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-59 § in seinem Vereine zuerkannte. Früh */g2 Uhr nahm ver Ball seinen Anfang und das Schlußwort im gedruckten Festprogramme: „Die ersten Strahlen der Sonne mögen dem letzten Paare voran leuchten, und die Vöglein in der erwachenden Natur ein „Wohl bekomm'S" zuflüstern" erhielt seine völlige Berechtigung. Mit dem Wunsche, daß den geehrten „Bürgersingverein'' auf seiner ferneren Bahn ein freundliches Geschick begleite, bringen auch wir ihm ein herzliches „Glückauf!" — Nach dem Feldpostbriefe eines in Louilly bei Laon in Gar nison liegenden sächs. Unteroffiziers hört man daselbst, trotz der Entfernung von fünfzehn Meilen, Tag und Nacht den Kanonen donner der Pariser Kämpfe. Mit der Bevölkerung steht die Gar nison auf freundschaftlichem Fuße, und man freut sich ihres Schutzes vor der Wirthschast der Communisten. Die Bevölkerung ist gut, aber großes Bedürsniß herrscht nach Cigarren. Die deutschen Speculanten lassen sich für das Stück 4 SouS -- 16 Pfennige bezahlen und trotzdem sind sie schlecht und kaum zu rauchen. Der Unteroffizier bittet, diese Cigarrennoth in der Heimath bekannt zu machen, damit die Angehörigen der Soldaten ihnen etwas Rauch bares in Vierloth-Packetchen zuschicken. Mitte lsaida, 23. April. Der alle Herzen entflammenden Freude über das Ende des blutigen Völkerkampfe- und über den für unser gesammteS deutsches Vaterland so ehrenvollen Friedens schluß sollte auch in der Gemeinde Mittelsaida durch Pflanzen einer Friedenseiche Ausdruck gegeben werden und war der heutige Sonn- zag, der Geburtstag unsere allverehrteu Kronprinzen, zur Abhal- brachteS Hoch, in welches die Versammlung jubelnd einstimmte, fand die erhebende Feier ihren würdigen Abschluß. Alle, die diesem Feste beiwohnten, verließen gehobenen Herzens den Platz und werden ost und gern an dasselbe zurückdenken, und auch nachkommende Ge schlechter werden, so Gott dem gepflanzten Baum Gedeihen giebt, mit großer Befriedigung ihrer Vorältern gedenken, die in aner« kennenSwerthem Patriotismus ihnen ein Andenken an die in der deutschen Geschichte epochemachenden Jahre 70 und 71 hinterlassen haben. ö. Dresden, 21. April. Auf allerhöchsten Befehl Sr. Mas. des Königs hat das 2te Grenadier-Regiment Nr. 101, König Wilhelm von Preußen, fortan den Namen „2teS Grenadier-Regiment Nr. 101, Kaiser Wilhelm, König von Preußen", zu führen. — Das Königreich Sachsen zählt seit dem 1. Januar dS. IS. 620 Civilärzte 1. Kl., 118 Civilwundärzte, 215 Apotheker und in 931 dieSfallfigen Distrikten 1645 Hebammen. Meerane, 22. April. Die sämmtlichen hiesigen Appretur besitzer haben in ihrer gestern abgehaltenen Versammlung einstimmig beschlossen, mit Beginn der nächsten Woche jedem ihrer männlichen Arbeiter , wöchentlich 10 Ngr. und jedem ihrer weiblichen Arbeiter wöchentlich 5 Ngr. am Lohn zuzulegen, auch für Ueberstunden ge nau so viel zu bezahlen, als die Stunde bei einer Arbeitszeit von früh 6 bis Abends 8 Uhr nach diesem Lohnsätze ergiebt. In Er wägung dieser Lohnzulage und des über 100 Procent betragenden Ausfalls auf Kohlenpreise, wie der sonst im Allgemeinen gesteigerten Anforderungen beschloß man ferner, zur annähernden Begleichung dieser Ausfälle mit Beginn der nächsten Saison die bisher bei Abmachung von Rechnungen dem Fabrikant gewährten Procentab züge in Wegfall zu bringen und eine 3monatliche Regulirung