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WFmbergerAMger» LLZL^- 6 »SS und Tagevlatt. 1875... Freitag, dm 13. August. H 186 Tagesschau. den Ich und in den Hauptpunkten an dem ursprünglichen Entwürfe fest- I gehalten, die allzustarke Zentralisation des Gesetzes aber t derartig gemildert werden soll, daß die Konzessionsertheilung ! bei den Einz lstaaten verbleiben, für dieselbe aber allgemeine ! Prinzipien zur Nachachtung aufgestellt werden würde. Die ! Annahme des so modifizirten Entwurfs Seitens des Bundes- : raths scheint gesichert. Ueber den wahrscheinlichen Aufenthalt des durchgebrannten Exbischofs Ur. Konrad Martin machen sich bereits die wunderlichsten Konjekturen geltend. Während Einige den Bischof ruhig in seiner Diözese verweilen und sogar öffent liche Firmungsreisen unternehmen lassen, legen ihm Andere durchaus die Absicht unter, nach Rom zu wallfahrten. Zur Begründung dieser Behauptung wird von einer angeblichen Aeußerung des Papstes berichtet, daß sich derselbe darauf freue, den „Bekenner" bei sich zu sehen. Allen diesen An gaben gegenüber ist in Berlin die direkte Meldung ein gelaufen, daß sich der ehemalige Bischof im holländischen Seebade Scheveningen befinde. Vor der Hand scheint Herr Konrad Martin die Absicht aufgegeben zu haben, von aus wärts her die noch von ihm usurpirte Diözese Paderborn verwalten zu wollen, da er, wie wir vernehmen, die Ueber- zeugung gewonnen hat, daß seine desfallsige Thätigkeit bald : von der holländischen Regierung durch geeignete Mittel ' inhibirt werden würde. „Verzeihen Sie," redete Viktor Werdenberg diesen ent schloffen an — „dieser junge Mann hier ist der Guts- verwalter des Verwundeten und es ist dnngendst nöthlg, Der „Greizer Zeitung" vom 8. August entnehmen wir folgende Thatsachen, denen zufolge man im Staate Reuß ä. L. den Zeugenzwang nach dem Vorgänge Preußens auch in Anwendung bringt, aber, um etwas Apartes zu haben, das in Preußen beliebte Verfahren durch Ueber- trumpfung bis zur Karrikatur übertreibt. Gelegentlich einiger Preßprozcffe gegen die „Greizer Zeitung" (so er zählt diese und natürlich müssen wir ihr die Verantwort lichkeit für diese Erzählung des Selbsterlebten überlassen) wollte man die Höhe der Auflage des Blattes (!) kennen. Man examinirt darüber wiederholt erst Redakteur, Verleger und Drucker, dann ein paar Gehülfen, einen Lehrling, einen Zeitungsträger, zuletzt den Maschinenmeister, und da dieser eine Aussage darüber verweigerte, wurde ihm — so berichtet wörtlich die „Greizer Zeitung" — vom Unter suchungsrichter erklärt, „daß er wegen seiner Weigerung .0 Thlr. Strafe zu zahlen, resp. 10 Tage Gefängniß ab zusitzen habe; sei das vorüber, so würde er immer wieder vorgeladen und, wenn er nicht die Auflage angebe, nach und nach bis zu 50 Thlrn. Strafe oder sechs Wochen Ge fängniß verurtheilt werden". In dieser Weise den Zeugen zwang auszudehnen, würde jedenfalls Alles was bis jetzt in dieser Hinsicht gethan und gefehlt worden ist, noch über steigen. Ueber die Stellung der österreichischen Negierung zum Episkopat schreibt man der „N. Fr. Pr." aus Linz: : „ES geht seit einiger Zeit die Sage, daß es dem Entgegen- „Es ist Nordheim," sagte Ludwig bestimmt — „ich erkenne seine Stimme." „Nun denn, so beherrschen Sie sich und kommen Sie mit mir an sein Bett." Unwillkürlich leistete Ludwig der Aufforderung Folge, ohne ein Versprechen zur Selbstbeherrschung gegeben zu haben. Er