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1018 vom Schweinshinterviertel mit seine« Kauwerkzeügen zu bearbeiten, sticht sich ihm plötzlich Etwas von innen durch den Backen. Heraus- gezogen und näher untersucht, entdeckt man eine mittelstarke Näh- , nadel ohne Oehr, die, schwarz oxydirt, im Fleische verwachsen ge ¬ wesen ist. Wahrscheinlich hat sich dieselbe das Schwein einmal beim Wälzen auf Dünger, wo dergleichen auSrangirte Nähwerkzeuge oft Unterkommen finden, tingestochen und bereits Jahre lang mit sich herumgetragen. In Glauchau hat am 1. Pfingstfeiertage bei dem Kaufmann Herrn Lindemann eine Taufe mit dem Wasser aus dem Jordan stattgesunden. Das Wasser hatte der Großvater deS Täuflings, Renner Kuhn, aus seiner zweiten Orientreise selbst im Jordan ge- schöpst und mit hierher gebracht. — Am 19. Mai ist die Petition, Beschränkung der Jesuiten betreffend, mit ziemlich 1400 Unter- schristen versehen, aus Glauchau abgegangen. Vermischtes. * Am 1. Juli soll, wie das „Naumb. Kreisbl." aus ziemlich sicherer Quelle erfährt, die Zeitz-Altenburger Bahn dem Betriebe Vicht nur für den Güler-, sondern auch für den Personenverkehr übergeben werden. Auch der Bau der Weimar-Geraer Bahn, wel cher von der deutschen Eisenbahn-Gesellschaft übernommen worden ist, wird mit dem 1. Juli beginnen. * Der Erfinder der bereits vor einiger Zeit erwähnten neuen Locomotiv-Bremse, Heberlein aus Bayern, hat von der englischen Regierung 20,000 Lstr. für seine Erfindung erhalten. Noch vor wenig Jahren war Heberlein Lokomotivführer. * Die Polizeiverwaltung in Liegnitz hat folgende Verordnung erlassen: „Fleischer dürfen fortan Köpfe, Füße, Eingeweide und andere dergleichen weniger genießbare Theile des geschlachteten ThiereS als Beilagen zu den Braten und zum Kochfleische nicht mehr mit einwiegen und verkaufen, sondern es müssen vielmehr diese Theile für sich allein und zu besonderen Preisen verlaust werden. Die Nichtbeachtung dieser Verordnung zieht eine Gelc« strase bis zu 5 Thlrn. nach sich. Hierzu wird ausdrücklich bemerkt, daß von setzt ab beim Einkäufe des Fleisches von Seiten des Ge sindes gegen die Herrschast ebensowenig ein Ausdringen, als von Seiten -der Fleischer eine freiwillige Annahme der Beilage fernerhin vorgeschützt werden darf, indem für die Einkaufenden durchaus kein Zwang zur Annahme obwaltet, die verkaufenden Fleischer aber bei jeder sich bestätigenden Anzeige von dem Mrtwiegen einer Bei lage sofort der gesetzlichen Strafe unterworfen sind, ohne mit dem Einwande einer entgegengesetzt getroffenen freiwilligen Ucbereinkunst weiter gehört und entschuldigt zu werden." (L. Tgbl.) * Arge Verwechslung. In einem Dorfe bei Berlin lebte ein altes Ehepaar ruhig von seinem sogenannten Altenthcil. Vorsorg lich hatten die Beiden bereits vor ein paar Jahren, wie dies bei Laudleuten oft der Fall ist, sich ihre Särge angckaust, die, in einem Stall gestellt, vorläufig als Kästen zur Aufbewahrung verschiedener Gegenstände, namentlich von gebackenem Obst und anderen Winter- vorräthcn, benutzt wurden. Kürzlich starb plötzlich der alte Mann. Der in Berlin seiner Dienstpflicht genügende Sohn eilte auf die erhaltene Nachricht zum Begräeniß deS Vaters. Die Mutter hatte bereits sämmtliche Vorräthe in den einen Sarg gepackt und in den anderen weinend ihren langjährigen Schicksalsgefährten mit Hilfe deS bei ihr wohnenden Sohnes gebettet. Der Sarg wurde unter Geläut der Glocken, gefolgt von der trauernden Familie und den Nachbarn, von kräftigen Bauernburschen zu Grabe getragen. Am Nächsten Tage mußte der Sohn in seine Garnison zurück. Die vorsorgliche Mutter wollte ihm etwas von den vorhandenen Vor- räthen mit aus den Weg geben, sie öffnete daher den noch vorhan denen Sarg und fand darin zu ihrem Schrecken — die Reiche ihres ManneS. Die feierlich bestattete VorrathSkammer wurde nun schleunigst wieder auSgegrabcn und an ihrer Stelle die Leiche des Verstorbenen mit einer nochmaligen Leichenrede deS Dorfpredigers emgesenkt. * Aus Breslau berichtet die „Schles. Ztg.": Stiefelmaschine. Inder Schuh-und Stieselfabrik von Bernhard Wohlauer, Tauentzien- stratze Nr. 59, ist jetzt eine Maschine in Thätigkeit