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Rußland. Wie die Petersburger „Prawda" meldet, haben sich 80"/o der Sowjets Sibiriens für die Zugehörigkeit zum großrussischen Reiche erklärt. Ukraine. Die Nachricht von der am 24. Juli in Wien erfolgten Ratifikation des deutsch-ukrainischen Friedensvertra- ges erregt in Kiew große Befriedigung, da man darin eine neue Gewähr des deutschen Eintretens für eine selbst ständige Ukraine erblickt. Aufsehen erregt die von der ukrainischen Regierung an geordnete Verhaftung des früheren Kriegsministers Pet- liuro und des früheren Handelsministers Porsch, sowie ei niger ihrer Parteigenossen unter dem Verdacht umstürzleri scher Umtriebe gegen die Regierung des Hetman. In Rostow erfolgte die offizielle Veröffentlichung des Ver trags zwischen den Regierungen des Dongebietes und des Astrach augebietes. Beide Regierungen erkennen gegenseitig die volle Autonomie ihrer Gebiete an, verpflich ten sich, einander zu Helsen in der Frage weiterer Anglie derung der wirtschaftlich und strategisch unbedingt notwen digen Landgebiete, erklären den gemeinsamen Kampf gegen den Bolschewismus auf ihrem Gebiete und im Nordkaukasus als Hauptaufgabe der Gegenwart und erstreben die ge meinsame Bildung eines neuen förderativen Staatswesens >in Süden Rußlands, in dessen Bestand als erste vollberech tigte Glieder das Dongebiet und das Aftrachangebiet ein- tretcn. Türkei. Den Türken gelang es, in Palästina mehrere tausend von England gut ausgerüstete Rebellen an der Bahn linie bei Maan vernichtend zu schlagen. Aste,». Aus Wladiwostok erfahren russische Blätter, daß die Ja paner seit einiger Zeit nach Sibirien Rollmaterial, be sonders Transportwagen, schaffen. Bisher wurden nach Wladiwostok über 50 Wagen und 76 Lokomotiven gebracht. Der japanischen Presse wurde streng verboten, irgend etwas über die Truppenbewegungen oder über militärische Maß nahmen zu veröffentlichen. Das japanische Parlament wird demnächst zu einer außerordentlichen Tagung zusammentreten. Amerika. In Norfolk (Virginia) sind Nachrichten über ein deut sches Kriegsschiff eingclaufen, das in den westindischen bewässern großen Schaden in der Handelsschiffahrt perursacht. Das deutsche Schiff wurde zunächst östlich von Bermuda gesehen, wo es einen großen englischen Dampfer versenkte. Die amerikanischen Blätter drücken die Ansicht °us, daß man es mit dem Mutterschiffe der Unterseeboote, die an der atlantischen Küste operieren, zu tun habe. Das ehemalige deutsche Kanonenboot „Geier", das unter dem Namen „Schurz" in die amerikanische Kriegsflotte ein- gereiht worden war, ist infolge Zusammenstoßes in der Nähe von Nordkarvlina gesunken. Die „Korrespondenz-Post" meldet aus Neuyork, daß die Amerikanischen Verlustlisten für die Zeit vom 18. bis 26. Mi 82,760 Namen enthalten. ^Zwischen der Republik Panama und den Vereinigten Maaten ist, wie aus den amerikanischen Zeitungen von Ende Juni hervorgeht, ein erneuter Konflikt ausgebrochen, die amerikanischen Militärbehörden in der Kanalzone dm Ausübung der Polizeigewalt beanspruchten. Der Präsi- vsnt UMM von Panama hat ein Protesttelegramm gegen mst Einmischung an Wilson gesandt. Rach einer Meldung des „Matin" aus Neuyork hat der ^Walter des feindlichen Eigentums Palmer die Ver- "'gerung von 40 Fabriken, die feindlichen Ausländern Italien. In Italien sind amerikanische Kampftruppen aus Frankreich eingetroffen. Portugal. England „belohnt" die sicherlich nicht freiwillige Zusage Portugals, sich stärker an den Kriegsleistungen zu be teiligen, damit, daß es die Gesandtschaft in Lissabon zur Botschaft erhebt. Die armen Portugiesen werden von der Rangerhöhung des Blutsaugers, der sie im Auftrage Eng lands in den verhaßten Krieg Hetzen soll, wenig erbaut sein. England. Ter große Streik der englischen Munitionsarbeiter ist nach den letzten Meldungen im Abflauen begriffen. Nach langer Zeit nahmen wieder 50 irische Nationalisten an den Beratungen im Unterhaus teil und