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Sächsischer Landes-Anzeiger : 28.05.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-05-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189205287
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920528
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920528
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-05
- Tag 1892-05-28
-
Monat
1892-05
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 28.05.1892
- Autor
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Nr. 122. — 12. Ialjraaria. Die an jedem Wochentag Abend sinkt de« Datum des folgende» TageS> zur Be» lendnng gelangende »nparteüsche Zeitung „Sächsischer La»des-A„zeiger": mit täglich einem Extra-Beiblatt 1. Kleine Botschaft s. Sächsischer Erzähler v Sächsische Gerichtszeitung 4. Sächsisches Altertet e. Jlluftr. Unterhaltuugsblatt 6. Sountagsblatt 7. Lustiges Bilderbuch kostet bei Ausgabestellen monatlich 70 Pfg-, bei Post-Anstalten monatlich 75 Pfg. Sächsischer FMes-KilskPr Verbreitetstes unparteiisches tägliches Lokalblatt. Die Hanptblätter des „Sachs. Landes-AuzeigerS" erscheinen (ohne dessen Extra-Beiblätter) auch in einer billigeren Sonder-AttSgabe als; Chemnitzer General-Anzeiger für Chemnitz monatlich 40 Pfg. frei inS Hans; außerhalb Chemnitz monatlich 60 Pfg. mit Zuträgern Sonnabend, 28. Mai 18S2. Der „Sächsische LaiideS-Anzeiger" ist in der deutschen Post-ZeitnngS-PreiSlist« unter Nr. 6580 eingetragen. Westerreichisch. Zeitungskatalog Nr. 2651.) Der „Chemnitzer General-Anzeiger". ist in der dentschen Post-ZeitnngS-PreiSlist« unter Nr- 1342 eingetragen. (Oesterreichisch. Zeitnngskatalog Nr- 59L) Verlags-Anstalt: Alexander Wiede Chemnitz, Theaterstraße Nr. S. Fernsprech-Anschlnß Nr. 136. Telegr -Adr-: LandeS-Anzeiger, Chemnitz. -M Anzeigenpreis: 6gespaltene CorpnSzeile (ca. s Silben fassend) oder deren Namn 15 Pfg. — Bevorzugte Stelle (6gespallene Petitzeile ca. 11 Silben fassend) oder deren Nanm 30 Pfg. Bei wiederholter Nnfnahme entsprechend billiger. — Anzeige» können »nr bis Bormittag angenommen werde», da Druck und Verbreitung der großen Auslage längere Zeit erfordern.—Die Anzeigen finde» ohne P reisansschlag gleichzeitig Verbreitung durch de» „Chemnitzer General-Anzeiger . Potitische Rimdschan. Chemnitz, de» 27. Mai. Deutsches Reich. Der Zar in Berlin, lieber die Ankunft des Zaren in Berlin zum Besuch des denische» Kaiserhofcs sind die endgiltigen Feststellungen bereits erfolgt. Die Einzelheiten werden indessen in gewohnter Weise zweifellos ans Wunsch des russische» Hofes geheim gehalten werden. Voraussichtlich erfolgt die Ankunft des Zaren in Berlin resp. Potsdam sofort nach der Abreise der Königinnen von Holland, also Mittwoch Abend oder Donnerstag Vormittag nächster Woche. Der Besuch wird nicht über 48 Stunden dauern. Oberbürgermeister vou Forckenbeck -j-. In Berlin ist am Himmelfahrtstage der Oberbürgermeister vo» Forckenbeck im Alter von 71 Jahren gestorben. Forckenbeck war Mitglied des Reichstages npd des preußischen Herrenhauses. Früher der »ationalliberalen Partei angchörig, trat er später zu de» Freisinnigen über. Er ge hörte nnslreilig zu den geschätztesten Mitgliedern des Reichstages, dessen erster Präsident er lange Jahre gewesen war. Die Stadt Berlin verdankt seiner Wirksamkeit sehr viel, er hat 19 Jahre an ihrer Spitze gestanden. In der Politik hielt sich Forckenbeck i» den letzten Jahren sehr znrnck. DieBerlinerWeltansstelkttttg. Wie ans guter Quelle verlautet steht der Reichskanzler dem Prvject einer Weltausstellung nicht gerade freundlich gegenüber, weil nuzunehmen ist, daß sowohl Frankreich, wie