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Nr. S8. Großenhainer Unterhaltung-» und Auzeigeblatt. Seit« S. digungen der „Times" gegen den Führer Parnell von dessen Freunden und von den Anhängern Gladftone's ausgenommen Worden sind, eine Bestätigung der Anklage erblickt. Außerdem erregt die künstliche Berzögerung der Berathung der irischen Strafrechtsbill im englischen Unterhause große Verstimmung gegen die Parnelliten, die das Obstructions-System selbst bei der jetzigen strafferen Geschäftsordnung fortzusetzen verstehen. Die Regierungsfreunde sind überzeugt, daß der Premier» Minister Salisbury Mittel und Wege finden wird, diesem Un fug zu steuern, zumal der Schatzkanzler Goschen bei einem ihm von seinen Londoner Wählern gegebenen Festmahl öffent lich erklärte, daß die liberalen Unionisten in der irischen Frage treu und fest zur Regierung halten werden. Während der Kaiser von Rußland sich anschickt, mit dem Großfürsten - Thronfolger nach Nowotscherkask zu reisen und dem Dongebiet einen Besuch zu machen, ist die als sehr russenfreundlich bekannte Königin Natalie von Serbien mit dem serbischen Thronfolger in Odessa eingetroffen, von wo sie zu längerem Aufenthalt nach der Krim zu gehen beab sichtigt. Ob die Königin Natalie dort mit dem Czaren zu sammentreffen wird, scheint noch nicht festzustehen. Die russischen Blätter begrüßen den Gast mit großer Sympathie und weissagen gleichzeitig eine ernste Krisis in Serbien, das bisher als zur österreichischen Machtsphäre gehörend ange sehen wurde. Tagrsnachrichtcn. Deutsches Reich. Ihre Majestät die Kaiserin hat sich am Sonnabend früh von Sr. Majestät dem Kaiser verab schiedet und Vormittags 8^/4 Uhr Berlin verlassen, um ihre Cur- und Badereisen anzutreten. — Der Kronprinz verließ nach beendeter Brunencur am Sonnabens Mittag Ems und traf am Sonntag früh in Potsdam ein. Der Reichstag genehmigte am Freitag das Relictengesetz für Witwen und Waisen der Angehörigen des Reichsheeres und der Marine in zweiter Lesung; hierbei erklärte Staats- secretär v. Bötticher namens der preußischen Regierung und der Reichsverwaltung, daß dahin gestrebt werde, die Relicten- beiträge der Civilbeamten entweder ganz oder in gleichem Umfange abzuschaffen, wie für die Militärbeamten. Der Rest der Sitzung war der Erledigung von Wahlprüfungen gewidmet, wobei die Prüfung der Wahl des freisinnigen Abg. vr. Meyer (Halle) zu einer längeren und ziemlich lebhaften Erörterung der Frage führte, ob Stimmzettel, auf denen der gedruckte Name eines Candidaten durchstrichen und durch den Namen eines andern Candidaten ersetzt ist, giltig sind oder nicht; das Haus gelangte zu einer bejahenden Entscheidung. — Abgesehen von den beiden Steuervorlagen, gedenkt der Reichstag, wie die „N. A. Z." erfährt, bis zum Donnerstag vor Pfingsten seine Arbeiten sämmtlich zu erledigen, so daß nach Pfingsten lediglich die Berathung der beiden Steuervorlagen noch zum Abschluß zu bringen bleibt. Die Wiederaufnahme der Sitzungen nach Pfingsten soll am 8. Juni stattfinden. Der preußische Landtag ist am Sonnabend in einer gemein schaftlichen Abendsitzung beider Häuser vom Minister v. Putt- kamer durch Verlesung einer königl. Botschaft geschlossen worden. Von einer Anzahl katholischer Herrenhausmitglieder ist eine Adresse an den Papst geplant, in welcher die Genug- thuung über das Zustandekommen des neuen Kirchengesetzes und das Vertrauen in die weiteren Entschließungen des Papstes ausgesprochen wird. Die Centrumspresse beurtheilt diese Kund gebung der „Staatskatholiken des Herrenhauses" sehr abfällig. Die ostfriesische Landschaft hat zu den Grunderwerbungs kosten für