benutzten gleich den ersten Tag zur Einbringung eines Beschlußantrags, in welchem sie Wilson darauf aufmerksam machten, daß die Behandlung der Iren durch England in krassem Wider spruch zu den von ihm verkündeten Grundsätzen von der Selbständigkeit der kleinen Völker steht. Der britische Generaldirektor der Lebensmittclproduktion, Lord Lee, ist mit der Begründung zurückgetreten, daß er die Verantwortung für die Einberufung der Erntcarbei- ter und für das plötzliche Umstoßen der Ackerbaupolitik für 1919, die er im Hinblick auf die Wirksamkeit des Uboot- krieges und die beunruhigende Lage der englischen Schiff fahrt ein Hazardspiel mit der Hungersnot nennt, nicht tra gen könne. Wie in politischen Kreisen verlautet, bedeutet der Unter gang der „Justicia" für England einen Verlust von 30 bis 40 Millionen Gulde». Cave sagte in seiner Rede im Unterhaus über den Aus tausch vou Kriegsgefangenen, daß im ganzen etwa 170,000 Kriegsgefangene und Zivilinternierte jeder der beiden Parteien für die Rückbeförderung in die Heimat in Betracht kämen. gehören, im Gesamtwerte von über 100 Millionen Dollars angeordnet. Aus dem Mul-entale. *Waldenburg, 30. Juli. In voriger Woche hat auch in hiesiger Gegend die Roggenernte überall begonnen. Auf allen Fluren links und rechts der Mulde sieht man lange Puppcnreihen aufgestellt. Stellenweise ist auch bereits mit dem Einfahren des Roggens begonnen worden. Der Er trag ist, wie die Landwirte mitteilen, fast der doppelte wie im Vorjahre. Die Gerste ist ebenfalls zum Teil eingebracht. In voriger Woche gab es bereits Gerstenmehl der neuen Ernte, das zum Brotbacken verwendet werden mußte. * — Die Erhöhung der Brotration vom 19. August ab wird vom Direktorium der Reichsgetreidestelle angekündigt. Von diesem Tage ab ist die tägliche Verbrauchsmenge für den Kopf der versorgungsberechtigten Bevölkerung auf die frühere Höhe von 200 Gramm Mehl festgesetzt. Diese Festsetzung gilt zunächst für die Zeit bis zum 30. Septem ber. Bis dahin wird sich der Ausfall der Ernte besser 'übersehen lassen, als dies heute der Fall ist. Nach ihm wird sich dann die Bemessung des Verbrauches für die Zeit vom 1. Oktober ab richten. * — Im September wird die doppelte Menge des kürz lich zugewiesenen Quantums Nähgarn verteilt werden. Wei tere Verteilungen erfolgen im Dezember und Januar. * — Die bei den Auskunfts-, Orts- oder Hilfsstellen des Roten Kreuzes abzuliefernden Karten, die durch Kuriergelegen heit an die deutschen Kriegsgefangenen und Zivilverschickten in Rußland versandt werden sollen, genießen Portofreiheit, sofern sie in offenem Umschläge mit der Bezeichnung „Kriegs- gefangenen-Postkarte" versandt werden. Voraussetzung ist hierbei, daß den Rote-Kreuz-Postkarten weitere Mitteilungen nicht beiliegen. * — Wie der Verein vogtländischer Handelsleute und Be- russgenossen mitteilt, fanden nach dem Beschlusse der Orts- hehörden in Rodewisch i. V. vom 28. bis 30. Juli, in Neu- städel i. Erzgeb. am 28. und 29. Juli, in Crimmitschau finden am 12. und 13. August, in Callnberg bei Lichten stein am 15. und 16. August und in Treuen i. V. am 19. und 20. August wieder Jahrmärkte statt. * — Die Einzahlungen auf die 8. Kriegsanleihe haben mit dem 18. Juli ihr Ende erreicht, da an diesem Tage die letz ten Pflichtzahlungen erfolgen mußten. Mit der nunmehr abgeschlossenen Kriegsanleihe hat das deutsche Volk dem Reich für die Zwecke der Kriegführung insgesamt rund 88 Milliarden Mark langfristig oder dauernd zur Verfügung gestellt. * — Die Reichsbekleidungsstelle hat den Kommunalver bänden, die mit der Sammlung der Altkleider im Rückstand geblieben sind, zur Pflicht gemacht, von solchen Personen, die ohne Störung ihrer und ihrer Familie Lebenshaltung und ihres Berufes imstande erscheinen, einen Anzug abliefern zu können, die Vorlegung eines Bestandsverzeichnisses ihrer Oberkleider binnen bestimmter Frist zu fordern. Weiterhin sollen sie in geeignet erscheinenden Fällen die Richtigkeit der abgegeben