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Rouher wird eS an der Kehrseite beS Satzes, daß die allgemeine Wehrpflicht die Wiederoufrichtung Frankreichs vorbereiten würde, nicht fehlen lassen und diese lautet: Wer die allgemeine Wehrpflicht dem Lande vorenthält, der hindert die Wiederaufrichtung, desselben und verräth die Interessen Frankreichs. — Sämmtliche auf Fort Bayard internirten Berurtheilten, darunter Rochefort, sind eingeschifft worden,, um nach Neu-Caledonien transvortirt zu werden. Madrid, 20. Mai. Vom Aufstand liegen folgende Meldungen vor: Der Cabecilla Peralta ist in der Provinz Saragossa gefangen genommen worden. Die Bande des Pfarrers von Alcadon (Provinz Toledo) wurde geschlagen; sie verlor drei Toote und mehrere Ge fangene. Der General Mariones ist auf der Verfolgung der Bande des Carasa von Saloaderro in der Richtung von Alsasua auSgerückt. Die „Correspondencia" sagt, daß in Folge gewisser von dem General Mortones gestern und heute ausgeführter Be wegungen die Bande des Cuivillas sich in mehrere Bruchtheile auf gelöst und nach verschiedenen Richtungen zurückgezogen habe, um einen Kampf zu vermeiden. In der Provinz Asturien gab eS keine aufständischen Banden mehr. Der General Lelona hat die Bande des Aiava zerstreut und ihr vier Gefangene und 56 Gewehre ab- genowmen. 59 Carlisten haben sich in Onate und 4000 in Villars unterworfen. Eine Bande von 1000 Carlisten rst in demoralrstrtem Zustande und ohne Führer durch Segura gekommen. Es geht das Geiücht, daß die Radikalen heute im Congreß ihren Austritt anzeigen werden; doch ist hierüber nichts Sicheres noch bekannt. (In einer Parteiversammlung am 16. d. wurde noch beschlossen, die Entscheidung betreffs des Rücktritts zu vertagen.) Washington, 22. Mai. Horace Greeley hat einen Brief ver öffentlicht, worin er erklärt, er nehme die ihm angetragene Can- dwatur zur Präsidentschaft an und werde sich, falls man ihn wähle, nicht als Präsident blos einer Partei, sondern des ganzen Volkes fühlen. Greeley hebt in dem Schreiben noch besonders hervor, wie die Zeit gekommen sei, wo Norden und Süden daS ernstliche Bestreben beseelen müsse, sich über dem durch den letzten Krieg ge schaffenen Abgrund, welcher sie schon zu lange trenne, friedlich die Hände zu reichen. Montcviüco, 15. April. Am 6. April wurde endlich der Friede zwischen den beiden seit 2 Jahren sich bekriegenden Parteien durch Vermittelung det argentinischen Regierung unterzeichnet. Die Colorados bleiben am Ruder, gewähren nun aber den BlancoS, welche seit Beginn des Paraguaykrieges durch Fiores mit Hufe Brasiliens gänzlich verdrängt waren, folgende Concesfivnen: Vie oberste Verwaltung von 4 wichtigen Departements wird angesehenen BlancoS übergeben und diese haben sodann nach Landesgebrauch bei den bevorstehenden Wahlen das Resultat für ihre Partei sicher; allgemeine Amnestie ist selbstverständlich, die Offiziere des Revo- lutionSheereS behalten den Rang, den sie vor Beginn des Krieges hatten; der Revolutionscomil« erhält eine halbe Million Dollars als Kriegsentschädigung. Bei den vielen hier zu Lande vorüber gegangenen Revolutionen ist diese die erste, bei der, ohne fremde Intervention oder gänzliche Niederlage der einen Partei, nach mehr jährigem Kampfe die an Kräften und