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fmöeM IWM und Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg u. Brand. "" " ' ' '' 184. Erscheint i.Freiberg jed.Wochent.Ab. KU. für den and.Tag. Jnser. werden bis V. > l U. für nächste Nr. angen. Sonnabend, den 1V. August. Preis vierteljihrl. 20 Ngr. Inserat» werden die gespaltene Zeile oder derm Raum mit 1 Ngr. berechnet. 1872. 4- Freiberg, den 9. August 1872. Die österreichisch-ungarische Monarchie ist das bevorzugte Land der „Fragen", kaum ist eine derselben — nicht gelöst, denn dazu kommt es selten, sondern — bei Seite geschoben, so drängt sich wieder eine andere in den Vordergrund der Discussion und manch mal stehen sogar mehrere auf der Tagesordnung. Der böhmische Ausgleich und die galizische Resolution sind zn den Acten gelegt und sogar die croatische Frage hat sich ganz unerwartet in Wohl gefallen aufgelöst, nachdem in Ungarn die Deakpartei namhaft ver stärkt aus den Wahlen hervorgegangen ist. Schon glaubten die österreichischen Staatsmänner sich ein wenig verschnaufen zu können, aber siehe da, im Handumdrehen präsentirt sich die Jesuitenfrage und stellt sich neben sie die dalmatinische Frage. Es handelt sich bei dieser letzteren da.um, ob das interessante Küstenland am adria tischen Meere zu Oesterreich oder zu Ungarn gehören soll. Dalmatien liegt eigentlich im Süden von Oesterreich, und da her kommt es vielleicht, daß von der Cultur, die Oesterreich nach Osten zu tragen bestimmt ist, an den slavischen Dalmatiern nichts sichtbar geworden ist. Wie denn das Land nur eigentlich der in's Meer gehende Abhang der schwarzen Berge, d. h. Montenegro'S ist, so sind seine Bewohner, namentlich die südlichen, Stammesgenossen der Czernagorzen, und stehen ganz auf derselben Stufe der Civili- sation, wie dieses biedere Volk von Schweinehirten. Daran sind wir erst neuerlich wieder erinnert worden, als die Zeitungen mel deten, daß die Bocchesen, die in den Gebirgen von Cattaro Hausen, die österreichische Staatsangehörigkeit so gering schätzen, daß sie mit ihren Streithändeln die zuständigen österreichischen Gerichte verschmähen und über die Staatsgrenze nach der Türkei wandern, um dort Recht zu nehmen. Ueber diesen vielleicht nirgends in der Welt mehr vorhandenen Zustand ist man in Wien tief beschämt; allein man kann nichts dagegen machen, seit der tapfere General v. Rodic den letzten Auf stand der Bocchesen mit einem Frieden schloß, der das bocchesische Selbstbewußtsein derart steigerte, daß Beamten, welche die kaiser liche Autorität geltend machen wollen, auf gut montenegrinisch die Nasen, die Ohren, die Lippen abgeschnitten wurden. Es ist daher kein Wunder, daß es in Wien eine Anzahl von Politikern giebt, welche die Abtretung Dalmatiens an Ungam mit einem freudigen „Fort mit Schaden" begrüßen würden. — Allein in Pest ist man trotz der bekannten Weite des ungarischen Staats magens nicht sehr geneigt, sich dieses Opfer bringen zu lasten, denn in Ungam, das jetzt in Folge seines „Ausgleichs" von 1867 einen größeren Umfang hat, als jemals, hat zugleich mit den staatsrechtlichen Oppositionen seiner nunmehrigen slavischen Volks einsprengsel viel zu schaffen, so daß es diese Keime der Revolution und Auflösung nicht noch durch Aufnahme der Dalmatiner stärken will. Auch sind es keineswegs die magyarischen Staatsmänner in Pest, sondern es sind die croatischen Nationalpolitiker in Agram, welche die Einverleibung