der Rechnungen einzuhalten. — Während die Arbeiter der mechanischen Fabrik von Herren C. F. Schmieder u. Co. noch immer striken, haben auch die Arbeiter der hiesigen Färbereien und theilweise die der Tuchscheerereien die Arbeit eingestellt. Gestern Abend hatten dieselben eine gemeinschaftliche Versammlung im Gasthause zu Schwanefeld, in welcher beschlossen worden ist, eine Lohnerhöhung von 25 Procent zu fordern. Heute früh haben die Betheiltgten ihren resp. Prineipalen die- Verlangen durch eine Deputation vortragen lassen und sind von denselben abschlägig beschiede» worden; wenigstens hat man ihren Forderungen nicht vollständig genügen zu können vermeint. Line allgemeine Arbeitseinstellung sämwt- licher Färberei-Arbeiter war die Folge. Es fettrn somit die Arbeiter der größeren Färbereien von Herren F. H-Bornemann (gegen 120 Mann), Rudolphs Söhnen (ca. 60), Lmil Häbrelein (eben so viel), Bankwitz, Batkh, Kircheis u. s. w. Da- Strrke der Appretur-Arbeiter ist gegenwärtig noch nHh verfect, obwohl, zu ersparte». tung dieser Feierlichkeit auSersehen worden. Da dieselbe Unmittel bar nach dem Vormittagsgottesdienste stattfinden sollte, so war denn nun auch die Kirche sehr zahlreich besucht und die Versam melten hörten mit größter Andacht, wie schon in der Predigt deS nachfolgenden patriotischen Werke- vortrefflich in der Weise gedacht wurde, daß ein Ehristenkind (von der rechten Erziehung der Kinder wurde ja heute in allen Kirchen de- Landes gepredigt) einem zu pflanzenden Baum zu vergleichen sei, daß derselbe, wie auch dieser, einer guten Pflanzstätte, einer Stütze und der Zucht und Pflege bedürfe, und daß dann auch Hoffnungen auf das Kind wie auf den Baum gesetzt werden könnten. Noch vor Schluß des Gottes dienstes hatte sich im Schulhause die Schuljugend mit dem Musik» chor aus Niedersaida versammelt und nach Schluß deS Gottesdienste- zogen dieselben unter Anschluß de- Militärvereins, der in corpora erschienen war, mit wehenden Fahnen und klingendem Spiel und unter Glockengeläute nach dem nahen Pfarrhause, um den würdigen Herrn Ort-geistlichen dort abzuholen und gelangte nun der Zug an den zur Pflanzung auSersehenen Ort, ganz in der Nähe der Kirche und des Gottesackers, wo schon die von einem Gliede der Gemeinde Obersaida in dankenswerther Weise als Geschenk darge brachte junge Eiche sammt ihren Stützen bereit stand. Nachdem von der Versammlung einige Liederverse unter Musikbegleitung ge sungen worden waren, gedachte der Prediger des OrteS in längerer Rede der glorreichen Zeit, die Deutschland erlebt, sowie der Freude, mit welcher die lang ersehnte Friedensbotschaft auch in der Gemeinde Mittelsaida ausgenommen worden war, da der Krieg auch hier zwei junge Gemeindeglieder dahingerafft hatte. Die aus so warmem Herzen kommenden Worte gingen auch zu Herzen und gar manches Augenpaar stand voller Thränen der Rührung. Nach vollzogener Einsegnung wurde hierauf die junFe Eiche unter dem Gesänge der Sachsenhymne und der „Wacht am Rhein" eingepflanzt, worauf der Herr Kirchschullehrer dieselbe mit warmen Worten dem Schutze des Publikums übergab. Durch den Gesang des Liedes „Nun danket alle Gott!" und durch ein von dem OrtSrichter auf den Schirmherr» Deutschland«, Kaiser Wilhelm, und von dem OrtS- vorstand auf unseren geliebten Landesvater, König Johann, ausge Rechnüttg verübten Entwendungen anbelangte, an- und lautete