Schwächen etwa gleich starken Parteien sich schließlich erschöpft die VerjöhnungShand reichten. Auf wie lange, ist freilich eine andere Frage. Sachsen. Freiberg. Oeffentliche Gerichtssitzung den 31. Mai Vormit tags 9 Uhr, zur Einspruchsverhandluug in der Untersuchung wider Christiane Wilhelmine Greysenhagen in Brand wegen Beleidigung; Vormittags H10 Uhr, zur Emspruchsverhandlung in der Unter suchung wider Johann August Müller in VoigtSdorf wegen Be leidigung; Vormittags 10 Uhr, zur Einspruchsverhandlung in der Untersuchung wider Minna verehel. Süß in Freiberg wegen Be leidigung; den 4. Juni, Vormittags 9 Uhr zur Hauptverhandlung in der Untersuchung wider Carl Ehregott Richter in Freiberg wegen Betrugs. — 1. Brand. Am 21. d. M. hatte sich die ca. 40 Jahre alte Ehefrau deS Wirlhschastsbesitzer M. zur Steinbrückmühle bei Frauenstein aus ihrer Wohnung entfernt, und wurde am 22. in den naheliegenden Staatswaldungen, genannt Bellmanns Wald, er hängt aufgesunden und gerichtlich ausgehoben. Das Motiv, welches die Unglückliche dazu bewogen hat, ist gänzlich unbekannt. -s- Dresden, 23. Mai. Der heute nach 9 Uhr eröffneten Sitzung der ersten Kommer wohnten die StaatSminisier v. Friesen, v. viejütz Wallwitz und Abcckcn bei. Die Tribünen waren leer, die Plätze der Kammer selbst von nur 30 Mitgliedern besetzt. Präsident v. Zchmen leitete die Verhandlung mit dem Hinweis auf die Noth- Wendigkeit der gegenwärtigen Einberufung des Landtags ein. Ob gleich für manche Mitglieder der Kammer der Stuf unbequem ge wesen sein möge, so müsse man doch der Regierung Dank sagen, daß sie diese» Weg betreten, um damit die Herbstsisston abzukürzen und dem Lande größere Kosten zu ersparen. — Hierauf folgte ein ziemlich langer Registrandenvortrag, sowie die Verlesung deS k. Decrets, auf Grund dessen die Kammern sich heute versammelten. — Auf Vorschlag deS Directoriums beschloß die Kammer in so fortige Berathung über das Dccret zu treten, womit die Regierung ihr Einverständniß erklärte. — Die bereits gestern mitgetheilten Anträge deS Directoriums erhielten noch eine mündliche Begründung und Erläuterung durch den Präsidenten. Derselbe hob namentlich hervor, daß man nicht sämmtliche Deputationen, wie das Decret zulasse, einberufen möge, denn dann wäre die Vertagung selbst fast nutzlos. Als zweckmäßig empfehle sich nur die Einberufung sämmt- licher Deputationen 8 Tage vor dem Zusammentritt des Landtags. — Eine Debatte über die Anträge fand nicht statt. Staatsminister v. Friesen erklärte das Einverständniß der Regierung mit denselben, nur fügte er den Wunsch bei, daß die Deputationsvorstände der Regierung Kenntniß von der Einberufung der Deputationen geben möchten, damit Commissare bestellt werden könnten. — Hieraus trat die Kammer einstimmig den Anträgen bei, womit die Sitzung schloß. s Dresden, 23. Mai. Nach Schluß der ersten Kammer eröffnete Präs. l)i. Schaffrath die Sitzung der zweiten Kammer mit einigen Worten deS Willkommens, woran sich der Registranden- Vortrag, 46 Nummern umfassend, schloß. Dieselben Herren Minister, welche in der ersten Kammer anwesend waren, wohnten auch der diesseitigen Sitzung bei. Abg. vr. Wigard rügte, daß die Regierung nicht rechtzeitig die Präsidien beider Kammern von der Wieoereinberufung deS Landtags in