den Rhein-EmS-Canal 150000 M. bewilligt und damit diese Frage um ein Wesentliches gefördert. Für den feierlichen Act der Vornahme des ersten Spaten stichs für den Nord-Ostsee-Canal und die damit verbundene Grundsteinlegung der Schleuße zu Holtenau ist nunmehr der 3. Juni allerhöchst festgesetzt. Der Kaiser gedenkt dieser Feier in Person mit allen königlichen Prinzen anzuwohnen. In den letzten Tagen sind, wie man aus Metz berichtet, eine Anzahl von Dienstmädchen aus Frankreich dorthin ge kommen, welche infolge des Boulanger'schen Erlasses, der den Offizieren das Halten deutscher Dienstboten untersagt, stellen los geworden sind. Auch zahlreiche Arbeiter aller Art sind zur Rückkehr gezwungen worden, da sie infolge der neuerlichen chauvinistischen Hetzereien von ihren zum Theil langjährigen Arbeitgebern entlassen werden mußten und nirgendwo ein Unterkommen finden konnten. Oesterreich-Ungar«. Der ungarische Reichstag wird am 26. Mai durch Se. Majestät den Kaiser mittelst einer Thronrede geschlossen werden. In der Sitzung des österreichischen Abgeordnetenhauses am 12. Mai hat Prinz Egon Hohenlohe, 34 Jahre alt und im österreichischen Küstenlande ansässig, ein bedeutendes Aufsehen erregt durch sein entschiedenes Eintreten für die deutsche Sprache und seine energische Abfertigung der extremen slavischen Be strebungen. Im Festausschüsse des czechischen Vereins „Socol" in Prag berichtete Obmann vr. Czizek über den Mißerfolg der nach Wien abgegangenen Deputation, worauf man beschloß, von jeder weiteren Berufung abzusehen und demnach die Sokolfeier definitiv fallen zu lassen. Frankreich. Eme von Kammermitgliedern der Rechten am Freitag abgehaltene Versammlung sprach sich für die Nothwendigkeit aus, umfassende Reformen beim Budget vor zunehmen und die Möglichkeit herbeizuführen, daß das Gleich gewicht im Budget ohne Anleihen und Abgaben, lediglich durch Ersparnisse und durch strenge Erhebung der Staatseinnahmen hergestellt werde. Im Anschluß an die Möglichkeit einer Cabinetskrise droht der „Jntransigeant" bereits mit einer Erhebung des Volkes, falls man Boulanger beseitigen werde, da er der einzige sei, mit dem die Franzosen bei einem etwaigen Kriege mit Deutsch land auSmarschiren würden. Ob man sich dadurch auf die selbe Weise einschüchtern läßt, wie durch die Straßen-Kund- gebungen gegen „Lohengrin", bleibt abzuwarten. Die Vorschrift, daß außer den Beamten und Denen, die Audienzbriefe haben, Niemand in das Kriegsministerium Ein laß erhalte, wird streng aufrecht gehalten. Ein General, der den Eingang erzwingen wollte, erhielt acht Tage Stubenarrest. Der Staatsralh begann am 13. Mai vor emer zahlreichen Zuhörermenge die Verhandlung über den Recurs, welchen der Herzog v. Aumale und der Herzog v. Chartres am 11. Juli v. I. gegen die Verfügung wegen Streichung ihrer Namen in der Armeeliste eingelegt haben. Nach dem erstatteten Berichte sucht der Kriegsminister den Recurö durch den Einwand der Jn- competenz zu beseitigen, indem er darauf hinweist, daß seine Be schlüsse Regierungsacte seien, für welche er nur den Kammern verantwortlich sei, und daß letztere die fraglichen Beschlüsse ge nehmigt hätten. Dareste machte namens der Herzöge v. Aumale und v. Chartres geltend, daß die Offiziergrade unverletzliches und unwiderrufbares Eigenthum der Inhaber seien. Der vielgenannte Schnäbele ist zum Specialcommissar in Laon, nicht in Belfort, ernannt worden. Belgien. Dem „Peuple" zufolge ist unter den Gruben arbeitern des mittleren Kohlenbassins ein Strike ausgebrochen. Dieselben haben am 14. Mai die Arbeit wieder ausgenommen, dagegen wird aus Charleroi gemeldet, daß 300 