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sreiöerger Jitzeiger und Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter und der Stadträche zu Freiberg u. Brand. Preis vterteljährl. 20 Ngr. Inserate Q werden di« gespalten« Z«il« oder derm I Kt Raum mit 8 Pf. berechnet. * Ms. ^°S4 Donnerstag, den 23. April Erscheint i. Freiberg jed. Wochen«. Ab. 6 U. für den and. Tag. Jnser. werden bi» V. II U. für nächste Nr. angen. ^i! ..... than and für die Einführung des Föderalismus der Boden geebnet. — Organe der Czechen prophezeien einen baldigen Sturz Andrassy'S und Auersperg'«, während Regierungsorgane diese Prophezeihunge« als Chimären hinstellen. Aber wer hat je auf ein Vierteljahr hinaus die Entschließungen des Kaisers Franz Joseph berechne« - können? 4- Freiberg, 24. April 1872. Nicht nur die westliche, auch die östliche Hälfte der Habsburg« lothringischen Monarchie liegt in Zuckungen, welche im hohen Grade gefährlich werden können. Wir wollen für heute absehen von den nationalen Oppositionen, wie sie im Schooße des kürzlich geschlossenen ungarischen Abgeordnetenhauses auftraten, und nur die letzten Thaten der Linken, jener Männer von 1848, in's Auge fassen. Diese Opposition richtet sich gegen die Schöpfung der Deak« Partei gegen das Ausgleichswerk von 1867 und steuert vorerst auf die Einführung der reinen Personal-Union loS. .Die Geltung deS Ausgleichs läuft bekanntlich mit dem Jahre 1877 ab und der gegenwärtig am StaatSruder befindlichen Partei muß es darum zu thun sein, denselben aus eine weitere Reihe von Jahren sicher zu stellen. Zu diesem Zwecke brachte das ungarische Ministerium im Reichstage einen Wahlgesctzentwurs ein, der eine fünfjährige Mandatsdauer stipulirt und bei dessen Annahme die nächsten ReichStags- wahlen erst in das Jahr 1878 fallen würden, so daß die Deak- Partei im Jahre 1877 noch eine Erneuerung des Ausgleichsver trages bewirken könnte. Aber diese Partei hatte ohne die Geschäftsordnung des Abge ordnetenhauses gerechnet. Diese gestattet nämlich den Abgeordneten unbeschränkte Redefreiheit, deren Mißbrauch denn auch in der Wahlge setzfrage zu einem parlamentarischen Scandal ohne Gleichen geführt hat. Ueber sechs Wochen lang unterhielt nun die Linke die Debatte mit den ausschweifendsten und unsinnigsten Reden, ohne nur mit der Einleitung des Entwurfes, welcher 105 Paragraphen zählt, fertig zu werden. Der Reichstag wurde am 16. d. M. geschlossen und die Thronrede gab unverhohlen dem Bedauern der Regierung über diese Taktik der Linken Ausdruck. In der Rede, die da gehalten wurde, ist zwar der dem Entwürfe anhaftende Mangel an Freisinnigkeit — der unter Anderen auch in der Beibehaltung des CensuS bestehen soll — in den Vordergrund gestellt, aber in dieser Richtung hätte die Deak-Partei sehr gern mit sich handeln lassen, sofern die Linke sich dazu herbeigelassen. Sie wollte lediglich die Einführung des fünfjährigen Mandats verhindern, in welchem Punkte die Deakpartei natürlich nicht nach geben kann, will sie ihr eigenes Werk, den Ausgleich, nicht der Zerstörung preisgeben. Die Deak-Partei hofft von dem im Juli dieses Jahres statt findenden Wahlen eine namhafte Verstärkung ihrer Reihen; aber die gleiche Hoffnung beseelt auch die Linke. Erst der AuSgang des Wahlkampfes, der jedenfalls ein äußerst hartnäckiger werden wird, dürfte über die nunmehrige Stärke der Parteien volles Licht ver breiten. Daß die Umtriebe der magyarischen Linken Wasser auf die Mühle der widerspenstigen Slaven, Czechen und Kroaten gießt, liegt auf der Hand. Auch die Czechen und ihre stillen