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Born 19. August ab wird die Brotration wieder erhöht. Bayern verlangt Zuweisung von Nährmitteln. Der deutsch-ukrainische Friedensvertrag wurde in Wien ratifiziert. h Der Angriff der Oesterreicher am 15. Juni an der Piave war durch eiuen tschechischen Leutnant verraten worden. Die französische Regierung zieht450,ÜÜV Reklamierte ein. Asquith tritt wieder in die Regiernng ein. Der britische Lebensmitteldirektor ist zurückgetreten. Das Don- und Astrachangcbiet strebt ein neues föde ratives Staatswesen an. Die Türken schlugen in Palästina mehrere tausend von England ausgerüstete Rebellen. Japanische Truppen stehen für eine Landung auf Sachalin bereit. Japan schafft Rollmaterial nach Sibirien. Zwischen Panama nnd den vereinigten Staaten ist ein Konflikt ausgebrochen. AI« amerikanischen Gewässern versenkte ein deutsches Kriegsschiff einen großen englischen Dampfer. In Amerika wird das feindliche Eigentum versteigert. "Waldenburg, 30. Juli 1918. Unsere Feinde suchen uns über das Maß ihres Wider standsfähigkeit in großem Maßstabe zu täuschen. Die bedeutenden Leistungen der Feinde sollen ruhig aner kannt werden; wir wissen, daß die Widerstandsfähigkeit im Westen, wo die Entscheidung um unser Dasein aus gefochten wird, noch keineswegs gebrochen ist, daß Frank reich und Italien unrettbar dem Willen der Angelsachsen ausgeliefert sind. Die Furcht vor dem Ausgang des Krieges heißt Frankreich die größten Opfer bringen. Je der Erfolg muß dazu dienen, die schwindende Hoffnung neu zu beleben; bei jedem Mißgeschick aber wird auf die Hilfe Amerikas als nahe Rettung hingewiesen. Amerikas Hilfe ist da; zwar sind die amerikanischen Truppen mangelhaft ausgebildet, sie können nur in eng lisch-französischen Verbänden fechten, doch bilden sie im merhin einen Ersatz für die bei den Franzosen und Eng ländern in diesem Frühjahr eingetretene« Verluste. Hier zu kommt, daß die heutige Bewaffnung auch einer minder wertigen Truppe eine größere Widerstandsfähigkeit ge währt, als es früher der Fall war. Es mögen manche Zweifel kommen, ob die gewaltigen Schläge, die wir in diesem Jahre auSteilten, zum Ziele führen werden. Ein solcher Zweifel ist in keiner Weise angebracht. So wenig wir uns darüber täuschen dürfen, daß wir noch nicht am bckres Golä. Von Mrs. Weigall. Berechtigt« Uebersetzung von I. Kruse. 33) (Fortsetzung.) „Wenn ich Ihnen raten soll," sagte. Nellie, „so nüschen Sie sich nie in andrer Leute Liebesangeleaen- Yeiten. *Das ist eine^efährliche Sache, und wenn Frau Talton Augen i n Kopf hat, muß sie es schon in der vergangenen Woche gemerkt haben, denn sie haben sich im Tennis-Klub getroffen." Als Hauptmann Hethcote mit dem Eis zurückkehrte nar Escher nicht so ruhig-heiter wie gewöhnlich, und er begriff nicht, was mit chr oorgegangen war. Ihre Augen wanderten herum und suchten Sybil, die, von d r strengen Aussicht ihrer Mutter befreit, mit Herrn Marcorie nach Herzenslust kokettierte. Sie sah fast hübsch aus in einem Kleid von roter Seide und einem großen, schwarzen Hut, denn ihre Wangen waren von der Aufregung über die ungewohnte Bewunderung ge rötet, und man hörte immer wieder ihr lautes, fröh liches Lachen. Andrew Marcorie war ein stattlicher Marine- Ingenieur mit einer schlanken Figur und schmucken Uniform, aber er hatte einen wenig vertrauenerweckenden Ausdruck in den Augen; ein scharfer Beobachter hätte ihn für einen Glücksritter halten können. Er hatte tatsächlich Sybil Galton als eine leichte Beute erkannt, denn er war entschlossen, nur um ein Mädchen zu werben, das Geld hatte, und daß es daran in der Familie Gallon nicht fehlte, wußte er ganz genau. Hethcotes Augen folgten denen Esthers, und sofort war ihm der Grund ihrer Unruhe klar, denn S.,bil war den größeren Teil des Nachmittags mit dem Herrn zusammengewesen, dessen