Rußland, als auch die kleinen Ocientstaate», die einer solchen Aus stellung besonderen Reiz zn geben pflegen, feriibleiben werden. Sehr angenehm ist der Neichsregierinig dagegen der Gedanke einer „Drei- bnndauSstellung", zu welcher nur Oesterreich-Ungarn und Italic» ofsiciell cingeladen werden sollen, woran aber auch sonst iheilnehmen kan», wer da will. Selbstverständlich muß vorher die Ausbringung der ersorderlichen Gelder gesichert sei». Die „Nordd. Allg. Zig." schreibt zn demselben Thema: „Welchen weiteren Verlauf die in Flnß gebrachte Idee »ehmen wird, läßt sich noch nicht übersehe». Das aber hoffe» wir bestimmt, es werde die öffenlliche Erörterung der vorliegende» Frage dazu beitrage», alle Für und Wider so zn kläre», daß die endlichen Entschließungen, die ja mit zahlenmäßiger Beweis kraft nie Werde» begründet werden können, doch die Wahrscheinlich keit für sich haben werden, daß das für das Heil Deutschlands Nichtige getroffen sei." Hebe»! de»» Fall Liick i»« Berlin giebt die „Post" eine aclenmäßige Darstellung. Der Grenadier Lück hat bekanntlich, als er als Posten vor der Kaserne des 3. Garde-Regimenls z. F. von seiner Waffe Gebrauch machte, einen Menschen erschossen und einen zweiten schwer verwundet. Nach der erwähnie» Darstellung ist Lück voil seinen Gegnern nicht bloß geneckt, sondern lhätlich be leidigt und durch eine» Angriff gefährlich bedroht wurde»; einer der Rowdies habe sein Messer gezogen. Ter verwundete Man» sei nicht ein harmloser Spaziergänger, sondern vielmehr der Hauptschuldige gewesen. Zum Schluß heißt es, in Militärkreisen sei die Anschauung vertrete», daß Lück mir dadurch, daß er von der Waffe Gebrauch »nachte, das eigene Leben rettete. Eine Geldbelohuung für Lück habe von keiner Seite slaltgefundcn, es sei ihm für sei» Benehmen bei Festnahme des dritte» Angreifers sogleich Anerkennung ausgesprochen worden, und die Ernennung Lück's zui» Gefreiten sei erst fünf Wochen Die Blumerwerkäuferin. Novelle von M. Bernhard. (Fortsetzung.) Nachdruck verboten. Die Thür öffnete sich, neue Kunden erschiene». Das schöne Mädchen wandte sich denselben mit ihrer ruhigen Grazie zu, ließ ein Bouquet nach ihrer Angabe von einem der seitab sitzenden Mädchen Herstellen, notirte Bestellungen und beantwortete Fragen. Herr von Hildburg stand beiseite, nagte an seinem Schnurrbart und wartete, daß sic sich nach ihm umdrchen, ihn wenigstens mit einem Blick streife» möge. Nichts Dcrartigcs geschah, und so forderte er zuletzt mit Ostentativ» seine Rechnung, zahlte und verließ sporenklirrend, de» Kopf hoch nnd die Augen beleidigt flammend, das blumendurchdilftete Gemach. Draußen war'S unwirthlich und kalt: jetzt begann es sogar zu schneie». Er war ärgerlich auf das kokette, berechnende Ding, das sich aus purer Gefallsucht so kostbar machte — ärgerlich auch auf sich selbst, da er bei näherer Uebcrlegung fand, er habe sich albern benommen. Er wollte sich ernstlich die ganze Dummheit aus dem Kopf schlage», und zu diesem Zweck ging er zu einem Kameradeu, der ungeheuer lebenslustig und zn allen Dingen aufgelegt war. Er fand Wellhose» zu dieser verhältnißmäßig frühe» Stunde auch richtig da heim und ganz bereit, sich in guter Gesellschaft zu amüsireu. Sie fuhren zunächst in de» Club, machten ein paar Partien Billard, daun giug'S i»'s Victoria-Theater, wo gerade ei» großes Ausstattungsstück in Scene ging. Die Balletteusen kamen unserm Baron Thilo an diesem Abend ganz auffallend häßlich und ungraziös vor, und er wunderte sich innerlich, daß die Kameraden — es hatten sich noch einige dazu gesellt — die Operngläser so lange vor die Augen hielten und sich so inleressirt zeigten. Nach der