Bestandsverzeichnisse in den Haushaltungen nach prüfen lassen. * — Neue Wcchselstempclmarken werden vom 1. August ab bei den Postanstalten verkauft. Sie werden gemäß dem neuen Wechselstempelgesetz in den Werten 15, 30, 45, 60 Pfg., 1,20, 1,80, 2,40, 3 Mk. bis zum Höchstpreise von 600 Mk. auferlegt. * — Nachdem die ansteckende Blutarmut linfektiöse Anämie) der Pferde neuerdings auch in Deutschland aufgetreten ist, erscheint es angezeigt, die Aufmerksamkeit der Pferdebesitzer auf diese neue seuchenartige Krankheit der Pferde zu lenken. Zu diesem Zweck ist vom Kaiserlichen Gesundheitsamt über die ansteckende Blutarmut der Pferde eine in Nr. 30 der Sächsischen Landw. Zeitschrift abgedruckte gemeinfaßliche Belehrung herausgegeben worden, die überdies sämtlichen Tierärzten Sachsens durch das Landesgesundheitsamt über sendet worden ist. * — Die Bartflechte tritt seit dem Jahre 1917 in Deutsch land häufig auf. Diese äußerst ansteckende Krankheit ergreift mit Vorliebe die bärtigen Teile des Gesichtes. Es ist un bedingt notwendig, beim ersten Auftreten des Leidens sofort ärztliche Hilfe aufzusuchen, da die Krankheit im Anfang unter sachgemäßer Behandlung in einigen Wochen zu heilen pflegt. * — In einigen Bezirken ist der Erlös für das von den Schulkindern gesammelte Laubheu diesen nicht ausgezahlt, sondern dem Heimatdank oder anderen gemeinnützigen Ein richtungen zugeführt worden. Es sei nochmals darauf hin gewiesen, daß dies unzulässig ist. Das Geld ist den Schul kindern restlos auszuzahlen, schon um ihnen eine Entschädigung für ihre Arbeit und für Abnutzung der Kleider und Schuhe zu gewähren, vor allem aber, um die Lust zu der dringend notwendigen Sammlung des Laubheues rege zu erhalten. — Der Rat in Zwickau hat beschlossen, im laufenden Jahre eine Ersatzwahl für die ausgeschiedenen Mitglieder der Stadtverordneten-Versammlung vorzunehmen. Aus dem Sachsenlande — Der König hat an den Kommandeur der ... I. D., Generalmajor Löffler, folgendes Fernschreibeu gerichtet: „Durch die Berichte des Militärbevollmächtigten habe ich von den hervorragenden Kämpfen der Division bei der Abwehr starker feindlicher Angriffe Kenntnis bekommen. Besonders lobend erwähnt wird das Reseroe-Jnfanterieiegiment 245. Ich spreche allen Teilen der Division meinen wärmsten Dank und meine vollste Anerkennung aus. Sic haben sich als gleichwertig mit den alten Divisionen gezeigt." — Die Genossenschaft Pfluggenossenschaft Mittelsachsen, e. G. m. b. H., ist mit dem Sitze in Dresde« beim Königl Sächs. Amtsgerichte eingetragen. Der Gegenstand des Nn-' ternehmens ist die Anschaffung und Unterhaltung von Kraft- Pflügen für die landwirtschaftlichen Betriebe der Mitglieder. Die Haftsumme beträgt 3000 Mk. für jeden Geschäftsan teil. Vorsitzender der Genossenschaft ist der Landtagsabge ordnete Rittmeister Horst von Byern in Borna bei Oschatz. — In einem Hofgebäude am Neumarkt in Leipzig erschienen drei junge Leute in Schlosserkleidung und nahmen eine dortstehende 5 Meter hohe Wendeltreppe ab. Diese eiserne Wendeltreppe wurde in kurzer Zeit auf einen bereit stehenden Wagen geladen und fortgefahren. Die Leute im Hause, die sich über die Schnelligkeit und Geschicklichkeit freu ten, mit der die jungen Leute arbeiteten, erfuhren von dem Besitzer der Wendeltreppe zu spät, daß hier Spitzbuben am Werke gewesen seien. Bis jetzt konnten die „Schlosser" nicht ermittelt werden. - — Gelegentlich einer Revision der bei der Gepäckaufbe wahrungsstelle des Leipziger Hauptbahnhofcs verwahrten Gegenstände machte sich ein Karton durch einen starken Ver wesungsgeruch bemerkbar. Er enthielt, wie festgestellt wurde, den Leichnam eines neugeborenen Kindes weiblichen Ge schlechts. Der Karton lagert schon seit dem 6. Juli dort. — In Chemnitz spielte ein 16 Jahre alter Fabrikarbei ter mit einem gefundenen Zünder. Hierbei explodierte der Zünder und dem jungen Mann wurden an der linken Hand vier Finger vollständig und an der rechten Hand an zwei Fingern die