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Eßlingen. Na» eingehender verathang wurden die Tage vom 4 —6. August für da« Fest bestimmt, darauf dann das für den Festplatz auSersehene Terrain inspicirt und für durchaus geeignet befunden. München. 22. April. Die zweite Kammer hat heute den bayerischen MilitLretat im Betrage von 19,076,748 Fl. genehmigt, den Gesetzentwurf, die Gewährung eines außerordentlichen CreditS im Betrage von 10400,000 Fl. für Militärzwecke auf die Zeit vom 1. April bis 31. Juli 1871 betreffend, angenommen, ferner daS Postulat der Regierung von 14,338 800 Fl. zur Vervollstän digung deS bayerischen StaatSeisenbabnnetzeS und endlich eines dergleichen von acht Millionen zur Ergänzung und Vermehrung deS EisenbahnfahrmaterialeS bewilligt. Wien, 22. April. Die „Wiener Abendpost" versichert aus's Bestimmteste, daß weder zwischen Oesterreich und Rußland anläßlich der galizischen oder irgend einer andern Frage irgendwelche Er örterungen oder Mißstimmungen stattfanden, noch konnte der russische Gesandte, Herr v. Novikoff, die ihm zugeschriebene Mission gehabt haben, durch seine Pester Reife den Fortbestand der nicht gestörten guten Beziehungen Rußland« zur Monarchie demonstrativ zu be« weisen. Der russische Gesandte besuchte, gleich den übrigen Ver tretern der fremden Mächte, die ungarische Hauptstadt lediglich auS Anlaß der feierlichen Schließung deS Reichstags. Bukarest, 23. April. In der Ansprache deS Fürsten Karl an die Minister in Beantwortung der dargebrachten GeburtStagsglück- wünsche betont der Fürst den unabänderlichen Entschluß, die bezüg lich Rumäniens übernommene Mission ohne Wanken zu Ende zu führen. Alle Gerüchte der auswärtigen Blätter über seine angeb liche Abdankung wurden hierdurch entschieden als völlig grundlos bezeichnet. Frankreich. Das „Bien Public", das bekannte Organ des Herrn Thiers, enthält einen längeren Artikel — er trägt die Ueber- schrist „oruits 6e xuerre" —, worin die Bonapartisten wegen ihrer fortwährenden Umtriebe und Jntriguen äußerst scharf ange griffen werden. „Die Regierung" — so beginnt dieser Artikel — „hat sonderbare Feinde. Man hat nicht den Versuch der bonapar- tistischen Presse vergessen, Herrn ThierS die Verantwortlichkeit für den Krieg von 1870, oder zum wenigsten die für die militärischen Nichterfolge zur Last zu legen, indem man ihn anklaqte, das be kämpft zu haben, waS Herr Rouher seine patriotischen Befürch tungen nannte, und den gesetzgebenden Körper weis gemacht zu haben, daß die Rüstungen Preußens weder so beträchtlich, noch so schrecklich seien, als der Vicekaiser glauben macken wolle. Wenn die öffentliche Meinung dielen frechen Anklagen nicht hätte Gerech tigkeit widerfahren lassen, so würden die Lobredner des Kaisers be wiesen haben, daß dieses unfreiwillige Regime nur gezwungen den Krieg erklärt habe, und daß, wenn wir weder zum Angriff noch zur Vertbeidigung bereit waren, dieses daher komme, weil Herr ThierS und die Opposition so zu sagen den großen Feldherrn, der damals über Frankreich regierte, gezwungen haben, die Feindselig keiten vor der Organisation der Streitkräfte zu beginnen." Nach dieser Einleitung kommt dann das „Bien Public" auf daS neue Manöver der Bonapartisten zu sprechen, welches darin bestehe, einen nahen Zusammenstoß mit Preußen in Aussicht zu stellen, und zählt alle beunruhigende Gerüchte