Kenntnis der Schiffs einrichtungen ihm ein ungestörtes Zusammensein mit ihr möglich gemacht hatte. Hechcote hatte mit Mühe diese zwei aufeinander folgenden Tänze von Esther erobert, und sie bedeuteten für ihn mehr, als er sagen konnte, obgleich er ein treuer Freund von Alwyn war. Diesem, der von Natur weder ein selbstloser, noch geduldiger Liebhaber war, war es gelungen, Esther fast den ganzen Nachmittag für sich zu beanspruchen, weil er als Kranker das Vorrecht zu haben behauptete. Natürlich fiel das jedermann an Bord auf, und es wurden mehr oder weniger harmlose Scherze darüber gemacht. „Wünschen Sie, daß ich das rsto-L-tsts unter breche?" fragte Hethcote. „Ich will es tun, wenn Sie befehlen." „Könnten wir sie nicht bitten, mit uns Kaffee zu trinken?" schlug Esther zögernd vor. „Ich glaube, Herr Marcorie würde Frau Galton sehr wenig ge fallen." Und im nächsten Augenblick standen sie an Sybils Seite. „Kaffee? Rein, danke sehr," entgegnete Sybil schnippisch, „ich "habe schon getrunken. Kümmre dich um deine Sachen und laß mich in Ruhe." Ende von dem stehen, was von uns gefordert werden muß, mag der Wunsch nach Beendigung des Krieges noch so rege sein, so wenig haben wir andererseits Anlaß, an dem freudigen Glauben an einen deutschen Endsieg irre zu werden Der Rückblick auf vier Kriegsjahre und auf das, was durch unser gutes Schwert bereits gewonnen ist, aber berechtigt uns zu voller Zuversicht. Die Anstrengungen, die England und Amerika jetzt machen, vom Eismeer aus wieder Einfluß auf die Ge schicke Rußlands zu gewinnen, verdienen gewiß Beachtung. Unsere Machtstellung in den Grenzlanden des ehemaligen Zarenreiches und in der Ostsee aber ist viel zu fest, als daß uns diese Frucht deutscher Ostsiege wieder entrissen werden könnte. Vor allem aber fällt die Entscheidung über alle Fragen des weiteren Umkreises im Mittelpunkt, das ist in Nordfrankreich. Dort schwächt sich das französisch-englische Heer täglich in fruchtlosen Gegen stößen um ein Vielfaches mehr als das unsrige. Schon ist die Frage des Mannschaftsersatzes bei ihnen brennend. Hierzu kommt ihr gewaltiger Verlust an Kriegsmaterial, der Milliardenwerte darstellt, nicht so bald zu ersetzen ist und finanziell unsere Feinde hart trifft. Das Bild ihrer Finanzwirtschaft ist ohnehin trübe. Amerikas Hilfs mittel dürfen nicht unterschätzt werden, aber unbegrenzt sind sie auch nicht. Seine Kriegslasten sind bereits jetzt ungeheuer und stehen in keinem Verhältnis zu dem Ge leisteten. Schon mehren sich in England die Stimmen, die vor Optimismus warnen. Es sind nicht Pazifisten, die sie erheben, sondern vor allem Militärkritiker, die bisher die Lage der Entente nur im rosigsten Lichte sahen. General Maurice äußerte erst jüngst Zweifel ob der Wirksamkeit der amerikanischen Waffenhilfe. Er wirft die Frage auf, ob denn der Schiffsraum reichen würde, ein amerikanisches Heer von einer Million und darüber dauernd mit Ersatz und allem Nötigen zu versehen. Die Schiffsraumfrage ist in der Tat bei unseren Feinden brennend und wird es täglich mehr, dank der wackeren Arbeit unserer Unterseeboote. Hüten wir uns daher, auch nur vorübergehend den Glauben in uns auskommen zu lassen, die Weltschlacht könne verloren gehen, damit nicht aus ihr eine wirklich verlorene Schlacht werde. Dazu ist vor allem nötig, daß wir nicht selbst den Feinden Anlaß geben, die Schlacht für gewonnen zu halten. Sie werden diese Ansicht fallen lassen, wenn sie unfere innere Front so unerschüttert sehen wie die im Stahlhelm draußen, wenn bei uns je der, dessen Wort in die Oeffentlichkeit dringt, sich der Pflicht voll bewußt ist, dem Feinde keinerlei Handhabe Lange nachdem sie auf ihren Platz zurückgegangen waren, hörten Hethcote und Esther noch das klingende Lachen des Paares in dem roten Kleid und der blauen Uniform. „Sybil ist wirklich sehr