in Croatien — und- damit in Ungam — verlangen. Der Ehrgeiz dieser Politiker der Zwotobedskrone ist auf Herstellung des „dreieinigen Königreichs" Croatien, Slavo- nien, Dalmatien, gerichtet und die ungarische RegUrung kann Vieser Forderung nicht offen entgegentreten, well ihre Gewährung gleichsam die Prämie sein soll für die Einverleibung Croatien-SlavonienS in den staatsrechtlichen Verband der Länder der Stephanskrone. In Pest sträubt man sich daher nicht gerade gegen die Aufnahme der „dalmatinischen Frage", aber man sagt den Croaten: „Wenn ihr die Würde wollt, so müßt ihr auch die Mrde übernehmen."— und man hat Verhandlungen mit dem Finanzausschuß des croatischen Landtages veranlaßt, durch welche festgestellt werden soll, ob man in Agram im Stande ist, die finanziellen Lasten zu tragen, welche ein dalmatinischer Ausgleich mit Cisleithanien dem Lande Croatien auferlegen würde. Diese Lasten übersteigen allerdings die Kräfte Croatiens, und so giebt man sich in Pest der Hoffnung hin, daß in Agram die Logik der Ziffern die ehrgeizigen Gelüste der Männer der Zwotobedskrone ersticken muß. Sollte dies aber nicht der Fall sein, so würde Ungam schließlich doch wohl zu ernsterem Eingehen auf die Sache genöthigt sein, da die ungarische Regierung mit den croatischen Nationalen immerhin rechnen muß. TageSgeschichte. Berlin, 8. August. Wie die „N. Pr. Ztg." hört, werden zur Zeit der Anwesenheit der Kaiser von Rußland und Oesterreich hierselbst auch die allermeisten deutschen Fürsten anwesend sein. — Der „D. R.-Anz." meldet, daß unsere kronprinzlichen Herrschaften am 4. d. M. in Berchtesgaden den Besuch des Erzherzogs Carl Ludwig empfangen haben. — Die Behändigung der Einberufungsordres an Recruten, Reservisten, Landivehrmänner und Invaliden soll jetzt insofem in veränderter Weise gehandhabt werden, als die Ortsbehörden der Kreise dem königl. Bezirkscommando in demselben sofort die Aus händigung der Ordres an die betreffenden Mannschaften, beziehungs weise die Gründe anzuzeigen haben, aus denen etwa die Ordres nicht ausgehändigt werden konnten, damit Has Bezirkscommando sofort über das eventuelle Ausbleiben von Mannschaften an Be stellungstagen aufgeklärt ist, und andererseits im Falle der Nicht aushändigung der Ordres die erforderlichen Nachforschungen über den Verbleib der betreffenden Mannschaften und Behufs der Be händigung der Ordres an diese rechtzeitig anstellen kann. Orts- behörden, welche diese Mittheilungen an das Bezirkscommando unterlaßen, sollen in Ordnungsstrafe von 1 bis 5 Thalern ge nommen werden. — Das Präsidium der permanenten Commission der euro päischen Gradmessung (Feldmarschalllieutenant A. v. Fligely, Prä sident; Professor vr. C. Bmhns, Schriftführer) hat die Bevoll mächtigten für die europäisch« Gradmeffung zu der in diesem Jahre am 20. September, Mittags 12 Uhr, im Observatorium zu Paris beginnenden Versammlung der Commission eingeladen. — Es sei wiederholt bemerkt, daß die Enthüllung des Jahn- Denkmals nicht, wie bisher in Aussicht genommen war, am Ge burtstage Jahns, sondern schon den Tag vorher, am 10. August, in Berlin erfolgen wird, da der 11 August, als auf einen Sonn tag fallend, wegen der großen Frequenz in der Hafenhaide in keiner Weise als geeignet erschien. Breslau, 6. August. An das hiesige GenerakvmmanLv ist Mern die Mtttheüung gelangt, daß Se. !gi. Hoheit der Feldmar- schall Kronprinz von Sachsen, als Generaiinspector der 1. Armee-