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t.usses statt. Es hatten sich etwa 100 Statisten eingefun' den, die ihren Lohn seit einigen Wochen nicht ausbezahlt er halten hatten. Da die Zustellung an den Direktor des Un ternehmen-, Förster, der sich gegenwärtig in Berlin aufhalten soll, nicht erfolgen konnte und Hotelbesitzer Beckert zur Ver handlung nicht erschien, io wurde gegen diese ein Vesiäum- niSurieil erlassen. — Dresden, 22. Januar. Der Oberzoll-Assistent Schwatlo versuchte sich und seine Familie zu ver giften. Die 17 jährige Tochter ist bereits gestorben. Die Eltern liegen lebensgefährlich verletzt im Krankenhause. Finan zielle Schwierigkeiten haben Schwatlo zu der Tat getrieben. — Dresden, 22. Januar. Der Landesverband säch sischer Feuerwehren plant mehrere große Geldlotte rien zum Zweck der Stärkung seine- Fonds für wohltätige Zwecke. Der Verband muß ober erst die staatliche Geneh migung einholen. — Riesa, 22. Januar. Zn die AmtSräume des hie sigen Garnisonkommandos und des Pfarramtes sind in letzter Nacht schwere Einbrüche verübt worden. An beiden Stellen haben die Täter sich durch Zertrümmern von Fenster scheiben Eintritt in die Räume verschafft. In diesen haben sie mit Hilfe von Stemmeisen alle Schreibtische, Schubkästen und sonstigen Behältnisse erbrochen und diese nach Geld durch sucht. Es ist ihnen aber nur geringe Beute in die Hände gefallen, und zwar im Garnisonkommando 60 Mk. und in der PfarramtSexpedition eine Anzahl 10- und 5-Pfennig- markrn. Ein neues Stemmeisen, sowie einen Spazierstock Haden sie im Amlsraum des Garnisonkommandos liegen lassen. Von de« Tätern fehlt noch jede Spur. Ein in Tätig keit gesetzter Polizeihund nahm die Spur nach der Herberge zur Heimar auf. — Kirchberg, 22. Januar. Der Bergarbeiter Schmalfuß von hier wurde auf dem Steinkohlenwerk .Viktoria" in Lugau von einem Kohlenhunt gegen die Wand gedrückt. Er erlitt schwere innere Verletzungen. — Ännaberg, 22. Januar. Die Frage der Ver einigung der Städte Annaberg und Buchholz stand in einer am Dienstag abend im.Lmdengarten" abge- hn'tenen Versammlung, die der Hausbesitzer- und der Bur gerverein unserer Stadt für ihre Mitglieder einberufrn hatten, zm Aussprache. Es halten sich etwa gegen 150 Teilnehmer hierzu eingefunden und nach einstünvig-r sachlicher Aussprache stellte man sich einmüig, ohne jede Gegenstimme, auf den Standpunkt, daß die ganze Angelegenheit auch in Annaberg sun oathisch in der Bevölkerung begrüßt werde. — Johanngeorgenstadt, 22 Januar. In dem benachbarten Revier Hirschenstand in Böhmen haben Füchse den Leichnam eines Mannes aus dem Schure gescharrt und teilweise angefressen. Man vermutet in dem Toten den seit November von hier vermißten Invaliden Iser. Die Todesursache konnte bis jetzt noch nicht festgestellt weroen. Auü unserm Stadtparlamente. Haus und Tribünen sind stark besetzt. Das war daS Signum der am 16. Januar stattgefundenen Stadtoerordneten- fitzung und zu me nem größten Kummer war der Zuschauer- raum so stark in Anspruch genommen, daß ich kaum noch einen Stuhl in der hintersten Reihe erwischen konnte, nichts sah und nichts hörte und die paar aufgefangenen Brocken auf dem Knie niederschreiben mußte. Na, man muß sich ja im Leben so oft bescheiden, warum in solchen Situationen nicht einmal, wenn eS auch — was nicht zu leugnen ist — stark resigniert geschah. Und woraus resultierte der gute Besuch? Der erste Punkt der Tagesordnung: „Städtische Maßnahmen gegen die Arbeitslosigkeit" war