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Nr. 122. «Schslfche» Laude».(LHr«»<ch«» »»«a»ar»A«1«1«»*). SS. Mo! ISSL —* Ungetreue Arbeiterin. Der Inhaber eine» hiesigen MamifacturwaarengeschcW hatte in letzter Zeit di« Wahrnehmung gemocht, daß ihm verschiedene Maaren, besonder» NSHmaterialie», entwendet worden wäre». Der Verdacht lenkte sich auf «ine In dem betreffende» Geschäft beschäftigte Schneiderin. Nachdem Anzeige er stattet wordeu, wurden in der Wohnung der Verdächtigen die ent wendeten Maaren vorgefuude». —* In der Trunkenheit. Am 33. d. M. Abends in der 5. Stunde tvurde nach einem Hanse in der Hartmannstraße polizei liche Hilfe verlangt, weil ei» dort wohnhafter Schlosser in der Trunkeuheit dermaßen tobte und lärmte, daß die ganze Nachbarschaft znsammeulicf. Außerdem hatte der rohe Mensch seine Frau in em pörendster Weise mißhandelt, so daß diese fortwährend um Hilfe schrie. Beim Eintreffen des Schutzmann- ivnrde der Mensch wieder ruhig. —* Diebstahl. In einem Hause der Zwickau« Vorstadt wurde in voriger Woche au» einer verschlossenen, auf dem Bode» befindlichen Schlafkamincr. welche Hochgeschlossen worden, ein i» einer Hose ver wahrles Portemonnaie mit 25 Mk. Inhalt gestohlen. Strafkammer - Verhandlungen — Chemnitz. 24. S. Sine nette Bekanntschaft. Der schon wiederholt vocbe» strastc, im Jahre 1858 tu Greiz geborene, zuletzt aber in Anuaberg anf- hälilichc Schneidergehilsc Karl Gottlob WeidhaaS hatte im November v. I. «ine ihm wegen versäumter Coiitrolversammlung zuerkannte Haststrafe vcrbübt. Bei dieser Gelegenheit lernte er eine» gleichfalls inhastirten Pioduktcnhändler leimen. Diese Bekaunllchaft benutzte er nach seiner Ent lassung. indem er sich zu der Ehefrau seines Mitgefangene» begab und dieser Wider die Wahrheit vorspiegelle, ihr Ehemann schicke ihn, damit sie ihm einen Spazierstock geben möckte. Die Frau glaubte dieser Angabe und über gab Weid Haas einen Stock im Werthe von 3 Mk., natürlich aus Nimmer wiedersehen. Wegen Rnckfallsbelrugs erkannte der Gerichtshof ans »Monate Gesängniß. Eine diebische Dienstmagd» Im Monat September v. I. verließ die im Jahre 18V3 geborene und schon wiederholt vorbestrafte Dienstmagd Emilie Juliane Schulze ans Oberb ühlan bei Görlitz heimlich den damals von ihr bekleideten Dienst in Richzenhain bei Waldhcim und zwar ging sie nicht allein. Mit ihr verschwand auch eine ihrer Dienstherr schaft gehörige goldene Damennhr mit Kette iui Werthe von 120 Mk., sowie ei» Jranenrock, etwa 1 Mk- Werth, ferner aus der Knechtekammer ein Portemonnaie mit 2 Mk. 55 Ps. Inhalt, ans der Mägdekammer der einer Mitmagd gehörige Betrag von 1l Mk. in baarem Gelde und ein Paar ans 5 Mk. benerthete Schuhe, auch entwendete sie noch ans dem Kleiderschrankc «in dem Kindermädchen ihrer Herrschast gehöriges Zacket im Werthe von 6 Mk. Unter Einrechnung einer ihr vom Landgericht Dresden bereits am 11. April d. I. znerkanuten Strafe von 1 Jahr 0 Monaten Gesängniß wurde die Schulze »nmnchr wegen im Rückfälle verübten Diebstahls zu einer Ge- saunnrstrase von 3 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren EhrenrechtS- verlnst vernrtheilt, auch die Stellung unter Polizei-Aussicht für znlässig erklärt. Wagen und Ladung zugleich gestohlen. In der Nacht vom 6. zum 7. April d. I. stahl der schon wiederholt vorbestrafte, im Jahre 1851 in Zschopau geborene Strumpfwirker und Tagearbeitcr Anton Gustav Sprung ans dem Hvsraumc einer Spritzenfavrik in Jöhstadt einen gelb angestrichenen Handwagen, der zum Transport von 16 Kilogramm Gußeisen bestimmt war, welche er sich gleichfalls dort aneigucle- Die Last war ihm ostenbar zu leicht, denn er holte sich »och mittels EinstcigcnS durch ein Fenster ans einem Schuppen HVr Kilogramm Kupserrohr- Am ander» Tage suchte er in Anuaberg das gestohlene Gut in Geld nmzusetzen, wobei er indeß eetappt und festgenomme» wurde. Wegen schweren und einfachen, im Rücksalle verübten Diebstahls wurde Sprung zu 2 Jahreu 6 Monaten Zuchthaus und 5 Jahren Ehrenrechtsverlust »er- urtheilt^ auch seine Stellung unter Polizei-Aussicht sür zulässig erachtet. NürkfaUsdicbstahl. Der schon wiederholt, darunter auch wegen Straßenraubes mit 5 Jahren Zuchthaus vorbestrafte Handarbeiter Heinrich LouiS Wächtler, 185? in Nieberlautersteingcd., zulctzthier wohnhaft, stahl in der Nacht vom 6. zum 9. April d I. seinem damalige» Logiscollegen aus dessen Hosentasche einen Beutel »>it 13 Nil. baarem Geld. Wächtler wurde für diesen im Nückjallc begangenen Diebstahl zu t Jahr 3 Monaten und 1 Woche Zuchthaus, sowie zu 3 Jahreu Ehrenrechtsverlust vernrtheilt. Auch wurde ans Stellung Wächtler's unter Polizeiaufsicht erkannt. Sie kam« es nicht lasten. Wiewohl die 1852 in Weruitzgrün geb. zuletzt in Nichzenhaiu b. Waldheim wohnhafte Dienstmagd Christiane Caroline vccw. Schmerler geb. Lippert schon wiederholt vorbestraft war, konme sie ihre Diebogelüste doch nicht bezähme». Die Genannte stahl nämlich am 29. Februar d. I. ihrem damaligen Dienstherr» in Richzenhain aus dessen Obcrstnbe eine Speckseite im Werthe von 7 Mk. und am 7. März in Watdheim aus einem Kleiderschrank, der sich im ersten Stockwerke besand, 2 Frauenröcke, die der Arbeiterin N. gehörten und einen Werth von 9 Mark repräseutirten. Für diese im Rückfall begangenen Diebstähle ivnrde die Ange klagte z» 1 Jahr 10 Monaten Zuchthaus — 1 Monat wurde der Vcr- urtheilten als verbüßt in Abrechnung gebracht — und 3 Jahren Etzren- rcchtSvertust vernrtheilt. UeberdieS wurde sie noch unter Polizeiaufsicht gestellt. 25.5. Ein Kleider,narder. Ernst Gustav Groß, 1874 in Oberwiesentyal geboren, ivar seines Zeichens Bäcker und Gorlnäher. Daß er schon zweimal Vorbestrast war, hinderte ihn nicht, sich in der Nacht znm 22- April d. I. in die Hausflur des Bäckermeisters H. zu schleichen und den dort stehenden Kleiderschrank gründlich zu leere». Groß stahl eine Partie Kleibnngsstücke im Werthe von Hl Mk.,die er bei einem Trödler in Annnbcrg verkaufte. Bei seiner Festnahme legte er sich dem Wachtmeister in Annaverg gegenüber einen falschen Namen bei. Der Angeklagte wurde sür sein Vergehen zu einer Gcsängnibsirafc von 4 Monaten und 1 Tag Has t vcrnrthcilt. Tie letztere Strafe, sowie 2 Wochen Gesängniß wurden dem