töricht," sagte Esther ein wenig errötend. „Aber es nützt nichts, mit ihr darüber zu sprechen." In diesem Augenblick begann ein lockender Walzer von Strauß, und Esther schwebte nach seinen Klängen dahin. Sie tanzte vorzüglich, und Alwyn, der ihr von seinem «esset nachsah, stöhnte über seines Arztes Ver bot, das ihn verhinderte, mit ihr dahinzusliegen. Wie schön sie den Kopf hielt! Sie sah aus wie eine schlanke Lilie in dem weißen Kleid und dem blaßgrünen Hut. Er wußte jetzt, daß er sie liebte, und doch spielte er mit seinen Gefühlen und redete sich ein, daß er das bindende Wort noch nicht sprechen dürfe, sondern erst seiner selbst und ihrer ganz sicher sein müsse. Seine Cousine kam zu ihm und blieb einen Augen blick bei ihm stehen. „Ganz allein, Frank? Du bist einer von denen, die ihre „ruhmvolle Isolierung" der Gesellschaft vorziehen. Manchmal denke ich, ihr Alwyns alle haltet keinen Menschen eures vertraulichen Verkehrs oder eurer Freundschaft für würdiZ." Sie sprach in neckischem Ton, aber er fühlte sich verletzt. „Das ist albern, Nellie; aber du bist immer ungerecht gegen mich." „Durchaus nicht, mein lieber Junge — aber — du hast Esther Beresford schrecklich gern — natürlich — aber du hast sie nur gern genug, um ihr die Aussicht aus einen andern Mann zu verderben, nicht gern genug, um sie zur Lady Francis Alwyn zu machen." Ihre scharfen Worte trafen ihn, und er war zu zornig, um ihre Wahrheit zu leugnen; aber er war viel zu stolz, um seine Cousine in sein Herz sehen zu lassen. „Meine liebe Nellie, Fräulein Beresford versteht das Spiel gut genug," versetzte er eiskalt. „Tut sie das wirklich?" rief Nellie. „Dann will ich dir eins sagen, mein guter Frank, wenn du nur eine Sorgenlinie auf ihrer schönen Stirn hervorrufst, wirst du es vor mir zu verantworten haben. Was bedeutet der dumme Hochmut des Marquis von Ashdown und seiner Söhne im Vergleich zu dem Herzen meiner Freundin?" „Lieber Himmel!" rief Alwyn verwundert. „Was ist denn über dich gekommen? Ich erkenne dich kaum. Ist hier vielleicht ein Liebhaber-Theater und übst du deine Rolle?" Der verächtliche Blick, den Frau Clare-Smythe auf ihren Vetter warf, würde einen weniger selbstbewußten Mann vernichtet haben. „Ja, wenn du das Leben ein Theater nennst, in dem ich meine Rolle immer nur sehr mittelmäßig ge spielt habe," sagte sie mit tiefem Ernst. „Esther hat mich an Bord der Plejade erst gelehrt, wie man leben soll, und ich wünsche nicht, daß sie selbst die Lehre ver gißt, oder daß die hohen Ideale, die sie im Herzen trägt, durch Enttäuschung zerstört werden." (Fortsetzung folgt.) zur Ermutigung zn bieten. Dann, aber auch nur dann, werden wir, wenn nicht jetzt, so doch in nicht ferner Zeit, den Feinden das Gefühl erwecken, daß ihnen der Sieg, wie sie ihn erhofften, entglitten ist. „Das Gefühl, be siegt zu sein", schreibt Clausewitz, „ist keine bloße Ein bildung, über die man Herr werden könnte; es ist die evidente Wahrheit, daß der Gegner uns überlegen ist, eine Wahrheit, die in den Ursachen so versteckt sein konnte, daß sie vorher nicht zu ersehen war, die aber beim Aus gang immer klar und bündig hervortritt." Das deutsche Volk kann seiner Sache gewiß sein. Hat seine Siegeszuversicht auch mehr und mehr die Färbung finsteren Trotzes angenommen, so braucht sie doch darum an der Schwelle des fünften Kriegsjahres nicht minder rege und nachhaltig zu sein als in den ersten Tagen freudiger Kriegsbegeisterung . . . Politische Nun-schau. Deutsches Reich. Staatsminister vr. Helfferich ist am Sonntag in Mos kau eingetroffen und hat die Geschäfte der diplomatischen Vertretung übernommen. Im Bundesrat wurde über die Ansführungsbestimmun gen zum Reichsstempelgesetz und zum Wechselstempelgesetz Beschluß gefaßt. Zum Direktor des Reichswirtschaftsamtes wurde der vortragende Rat im Reichswirtschaftsamt