AssociöS wollen ja den Sturz des Ausgleichs von 1867, das heißt, den Sturz des dualistischen Systems, dessen Einführung dem Grafen Beust so unendliche Mühe und schließlich noch die Reichskanzler würde gekostet hat. Wenn eS der magyarischen Linken gelingt, die Verfassung zu stürzen, so ist damit auch die Arbeit der Czechch ge. Tagesgeschichte. Berlin. Für das Reichskanzleramt des deutschen Reiches ist der Etat auf das Jahr 1873 in der Vorlage an den Reichstag folgendermaßen festgestellt: 1) Reichskanzler, incl. 6000 Thlr. Re präsentationskosten (außerdem freie Dienstwohnung) 18,000 Thlr. Dienstbezug ; 2) Präsident des Reichskanzleramtes (außerdem freie Dienstwohnung) 12,000 Thlr.; 3) zwei Directoren, je 5000 Thlr.; 4) neun vortragende Räthe mit 3300 Thlr. bis 2500 Thlr., im Durchschnitt 2900 Thlr.; 5) fünf ständige Hilfsarbeiter mit 2000 Thlr. bis 1800 Thlr., im Durchschnitt 1900 Thlr.; 6) ein Bureau vorsteher 1800 Thlr , außerdem für Wahrnehmung der Geschäfte eines Bureauvorstehers für den Bundesrath 400 Thlr.; 7) ein undzwanzig expedirende Secretäre, Calculatoren nnd Registratoren mit 1800 Thlr. bis 1000 Thlr., im Durchschnitt 1400 Thlr.; 8) ein Canzleivorsteher mit 1400 Thlr. und dreizehn Canzleisecretäre mit 1100 bis 600 Thlr., im Durchschnitt 850 Thlr.; 9) zwanzig penfionsberechtigte Unterbeamte mit einem Gesammtgehalt von 8950 Thlr. An anderen Ausgaben find eingestellt: Reichshauptcaffe 2400 Thlr, Dispositionsfonds zur Annahme von Hilfsarbeitern rc. 7850 Thlr., zu Geschäftsbedürfnissen, Diäten und Reisekosten 22,590 Thlr., Unterhaltung des Dienstgebäudes und Gartens 1000 Thlr., für die Controle der Zölle und Verbrauchssteuern 146,000 Thlr., für das statistische Amt 29,700 Thlr., für die Normal-AichungS- Commisfion 9750 Thlr., für Verwaltung der Reichsschuld 1700 Thlr., für Pensionen und Unterstützungen, für die Angehörigen der vormaligen schleswig-holsteinischen Armee, für das Germanische Mu seum in Nürnberg rc. 152,400 Thlr. für Abfindung in Folge Auf hebung der Elbzölle 92,038 Thlr., für das Bundesamt, für daS Heimathswesen 5000 Thlr. und endlich für den allgemeinen Dis positionsfonds 40,000 Thlr. Alles in Allem ergiebt daS einen Gesammtbetrag der Ausgaben von 631,698 Thlr. — Aus Metz schreibt man dem „Niederrh. Kurier": Wie wunderbar das Spiel des Zufalls manchmal waltet, erhellt auS Folgendem: Vor langen Jahren lernten sich in Spanien zwei tüchtige Offiziere gegenseitig schätzen und wurden die intimsten Freunde. Der tückische Zufall will, daß sie im Kriege 1870/71 als Oberfeldherren feindlicher Armeen einander gegenüber standen, General Faidherbe war der Generalissimus der französischen Nordarmee, ihm gegenüber stand sein intimer Freund, der preußische General von - / Göben. Nach dem Friedensschlüsse besuchten Beide sich sehr ost ft» Amiens. Bonn, 22. April. Nachdem der provisorische Ausschuß, der vor längerer Zeit zusammengetreten war, um die Borstagen hin sichtlich des hier zu feiernden vierten deutschen Turnfestes zu er örtern, zu dem Resultat gekommen war, daß es für Bonn möglich und unter den gegebenen Umständen geboten erscheine, das von dem CentralauSschusse des deutschen TurnverbändeS angetragene acceptiren, ging man sofort dazu über, öu schaffen. Letzteres trat dieser Tage zum ersten Male zusammen und wählte auS seiner Mitte den Ge- mraldirector des Bonner Bergwerks- und Hüttenvereins vr. Bleibtreu zum Festpräsidenten. In Gemeinschaft mit dem Fest- comltv tagte gestern hier der engere Ausschuß des deutschen Tura- verbande- mit dem Bundespräsidenten Rechtsanwalt Georgi au-