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—b 111 Wie oft habe ich mich nach einem lieben Menschen gesehnt, und wenn es dir röcht ist, bleibe ich einige Wochen hier." „Ob es mir recht ist!" erwiderte Hergenbach. „Einen lieberen Gast kann ich mir nicht denken. Über haupt, mein Heim ist das deine, und du kannst darin schalten, wie es dir beliebt." . Als nach einigen Wochen im Hause Hergenbach alles seinen ge wohnten Gang hing und die er wartete Krisis mcht eintrat, wie schon vielfach gemunkelt worden und wie doch anzunehmen war, daß das Haus Hergenbach sich nicht mehr all zu lange halten konnte, da war das Erstaunen groß. Ja mancher hatte eine herbe Enttäuschung erfahren, denn die große, prachtvoll einge richtete Eisen- und Metallwaren fabrik hätte mancher gerne zu einem geringen Preise im Zwangsverkauf erstanden, doch dazu kam es nicht. Man munkelte allerhand; auch daß ein Verwandter Hergenbachs diesem aus den Schwierigkeiten herausge holfen. Manche behaupteten sogar, daß Frau Hergenbach einen Gönner habe, der sein Geld in die Fabrik gegeben. Kurz, es war eine Auf regung und das Tagesgespräch der Börsenleute und das Thema in den berühmten Kaffeekränzchen der Da men in W. In Bergers Weinstuben, woselbst täglich die Honoratioren W.s beim Frühschoppen zusammentrafcn, wa ren kurze Zeit nach der glücklich über standenen Katastrophe des Hauses Hergenbach zwei Herrn in dem klei nen Hinterzimmer der Weinstube. Dieses wurde stets für besondere Fälle, vertraute Mitteilungen und Gespräche benutzt, und die beiden nicht mehr in der ersten Jugend stehenden Herrn waren auch in eifrigster Unterhaltung begriffen. Der ältere, etwa fünfzigjährige, etwas beleibte Herr, machte ein mißmutiges Gesicht, denn er war es hauptsächlich, der die im ganzen Städtchen und weithin bekannte Firma Hergenbach, als ein im besten Rufe stehendes Haus, gerne an sich gezogen hätte. Sein Sohn Otto hätte dort seine Laufbahn beginnen können, dennerwuß- „sehen Sie, es erbost mich geradezu, denn Hergenbach ist meine größte und schlimmste Konkurrenz." Herr Bertram brach bei den Worten des Kleinen in ein heiteres Lachen aus und klopfte diesem be ruhigend auf die Schulter. „Nicht doch, Herr Meier, da sind Sie auf dem Holzwege. Ein solches Werk macht Ihrem, nehmen Sie es nur nicht übel, kleinen Geschäft keine Konkurrenz, im Gegenteil, Sie wer den wohl selbst schon eingesehen ha ben, daß gerade eine große Sache den kleineren einen gewissen Gewinn ab wirft. Sie arbeiten doch auch für diese in manchen Artikeln und das Ganze geht Hand in Hand, es fällt manch ein Geschäft für sie ab. Da gegen die großen und bedeutenden Firmen, sie haben viel eher einen Nachteil zu erwarten, wenn am Platze ein renommiertes und bekanntes Werk ist, das dann meist, und ich finde es sehr natürlich, diesen vor gezogen wird. Haus Hergenbach ist überhaupt nicht mit den anderen Fabriken zu vergleichen, denn es ar beitet hauptsächlich mit dem Aus lande, und darin ist es groß und leistungsfähig, was ihm auch in den letzten Jahrzehnten einen Namen ge macht hat." Nachdem er geendet, tat er einen tiefen Zug aus dem ge schliffenen Römer, als wolle er sei nen Arger hinunterspülen. Der Kleine mußte lächeln, und ein ganz klein wenig war er doch schadenfroh. Herr Bertram hatte schon geglaubt, alles in der Hand zu (Mt Text.) haben, bis im letzten Augenblick ein Retter für Hails Hergenbach in der Gestalt des alten Herrn Schwarzenbach erschien, der alle seine Pläne über den Haufen warf. Wer den Schaden hat, darf für den Spott nicht sorgen, und der Kleine fand plötzlich, daß es so ganz gut gegangen sei, denn wie ihin der andere gesagt, hatte er ja gar keinen Grund, den Ruin des Hauses Hergenbach zu wün schen, in gewissem Sinne waren sie eigentlich Geschäftsfreunde. Was ihn gegen den Mann verdroß, das waren mehr persönliche Dinge. Des Fabrikherrn stolzes, sicheres Auftreten, seine ganze Persönlich Das Heimatmuseum in Merseburg. Die historischen Gebäude der Breslauer Jahrhundertausstellung. (Mit Tex ) Aännchen mit goldenem Kneifer auf den kurzsichtigen Augen, l^ortsetzung sol,,t) keit, die ihn gänzlich zu übersehen schien, kränk te den guten, biederen Meier sehr, wenngleich er auch mit dem Fabrik herrn in kei ner Weise befreundet war. Es war ei nen Augen blick still in demGemach, und als Herr Bertrain ebendas Ge spräch wie der aufneh men wollte, traten durch die Türe die jenigen, mit deneil sich die beiden verlieren; ihm wäre dies ja so leicht nicht passiert, denn sein großes Vev mögen war nicht so bald erschöpft. te, daß die ses große Werk noch eine Zukunft hatte, beson ders wenn er es in die Hände be kam. Merk würdig war es ihm, wie Hergenbach in Schwie- ' rigkeiten kam, es wa ren gewiß augenblick lich keine günstigen Zeilen, in allem nicht, und wenn dann das Betriebskn- pitalzuEnde ging, konnte man auf ein mal alles Er hat Glück gehabt," sagte der andere, ein kleines, zierliches Begleiter, Herrn Schwarzenbach, an , Zimmers. Herren eben so eifrigst beschäftigt hatten. Hergettbach grüßte artig und höflich die beiden Herren und begab sich mit seinem l den hintersten Tisch des