nickte nur mit dem Kopfe und da der alte Herr die Thür öffnete, so schritt er hinterdrein. Auf dem Korridor standen Kellner und Stubenmädchen. wißen nicht, ob dieser Mensch schwer oder leicht verwundet ist. Gestatten Sie, daß ich gehe und Erkundigungen einziehe." „Ich gehe mit Ihnen, mein Herr, ich gehe mit! Ich sage es ihm in's Gesicht, daß er — daß er der schurkischeste Schurke ist, den ich nur kenne!" „Nicht doch, nicht doch — mit dieser Hitze richten Sie nichts aus. Er hat die Beweise gegen Sie in der Hand, seien Sie also besonnen und versuchen Sie es in anderer „War das nicht Herr Gutsbesitzer Nordheim?" fragte Viktor Werdenberg. „Ja wohl, mein Herr — Kugel gerade in Unterleib." „Ist die Wunde gefährlich?" „Der Arzt machte ein gar bedenkliches Gesicht, glaube, eS steht schlimm." Ludwig und Viktor suchten Eintritt zu erlangen wurden zurückgewiesen, da der Arzt gerade mit der Unter suchung der Wunde beschäftigt sei. Bald indessen kam er» junger Assistenzarzt für kurze Zeit heraus. Feuilleton. Am Abgründe. Roman von Ev. Werner (Fortsetzung.) kommen des Unterrichtsministers Stremayr gelungen sein soll, den österreichischen Episkopat versöhnlicher gegen die konfessionelle Gesetzgebung zu stimmen. Wenn das staatS- treue Auftreten des neuernannten Fürstbischofs von Laibach kein vereinzelter Fall und die Haltung der österreichischen: Bischöfe wirklich entgegenkommender geworden ist, so machst hiervon doch unser streitbarer Rudigier eine Ausnahme. ! Es ist bekannt, daß in Oesterreich mehrere Katecheten wegen Renitenz gegen die Schulgesetze suspendirt und weltliche Lehrer provisorisch mit der Ertheilung des katholischen Religionsunterrichtes betraut wurden, weil der Bischof sich weigerte, andere Katecheten anzustellen. Vor einigen Tagen kamen nun diesen provisorischen Religionslehrern aus dem Laienstande gleichlautende Dekrete des Ordinariates zu, worin ausgeführt wird, daß zur Ertheilung des katholischen Religionsunterrichtes nur solche Personen berechtigt seien, welchen von ihrem Bischöfe hierzu die Mission ertheM wurde. Dies werde ihnen „zu ihrer Danachrichtung" mitgetheilt. Diese bischöflichen Weisungen wurden nun allerdings von den betreffenden Lehrern theils zurückgesendet, theils einfach ignorirt, allein sie zeigen wieder recht deutlich, wie der - vielgepriesene Nock»« vivvyäi nach der Auffassung unseres 0 Bischofs beschaffen ist." „Ja wohl," versetzte Ludwig. „Wenn er verwundet — oder todt wäre?" „Todt nicht — wen« er das war, dann ist er nur ver wundet, denn er stöhnte ganz vernehmlich. Ah, man bringt ihn in das Zimmer nebenan! Herr Steinbach — wir Freiberg, de« 12. August. Die Gerüchte von einer sür daS nächste Jahr bevor stehenden Erhöhung deS MilitäretatS wollen nicht zum Schweigen kommen, trotz aller offiziösen Dementis, mit denen man ihnen den Mund zu verschließen gesucht hat. Was Wahres daran ist, läßt sich für den Augenblick nur schwer beurtheilen. Formell genommen, wäre die Erhöhung nach der Vereinbarung des siebenjährigen Armeebestandes eigentlich unmöglich; es dürite indeß mcht allzu viel Kunst dazu gehören, um einen Mehraufwand unter neuem Titel in das Budget einzuführen. Die „Schles. Zeit." sieht diese Eventualität schon als unausbleiblich an und berechnet die Mehrforderung auf 20 Millionen Thlr.; verdächtig ist es jedenfalls, daß neuerdings Korrespondenzen, die in ge wissen Zusammenhang mit der Regierung stehen, nicht sowohl