Kohlenarbeiter von der Grube „Boubier" bei Chatelet die Arbeit einstellten. England. Im Unterhause erwiderte am 13. Mai der Unterstaatssecretär Fergusson auf eine Anfrage, es sei ihm unmöglich, über die Details der in Konstantinopel zwischen der Pforte und Drummond Wolff stattfindenden Verhandlungen Informationen zu ertheilen, er hoffe indessen, in Kurzem vollständige Auskunft geben zu können. Der Staatssecretär der Colonien, Holland, erklärte in Beantwortung einer An frage, die Zulus hätten die in der Convention mit den Boeren festgestellte Grenze acceptirt, nachdem sie gehört hätten, daß dieselbe unabänderlich sei. In dem Zululande, welches das Reserveland und das Ostzululand umfasse, werde die britische Souveränität proclamirt und ein britischer Resident eingesetzt werden, der unter dem Gouverneur von Natal stehen solle, welcher zugleich Gouverneur des Zululandes sein werde. Rußland. Anläßlich der Polemik der europäischen Presse über die Frage der Occupation Bosniens schreibt das „Jour nal de St. P^tersbomg": Angesichts der Widersprüche und des Mangels an richtigem Zusammenhänge, welcher sich in diesem Kampfe der Presse ergeben, würde man sich nicht dar über wundern können, wenn das Journal es vorziehe, bei der Unkenntniß von Documemen, die zur Richtigstellung so ab weichender Ausführungen dienen könnten, Stillschweigen zu beobachten. Es bleibe zu hoffen, daß die Cabinete mit Festig keit den Weg verfolgen, der ihnen durch das allgemeine Be- dürfniß nach Verständigung und Frieden empfohlen wird, ohne daß sie sich dabei durch das zwieträchtige Treiben der Presse beeinflussen lassen. Serbien. Der Ministerpräsident zog am 14. Mai namens des Cabinets die eingereichte Demission zurück; das Cabinet bleibt sonach unverändert. Bulgarien. Nach Meldungen Londoner Blätter beab sichtigt die Regierung, die Einberufung der großen Sobranje hinauszuschieben, bis sie derselben einen befriedigenden Bericht über die Unterhandlung wegen einer Anleihe vorlegen kann. Alle Anstrengungen zur Aufnahme einer solchen sind bisher gescheitert. Ersatzcommission des Aushebungsbezirks Großenhain vollzogen- Der m der letzten Bezirksversammlimg am 3. Januar d. I. ge stellte Antrag auf Erhöhung der Schneeschipperlohne für fiscalische Straßen wurde wegen voraussichtlicher Erfolglosigkeit wieder zurück gezogen. Schließlich wurde noch von der Bezirksversammlung die Aushebung der Almosengabenstellen in den Ortschaften Glaubitz, Kalkreuth, Oelsnitz, Svansberg und Bolkersdorf vom 1. Juni d. I. ab beschlossen und sollen von diesem Zeitpunkte an für den amts- hauptmamnchastlichen Bezirk Großenhain nur noch die Gabenstellen der Ortschaften Frauenhain, Großenhain, Radeburg, Riesa, Schön- eld, Steinbach und Tauscha beibehalten werden. —kl. Am vergangenen 11. Mai fand im Saale des „Hotel )e Saxe" hier wieder oie Diöcesanversammlung statt, welche in jedem Jahre die Herren Kirchenpatrone, Kirchenvorsteher und Pfarrer der Großenhainer Ephorie um den Herrn Superintendenten vereinigt. Auch diesmal war dieselbe sehr zahlreich, ganz besonders dankenswerth von den Kirchenvorstehern der ländlichen Kirchen- aemeinden besucht. Auch der Vertreter der Coinspection, Herr Amtshauptmann von Weissenbach, sowie der Vertreter der Schul- inspection des hiesigen Bezirks, Herr Bezirksschulinspector Wigand, beehrten die Versammlung mit ihrer Gegenwart. Nachdem ^11 Uhr die Versammlung mit Gelang und Gebet eingeleitet worden war, eröffnete der Herr Vorsitzende, Superintendent l>. Harig, die Verhandlungen mit einer Ansprache, verglich den Vermmmlungstag mit einem Familientag oder einem Tage der Inventur, und zeigte, wie