Bernrthciltcn als verbüßt in Anrechnung gebracht. UtüikfaUsbetrug» Der schon wiederholt vorbestrafte Bretschneider Carl Friedrich Wilhelm Grnuert, 1856 in Kühberg geboren, jetzt in Nendorf bei Obcrwiescnthal wohnhaft, machte sich im März d. I. eines Rückfalls- und eines versuchten Betruges schuldig und wurde deshalb zn 6 Monaten Gesängniß und zu 1 Jahr Ehrenrechtsverlust vcr- «rtheilt. Schwindeleien. Der Handarbeiter Karl Friedrich Fügert in SeiserSbach, 1842 geboren und schon wiederholt vorbestraft, spiegelte de« Materialwaarenhändler S. in W ald heim vor, er besitze daheim ein aus mehrere hundert Mark lautendes Sparkassenbuch und überdies bei seiner Schwester eine »ansehnliche Wirthlchaftscinrichlnng. S. schenkte dein Manne auch Glauben und verabreichte ihm in den Monaten Januar und Februar d. I. Geldbeträge nud Maaren in der Höhe von 4l Mk. 85 Psg. L ider stellte es sich alsbald heraus, daß Fügert nicht nur stellenlos, sondern auch völlig mittellos sei. Der Genannte wurde wegen Rücksallsbelrng zu 9 Mo naten Gesängniß und 3 Jahren Ehrcnrechtsvcrlnst vcrnrthcilt. Sittlichkeits-Vergehen. (Geheimsitznng). Nicht weniger als 19 mal, darunter auch einmal mit Zuchthaus wegen SittlichkritS-Vergehen ist der in, Jahre 1840 in Chemnitz geborene, zuletzt aber iü Markersdorf bei Nenkirchen wohnhafte Schuhmacher Friedrich August Felder bereits vorbestraft. Trotzdem hatte er sich diesmal wieder wegen Vergehens gegen die Sittlichkeit aus Grund 8 176, 3 des N.-Str.-G.-B- zn verantworten und wurde ani Grund der Beweisaufnahme neuerdings zu 2 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehrenrechtsverlust vernrtheilt. Abermals ei» Banknotenschwindel. Die Sucht nach leichtem, Mühelose» Erwerb lockt immer wieder Leute von Denen, die nach einem berühmten Aussprüche „nicht alle werden", schlauen Betrügern in ihr Netz. Zu diesen gehören auch der schon wiederholt mit Zuchthaus vorbestrafte, im Jahre 1837 geborene Handarbeilcr Moritz Fürchtegolt Bitterlich und dessen ebeusalls bereits wiederholt vorbestrafter, im Jahre 1855 geborener Neste Moritz Bernhard Bitterlich, welche unter der Anklage des voll endeten und versuchten Betrugs standen und zwar handelte es sich um einige jener gar nicht seltenen Schwindeleien mit österreichischen Banknoten. Im Sommer der JahrcS 1890 kam Bitterlich sonior, der Onkel, mit dem Handarbeiter Sch. in Sch cibenberg zusammen. Diesem schwindelte er vor, er könne Ihm sür wenig Geld eine ans größere Betrage lautende Anzahl falscher österreichischer Banknoten verschasse», welche ein Bankgeschäft in Anuaberg gegen gutes Geld einwech'ele. Sch. ging auf das scheinbar lncra- tive Geschäft auch ei» und übergab dem Schwindler znnächst 15 Mk. sür den gedachten Zweck. Derselbe veranlaßte mm seinen gleich würdigen Nesse», sich sm Walde dem leichtgläubige» Sch. als der betreffende Geldman» vorzustcllen, wobei der Letztere sich zur Hcrgabe von weiteren 40 Mk. verleiten ließ. Diese- Manöver wiederholten sie kurze Zeit darauf mit dem Erfolge, daß ihnen Sch. zu zwei verschiedenen Male» im Vertrauen ans de» erhofften Gewinn Beträge von je 75 