da- Straferkenntniß Anbetrachts der wiederholten Rückfälligkeit beider Angeschuldigten auf Zuchthausstrafe, bet Lorenz von 2 Jahr 6 Mo nate, bei Zenker von 2 Jahr Dauer, wie denn auch gegen beide auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte für fünf Jahre und auf Zulässigkeit von Polizeiaufsicht erkannt war. —n. Freiberg. Oeffentliche Gerichtssitzungen den 5. Mai Vor mittag- 9 Uhr zur Einspruchverhandlung in der Untersuchung wi der Gottlob Friedrich Berthold aus Eppendorf wegen Betrugs und Unterschlagung; Vormittags 10 Uhr zur Einspruchverhandlung in der Untersuchung wider Joseph Winterling von Halbach wegen Haus friedensbruchs mit Gewalt an Sachen und wegen Beschädigung fremden Eigenthums. Freiberg, 23. April. Dem hiesigen „Bürgerfingverein" wird dieser Tag auf lange Zeit eine der freundlichsten Erinnerungen bleiben ; denn mit ihm beging genannter Sängerbund die Feier seines sünsundzwanzigjährigen Bestehens, eine Feier, von der man mit Recht sagen konnte: „In Allem, was dem Jubeltag gegeben, in Allem, was ihm Schmuck und Glanz verlieh, »erklärte sich das frohe Sänzerleben im Arm der Himmelstochter „Harmonie"". Gegen 350 Personen, unter denen sich viele Ehrengäste befanden, die zum Theil aus der Ferne herbei gekommen waren, nahmen an der Jubelstunde Theil. Außer diese« fremden Sangesbrüdern wurde die Festlichkeit wesentlich erhöht durch die Gegenwart der Spitzen der hiesigen städtischen Behörde und der Stadtverordneten, sowie durch die Vertreter der Brudervereine. Um 6 Uhr Abends hatte sich diese zahlreiche Festgenossenschast im geschmackvoll decorirten Kaufhaussaale versammelt, dessen liebliches Festgewand den Ideen des Herrn Stadtrath Krause und denen des Herrn Zeichenlehrers Müller zur vollen Ehre gereichte. Innerhalb deS Saales zwischen den beiden Haupteingängen prangte das Wappen der Stadt Frei berg, umgeben von Fahnen in städtischen, sächsischen und deutschen Farben, während sich die Ecken des weiten Festraumes mit Statuen schmückten, die sich aus Gruppen von Zierpflanzen erhoben. Die Längenseiten des Saales bedeckten sich dagegen mit Standarten, auf deren rothen, mit Kränzen umrangten Tafeln die um den Ge sang besonders verdienstreichen Componisten und die Städte zu lesen waren, bei deren GesangSsesten der Jubelverein mitgewirkt hatte. Kurz nach 6 Uhr begann das Concert mit der vom Stadt musikchore ausgeführten Jubelouverture von Weber, ihr folgte ein von Fräulein Wagner gesprochener Prolog, daran reihete sich ein Männerchor mit Orchester „Der Herbst am Rhein" von Panny und den Schluß des ConcertS bildete das Finale auS: „Winzer leben", für gemischten Chor und Orchester, von Becker. Alle diese Vorträge ernteten verdienten Beifall; den meisten aber die nun folgende Theatervorstellung: „Fröhlich", oder „Lin reisendes Genie". Musikalisches Quodlibet in drei Abtheilungen. Alle Acteure spiel ten mit einer Sicherheit, einem Verständniß, wie man von Dilet tanten nicht gelungener erwarten kann. ^/,10 Uhr begann da« Jubelmahl, welches durch geistreiche Trinksprüche, Tasellieder und humoristische Vorträge außerordentliche Würze empfing und wäh rend welchem Herrn Vorsteher Recke, der als solcher 23 Jahre dem Vereine angehörte, das Diplom als Ehrenmitglied desselben über reicht wurde , sowie auch im Auftrage Herr Buchbinder Jungnickel, als Vorsteher der „Liedertafel", dem Jubelvereine die Ehrenrechte