Kenntniß gesetzt und damit die Möglichkeit gegeben habe, schon gestern die Sitzung anzuberaumen. StaatSminisier v. Friesen entgegnet, daß die Abwesenheit Sr. Maj. deS Königs dies unmöglich gemacht habe. In künftigen Fällen werde die. Mittheilung an die Präsidien früher erfolgen. Auf den - Wunsch des Präs. 0r. Schaffrath, künftig den Landtag zu einer bestimmten Stunde einzuberusen, erklärt der Herr Minister, man möge in die neue Landtagsordnung eine derartige Bestimmung auf nehmen. — Nunmehr zur Berathung deS k. DecretS vom 22. d. Bits, übergehend, motivirte Referent Abg. Schreck folgende An träge: Die Kammer wolle beschließen, den ihr mitgetheilten Be schlüssen der ersten Kammer auf das Allerhöchste Decreh vom 22. d. MtS., den Zusammentritt der Deputationen während der Ver tagung der Ständcversammlung betreffend, mit folgenden Ergän zungen und Zusatzanträgen beizutreten: 1) Daß daselbst hinter den Worten unter 8 Seiten der zweiten Kammer eingeschaltet Werder a) die außerordentliche Steuerreform-Deputation und b) ev. die außerordentliche Deputation für Revision der Landtagsordnung; 2) daß ebendaselbst unter 8 a) hinter den Worten: „ihrer Verant- Wortung" eingeschaltet werde: „sowie unter Vernehmung mit den unter c erwähnten Directorialmitgliedern"; b) hinter den Worten: „sämmtliche übrige" eingeschaltet werde daö Wort: „ordentliche", anstatt der Worte: „8 Tage" zu setzen: „nach Verhältniß der noch zu erledigenden Arbeiten"; 3) daß sür den Fall der Annahme deS oben unter 1b gestellten Antrages am Schluffe noch hinzugefügt werde: «) zu erklären, daß die im Beschlusse der ersten Kammer unter 8 b genannte Deputation sür den Fall der Vorlegung des Entwurfes einer Landtagsordnung vor dem Wiederzusammentritt der Kammern zur Berichterstattung hierüber beaustragt werde. — Nach längerer Debatte, an der sich die Abgg. Ludwig, Schreck, Biedermann, v. Hausen, Haberkorn, Präs. vr. Schaffrath und Staatsminister v. Friesen bethciligten, trat die Kammer mit allen gegen eine Stimme (Ludwig) diesen Anträgen bei. Nachmittags ^2 Uhr kam die erste Kammer zur zweiten Sitzung zusammen und nahm die jenseits beschlossenen Modifikationen auf Vorschlag ihres PräsivmmS einstimmig ohne Debatte an. Eine halbe Stunde spater tagte wiederum die zweite Kammer. Präsid. vr. Schaffrath constatirte, daß nunmehr formell und materiell volles Einvernehmen zwischen den Beschlüssen beider Kammern herrsche. — Nachdem daS HauS noch das Directorium mit Ab- ' fassung und Absendung der ständischen Schrist beauftragt, wurde die Kammer vom Finanzminister bis auf Weiteres vertagt. In der ersten Kammer geschah die Vertagung 5 Uhr Nachmittags, nachdem zuvor die ständische Schrift vorgelefen und genehmigt war. — Wegen erfolgten Ablebens Ihrer Königs. Hoheit der Frau Amalia Maria da Gloria Augusta, Prinzessin der Niederlande, Herzogin zu Sachsen, wird am königl. Hofe eine Trauer auf eine Woche, vom 23. bis mit 29. d. Mts., angelegt werden. « , Meißen, 17. Mai. Wie man selbst beim Essen von Well fleisch m Gefahr kommen kann, gleich dem italienischen Gabelver« schlucker schneidende und stechende Dinge zu verschlucken, beweist ein in diesen Tagen in einer hiesigen Wirthschast vorgekommener Fall. Als der Betreffende gerade im Begriff ist, ein schönes, fettes Stück