wohl geeignet, ein tiefgehendes Interesse heroorzurufen und als logische Folgerung die Interessenten anzulocken. Der Herr Stadt- verordnrtenoorst»her gab bekannt, daß der Rat zur Linderung der Not hler beschlossen habe, Notstandsarbeiten vornehmen ' zu lassen, und zwar sollen sich Vie Arbeite» erstrecken auf Schneearbeilen, Verbreiterungsaroeiten an der Schützsusuaße und Herstellungsarbeiren am Gemeindeteich. Vorläufig soll mit einer 8 stündigen Arbeitszeit pro Tag gerechnet werden, die allerdings verkürzt werd?» müsse, wenn sich zu viel Ar beitslose melden würden. DaS hat natürlich seinen guten Grund. Aus dem Notstandsfonds, der in erster Linie helfend einspringen soll, sind nur 4615 Mk. herauSzuholen und ev. käme noch der ArmenkassendtSpostiionSfondS mit nur 4207 Mk. in Frage. Dieser aber erst in zweiter Linie, sodaß günstigstenfalls nicht ganz 9000 Mk. zur Verfügung stehen. Wollte man da in den ersten Wochen zu tief in den Säckel greifen, würde für spätere Zeit der Quell erschöpft und ein gleichmäßiges Verteilen der Arbeit an alle Arbeitslosen un möglich sein. Es ist nämlich auch vorgesehen, daß nötigen falls anfänglich Nichtbeschäftigte an die Stelle der bereit- Beschäftigten HU treten haben. — AuS dem Kollegium heraus wurde dann eine Stimme vernehmbar, die sich an die Herren Fabrikanten wandte, und diese bat, doch keine Arbeiten in diesen schlechten Zeiten mehr nach auswärts zu vergeben, sondern sie hier am Orte Herstellen zu lassen. Dadurch würde auch wohl manche Not gelindert werden können. — DeS Wetteren wurde der Vorschlag einer Arbeitslosenversicherung gemacht. Dem trat indessen der Herr Stadtverordnetenvor- stehcr entgegen. Eine Armenunterstützung solle die Sache nicht sein. Dir Leuts wollten doch lieber für das Geld etwas leisten. ES wurde dann beschlossen: 1. Nststandsarbciten aus führen zu lassen und 2 sie in der vorgeschlagenen Form vorzu nehmen und dem Rare die Ausführung des Beschlusses zu überlassen. Der 2 Punkt betraf di- Begründung einer öffentlichen LebenSoerstcherungSanstalt. Nun könnte man ja der leicht fertigen Auffassung sein, daß eS Lebensversicherungen gerade zu zum Ueberdruß viel gäbe. Gewiß gibt es auch. Aber gerade darum sollen öffentliche LebenSoerficherungsanstallen in Sachsen ins Leben gerufen werden. Was meinten Sie? Das wäre paradox? Ja, es könnte so klingen, in Wirklich keit hat die Sache aber doch ihre volle volkswirtschaftliche Berechtigung. Nach den Ausführungen des Herrn Stadtver ordnete nvorsteher- — die wir natürlich wiederum in Anbe tracht deS Peche-, „3. Platz" sitzen zu müssen, nur dem Sinne nach ungefähr wtevergeben können — heimsen die Privat- Versicherungen ganz horrende Summen ein, die zum Test mit aus den Taschen der kleinen Sparer gehen. DaS ist natürlich für die Sparkassen wirtschaftlich von den schwer wiegendsten Folgen begleitet. Wer seine geringen Ueberschüsse für die Leben-verstcherungSprLmien anlegen muß, bringt sie mcht mehr zur Sparkasse Während nun aber dir Üeber« schüsse einer Sparkasse der Stadt und damit den Steuer zahlern zugute kommen — wenn die schönen Ueberschüsse von der Sparkasse wegbletben, müssen die direkten Steuern er- höht werden — gehen die großen Ueberschüsse der Leben-- versicherungSgesrllschastrn meist außerlandS. Deshalb denkt man daran, eine LebenSverflcherunpsanstalt für das König reich Sachsen zu errichten. Diese Anstalt soll eine VolkS- verstcherung im wahrsten Sinne des Wortes werden. ES soll möglich sein, sich mit