Vorstellung gab er ein Souper bei Dressel mit lustigen Kameraden, deren Schuld es sichtlich nicht war, daß Baron Hildburg so zerstreute Antworten gab und mit so tiefsinniger Miene in sein Glas Oröwand rosv starrte. — Gegen Morgen erst rasselte ein leichtes Coupe, das den Hnsarcnosficier brachte, vor seine Thür. Er stieg sehr verdrießlich ans, versuchte umsonst zu schlafe» nnd absolvirte am anderen Vormittag höchst un gnädig seinen Dienst. Was hatte er nun davon? Eine dnrchschlvärmtc Nacht, einen wüste» Kopf nnd die Gewißheit, daß er über Hals und Kopf in das reizende blonde Geschöpf verliebt sei, daß ihn gestern so schnöde behandelt hatte! Ja! Denn der Aiigenansschlag dieser blauen, dnnkelbewimpecteu Sterne, die anmulhige Wendung des Köpfchens, die schönen Linien der jugendlichen Gestalt, der klare Silbcrton der Stimme — Alles da» stand mit so greifbarer Deutlichkeit vor ihm, daß er, kein Neuling mehr in solche» Dingen, sich sagen mußte, es helfe ihm Alles später nach völliger Klarstellung des Vorfalls dadurch erfolgt, daß der Kaiser ihn als Gefreite» Lück vor die Front rief. Daß Lück' es "sinnlosen Trunkenbolden zu thun gehabt, werde dadurch wider »nt legt, daß alle drei Angreifer schneller liefen, als Lück z» folgen ver mochte. Der unverletzte Brand sei bei seiner Arretiruug jedenfalls völlig zurechnungsfähig gewesen. Militiiraffairen. Der Huscirenleutuaut vo» Lucius i» Mainz, dessen Verhalten soviel vonsich reden gemacht hat, wird sich nach süd deutsche» Zeitungen vor einem Kriegsgericht verantwvrlen müsse». Seinen Abschied soll er bereits eingereicht haben. — In Speyer schlug ei» Leutnant einem Landwehr-Unterosficier, welcher nicht vor schriftsmäßig gegrüßt habe» sollte, dermaßen gegen den Kopf, daß der Geschlagene zur Seite taumelte u»d die Mütze ihm vom Kopfe flog- — I» Saarbrücken stach ei» Einjährig-Freiwilliger vom dortige» Dragoner-Regiment, ein Assessor, einem Gefreiten desselben Regiments mit seinem Säbel dermaßen in den Unterleib, daß die Eingeweide hcrvorquolleu. Wege»» TnmnkteS wurde eine Berliner Versa,»»nlnng des Vereins znr Bekämpfung der Rassenhetze aufgelöst. Streitigkeiten zwischen Vereinsmttglicdern und Antisemiten führten z» dem Tumult. Die Stadt Cella beging nute»! großer Betheiligung das Jubiläum ihres scchshniiderljährigen Bestehens. Meine Geschenke erhalten die Freundschaft. Das Berliner Alexander-Regiment, dessen Chef der Zar aller Rcnßcn ist, hat dem russischen Wyborg'schen Regiment, dessen Chef der deutsche Kaiser ist, eine Brvnceoüste des Kaisers Wilhelm übersandt, worauf da- Wybvrg'sche Regiment als Gegengabe das Bild des Zaren Alexander schickte. Die in einer Berliner katholische», Versammlung erwähnte Schrift, welche darthu» soll, daß die Jesuiten sich im Jahre 1701 in uneigennütziger Weise »m die Erhebung kl ur-Braudeu- burgs zum Königreich Preußen bemüht haben, ist jetzt erschiene». Der Verfasser ist Or. xiiil. Thocmcs. Der Abg. 1)r. Lieber hat ein politisches Vorwort zn der Broschüre geschrieben. Tenselaustreibttng in Bayern. Nach einer Meldung der „A. Abdztg." hat das bayerische Staatsministerinm über die Teufel anStrcibung in Wemdingen einen umfassenden Bericht eingesordcrt. Auf Grund des Berichts, welcher bei dem Ministerium bereits ein gelaufen sei, solle entschieden werden, in wie weit ein staatliches Einschreiten angczcigt sei. Die Franzosen beginne,» bereits wegen des Revanche festes in Nancy abznwicgeln. Das Journal „La Paix" ver sichert, der Präsident Carnvt werde in Nancy Worte spreche», welche Diejenigen, welche Beunruhigung zu verbreite» suchten» zur Vernunft bringen und die gegenwärtigen Befürchtungen zerstreuen