und 20 Mk. aushändigtr. Natürlich war es den Betrügern lediglich um die Erlangung jener Summen zu thun, welche Onkel Wtd Reffe unter sich theilte». Endlich gingen aber dem leichtgläubigen Be. trogen«, doch die Augen auf. Bitlerlich »vuior machte sich ferner noch eines Betrug-Versuchs «nerWiltwe gegenüberlchuldig welche aberder Sache keinen Glauben schenkte und ans das anaevvtene Geschäft vorsichtigerweise nicht ein- ging, so daß es dnrchauS nicht Bitterlich'- Schuld war, daß der Betrug in diesem Falle im Stadium des Versuchs blieb. Das Gericht ertheilte den freche» Schwindlern einen ziemlich empfindlichen Denkzettel, indem eS dem Hauptschuldigen Fürchtegolt Bitterlich 4 Jahre 6 Monate Zucht hauS, 660 Mk. Geldstrafe, an deren Stelle im Falle der Uneinbringlich keit weitere 88 Tage Znchthan» trete», und 10 Jahre Ehrenrechtsverlust znerkannte, während Beritbard Bitterlich zu 9 Monaten Gesängniß (unter Anrechnung von 4 Monaten als durch die erlittene Untersuchungshaft verbüßt) und 2 Jahren Ehrenrechtsverlust vernrtheilt wurde. 10« öffentlich« Sitzung der Stadtverordnete«. Chemnitz, den 25. Mai 1892, Abends 6 Uhr. 1) Herr Et.-V -Borstehcr Iustizralh vr. E »zma» n eröffnet« die Sitzung mit verschiedenen geschäftlichen Mittbeilnngen über Eingänge, unter welchen sich u. A. verschiedene Rechnungen, die Jahresberichte dcS Franenvereins und der Abenduähschule, sowie eine Einladung sür de» am 6. und 9. Juli abzn- haltende» Gcmeindetag in Freiberg befinden. Zu dem letzteren wird der Rath 3 Mitglieder absenden und auch daS Sl-B.-Colleginm beschloß, 3 Herren nach Freiberg zu senden und überwies deshalb die betr. Angelegenheit dem Wahlausschuß. 8) ES folgten die Berichte des Control-AuSschusses über: s. die Rechnung der Theunertstiftung auf das Jahr 1891. (Ref. Herr St.-B. Schindler.) l>. die Rechnung des AichamteS aus dar Jahr 1891. (Ref. Herr St.-B. Schneider) o. die Rechnung der Poliklinik auf daS Jahr 1891. (Res. Herr St.-B. Enger.) «1. die Rechnung der Forstkasse auf das Jahr 1891. (Ref. Herr St.-B- Wecker.) o. die Rechnung de« Reservefonds ans das Jabr 1891. (Res. Herr St.-B. Wecker.) Die Rechnungen snb » bis ck wurden, nachdem seitens der Referenten die einzelnen Positionen anSsührlich dargelegt worden waren, sür richtig be funden, dagegen wurde die Rechnung »nter « von der Tagesordnung abgesetzt. Von Interesse waren die AnSsührnngen des Herrn St.-V. Wecker über die Forstk.rsse, durch die u. A. miigctheilt ivnrde, daß die Errichtung eines Spielplatzes im Zeisigwalde in Aussicht genommen ist. Herr St.-V. Heller gab dem Wunsche Ausdruck, diese dankenSwerthe Errichtung eines Spielplatzes in baldigsten Angriff zu nehme». 3) Für den Finanz-Aiisschnß berichtete Herr St.-B. Usert über die Rathsvorlage, die Regulirung des Mühlgäßchens und eines Theiles der Ane betreffend- Das Collegium beschloß, der Rathsvorlagc znznstimmen und zu ge nehmigen, daß zur Ausführung der in Aussicht genommenen Arbeiten 1. sür Schlcnßcnbau Mk. 42,400 aus den Anleihemittcl», . 