niedrigen Summen bei ganz kleinen Prämien versichern zu können. Gewinne, Tantiemen und dergleichen Sachen sollen fortfallen und alle Gelder dem Ver sicherten wieder zufließen. Verdienen will die Anstalt nichts, sie will nur, daß das Geld der Sachsen auch dem Sachsen lande zugute kommt. Zu bewilligen für diese Einrichtung sind, wenn Eibenstock sich an dem Unternehmen beteiligt, insgesamt 2380 Mark, von denen 490 Mark Verwaltungs kostenbeitrag sich aber auf 5 Jahre verteilen. Aus dem Kol legium heraus wurde zwar einiger Wrderspruch laut, die Vor lage aber trotzdem angenommen. Angenommen wurde auch der Vorschlag des Rates, daß Läden, in denen Spirituosen ausgeichänkt werden dürfen, als Schankstätten im Sinne de« Regulativs über die Aus schließung säumiger Abgabenpflichtiger zu betrachten sind. Elnige Einwendungen dagegen verhallten wirkungslos. Als Kaufsumme und Vermtssunzsbeitrag sollen dem Stickmaschinenbesttzer Winter, desscn Haus in der vorderen Rehmerstiaße bekanntlich abgebrannt m, 40 Mark gewährt werden. Winter hat sein HauS dem neuen Fluchtlinien plan zufolge etwa« weiter zurückzustelbn, wodurch ihm ein Streifen Baugelände verloren geht. Auch zu diesem Vor- schloge gab man sein Ja und Amen. Ein zwischen dem Kgl. Sächsischen Staatsfiskus und der Stadt Eibenstock vor 6 Jahren abgeschlossener Vertrag über die Unterhaltung eine« Teiles deS Kreuzelwegcs soll auf dieselbe Zeit verlängert werden. Hiergegen wird ebenfalls nichts eingewendet. Dann nimmt man Kmntms über die im Jahre 1914 auszuführenden städtischen Baulichkeiten und bewilligt ferner 175 Mark für eine Prüfung und Abnahme des elektrischen Ortsnetzes. Der angenehmste und am wenigsten Aufmerksamkeit be anspruchende Punkt ist allemal derjenige, der sich stolz „Rech nungslachen" nennt. Hier werden die betreffenden Akten hübsch säuberlich auf — die Bank dcS Hauses zur Einsicht nahme ausgelegt und die Sache ist gedeichselt, wie der Ber liner sagt. Daß man auch deS Guten zu viel in Bezug auf Ge wissenhaftigkeit tun kann, beweist dir Ungersche Stiftung, deren Erträgnisse bedürftigen Einwohnern Eibenstocks zugute kommen sollen. Ganz zum Schluß steht das Vermächtnis die Möglichkeit voraus, daß schließlich einmal gar keine Be werber im Sinns der Stiftung hier in Eibenstock vorhanden sein könnten. In diesem Falle sollen die Beträge anderen Einwohnern zufli.ßen. An diesem Passus hakt die Steuer behörde an, indem sie 10°/, Schenkungssteuer verlangt. Man glaubt aber, um disse Steuer hsrumkommen zu können, wenn seitens der Stadt die bindende Erklärung abgegeben wird, daß die Errrägnisse dieser Stiftung im obigen Falle ausschließlich zu gemeinnützigen Zwecken Verwendung finden sollen. Auch mit diesem Vorschläge erklärt sich das Kollegium einverstanden, worauf nach einigen „Kenntnisnahmen" die öffentliche Sitzung erledigt war. Sächsischer Landtag. Dr esd en, 22. Januar. I. Kammer. Am Re gierungstisch? Staatsminister Dr. Beck und o. Seyde ivitz. Auf der Tagesordnung fleht zunächst der Be richt über deu Antrag Gleisberg auf V e rlängeruwg der zur Abg abe der Vermögenserklä rung für den Wehr beitrag festgesetzten Frist. Den Deputationsbericht erstattete Oberbürgermeister Dr. Beutler, Dresden. Er beantragt dem Be schlusse der II. Kammer beizutreten, der eine Frist verlängerung bis Elche Februar verlangt. Finanz Minister v. Seydewitz nimmt Bezug auf seine i» beiden Kammern abgegebenen Erklärungen und le Hut es abermals ab, für eine allgemeine Fristver längerung beim Bundesräte