beides, die Wehmuth, welche bei solcher Inventur das Herz überkomme, und die Freude andererseits in das rechte Gleichgewicht gebracht würden durch den Blick aus den, der alle Gewalt hat im Himmel und auf Erden; der Aufblick zu ihm lehre bekennen: „Uns ist bange, aber wir verzagen nicht." Zur Illustration dieses Wortes folgte nun ein statistischer Ueber- blick über die Veränderungen und Vorgänge un kirchlichen Leben unseres Ephvralbezirkes innerhalb der letzten 10 Jahre, seitdem die Diöcesanordnung besteht. Diese Uebersicht zeigte den Versammelten, daß in den inneren und äußeren Lebensverhältnissen unseres Kirchen- bezirkes wohl Feinde und Gefahren den Gemeinden und ihren Gliedern drohen, z. B. durch Dissidenten, Sectirerei, social- demokratische Agitation, Trunksucht, Vergnügungssucht- — Daß aber auch in mancher Hinsicht eine frischere Bethätigung kirch lichen Sinnes und Lebens dankbar und freudig anzuerkenuen sei, wie sie z. B. in den reichen Geschenken an die Kirchen, in dem doppelten Betrag der eingesammelten Collecten, besonders aber in der bedeutend gewachsenen Zahl der Communicauteu sichtbar hervortrete. Nach diesem Berichte ertheilte der Herr Vorsitzende dem Herrn 0- Auerswald aus Ponikau das Wort zu semem Vor trag über das Thema: „Die Bedemung des christlichen Hauses für die religiösen Zustände der Gegenwart", — oder wie es der Herr Vortragende selbst einengte: „Ueber die Bedeutung des christlichen Hauses für die Kirche!" Dieses Thema gliederte sich in der Ausführung in die zwei Sätze: Die Familie braucht die Kirche, und die Kirche braucht die Familie; daran aber schloß sich eine reiche Anwendung auf die Versammelten, besonders auf die Herren Kirchenvorstände als die Vertreter und Vorbilder der Kirchengemeinde. Doch wir können uns an dieser Stelle mit diesen kurzen Andentungen begnügen, da daukenswerther Weise durch die Sonntagsbeilage dieses Blattes der größte Theil des Vortrages veröffentlicht werden wird. Es sei darum hier nur kurz gesagt, daß der Vortrag in bescheidener, schlichter Form eine reiche Fülle trefflicher Gedanken über die religiösen Zustände der Jetztzeit und demgegenüber über die heiligen Pflichten und Auf gaben der Familie darbot, und daß alle Versammelten von der treten und ernsten Wahrheit darin sichtbar getroffen waren. Nach unerheblicher Debatte darüber wurde die Versammlung mit Gesang und Gebet geschlossen. — e. Heute früh 7 Uhr rückte das hier garniwnirende 1. Hu saren-Regiment mit klingendem Spiele aus, um in der Gegend Dresdens Quartier zu nehmen. Das Regiment wird morgen an der üblichen Frühjahrsparade auf dem Alaunplatze theiluehmen und Mittwoch Mittag wieder hier eintreffeu. —* Nächsten Mittwoch wird Herr iw. Hotopf im Saale des Hotel de Saxe aus „Julius Cäsar" und „Faust" recitiren. Da uns genannter Herr noch gänzlich unbekannt ist und wir denselben daher auch nicht an dieser Stelle aus persönlicher Ueberzeugung empfehlen können, bringen wir eine uns zur Verfügung gestellte Receufion der „Dresdner Zeitung" zum Abdruck, welche lautet: „Die Recitationen des Vr. Hotopf hatten am Sonnabend eine zahlreiche Zuhörerschaft. Der Saal der Kaufmannschaft war bis auf den letzten Platz gefüllt und es muß anerkannt werden, daß das kunstverständige Publikum sich in der Erwartung eines reinen Genusses uicht getäuscht sah. Ein sonores, sehr modulationsfähi ges Organ, über welches der Deelamator verfügt, verbunden mit dem tieseingehendeu Studium, befähigen ihn, jene Täuschung beim Hörer hervorzubringen, daß man namentlich nut geschlossenen Augen den Dialog von mehreren und zwar von den Personen ge sprochen wähnt, die dem Dichter vorgeschwebt