auf, welche dieselbe in dieser Beziehung den englischen und auch deutschen Blättern entnehmen oder auch selbst fabriciren. „Wir wollen und dürfen" — so fäbrt das „Bien Public" fort — „nur auf das antworten, was das Publicum für ernst nehmen kann, nämlich auf die Revanchegelüste, welcher man die Regierung zeiht, und die Gereiztheit, die Vorbe- reitungen, welche man Herrn v. Bismarck zuschreibt. Eine einfache Darstellung der Thatsachen wird hinreichen, um darzuthun, bis zu welchem Punkte die Befürchtungen, wenn sie wirklich in Deutsch land oder Frankreich vorhanden find. — bis zu welchem der Er findungsgeist dem Parteigeiste zu Hülfe kommt. Antwortete der einstimmige Beifall, mit welchem die Rede des Herrn Thiers vom 31. März in der Kammer ausgenommen wurde, nicht besonders aus die friedlichen Versicherungen, welche nicht allein durch diese ehrlichen Worte, an denen man nicht zweifeln darf, beglaubigt, sondern die auch von dem Bilde garantirt werden, welches er von den wohlwollenden Gesinnungen und dem vollen Vertrauen Europa'S , Konnte in jener noch so schwierigen und mühsamen Reconstllmrung der Armee die Kammer und das Land etwas An deres sehen als den nothwendigen Zweck, die heilige und strenge Aufgabe, Frankreich zugleich wieder in Besitz seiner nationalen und seineö Jahrhunderte alten Gleichaeivlchteö ru setzen, welche beide unmöglich verwirklicht werden können, wenn neben dem zu rückeroberten moralischen Ansehen der aufrecht erhaltenen intellectuellen Ueberlegenheit und neben dem allen Zweigen der Thätigkeit und allen Hilfsquellen der Größe zurückgegebenen Aufschwünge nicht das mili tärische wie daS bürgerliche Element seine für die Stellung Frankreichs in der Welt unumgänglich nothwendige Entwickelung wiederfände? Wie kann man darin kriegerische Bestrebungen sehen, die, wir wiederholen eS förmlich, auf keiner Tbatsache, d. h. auf keiner Wahrscheinlichkeit beruhen? Und waS die Schlüsse der nämlichen Art anbelangt, die man auS dem beständigen und speciellen Eifer, welchen Herr ThierS auf alles überträgt, waS die Armee betrifft, zieht, bekennt sich diese patriotische Seele fast seit einem Jahrhundert nicht zur nämlichen Liebe und zum nämlichen Stolz? Sind seine Gefühle und seine Sprache heute, wo er Staatsoberhaupt ist und zu Gunsten dieser Armee handeln kann, welche ihre UnglückSsälle ihm noch themer gemacht haben, — find sie anders, als zur Zeit, wo er nur für sie schreiben und sprechen konnte? Die Anhänger des Kaiserreichs sollten aber die Letzten sein, ihm daS. waS sie seinen Militarismus nennen, vorzuwerfen, und nicht die Vorwürfe vergessen, welche er von 1863 an nicht allein der Regierung machte, deren Fehler er ausdeckte, sondern auck seinen eigenen College« von der Opposition, welche er wegen ihres Verlangens, das Kriegsbudget zu reduciren, und wegen ihrer beredten Declamationen gegen die vermanenten Armeen tadelte. Man begreift wohl, daß, da diese Erinnerungen die sichtbarste Berurtheilung der Blindheit und Kühnheit sind, welche als definitives Resultat zuerst die Schwächung und dann die Vernichtung unserer Armeen hatten, die Lobredner dieses Regimes die öffentliche Meinung irre zu leiten suchen, indem sie die Rollen verwechseln und der Gesckickte bis zu dem Punkt Gewalt anthun, um zu behaupten, daß es die Opposition ist. welche Preußen den Krieg erklärt hat- Alles dieses