einzutreten. Für besosi- dere Fälle, insbesondere bei Geschäften, die ihren Jahresabschluß am 31. Dez. vornehmen, kön ne die Frist ausnahmsweise bis zum 15. April ve rlängert werden. Nach einem Schlußw orte dos Berichterstatters findet der Antrag gegen vier Stimmen Annahme. Es folgt die Schlußberatung über mehrere Etatslapitel. Ohne Debatte passierte Kap. 17 Lan deslotterie. Bei Kap. 18 Lotteriedarlehnskasse regt Wirkt. Geh. Rat Dr. Mehnert an, diese Kasse zu einer sächsischen Staatsbank auszubauen. Das Kap. 18 wird antragsgemäß bewilligt, ebenso die übrigen noch auf der Tagesordnung stehenden Etatskapitel und Peti tionen. Eine Debatte sinket nicht statt. Nächste Sitz ung Donnerstag, den 3. Februar 11 Uhr vormittags. Dresden, 22. Januar. Zweite Kammer. Am Regierungstische Slamsminister Dr. Beck. Dis Sitzung be ginnt kurz nach 2 Uhr. Auf der Tagesordnung steht al- einziger Punkt die allgemeine Vorberatung über dasPfar- rer besoldungSgesetz Kultusminister Dr. Beck be zieht sich auf seine vor zwei Jahren zu dem Entwürfe ge machten Ausführungen und auf die der Denkschrift beigefügte Begründung. Er bitte, die Arbeiten in drr Deputation zu beschleunigen, damit auch die erste Kammer die Vorlage noch rechtzeitig verabschieden könne. Abg. Mangler (Kons.): Seine Parteifreunde stimmten der Vorlage zu. Er beantrage ihre Überweisung an die Gesetzgebungsdeputation. Auch Abg. Niethammer (Natl.) äußerte sich in zustimmendem Sinne, während von fortschrittlicher und sozialdemokratischer Seite Widerstand geleistet wurde. Präsident Dr. Vogel teilte um 5'/, Uhr mit, daß die Sitzung abgebrochen werden müsse, da sämtliche Mitglieder deS Direktorium- Repräsentationspflichten zu erfüllen hätten Nach einigen Schlußbemerkungen deS Kultusminister- Dr. Beck vertagt sich daS Hau». Nächste Sitzung morgen vormittag 9'/, Uhr. Eisenbahnangelegen heiten. Deutscher Reichstag. 197. Sitzung vom 22. Januar 1914 Ben der Fortsetzung der allgemeinen Aussprache der Sozial- und Wirtschaftspolitik kamen heute auch „kleinere Götter" zum Wort- Der Pole Nowicki pro testierte dagegen, daß die polnischen Gewerkvereine als politische Vereine bahanhelt würden. Bei dem El sässer Haegy klang die Verstimmung über Zabern deut lich hindurch, als er, etwas abseits vom Thema, über die Rüstungssteuern sprach. Nach ihm nahm Reichs bankpräsident Havenstein Gelegenheit, die Angriffe auf die Diskontpolitik der Reichsbank zurückzuwcisen und ihre Haltung zu rechtfertigen. Deutschland stehe jetzt ganz unabhängig vom Auslande auf eigene» Füßen, und er Hosse, daß die Anspannung jetzt nachlassen wer de. Mttelstandsfragen erörterte Herr Werner-Gteßrn ! von der wirtschaftlichen Bereinigung, wobei er name"t- ' (ich die Warenhäuser aufs Korn nahm. Dann kam I Genosse Heine, der heute außerordentlich scharf sprach, s Er erging sich in längeren Darlegungen über das Ko alitionsrecht und polemisierte lebhaft gegen die Streikbrecher und die sogenannte „Hintzegarde" Nach Heine vertagte sich das Haus, die Etatsdebatte wird für einige Tage unterbrochen, weil die Interpellationen über Zabern und damit im Zusammenhang stehende Anträge zur Beratung gelangen sollen. Marge" gibt' es zweifellos einen der sogenannten großen Tage. Der Reichskanzler selbst wird zur Angelegenheit sich äußern- Aus der Zeit der BmcimtgSlrukk. 