die Sache selbst, als nur den Betrag der Summe in Zweifel ziehen und denselben geringer veranschlagen. Daß die Militärverwaltung mehr Geld als bisher, wenn sie es nur bekommen kann, mit beiden Händen akzeptireit würde, versteht sich ohne Weiteres; wir glauben aber doch, und haben dasselbe schon vor einiger Zeit ausgesprochen, daß sie gut thun würde, ihre Wünsche und Bedürfnisse auf das Maaß dessen zu beschränken, was ihr der auf sieben Jahre vereinbarte Armee-Etat zur Verfügung stellt. Wenn vollends, wie man sagt, die neu projektirten Steuern nur den Zweck haben sollen, der Militärverwaltung die Kaffen zu füllen, so würde voraussichtlich die Unlust, die sie schon jetzt in allen Kreisen Hervorrufen, sich zu einem ganz ent schiedenen parlamentarischen Widerstande steigern, und es ist wohl klar, daß die Regierung sich einen unangenehmen Stand bereiten würde, wenn sie sich gerade um dieses Zweckes willen mit» der Reichstagsmajorität in Widerspruch! setzen wollte. Wenn man einem Telegramm der Wiener „Deutschen Ztg." Glauben schenken kann, so basiren die Mehrsorderungen auf der Ausrüstung der Artillerie mit neuen Geschützen und beabsichtigten Neueinführungen. Auch spricht man davon, daß eine Erweiterung der Eisenbahn- Bataillons projektirt werde. Zu denjenigen Vorlagen, mit welchem sich der Bundes- rath bei seinem demnächstigen Zusammentritt zu beschäftigen haben wird, gehört der Reichseisenbahngesetzent wurf. An der durch den Widerspruch einzelner Bundesstaaten nvthwendig gewordenen Revision des Entwurfs ist bisher mit aller Kraft gearbeitet worden, so daß der Bundesrath schon in einer seiner ersten Sitzungen in die Berathung wird eintreien kann. Der Präsident des Reichseisenbahn amts hat seinen Urlaub auf das kürzeste Maß beschränkt und leitet seit einigen Tagen wieder die bezüglichen Be- rathungen. Ueber die Art der Revision erfahren wir, daß „Dazu ist in erster Linie nöthig," sagte nun Ludwlg,! der wirklich zu dem alten Herrn Vertrauen faßte, — „daß I ich erfahre, in welcher Weise es Nordheim möglich machte, dritten Personen gegenüber — gerade herausgesagt: gegen über dem Herrn Ehrich Werdenberg auf Blendlingen und gegenüber dessen Tochter Wally — mit seiner schändlichen Verleumdung Glauben zu finden." „Ich will Ihnen erzählen, wie der junge Nordheim dem Herrn Werdenberg auf Blendlingen die Sache vorgeführt hat. Was ich gehen werde wird nichts sein, als ein ein facher Bericht des tatsächlichen Herganges dabei." Und nun erzählte Viktor getreulich, wie Nordheim nach Blendlingen gekommen, wie er den Sattlermeister mit gebracht und seinen Beweis für Ludwigs Ehrlosigkeit an getreten und hierauf das Herrenhaus verlaffen hatte. Noch war Viktors Bericht nicht am Ende, als draußen auf dem Korridor ein dumpfes Gewirr leiser, unterdrückter Stimmen und ein schmerzhaftes, näher und näher kommendes Stöhnen vernehmbar wurde. Anfangs achteten weder Ludwig noch Viktor darauf — aber plötzlich wurden sie Beide auf merksam und Viktor unterbrach seine Erzählung um zu lauschen, denn Beide hatten gehört, wie der Name „Nord- henn" war ausgesprochen worden. „Hat er nicht heute ein Duell gehabt?" fragte Viktor zuerst und leise. Ueber die eigenthümliche Zwitterstellung des Papstes, wie dieselbe sich infolge des italienischen Garantiegeietzes gestaltet hat, finden wir in dem neuesten Heft der „Preußische^ Jahrbücher" einige treffende Be merkungen v. Treitschke's. Derselbe