gesetzt, mit deren Hilse ein Paar Schuhe oder Stiesel in Zeit von einer Stunde an- gesertlgt werdm kann. Der Erfinder dieser in Amerika palentirten Maschine ist Mr. Lie. Kay in Boston. Der Besitzer der Fabrik ist gern erbötig, jedem sich dafür Jnteressirenden die Besichtigung der Maschine zu gestatten. Die genannte Fabrik bietet übrigens deS Sehenswerthen noch vielerlei, wie z. B. eine doppelte Schuh- und Siiefelabsatzpresse und Stange, eiue Sohlennahtschneidemaschine rc. Täglich liefert die Fabrik 400 Paar Schuhe unv Stiefeln, die nach allen Gegenden Deutschlands, ja sogar bis Holland verscr det werden—Lsr-Besitzer der Fabrik beschäftigt gegenwärtig trotz jene» menschliche Arbeitskräfte ersetzenden Maschinen etwa 200 Arbeiter und Arbeiterinnen. * Limburg a. d. Lahn. Das große Dorf Niederbrechcn (mit Stadtgercchtigkcit, 1400 Einw.), im hiesigen Amtsgerichtsbezirk, ist seit 1. Mai, Abends 6 Uhr, fast vollständig eingeäschert. Es sind 96 Wohnhäuser ein Raub der Flammen geworden; außer diesen etwa 110 Scheunen und Stallungen, so daß ca: 200 Gebäude in der kurzen Zeit von kaum 12 Stunden von dem Feuer vertilgt wurden. Des furchtbaren Elementes konnte man deshalb nicht Herr werden, weil es an Wasser mangelte und der Wind das Feuer weiter trug. Die Noth in dem sonst wohlhabenden Dorfe ist groß, da fast drei Viertel der Einwohner obdachlos sind. Heute wurden hier Unterstützungen aller Art für die armen Unglückltchen gesammelt. Durch das schnelle Umsichgreifen deS FeuerS konnte fast gar nichts aus den Häusern gerettet werden; so ist u. A. sämmtliche Inventur der Bürgermeisterei mit den Lager- und Steck büchern ebenfalls verbrannt. * JrkutSk. Nach der im vorigen Jahre im nördlichen Sibirien stattgehabten Volkszählung ist die dort ansässige samojedische Be völkerung bereits bis auf 7000 Seelen zusammengeschmolzen, was im Vergleich mit den Nachweisen früherer Jahre den Beweis liefert, daß die Bevölkerung mit Riesenschritten ihrem gänzlichen Untergange cntgegengeht. Kirchliche Nachrichten. Prediger. I^est. Drinit. Predigttexte: Vorm, a) 1. Joh. 4, 12—16; b) 1. Cor. 2, 10.11.; c) 2. Cor. 13, 13; Nachm. Apostelgesch. 2, 38. 39. Dom: früh 9 Uhr, Herr Superintendent Merbach. — Beichte und Commumon früh 7 Uhr, Derselbe. Petri: früh halb 9 Uhr, Herr Pastor Walter. — Nachm. 1 Uhr, Herr Ome. Reinhold. — Beichte und Commumon früh UtUd 7 Uhr. Nicolai: früh halb 9 Uhr, Herr Pastor Sturm. — Beichte und Communion früh 7 Uhr. Jacobi: früh halb 9 Uhr, Herr Pastor Rosenkranz. — Beichte und Communion früh 7 Uhr. — Nachm. 1 Uhr, Ge- stistSpredigt. Katholische Kirche. Vormittags 9 Uhr: Hochamt und Predigt. - Nachonttags-GotteSdienst 2 Uhr. Berichte der Produktenbörse. Chemnitz, 22. Mai. Getreide: Weizen pr. 1000 Kilo netto je nach Qualität 82—92 Thlr.; Roggen ditto 60—64 Thlr.; Erbsen ditto 58—66 Thlr.; Gerste ditto 56-63 Thlr.; Hafer ditto 50-5S Thlr. — Feinste Sorten über Notiz. — Mehl: Weizen Nr. 00: 13j bis 13§ Thlr., Nr. 0: 12^—13 Thlr., Nr. 1: 10Z—11^ Thlr. »r. 100 Kilo netto; Roggen Nr. 00: — Thlr., Nr. 0: 9^—9 z Thlr., Nr. 1: 8H—0 Thlr. pr. 100 Kilo netto. — Sp.rituS: loco pro 10,000 Ltterprocent 23^ Thlr. Geld. Berlin, 23. Mai. Weizen loco 73—87 Thlr. G., pr. Mai 86^, September-October 75^, 5000 gek. — Roggen loco 53^, pr, Mai 54, Mai-Juni 54, September-October 53j, 28,000 gek., . Spiritus loco 23^, pr. Mai-Juui 23/^, Juli-August 23^, September- October 20§, 10,000 gek. — Hast! loco , pr. Mai 46z, Mat- Ium 46. — Wetter: Wolkig. Verantwortlicher Redacteur E. Mauckisch in Freiberg. Lrl-kaleuder. Kaiserliche Telcgraphen-Station, Burgstraße Rr. 247, 1. Etage, täglich geöffnet von früh 7 bi- Abend« 9 Uhr. Sparcaffe täglich geöffnet Nachmittags von 2 bi- 5 Uhr. Leihcaffe geöffnet Montag-, Mittwochs, Freitag- und Sonnabend- l» den Vormittagsstunden. Alterthums-Museum (Kaufhaus, 2. Etage) regelmäßig geöffnet! Sonntags, Vor- und Nachmittag-, sowie Mittwochs und Sonnabends, von Nachmittags 2 Uhr an. — Außer dies« Zeit erfolgt dir veffnung »ach Meldung beim Hausman». Hönigli vorläuf welche enthalt' sichtnah gerichtl' im ged hiesige die in weisst An > ^«hnh ich d°vt z Mes H°ßpl. 6-t »°n y, ' 3