haben. Noch mehr als im Faust, den Or. Hotopf zuerst gab, gelang ihm dies in der zweiten Recitation, der des „Julius Cäsar." Das Auseinander hallen der im Shakespeare'schen Drama beinahe übergroßen Menge von handelnden Personen glückte in wirklich überraschender Weise, ohne daß man den Eindruck des gesuchten, des allzukünst lich gemachten hatte. Es ist dies gewiß äußerst schwierig, und um io mehr anzuerkenuen, weil dem Vortragenden die Ge fahr oft nahe liegt, an Pathos ein wenig zu viel aufzuwenden. Mehr wie jeder Andere hat er des Wortes eingedenk zu bleiben, welches Napoleon I. an Frau v. StaA richtete: Du bubliwe au ritlicule uul gu'uu prcs nuulamo! Wie gesagt, Dl'. Hotopf hielt die Grenze der Wahrheit und der Schönheit trotz seiner stark rea listischen Darstellungsweise inne und gab abgerundete, form vollendete Bilder voll dramatischen Lebens. Bei einem unwill kürlichen Vergleich mit seinem erblindeten College» Türschmann kann man sich nicht verhehlen, daß die beim Vortrage Hotopf's sehr lebhaft mitwirkenden Augen nicht zu unterschätzende Assistenten sind." — ? In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag hat sich der Handarbeiter Johann Heinrich Karl Z. in seiner Wohnung in den sogen. Villahäusern am Bobersberg selbst entleibt. — CI Seußlitz-Diesbar. Pancratius und Servatius, die gefürchteten Weiumörder, sind glücklich und ohne zu schaden an unsern Bergen und Gelünden vorübergegangen, so daß wir bis jetzt auf einen guten Ertrag der Reben hoffen können. Große Freude dürste man allerdings empfinden, falls der nächste Donners tag, der Himmeliahrtstag, als ein tüchtiger Weinmörder austreten würde; dazu gehört vor allem freundliches Wetter, das der sonst so liebliche Mai uns bis jetzt noch nicht gebracht hat, und die Reiselust des Publikums. Um dieselbe zu fördern, hat die Dampf- schiffsahrts-Direktion entgegenkommend angeordnet, daß um zwei Uhr ein Extraschiff von Meißen nach Diesbar fährt und daß Abends zehn Uhr von Diesbar aus Schiffe in der Richtung nach Meißen und Riesa die launigen Besucher unserer Orte wieder der Heimath näher bringen werden. Dresden, 15. Mai. Die Abreise des Königspaares nach Schloß Shbillenort ist nunmehr auf Mittwoch festgesetzt. Der Aufenthalt dortselbst soll sich bis 6. Juni erstrecken und werden dabei auch die prinzlich Geora'schen Herrschaften zeitweilig auf dem herrlichen schlesischen Erbsitze der Majestäten anwesend sein. — Am gestrigen Sonnabend genoß unsere sächsische Residenz die hohe Auszeichnung, das Reichstags-Präsidium hier begrüßen zu dürfen. Die parlamentarischen Gäste wurden auf dem Bahnhofe von dem Oberbürgermeister und Mitgliedern der städtischen Colle- gien nebst den Dresdner Reichstagsabgeordneten Hultzsch und Klemm begrüßt und dann in Equipagen nach der Gartenbau-Aus stellung geleitet, woselbst die Reichsboten ihre botanische Tages ordnung mit größtem Interesse zur Erledigung brachten. Im Ausstellungs-Restaurant war ein Imbiß arranairt, während dann Nachmittags den Gästen, die über die Herzlichkeit des Empfanges sehr erfreut waren, un Belvedere der Brühl'schen Terrasse ein solennes Tiner gegeben wurde, bei dem die Stimmung rasch eine Locale, sächsische rc. Nachrichten. Großenhain, 13. Mai 1887. —* In der am 6. Mai stattgefundenen Sitzung des Bezirks ausschusses wurde anderweit über Wiederanlegung flüssig werdender Bezirksvermögensgelder berathen und die Unterbringung der Martha Kretzschmar von Großenhain zur Kur im Soolbad Frankenhausen auf Kosten des Bezirlsverbands genehmigt, auch wurden der Bezirksversammlung für von ihr vorzunehmende Wahlen bezügliche Vorschläge gemacht Der