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Tageblatt Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsümter uttd dwMM6MMMM HS LS Erscheint jeden Wochentag 'üb. 6 U. für den and. Tag. Inserate werden bi» B. il U. für nächste Nr. angen. -t- Freiberg, den 3. Februar. Ost genug sind wir das Volk der Dichter und Denker ge nannt worden, welches über der theoretischen Constituirung eines StaateS nach Plutonischen Ideen die Zustände der Wirklichkeit außer Acht lasse. Und gewiß, die besten Köpfe unseres Volkes be wegten sich vor einigen Jahrzehnten mit ihren Plänen in einem aristophanischen WolkcnkukukShcim, während die unbedeutendsten Natiönchen der großen deutschen Nation ungestraft aus der Nase hevumtanzen durften. Das ist nun doch etwas anders geworden. An Stelle eines unfruchtbaren Idealismus trat in den l tzten Jahren ein praktischer Realismus. Die liberale Partei drängte die entscheidendsten Fra gen des bürgerlichen und politischen LcbenS in den Vordergrund und seitdem sind sie entweder gelöst (allgemeines Stimmrecht) oder auf der Tagesordnung der Parlamente geblieben. Daß wir heute kein träumendes Volk mehr sind, haben wir, die Waffen in der Hand, mit lesbaren Lettern recht deutlich in daS Buch der Welt geschichte eingetragen; und wenn wir unS daS seit sechs Jahrzehn ten nominell, seit Jahrhunderten aber factisch abhandengekommene Reich mit dem Kaiser wieder verschaffen konnten, so haben wir wohl auch den Beweis dafür gel efert, daß wir ein recht praktisch vernünftige- Volk geworden sied. Auch lassen wir uns — einige bayerische Schwarze und nord- oder süddeutsche Socialdcmokraten abgerechnet — von den französischen Faseleien durchaus nicht be einflussen, daß nach dem Sturz deS Napaleonischen Kaiserreichs Mser erstes Geschäft sein müßte, der neuen Republik den Bruder- kuß zu geben. Wir wollen sichere Garantien für künftige, friedliche Zustände. Darum betont auch Kaiser Wilhelm in seinem Aufruf, daß dem deutschen Volke vergönnt sein möge, den Lohn seiner heißen und opfermuthigen Kämpfe in dauerndem Frieden und innerhalb der Grenzen zu genießen, welche dem Vaterlande die stit Jahrhun derten entbehrte Sicherung gegen erneute Angriffe Frankreichs ge währen. Der Elsaß und Theile von Lothringen sind zu dieser Sicherung nöthig. Für die Erwerbung diese- alten deutschen Reichslandes zu dem neuen deutschen Reich sprechen alle Gründe der natürlichen Lage. Schon im Jahre 1814 riefen deutsche Patrioten in der richtigen Erkenntniß, daß, während Gebirge trennen, Ströme aber verbinden und nicht scheiden: „Der Rhein soll Deutschlands Strom, nicht Deutschlands Grenze sein I Denn schon im Alterthum ist die kulturhistorische Entwickelung der Völker den Küsten de- MeereS und «dem Läufe der Flüsse entlang gegangen; die das Ge stade des mittelländischen MeereS umwohnenden Nationen hatten schon Jahrhunderte lang Zustände hoher Civilisation, während die durch die Alpen von Italien geschiedenen Germanen als Wilde an gesehen wurden. Hierzu trug die Trennung der Deutschen von den südlichen Völketn durch die riesigen Gebirgsmassen daS Meiste bei. Da wir nun die Sicherung unserer Grenzen gegen den west lichen unruhigen Nachbar dringend nöthig haben, so müssen wir auch die mMrlichtwScheibtwikde zwischen unSundihm «Huchen. Mt Tagesgeschichte. Berlin, 