2. für Brückenbau . . I . . . . Mk. 11,000 3. für Uferma»er »ad Straßeiioberbau - 23,800 - 34,800 abzüglich der »nter Pos. 20 sub 6. anfgeführteu Mk. 1306 die cventnellcn Ansprüche der Firma N. Hösel u. Comp, betreffend, aus dein Stammvcrmögcn enlnvmmc» werden. 4) Für den Versassnngs-AuSschnß berichtete a. Heer Sl..B. Carl Protze über die Anstellung der jetzigen Hilfs« expedicnteu Max Rudolph und Heinrich Emil Woks als ständige Expedienten und Hilfskaffcnbeamte. Das Collegium erklärte, daß es gegen die beabsichtigte Anstellung dieser beiden Beamten gegen die zn stellende Camion von 600 Mk. nichts einzn- wenden hat. b. Herr St.-B. Prof. vr. Gehlert über den Rathsbeschluß, die Aus legung verschiedener Paragraphen der ConcessioiiSbedliigniiaen sür die Er weiterung der Straßenbahn betreffend. Ans seinen Vortrag hin tritt das Collegium dem Rathsbeschlnffe bei 1) bezüglich der im Prolocolle vom 19. Mai 1892 festgesetzten Aus legung de- Wortes „Strcckensahrt" in 8 6 »Iln. 2 der ConcessionS- bedingnilgen sür die Erweiterung der Straßenbahn, sowie 2) in 8 11 zwischen „neue Linie" und „zweigleisig" die Morte „mit Ausnahme der Bachgaffe und der inneren Johannisstraße, über welche spätere Entschließung dem Ralhe Vorbehalten bleibt" ein- -»setzen. Darnach ist unter „Streckenfahrt" die Fahrt in einer Richtung ohne Wageuwechsel innerhalb des jetzige» WeichbilöeS der Stadt zn versteh«,. Jedenfalls sei aber gestattet, soivvhl an der Linde, an der Nicolaibrückc und an der Ecke der Neitbahnstraßc nud Poststraße und wahrscheinlich auch an andere» Krenznngspniikten ohne Nachzahlung nmzusteigen, um de» 10-Pfg. Tarif in der Stadt dnrchzusühren. Herr St.-V. Gast fragte an, wie eS komme, daß einige Klassen der Realschule in die zn Schulzwcckcn als untauglich erklärte erste Bezirks schule verlegt worden seien. Herr St.-V. Protze theilte mit, daß seitens der Baupolizei viele Haus besitzer in letzter Zeit ansgesordert worden seien, an ihren alten Häusern Ab tritte anzubrnlgcn, obgleich nicht uachgewicsen sei, daß die in den betr. Ge bäuden gegenwärtig bestehenden Abortaulagen saniiätswidrig seien. Es sei jetzt nicht die Zeit dazu, solche Anordnungen ansführe» zn können, ganz ab ge,ehe» davon, daß die Gebäude dadncch vielfach minderwcrthig werden würden. Er stellte einen Antrag, den Rath um Erklärung zn ersuchen, ans welchen Gründen — unter Hinweis ans 8 136 der B> uordnnng — die be treffenden Haustesitzer gezwungen werden sollen, die diesbezüglichen Auorb innigen ausznsühren. Aus eine Erklärung des Herr» St.-V. Jnstizrath v. Stern hin wird diese Angelegenheit dem betr. Ausschüsse des Collegiums überwiesen. Herr St.-B. Heller beleuchtete diese sür Hausbesitzer wichtige Angelegen heit noch ausführlicher, wurde aber vom Vorsitzende» daraus cn>ft»erk>aui ge macht, daß die Sache späterhin »och das Collegium beschäftigen werde, da ja ei» solcher Beschluß schon gefaßt worden sei. Nach Verlesung des Protocolls ivnrde sodann die öffentliche Sitzung gegen 7 Uhr geschlossen. Es folgte hierauf »och geheime Sitzung. 