Bezirksausschuß be fürwortete den Erlaß einer öffentlichen Bekanntmachung mit Ver bot des Gesindedienstantrittes am Cbarfreitage. Zu der be absichtigten Einbezirkung der Parcellen Nr. 318, 374 und 375 des Flurbuchs für Nieska in den Gutsbezirk des sorstfiscaliichen Re viers Gohrisch wurde Genehmigung ertheilt und die Entschädigung des Standesbeamten Ziller zu Niederebersbach für Wahrnehmung seiner standesamtlichen Geschäfte pp. gemäß der zwischen diesem und den betheiligten Gemeinden und Rittergütern getroffenen Ver einbarung festgesetzt. Die Beschlüsse der Gemeindevertretungen: zu Bobersen iiber Aenderung zu 88 17 uud 18 des dasiaen Orts statuts, Fuhren und Handdienste betr.; zu Medessen über Erhöhung der Besoldung des dasiaen Gemeindevorstands, und zu Gostewitz über Erhöhung des Schneeschipperlohns wurden genehmigt, auch erlangte das Regulativ über Erhebung der Gemeindeanlagen in der Gemeinde Gostewitz unter der Bedingung, daß die gegen dasselbe aufgestellten Erinnerungen Berücksichtigung finden, Ge nehmigung. Ferner wurde das Gesuch des Wirthschastsbesitzers August Wilhelm Graf zu Strauch um Ertheilung der Concession zur Betreibung der Gastwirthschast pp. in dem von ihm erpachteten oasigen Gasthofe auf die Dauer seiner Pachtzeit genehmigt, wo gegen den, bez. fernerweit gestellten, Gesuchen Heinrich Kretzschmar's zu Quersa und Hermann Zeidler's zu Großdittmannsdorf um Er theilung der Concession zum Bier- und Branntweinschank pp., bez. zum Kleinhandel mit Branntwein im Mangel Bedürfnisses die Genehmigung versagt wurde. Zu den von den Gemeindevertretungen zu Wildenhain und zu Blochwitz in Betreff des Aushangsorts für öffentliche Bekanntmachungen gestellten Gesuchen wurde dispen sationsweise Genehmigung ertheilt. Bedingungsweise wurden genehmigt: die Schlächtereianlagen Friedrich Gustav Berger's zu Jrauenhain in dem von Gottfried Sickert daselbst beabsichtigten Wohnhausneubaue und August Hauswald's zu Medingen in seinem dasigen Gasthofsgrundstücke, sowie die Errichtung eines Parallel- Ringofens auf dem Ziegeleigrundstücke Moritz Mitzscherling's zu Radeburg, Brd.-Cat. Nr. 331. Die Dispewationsgesuche Carl Gustav Schurig's zu Biebrach und Friedrich Ernst Kummers zu Naundorf b. Grh. zu den Dismenbrationen bei dem Gute Fol. 10 für Biebrach und bei der Gartennahrung Fol. 27 für Naun dorf d. Grh. wurden genehmigt, dagegen den dergleichen Gesuchen Joh. Friedrich Traugott Dörschel's zu Priestewitz, sowie Richard Hugo und Hugo Oswald Schulze's daselbst bezüglich der Dismem brationen bei den Gütern Fol. 24 und 13 für Priestewitz die Ge nehmigung versagt. —* Der Bezirkstag am 6. Akai wurde von dem Herrn Vorsitzenden unter Begrüßung der erschienenen Mitglieder der Bezirksversammlung und bez. des Bezirksausschusses eröffnet. Nach Eintritt in die Tagesordnung wurde die über Einnahme und Ausgabe des dem Bezirksverbande Großenhain zustehenden Ver mögens auf das Jahr 1886 abgelegte Rechnung iustificirt und die Abfchreibung zweier Capitalbeträge in je 150 M. — sogenannte Reservistendarlehne — da deren Schuldner vermögenslos verstorben, beschlossen. Das Resultat der am 18. December 1886 statt gefundenen Revision des Bezirksvermögens wurde der Bezirks- versammlurig in dem diesbezüglich aufgenommenen Protokolle bekannt gegeben. Der von dem Bezirksausschüsse wegen des Bezirks vermögens auf das Jahr 1887 aufgestellte Haushaltplan wurde nach vorausgegangenen Erläuterungen genehmigt. Nächstdem wurden von der Bezirksversammlung Ergänzungswahlen: eines Sachverständigen bei Abschätzung von Kriegsleistungen, sowie eines Mitglieds und zweier stellvertretenden Mitglieder der verstärkten