setzt in einem länger« Schreiben dem bekannten Professor der Philosophie an der Universität Neapel, Herrn A. Vera die Bedeutung der preußischen Kirchenpolitik auseinander und kritisirt bei dieser Gelegenheit die schiefe Position, in welche die italieni sche Regierung durch das Garantiegesetz sowohl sich selbst wie auch das Papstthum gebracht hat, folgendermaßen: „Zu den obersten Grundsätzen des Völkerrechts gehört die Regel, daß die Staatengesellschaft nur Souveräne oder Unterthanen kennt. Der gesammte friedliche Verkehr der Völker beruht darauf, daß jeder Staat, der sich in seinen Rechten verletzt glaubt, genau weiß, wen er für die Ver letzungei» zur Rechenschaft ziehen soll. Das italienische Garantiegesetz verstößt offenbar gegen diesen Grundsatz. Papst Pius hat deutsche Unterthanen offenkundig zum Auf- . rühr gegen die Gesetze unseres Reiches aufgefordert, er ist " nach deutschem Rechte unzweifelhaft strafbar. Wäre -er noch Landesherr, so könnten wir, wie einst Kromwell in ähnlicher Lage mit günstigen» Erfolge that, einige Kriegs schiffe auf die Rhede von Zivita-Vecchia senden; wäre er italienischer Unterthau, so würden wir von der Krone Italien seine Bestrafung oder seine Auslieferung fordern. Aber nach dem Garantiegesetz ist er weder Souverän noch Unterthan ; die Krone Italien verbürgt ihm seine Unver letzlichkeit und lehnt trotzdem jede Verantwortung für seine daß eine schleunige Unterredung mit Herm Nordheim statt- filldet." „Sie kommen leider zu spät, meine Herren — oder zu früh," entgegnete der junge Mediziner. „Soeben wurde die Kugel entfernt, und bei dem jetzt folgenden Anlegen des Verbandes, während dessen ich Sie nicht darf ein- treten lassen, wird uns der Verwundete in Folge des vorangegangenen starken Blutverlustes entschieden ohn mächtig werden. Indessen, wenn Sie eine kurze Weile sich gedulden wollen, so will ich Sie hier abholen, sobald cs nur möglich ist, Jemand dem Leidenden sich nähern zu laßen." „Noch Eins, Herr Doktor," drängte nun Ludwig. „Halten Sie die Wunde für gefährlich — oder ist das Leben Nordheims außer Frage?" Der Assistenzarzt zuckte in vieldeutiger Weise mit den Schultern. „Wer will darüber ei,» sicheres Uriheil fällen?" sagte er. Die Wunde ist schwer und leider sind edlere Theile : nicht gänzlich unverletzt geblieben." Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörde» zu Freiberg und Brand. , Weise. Wollen Sie das Handeln mir überlaßen?" Tas Stöhnen und Aechzen im Nebenzimmer nahm in erschreckend heftiger Weise zu, wahrscheinlich, weil der Leidende in ein Bett gebracht wurde. Mit diesen Worten wendete er sich ab, und Ludwig und Viktor blieben auf dem Korridor an der Thür zurück. Ludwig war so voller Spannung, daß er an die Möglich keit, in seinem Zimmer den Ruf des Assistenzarztes zu er warten, gar nicht dachte — und Viktor Werdenberg, welcher sehr wohl daran dachte, hütete sich, diesen Vorschlag zu machen, weil er annehmen durfte, daß Ludwig hier auf dem Korridor, wo fortwährend Menschen hin und her gingen, doch nicht auf'S M»te in ihn dringen würde, zu sagen, wer er sei. Das erkannte der alte Herr unschwer, daß die Nennung seines Namens auf seinen Schützling wider Willen unfehlbar »nißtrauenerweckend wirken müße — obschon er, Viktor Werdenberg nicht wußte, daß er dem armen Ludwig verhaßt sei. Wärter kamen und gingen, Becken und Instrumente und Medikamente, Verbandmittel und EiS wurde gebracht, und