vr. Würme- ling ernannt. Das Umsatzsteuergesetz hat in der vom Reichstage beschlossenen Fassung hie Zustimmung des Bundesrates ge funden; die Ausführungsbestimmungen werden demnächst veröffentlicht werden. In der bayrischen Reichsratskammer wurde am Svnn- abend der Antrag Preysing, den Reichsrat Freiherr von Frankenstein übernahm, betreffs Verwendung einer etwa er reichten Kriegsentschädigung für die in ihrer wirtschaft lichen Existenz gefährdeten Kriegsteilnehmer in folgender Fassung angenommen: Die Staatsrcgierung wolle beim Bundesrat dahin wirken, daß die Kriegsteilnehmer, die durch Erfüllung der Kriegsdienstpflicht in ihrer wirtschaft lichen Existenz gefährdet sind, nach Möglichkeit unterstützt werden und daß eine etwa erreichte Kriegsentschädigung insbesondere auch hierfür herangezogen werde, daß im übri gen das ganze Renten- und Fürsorgewesen alsbald auf eine neue Grundlage gestellt werde. Das bayerische Ministerium des Innern hat mit Rück sicht auf die zur Zeit sehr beengte Ernährungslage in den bayrischen großen Industriestädten den Staatssekretär des Kriegsernährungsamtes dringend um eine außerordentliche Zuweisung von Nährmitteln ersucht. Eine Erhöhung der Kriegsbeschädigten-Rente verfügt ein Erlaß des preußischen Kriegsministers. Die nach dem Erlaß widerruflich gewährten Teuerungszuschläge betragen bei einer Erwerbsunfähigkeit von 50 bis 60 v. H. 120 Mk. jährlich, steigen um je 60 Mk. bis 432 Mk. jährlich bei völliger Erwerbsunfähigkeit. Die Zulagen gel ten ab 1. Juli d. I. Die Zuständigkeit des neuen Reichsfinanzhofes in München umfaßt zunächst die Steuern, die jüngst beschlossen worden sind: Biersteuer und Bierzvll, Weinsteuer, Schaum weinsteuer, Mineralwassersteuer, Kaffee- und Teezoll, Brannt weinmonopol, Umsatzsteuer, Post- und Telegraphengebühren, Reichsstempel und Wechselstempelabgabe, außerordentliche Kriegsabgabe und Steuerflucht. Es ist vorauszusehen, daß der Gerichtshof sich besonders eifrig um die Auslegung der neuen Umsatzsteuern zu kümmern haben wird. Seine Kom petenz geht aber noch weiter, er ist auch die oberste Spruch behörde für die Reichssteuern, die in den letzten Jahren beschlossen worden sind, also außer für den Wehrbeitrag, der ja »ur einmal war, auch für die Besitzsteuer, die wahr scheinlich noch eine große Zukunft haben wird, für die Erbschaftssteuer, die wohl auch noch nicht bis zu ihrer letzten Form entwickelt ist, für die Abgaben vom Personen- und Güterverkehr und für die Kohlensteuer. Oesterreich-Ungarn. Die österreichische Heeresleitung veröffentlicht Beweise da für, daß der Angriff vom 15. Juni an der Tiroler Front und an der Piave mißlungen ist, weil alle Pläne vorher durch tschechische und südslawische Verräter den Ita lienern bekannt gewesen waren. In Italien rühmt man sich dieses Erfolges und feiert offen die Hauptverräter. Den größten Teil am Verrat schreibt die italienische Heereslei tung dem Leutnant Karl Stiny eines Infanterie-Regiments zu, der in der Nähe von Moventa desertierte. Aus um fangreichen italienischen Dienststücken, in welchen seine Aus sagen gesammelt und verbreitet sind, geht hervor, daß er die Vorbereitungen an der Piave gänzlich verraten und auch sonst dem Gegner eine Reihe höchst wertvoller Nach richten ausgeliefert hat. Frankreich. In voriger Woche ist in Paris weder Fleisch noch Ge flügel angekommen, so daß die Lage äußerst kritisch ge worden ist. Auch die Kartoffeln fehlen fast völlig. Auch Fische kommen nur spärlich an und kosten im Großhandel 10 Franken das Kilo. Die französische Regierung befahl die beschleunigte Ein ziehung von 450,000 Reklamierten der französischen Industrie. Die pariser sozialistischen Blätter sprechen sich in heftigster Weise gegen die Intervention der Entente in Sibi rien aus, die in erster Linie Japan, aber in noch erhebli cherem Maße Deutschland nützen werde.