0. I). Thalia-Theater. Chemnitz, den 27. Mai. Die Fledermaus. Ans dem Umstande, daß die Räume unseres Soiiinwrtheaters vorgestern recht gut besetzt waren, läßt sich uiizwcifelhast folgern, daß die „Fledermaus" trotz ihres respektablen Alters immer noch ei»« eminente Zugkraft ans das Pnvliknm anszuübc» vermag. Freilich ist Straub seit seinen, „Indigo" bis eiilschlicßlich znm „Zigennerbaron" kein Libretto geboten worden, das seiner künstlerischen Spccialität so ent sprochen hätte, als die nach einer sranzösijchen Posse von Hafner und Genrve vcrwicncrte „Fledermaus". In der That hat Johann Strauß, der überall da, wo Fuße und Füßchen sich im Tacte bewegen, unbestritcene Herrschaft ausübt, über den lustigen Text ein Füllhorn reizender und origineller Tnnzwcisen ausgegossen. Auch vorgestern hat die Aufführung dieser leben- und geistsprühenden Operette wieder eine» durchschlagende» Erfolg errungen. Die unverkennbare Hingabe aller Darsteller an ihre Ausgabe», der mitreißende Schwung des durchweg amüsanten Stückes konnte nicht anders, ats einen angenehmen Gesammtemdrnck erzielen und hinterlaffen- Herr Wenkhaus war ein vortrefflicher Eisenstein. Bo» seinen hübschen Stnnmmittel» konnte er gerade in dieser Partie den ausgiebigste» Gebrauch machen; Labei stattete er seine Rolle mit gewinnender Liebens würdigkeit auS nud ließ es auch nichr an dem prickelnden Humor und der übermuthigen Laune fehlen, die sür diese Partie unerläßlich sind. — Ganz ausgezeichnet wurde der Genannte durch Iran Görlich unterstützt, die als R os alindc durch ihren graziösen Humor die Zuschauer sür sich einzunehmen wußte. Die Darstellerin wurde nach der brillant gesungene» ungarischen Bravourarie durch lebhaften Bestall ausgezeichnet. — Einc hervorragende Leistung bol ferner Frl. Grü »er als Adele- Sie brachte de» Ausdruck des Naiv- Beschränkte» trefflich zur Anschauung. Ter Lachwalzer im zweiten Acte und die Aricite: „Lpiel ich die Unschuld vom Lande" im dritten Acte waren von zündender Wirkung. — Der Pcinz OrlojSkh des Frl. Frühling hatte die gebLrlo» Porion Noblesse und Blasirlheit an sich. — Ein »euer Beweis für die Viel seitigkeit des cs,er>u Haas war dessen Gesäugnißdirector Frank. In jedem Zuge elegant und liebenswürdig, verstand er eS prächtig, ans dieser Partie das Mnsterbfttz eines Wiener Lebemannes zn gestatten. — Herr Müller war als Gesangslehrer Alfred recht gut. Das Ständchen hinter der Scene trug er hübsch vor und hielt sich a»ch im ersten Finale aus der Höhe seiner keineswegs leichten Ausgabe. — Ebenso verdient Herr S euiuS, der die Partie des vr. Falk dnrchauS corrcct sang, ehrende Anerkennung. — Herr Carlle» gab dcn Gcri! lsdiener Frosch. Leiderontrirte er dermaßen, daß seine Darstellung dadurch wesentlich beeinträchtigt wurde. I» Anbetracht des lustspiel- artigen Charakters der „Fledermaus" muß eS zum Mindesten bedenklich er scheinen, daß Herr Carl sen die lähmende Wirkung de» Alkohol» in gar zu „drastischer" Weise zur Anschauung brachte. UeberdteS jst der Gerichtsdieuer Frosch ein Gewohnheitstrinker und rin solcher Inrkelt nicht in der Weise hin und her, wie die» Herr Sarlsen zn tbun beliebte. — Ganz anders verhielt flch hin gegen Herr Walther als V-. Blind. In der Regel machen di« jeweilige» Darstell-r anS