ersten Glieder abgerissen. Ferner hat er am Unterleib eine größere Wunde erlitten. — Schwere Prüfungen erleidet die Familie des früheren kurz vor Kriegsbeginn gestorbenen Oberbürgermeisters Kuntze in Plauen. Von den vier Söhnen fanden zwei schon im Jahre 1914 auf dem Felde der Ehre den Heldentod. Jetzt ist ein dritter Sohn nachgefolgt. — Die ersten Frühkartoffeln sind der Stadt Hohenstein- Ernstthal bereits von den Ueberschuß-Dörfern der Umgebung geliefert worden. Es werden zunächst auf den Kopf 2 Pfund abgegeben. — In Limbach wurde die Anlage einer städtischen Obst plantage beschlossen, um die Einwohnerschaft künftighin mit wohlfeilem Obste versorgen zu können. — In Zschocke« wurde der 50 Jahre alte Fleischer und Viehhändler Paul Bohne verhaftet. Er steht im Verdacht des Schleichhandels mit Vieh und wiederholter heimlicher Schlachtungen. In seiner Wohnung fand man erhebliche Mengen von Fleisch und Wurst. — Wegen einer Verbindung des Erzgebirges mit dem Vogtlande durch eine Eisenbahn hat sich in Schneeberg unter Vorsitz des Bürgermeisters Hesse aus Eibenstock ein vorbereitender Ausschuß gebildet, welchem Vertreter der Städte Reichenbach, Schneeberg, Neustädtel, Eibenstock und Johanngeorgenstadt angehören werden. — Von gesundem Schlaf zeugt das Verhalten des Haus knechts auf der Bergwirtschaft des Valtenbergs bei Ober neukirch beim letzten Gewitter, bei dem es in die Wirtschaft eingeschlagen hat. Der Blitz hat gerade in dem Teile der Gebäude, in dem der Hausknecht schlief, besondere Zer störungen angerichtet, so u. a. mehrere hundert Biergläser zerschmettert. Trotz alledem versichert der, von dem ganzen Vorgang nichts gehört zu haben. Telegramme. (Amillch.) Große« Hanptqnarti«», 2g. Juli. »estttcher Kri.-Sschauplatz: Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Teilaugriffe, die der Engländer nördlich der LHS, nördlich der Seacpe «ud in breiterer Freut auf de« Nordufer der Somme führte, wurden abgrwiesen. Heeresgruppe Deutscher Kronprinz, Iu de« Kampfabschnitte« südlich der Aisue ruht-»» Vormittag. Am Nachmittage wurden nördlich von Villemoutoire Teilaugriffe de« Feindes, den«« heftiger Artilleriekampf voransgiag, im Gegenstoß abg«wiesen. Z« der Nacht vom 26. zum 27. Inlt haben wir etwa zwischen Sureq und Ardre «User vordere« Kampfge- lände plangemäß geräumt «ud die V-rteidigung la die Gegend von Fere-eu-Tardesois — Dill«»«« Tarduois verlegt. Dem Geg««r blieb unser« Bewegung verborge«. Am 27 lag «och das Feuer seiner Artillerie auf »«seren alte« Linie». Nachhuten verhindrrtr» seine erst am Nachmittage zögernd vor fühlende» Trappe» an kampf. loser Besitznahme des von uns anfgrgedenen Geläudes. Gestern versuchte die feindliche Infanterie sich »ster starkem Fenerfchntz an unsere veven Linie» Hera» zuarbeiten. Schwache, i« Vo»g«lä«de belassene Ab» teilnvgen empfingen den Fetvd auf nahe Entfer nung mit Gewehr, «ud Masch inen gewehrfruer und fügten ihm empfindliche Verluste zu. Aach di« seit dem Tag« vorher einzertchtrt« Artillerie und Schlacht- flieger fände« ia anmarschiereade« Kolonne« und Panzerwagen des Feindes lohnende Ziele. Dor star- ke» Angriffen des Gegners bei «ud südöstlich von Ferr e« TardenoiS wich unsere Dorfeldbesatzung nach Erledigung ihrer Aufgabe befehlsgemäß auf ihre Linien zurück. Die mehrfach wiederholten Angriffe des Feindes führten zu heftige» Kämpfen, die mit Zurückwersen des Gegners endete». Hierbei habe» fich unter Führung des Generals Bacheliu ost- und westpreutzische Regimenter, di« schon auf de» Höhe« nordwestlich von Chat««» Thierrh und seit Begtun de» Schlacht fast täglich mehrfache« Ansturm frauzö- fischer und amerikanischer Divtfione» zum Scheiter» brachten, auch gestern wieder desouders hervorgetan. Leutnant Löwenhardt errang seinen 45. Luftfieg. Der erste Geueralquarttermeister. Ludeudorff. (W. T.-B.) (Amtlich.) Berlin, 29. Juli, Abends. An unseren neuen Linien westlich Kere-en-Tardeuois sind schwere Angriffe des Feindes blutig gescheitert.