2 4. Januar 1814. Bon dem Augenblicke an, da die Württemberger an den Kämpfen gegen Napo leon teilnahmen, treten sie oft durch ihre Tapferkeit und Ausdauer vorteilhaft hervor. Kaum bet Langres angekommen, ist der Kronprinz von Württemberg mit seinen Truppen sofort an den Zusammenstößen mit den Truppen Mortiers beteiligt. Schwarzenberg hatte den Truppen nach ihren Erfolgen bei Chau mont, anstatt sie weiter vorwärts zu dirigieren, drei Ruhetage bewilligt; die Folge war, daß nun Mor- tie r auf die Angriffe vorbereitet war. So kam denn am 24. Januar zu heftigen Zusammenstößen, bet Fontaine mit den Oesterreichern und bei Colom - bey le« äeux e^lisek mit den Württembergern. Mor- tier konnte sich zwar in seine Hauptstellumg halten, er trat jedoch in der Nacht den Abmarsch auf Troyes an, weil er befürchten mußte, am nächsten Tage von überlegenen Kräften angegriffen zu werden. Aus der Bahn geschleudert. Roman von Baronin G. v. Schlippenbach. (4. Fortsetzung.) „Was ist geschehen?" rief sie. „Mama, fasse dich," bat Anna. Und in schonende!» Worten teilte sie ihr alles mit. Frau von Werdenstätt stand wie versteinert, dann brach sic in Tränen aus. Ein hysterischer Anfall.schüt telte sie. Anita brachte die beruhigenden Tropfen und legte die Mutter aus ihr Bett. Auch Ellen Vam.undi Franz saß neben ihr. Sie hatte ihre Kinder beis sich bis .auf Götz. Der heftige Schmerzensausbruch hielt lange an. Der Gedanke, daß sie in der Sterbestunde ihres Mannes im Theater gewesen, quälte sie sehr. Man. hatte gerade ein recht pikantes französisches Stück ge geben, das allabendlich das Haus füllte. „Willst du ihn nicht sehen ?" fragte Anna endlich. „Er sieht so friedlich und schön aus, als schliefe Frau Amalie wandte sich schaudernd ab. Alles, was mit dem Tode zusammenhing, war für sie ent setzlich. „Nein, nein," stieß sie hervor, „ich kann es nic^ — ich will es nicht!" > „Armes Mamachen!" Ellen umfaßte sie voll Mitleid. „Bleibe bei mir, — ich — ich fürchte mich sonst," klang es plötzlich. Anna ergriff Franzens Hand. , t „Komm zum Vater." Er folgte ihr willenlos. Zum ersten Male stand der Jüngling an einem Totenbett, und es war bas des Vaters. Er wqr. tief ergriffen und schluchzte herz brechend. Da legte Anna den Arm um ihn „Franz," sagte ste sehr ernst, „angesichts des Todes versprich mir, ein guter, tüchtiger Mensch zu werden, der unserm Namen Ehre macht. Stehe fest im Leben und blicke zu Gott empor! Vergiß .nicht, daß du ein Edelmann und vor allem ei» Christ bist, dann »wird unser guter Vater dich vom Himmel herab segnen." „Ich — ich will — an deine Worte - denket" schluchzte Franz. Er schmiegte sich, Halt suchend, an die Schwester, an das „Mütterchen", wie er ste als kleiner Junge genannt. Anna ist nun allein bei dem Toten. Trübe brenM das Licht zu seinen Häupten und wirft seine" Schein aus die langgestreckte Gestalt. Und jetzt, wo das Mäd chen nicht mehr die andere» stützen muß, da bricht sie unter ihrem herbe» Weh zusammen. Sie weiß^ daß sie am meisten verlor an dem, der sie kn ihrer stillen Art verstand und schätzte. „Datcr, mein lieber, guter Vater!" M1 leisem Schmerzenslaut kniet kie nieder. Ihre» besten Freund hat ste verloren, den liebsten Menschen, dem sie blind vertraute. Ihr fallen in dieser trnsten Stunde die Worte ein, die der Tote zu -ihr gesprochen - erst vor wenigen Stunde». Wie hatte er doch gesagt?: „Versprich mir, daß du Mama und die Kinder niemals verlassen wirst." Hatte er eine Vorahnung seines plötzlichen Todes gehabt? „Ja, Vater, ich will mein Wort halten, wie es Kuch lammen mag." Anna denkt es mit tiefer Inbrunst, dann küßt ste die Hand des Toten und verharrt in stillem Gebet.