadt Leipzig: Earl Vier, Ksm.. Dresden. Willy Winkel- mann, Kfm., Dresden. Otto Krauß, Kfm., Leipzig. Adelbert Friedrich, Kfm., Leipzig. Bruno Hoppe, Ksm-, Leipzig. Gregor Fischer, Ksm. Roßwein. Albin Vogel, Ksm., Zwlckau. Paul Schubert und Frau, Ksm., Chemnitz. Johannes Bretschneider, Kfm., Flöha. Stadt Dresden: Carl Lehder, Reisender, Chemnitz. Engi. Hof: Moritz Reinhold Nachf., Kfm., Plaue» i. V. S. Rohlip, Kfm., Dresden. D- Brambier, Kfm., Dresden Friedrich Roh leder, Reisender, Schmölln S.-A. «irchk. Nachrichtex «xs de« Marachte Eibentzock s vom 18. bis 24. Januar 1914. Aulgeboten: 2) Oswald Bernhard Liebold, Schuhmachergehilfe in - Burkhardts grün u. Anna Louise Stemmler, Stickerin hier. 8) Paul Arthur Nestmann, Musterzeichner hier u. Camilla Johanne Schmalfuß hier. 4) Gustav Eduard Flach, Schiffchensticker hier und Meta Milda Gertrud Haupt in Neu.Wunschwitz, b) Hans Ewald Fichtner, Buch binder hier und Friede Lina Unger in Morgcnrölhe Betraut: —. Setauit: 10) Helene Luise Fuchs. 11) Rudi Werner Mehnert 12) Hilde Mariechen Mehlhorn. 18> Klara Ella Hannawald. B-erdigt 10) Ruth Ludmilla. T. de» Richard Siegel, Echiffchenstickec« hier, S M. 8 T. 11) Ernst Gustav Weiß, ans. B. u. Zimmermeister hier, ein Ehemann, St I. 4 M. 28 T. A« 8. Zanntage nach Hplp-ani«. Vorm. 9 Uhr: Predigigottesd enst; Text: Röm. 12, 17 bis 21. Pastor Franke. Darnach Buchte u. heil Abendmahl. Pfarrer Starke. Nachm. 1 Uhr: Kindergouesdienst. Pastor Wagner. Der JünglingSverein beteiligt sich nachm. 6 Uhr an der Aufführung inr Feldschlößchen. Sep. ev. tvt-. St. Joyannisgemeinde. Borm. '/,10 Uhr: LesegotteSdienst. Montag abrnds '/,S Uhr: Bibelstunde. SirchexxachriKtex «x- MWxheide. vom. III post spipbLdias. (Sonntag, den 2b. Januar 1814.) Borm. 9 Uhr: Gottesdienst mit Predigt über Röm. 12, 17—21. Pastor Ruppel. Nach dem Gottesdienst Beichte u. heil. Abendmahl. Pfarrer Wolf. Abends 6 Uhr: Predigt gottesdienst über Psalm 19, 2—15 Derselbe. JünglingSverein: abends 7 Uhr Versammlung. Neueste Nachrichte«- -Berlin, 23. Januar. Gerüchte über eine» neuen bevorstehende» Wechsel in der LeL tung des Auswärtigen Amtes waren hier ge steril im Umlauf, deren Richtigkeit jedoch bisher nicht nachgeprüst werden konnte. Während nun heute dir „Deutsche Tageszeitung" die neuen Gerüchte über ei»e» Wechsel in den leitende» Stellen des Auswärtigen und des Kolonialamtes dementiert und aus Gru»d authen- bischer Informationen zu der Feststellung ermächtigt sei), will, daß an diesen Gerüchten kein wahres Mort ist, will die „Post" in letzter Stunde aus Zuverlässige^ Quelle erfahren haben, daß der Staatssekretär des Reichskolonialamtes Dr. Sols seinen Urlaub vorzeitig abgebrochen habe. Diese Unterbrechung hänge in e«g stem Zusammenhänge mit dem bevorstehend«» RücktrÜt des Staatssekretärs im Auswärtigen Amt v. Jagow, an dein nicht mehr gezweifelt werden ka»n. Als Nach folger des Herrn v. Jagow soll Herr v. Solf in Aus sicht genommen sein, a» dessen Stelle Herr v. Rechen berg, der frühere Gouverneur von Ostafrika treten soll — Posen, 23. Januar. Weihbischof LichnowSki ver bot den Geistlichen generell im Wahlkreise Sam ter- Obornik für die Ersatzwahl zu kandidieren. Da» Lokalwahlkomitee beschloß nun, dem Zentralwahlkomitee den Grafen Franz Kwilecki-Dobrojewo, v Turno-Slo- mowo und v. RutkowSki-Lawica als Kandidaten vorzuschlagen. — PariS, 23. Januar. Wie aus La Rochelle gemeldet wird, ist der Richelieu-Turm, der zur Erinnerung der Belagerung von 1628 errichtet worden war, gestern einge stürzt. Di- Schuld soll ein englischcs Kchlenschiff tragen, das entgegen dem Verbot sich am Fuße des Turmes fest- gelegt halte. Paris, 23. Januar. Die Anwesenheit der deutschen Militärmission in der Türkei er regt großes Unbehagen bei dem Zweibund. I» fran zösischen Kreisen versucht man daher die Mission Li man von Sanders in Konstantinopel durch Gerüchte aller Art zu kompromitieren. So behauptet man jetzt, daß in letzter Zeit häufig Mißhelligleiten Wvi schen Enver Pascha und Lima» von Sanders statt- gcfunden hätten, da Envers herrschsüchtiger Charakter keinerlei Autorität neben sich, geschweige de»n über sich zu dulden gewillt ist. Die Haltung Enver Paschas soll Deutschland speziell aber der deutschen Militär- Mission gegenüber so kühl geworden sein, daß Genvral Liman von Sanders die Absicht habe, KonstantyNopet zu verlassen. — Lon/don, 23. Januar. Ei»e offizielle Mitteilung über den Verlauf des gestrigen Kabinetts rat ist bis jetzt nicht gegeben wor den. Die Sitzung began» um 3 Uhr und endete nm 5 Uhr. Marine Minister Churchill und Schatzka»zler Lloyd George verließen das Haus zusammen und gingen ge meinsam die Straße entlang, wohl absichtlich, um zu zeigen, daß die Differenzen, we»n zwischen ihnen wel che bestanden haben, jetzt beigelegt sind. — London, 23. Januar. Raouf Bei, der Befehls haber des bekannten türkischen Kanonenbootes „Hamidie' ist nach London zurückgekehrt, nachdem er einige Tage nach der ersten Ankunft in England verreist war. Man glaubt, daß er die Qierfl besucht bat, die den brasilianischen Dreadnought baut, der für die Türkei ongeworbrn worden sei Es heißt, daß der türkische Seeoffizier ein zweites Kriegsschiff in Armstrong gekauft habe.