ist nickt ernsthaft. DaS. was aber viel ernster ist. was selbst einen besonders gehässigen Charakter hat, ist, die öffentliche Meinung dadurch umsonst zu beunruhigen, daß man aus den schmerzlichsten Beschwerden gegen das Kaiserreich eine Waffe macht und in Vorbereitungen zu einem zweiten Kriege die Anstrengungen umgestaltet, welche man versucht, um die Ruinen, die dasselbe verursacht, wieder herzustellen und die Schmach desselben auszulöschen." — Betreffs der angeblichen Verwickelungen zwischen Deutsch land und Frankreick wird der „Times" auS Paris telegraphirt: Die alarmistiscken Gerüchte rufen hier allgemeines Erstaunen her vor. Graf Arnim hat Berlin noch nicht verlassen, und das Datum seiner Ankunst ist gar noch nicht festgesetzt. In den bestunterrich teten Kreisen ist Nichts bekannt, was diese alarmistischen Gerüchte auck nur im Geringsten recktfertigen könnte. Die franzöfiscke Re gierung hat bis auf die gegenwärtige Zeit die stärksten Versickerungen der Gewogenheit der deutschen Behörden erhalten. Die Posicon- vsntion wird ganz gewiß ratificirt werden, und der Paßzwang an der deutschen Grenze wird binnen Kurzem aufhören. Außerdm ist die französische Regierung vorbereitet auf Unterhandlungen ein zugehen, betreffs Zahlung der drei Milliarden, und was die Frage des Contingents und der militäriscken Organisation anbetrifft, welche nichts weiter als die praktiscke Durchführung der von M. Thiers beständig ausgesprochenen Ansichten sind, so hat die deutsche Regierung die befriedigendsten Versicherungen erhalten. Bern, 22. April. Die Rechnung über die durch die Jnter- nirung der französischen Ostarmee verursachten Kosten ist nunmehr aufgestellt. Die der Schweiz erwachsenen Ausgaben beziffern sich hiernach auf 12,154 396 Fr. Von dieser Summe schuldet Frank reick. nachdem dasselbe bereits 6,682,584 Fr. bezahlt hat, weitere 1,154,459 Fr. durch den Erlös auS verkauften Pferden, sowie 160,646 Fr. auS verkaufter Fourage gedeckt worden find, noch den Restbetrag von 4,156 706 Fr. Vom Bundesrathe ist heute die durch das Militärdepartement vorgeschlagene Eintheilung des schwei zer Bundesheeres in 9 Armeedivifionen genehmigt worden. Madrid, 22. April. In Navarra, Quipuzcoa, Teruel und Huesca haben Carlistische Erhebungen stattgefunden unter dem Rufe: „Es lebe Carlos VII.! Tod den Liberalen!" Bewaffnete, von Geistlichen geführt, erscheinen in den Straßen. Die Regierung hat energische Mittel ergriffen. Die bewaffnete Macht.zeigt überall Treue für d«s Gouvernement. Vermischtes. * sDie Wackt am Rhein auf den Sandwicks-Jnseln.s Die Trikolore wird die Reise um die Erde machen, verkündeten einst die Franzosen der Welt, aber sie erbleichte schon auf den Eisfeldern Rußlands. Unser patriotischer Schlachtgesang von 1870 hat sich jedoch schon in Honolulu eine Heimath gegründet, indem uns von unserm LandSmanne E. Streby eine in hawaiischer Sprache geschriebene Zeitung „Nuveha Kuokoa", die, nebenbei gesagt, an brillanter Ausstattung ihres Bleichen in Europa sucht, zugegangen ist, welche ein woblgetroffenes Bild unseres Kaiser« enthält, sowie unsere „Wacht am Rhein" im englischen Text nach I. G. Smith in London, übertragen ins Hawaiische, nebst dem Noten« Text. „Xe Xiui Nu X» Alulivai Xiue" singen also unsere Freunde unter den Eingebornen jener entfernten Region! Verantwortlicher Redakteur E. Mauckisch in Freiberg.