dieser Rolle eine Larricatnr; dies vermied Herr Walther mit feinem Tacte und erzielte gerade dadurch die günstigste Wirkung. — DaS Fest beim Prinzen OrlofSky war von der Direclion und der Regie mit dem erforderlichen äußern, Glanze ansgestattrt. Auch mag »ich, unerwähnt bleiben» daß der Canon-Reigen: „Brüderlel» und Schwesterlcin", von Herrn Kapell meister Weißleder schwungvoll geleitet, die gewohnte stürmische Anerkenn- n»g fand. D. ' Ans Rah und — Der Frauenmörder Deeming. Teeming ist. wie wir bereits berichtet haben, in Melbourne au, 23. Mai durch den Strang hingerichlet worden. Nicht weniger als 348? Bittgesuche »m Zulassung zur Hinrichtung waren bei dem Gouverneur de», Gefängnisses eiugelanfen, aber »nr 70 Personen waren zngelasse» wurden. Teeming hatte noch vor wenige» Tagen Briese seiner Vcr« wandlen aus England empfangeu, welche ihn beschwöre», vor seinem Ende alle seine Verbrechen zn gesteh.», damit nicht Unschuldige später darunter zu leiden hätten. Statt diesen Nalh zu befolgen, hatte er um die Erlaubuiß gebeten und diese auch erhalten, vor seiner Hinrichtung vom Galgen herab die Anwesenden anreden zu dürfe». Die Ansprache war kurz. Deemiiig erklärte feierlich, in dem Augenblicke, wo er vor den Allmächtigen trete, hatte er es für seine heilige Pflicht, die ganze Wahrheit zu sagen: „Er habe niemals irgend ein Verbrechen begangen und niemals irgend ein Verbrechen, eiiigestande». Er sei unschuldig und werde unschuldig gerichtet!" Interessant ist folgende Feststellung: 1 Stunde 24 Minuten, nach dem die Hinrichtung i» Melbourne vollzogen war, hatte» die Zeit ungen in London bereits die Nachricht davon in Hände». Die Ent fernung, welch« der elektrische Fnnle im Kabel zu durchlaufen hatte, belrägt 21,000 Kilometer. — Ein Sonntagsräuschchen. Bei dem Galadiner, welche- nach der Ankunft des erbprinzliche» Paares von Sachsen-Meiningen a»> Sonntage am Bukarestcr Hofe gegeben ivnrde, ereignete sich ei» peinlicher Vorfall. Der Primär (Stadtvbcrhanpt) Orbese», der zu dem Diner eine Einladung erhalten hatte, trank sich während des Essens einen tüchtigen Rausch an und provocirte einen großen Skandal. Ter Kammerpräsident General Mai», machte de», Ministerpräsidenten Catargin Vorwürfe, daß er svlche Persönlichkeiten als Repräsentanten der Hauptstadt dulde. Der Primär war unlerdeß »nter den Tisch gesunken »nd stimmte ein Lied an, und nur Dank der Mithilfe der Dienerschaft gelang eS endlich, ihn anS dem Saale zu entfernen und nach Hause z» schicken. Um seine Ehre zn reiten, ließ sich Orbescu TagS darauf ein ärztliches Attest anSstellen, daß er keine berauschende» Getränke vertrage und schon nach einem Glase Wein seiner Sinne nicht mehr mächtig sei. Der König »nd das erbprinzliche Paar hatten absichtlich von dem Vorfall keine Notiz genommen. Berliner ProdnetenBSrse vom 25. Mai. Weizen: loco 185—215 Mk., pr. Mai 186,75 Mk., pr. Mal« J„»i 186,75 Mk., pr. Jnni-Jnli 186,75 Mk. - »Io«gen: loco 194.- Mk. pr. Mai 195.— Pik., vr. Mai-Juni 193,50 Mk.. pr. Jnni-Jnli 189,75 Mk. Kündig»»«: 25. Berflant.