2. Februar. Auch die „Prov.'Eorresp." meldetsitzt, daß der Kaiser während des WaffeustillstandeS in Versailles blei ben werde. — Der von den Deutschen in Philadelphia dem Kronprinzen zugedachte Ehrensäbel traf am Sonnabend mit dem Dampfer „Rhein" in Bremerhaven ein und soll demnächst Mit einer Wid- mungSurkunde überreicht werden. Die Klinge ist feinster damat- cirter Stahl, reich vergoldet. Der Korb ist massives Gold, und der eigentliche Griff stellt einen 'Löwen Var. Die Scheide ist ge diegenes Silber, mit goldenen Medaillon- geziert. Zugleich traf als Geschenk für Graf Moltke von den Deutschen in Philadelphia eia kriegerisches Emblem «in, welche- Vie Leher „Prov.-Ztg." wie folgt beschreibt: An der Spitze befindet sich ein goldener Adler, der An Band im Schnabel führt, auf welchem die Worte stehen: „Einig keit «acht'stark." Darunter befinden sich Miniatur-Zündnadet« und -Percussion-«Gewehre, -Säbel, -Degen, -Trommeln, Lanzen, -Pistss«, 'Künokenrohre m 's. w. und zwar Ms WW Deins, Sonnabend, den 4. Februar solche bildet zum Beispiel vom Genfer See bi-' in die Gegend vba Basel auf eine Strecke von M Meilen der SchchüzörJsira, ein gegen die Schweiz schroff, nach Frankreich terWnsö^ zerklüftetes Gebirge, und darum hat die Schwriz ihre natürlich« Grenze gegen den westlichen Nachbar. Vom Jarä biS zam Eüdend« der Vogesen (dem alten WaSgau^ebirge), zUm Ballon d'Alsäce, gehen die an sich nicht bedeutenden Hifhenzüge zwischen Belfort ünd'MöÄ- pelgard; sie bilden die Grenze deS Maß und der alten FrxizD» schäft Burgund und künftig hoffentlich Deutschland« und Frank- reich-, während vom Ballon d'ülsace au- Vie Vogesen wit «in« feste Mauer Elsaß und Lothringen scheiden. Vogesen und Schwarz wald sind die beiden Gebirge, deren dazwischen innekiegetiden tiff- sten Thäler von den Flüthen deS Rheins durchsömt WÜPÄ. Wollen wir un- also vun de- ruhigen Besitzes vom rechtzn Rhem- ufer erfreuen, so ist eS nothwendig, daß der GebirgSwall auf dem linken User, den die Vogesen bilden, nicht im Bcsitztde- westlichen Störenfriedes bleibe. Allerdings gehen die Wünsche yanchi- Deutschen noch Wchf«, und hinsichtlich der Terraiubeschaffenheit wäre «- wühl auch qm M- türlichsten, weun die vom Gallon d'Alsace westlich sich ziehende« Höhen von Faucile, das Plateau von LangreS, sowie Weiterhin Vie Argonnen die neue Grenze bildeten. Allein hietbei kommt doch di« NalionalitätSfraze zu sehr in Betracht. In wenig JähtzichWn werden wir die im Elsaß entfremdeten Allemannea lür Deutschland wieder gewinnen, aber die echt französische Bevölkerung westlich der Vogesen niemals germaN'stren können; und über Fremde Woll«« wir nicht herrschen. Daher glauben wir, daß unsete leiteÜdm Staatsmänner sich im Westen der Vogesen mit der Abtretung de alten BiSthums Metz in Niederlothringen begnügen werden. Daß aber ohne derartige Hinausschiebung der deutschen Grenz« ein Friede nicht geschlossen wirden wird, dafür bürgen «n-Bismarck und Kaiser Wilhelm mit seiner ersten Proclamätioy än da- deutsch« Volk. Sind wir durch diese neuerlangte Grenze in den Htand Hw setzt, gesicherter vor den Angriffen de» unruhig«« Nachbar« leb« zu können, so haben wir gewiß den besten SiegeSpreiS gewonnen. und Pm» vierleljätzkl. LO N«r> Lvsnatt «erden die gespalten« Zeile ater deren Raum mit 8 Pf- berechnet. u «