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Gefäßfragmenten), die Spuren älterer Grabungen und entleerte Grabgruben (Fst. 47, 60, 71,76-78 u. 106) machen es wahr scheinlich, daß in der 3., 4. und 5. Fläche ursprünglich weitere Gräber lagen. Trotz des schlechten Erhaltungszustandes der meisten dieser frühen Gräber sind die zeittypischen, auf den Zeitpunkt vor und während der Leichenverbrennung konzen trierten materialentäußernden Bestattungsriten deutlich zu erkennen. Das schlichte Brandgrubengrab 46 mit zerscherbt beigegebener Keramik, darunter ein mit Hofbuckeln verziertes Zylinderhalsgefäß, mag noch in der mittleren Bronzezeit ange legt worden sein. Es dürfte am Anfang der Belegung des Grä- berfeldausschittes 1950, Quartier I stehen. Eventuell sind die zerscherbten früh- und älterurnenfel- derzeitlichen Inventare der stark gestörten Gräber 40b und 70 weitere Belege für diese schlichte Sitte. Die trotz Sekun därbrand meist unversehrt gebliebenen Gefäße in dem frühurnenfelderzeitlichen Grab 68 wurden zusammen mit einer Nadel mit profiliertem Kugelkopf, Leichenbrand und Ustrinenresten scheinbar achtlos in eine kleine Steinkiste gezwängt, die wiederum in einer größeren Baugrube errich tet worden war. Im Falle des älterurnenfelderzeitlichen Gra bes 30 dürfte eine vermutlich aus Holzplanken angefertigte Kiste ebenfalls in einer größeren Baugrube errichtet worden sein. In diesem Grab läßt sich aber eine deutliche Trennung zwischen der Urne, einem Doppelkonus, der Leichenbrand und eine Pfeilspitze enthielt, und den umgestülpten, sorgfäl tig niedergelegten, ganz erhaltenen, jedoch vermutlich mit Feuer in Berührung gekommmenen Beigabengefäßen zie hen. In dem ebenfalls mit ganz erhaltenen, in diesem Falle aufrecht stehenden Gefäßen ausgestatteten Grab(?) 38 fehlte der Leichenbrand. Ob dieser Befund durch eine Störung bedingt ist oder eine grabähnliche Gefäßniederlegung zu Grunde liegt, ist unklar. Beide Komplexe eint die sorgfältige Komposition ihrer Aus stattungen. Sie können als Anzeichen für den Bedeutungszu wachs von im Grab oder am Grabrand ausgeführten Zere monien gedeutet werden. Diese zaghaften Tendenzen zur Herausbildung komplexer dualistischer Bestattungsriten lassen sich in den Gräbern der jüngeren und späten Urnenfelderzeit in diesem Quartier deut licher fassen. Die jüngere Urnenfelderzeit ist durch zwei Gräber vertreten: Grab 47, ein schlichtes Brandschüttungsgrab, in dem Tonlöf fel, Schale und Schöpfer ganz in alturnenfelderzeitlicher Manier um einen auf den Leichenbrand gestülpten Topf gepreßt sind, und Grab 54, eine aufwendige Mehrfachbestattung. Der mas sive Steinschutz dieses Grabes, die mit Steinen verkleidete rechteckige Grube, die auf mehreren Ebenen erfolgte Nie derlegung eines aus größtenteils nicht sekundär gebrannten Abb. 4. Übersichtsplan von Quartier 1/1950.