— Spiritus: 70er loco 39,60 Mk., vr. Mai- Juni 39,30 Mk., vr- Jnni-Jnli 39,30 Mk., vr. Jnli-Augnlt 40,— Mk, pr. Aug.-Sept.40,40 Mk.Kündigung: —. Flauer. — Nübbl: loco 54,20 Mk-, pr-. Mai-Juni 53,60 Mk., pr. Septbr-October 53,—Mk. Flauer.— Hafer: pr. Mai 147.25 Pik., pr. Jnni-Jnli 147.50 Mk. Drahtnachrichten nnd letzte Meldungen. Chemnitz, 27. Mai 1892. Bochum. Der Beleidig«,»,gsproeetz Ban re gegen Luuemam» und die „Westfälische Bolközeituug" ln der Savonaangelegenheit ist auf So,»»abend vertagt, welk als Verfasser der betreffende«, Artikel der Redakteur Fnöangel genannt wnrde. Brake. Für Hilfeleistung bei dem Verlust deö hie« figen Schiffes Amarants) auf Madagaskar verlieh der Kaiser dem Comniandantcn Jnhel n»d de»» Leutnant Garnier vom französischen Kriegsschiff Hngon de», Krönest, orden zlvciter bezlv. dritter Klaffe. Wien. Nach polnischen Blättern tritt die ganze katholische Geistlichkeit von Ocsterrcich-Schtesten gegen die Vereinigung des österreichischen Theiles der schlesische» Diöcese mit dem Krakauer Bisthnm ans, indem sie auf das «»gerechte Vorgehen dcS galizische» ConfistoriumS gegen die Seelsorge des Ekerns verweist und erklärt^ das Schicksal ihrer galizischen Bernfsgcnoffen erscheine nicht verlockend. Prag. In der Victors,>- nnd Williamzeche Offegg ist Wasser ei„gedr„„ge„. Diese Schächte, der Dnx-Bodenbacher Bahn gehörend, waren schon frnhcr innnndirt. Prag. Der Waffereinbrnch in die Victorinschächte erfolgte an derselbe» Steve, wie im Jahre 1887, nur ist der Wasserznflntz stärker als damals; er beträgt angeblich 80 Cnbikmeter per Minntc. Ans behördlichen Auftrag mutzten die Arbeiter fämintlicher Osscgger Schächte a,«s- fahrcn. Budapest. Im Abgeordnete»,Hanse richtete Babo eine Interpellation an die Negierung we^ei, deö Vor- salleö in Szegedin, wo ein zur Waffe,inbnng eingernckter Reservist in Folge von Mitzhandlniigen durch einen Vor- gesetzten einen Selbstmord verübt hat nnd ein anderer desselben Regiments an den Folgen von Mitzhandlniigen unter cigenthnmliche» Umständen gestorben ist. Kopenhagen. Gestern Nachmittag fand Familien- tafel beim Kronprinzen, Abends Festvorstellnng im Theater statt, in we.chrm die Oper „Die Hexe" gegeben wurde. Die Stadt und der Hafen sowie die ans der Rhede liegende» Schiffe waren glänzend illnminirt. Eine Menschenmenge von über hunderttausend Köpfen fiillte die Straffen. Wie verlautet, hat die Verlobung der Prinzessin Louise mit dem Erbgrotzherzog von Luxem burg stattgesnttden. Paris. Eine Abordnung bat den Präsidenten Carnot, auf feiner Reise nach Ranch Bar lc Dne zn besuchen. London. Eine Versammlung des La,«cashire- nnd Chefhirc-Bergarbeiter Bttttdes beschloss ein Meeting der Nationalen Berel,«ignng der Bergarbeiter znm Zwecke einer allgemeine» Stenerauflage einzubernfen, behnfS Fortsetzung des AnsstandeS der Bergarbeiter in Durharn. für P-I,lisch-«, O-rNIch-, und F-nNI-IonIstisch-» Julius Tcheisik stir Sächsische«: Franz Bli--; slie d-u übrigen Th-N der B-rk-n-r; säininNich in Ld-nniitz. Gerichtstag in WittgenSdorf am SV. Mat 18VS. LxpedilionSzelt von Vormittags 10 Uhr an. Äinbach, am 2b. Mai 1892. DaS Königliche Amtsgericht. v». Wetzeß. P.