würden. Carnot würde die Reise nach Nancy sicher nicht unternehmen» wenn die dortige» Feste etwas Anderes wären, als eine imposante Kund gebung zu Ehren der Studien und des geistigen Fortschritts, das heißt des Friedens. Oesterreich-Ungarn. Znr Valtttaregulienng. Das Wiener Abgeordnetenhaus h"t die erste Lesung der Valntavorlage» beendet und dieselben einer Commission von 48 Mitglieder» znr Spccialerörtcrung überwiesen. — In Rafting sind Ausschreitmigcu der Bergarbeiter vorgekommc». nichts, er müsse sich drein ergeben, das Mädchen habe cs ihm »un einmal angetha» und, selbst ans die Gefahr hin, »och mehrmals vo» ihr kühl abgefcrtigt zn werde», mußte er sie Wiedersehen, das stand bei ihm ganz fest. — Sie war keine leichte Eroberung, das lag auf der Hand .... nun gut, jo war cS eben eine schwere! A» der Art, wie ihm das Herz z» klopfen begann, als er im Hellen Wintcrsvunenschein in die Nähe des Blumengeschäftes kam, merlte Baron Thilo auf's Nene, wie sehr er bereits Feuer gefangen hatte. Ec trat aber mit leidlich n»bcfa»gc»er Miene ei», hatte sich auch unterwegs eine complicirte Bestellung zurechtgclcgt, war aber genöthigt, dieselbe einem der blasse», »nbcdente»deii Mädchen, die gestern Blumen gewunden hatten, anziiverlranen, da die Blnmcnver- käufcrin einen wichtigen auswärtigen Auftrag zu »otiren hatte und so ganz bei der Sache war, daß sie nicht einmal de» Kopf hob. — Als sie das endlich dennoch that, streiften ihre leuchtenden Blauangc» über den schönen Husarenlenlnaut in all seiner funkelnden Uniform- Pracht so gleichmnthig hi», als wäre er ein grauerZannpfahl. Wenn dies gemachte Gleichgiltigkeit war, so sah sie verzweifelt natürlich ans. Thilo grüßte ritterlich hinüber und erntete einen verbindlichen Dank — Das war Alles. Er hielt sich noch eine Weile i» dem i» dem warmen duftenden Raum ans, streifte immer wieder verstohlen „seine schöne Lydia" — in Gedanken crdrcistcte er sich ohne Weiteres, sie so z» nennen! — und überzeugte sich, daß auch die Helle, schars Winlerbelenchtung dieser zartrosigen Frische nichts anznhabe» vcr-e mochte, aber am Ende mußte er sich doch entschließen, zn gehe»; neue Kunden kamen, er erhaschte wedec Blick, »och Wort, eine neue Bestellung wollte ihm im Augenblick nicht cinfalle», und wieder ging er mißmuthig enttäuscht von dannen. Blumen sind etwas sehr Reizvolles, und für Damen aus der guten Gesellschaft giebt es nicht leicht ein hübscheres nnd passenderes Geschenk — das sand Baron Thilo von Hildburg auch, und erfand, daß es ihm nur nützlich sei» könnte, wenn er de» Gattinnen seiner Ncgimcntskanieraden Aufmerksamkeiten „durch die Blume" erlvicS. Früher zwar war er anderer Ansicht gewesen, aber warum sollte man i» so geringfügigen Aenßcrlichkcilcn nicht einmal seine Ansicht wechseln? Kurz der flotte Officier wurde einer der täglichen Kunden des elegante» Blumengeschäftes Unter den Linden. Frau Braun sah ihn von ihrem erhöhten Sitz jeden Tag daher kommen, begrüßte ihn mit ihrem ruhig behaglichen Lächeln und ließ siine schönen Goldstücke wohlwollend in ihre Kasse gleiten; die bleichen Kranzwinderinnen blickten einander verstohlen an, wenn er kam, und winkten sich gegen seitig mit de» Augen zu, und nur eine blieb ungerührt von so viel Blumenliebhaber«!, Geldverschwendung und Beharrlichkeit — Lydia! Die Gcnsdarmc» mußten mit gefälltem Bajonnct einschrcilcn nnd Verhaftungen vornehmen. Italien. Eine nene Ministerkrisis. Wen» nicht gleich, so doch in wenigen Wochen, wird in Nom eine neue Miiiisterkrisis erwartet. Das Ministerium Givlitli ist unhaltbar. Der neue Premierminister wird bestimmt Cri'spi sei». Goilitti führte i» seiner Programm- rcde aus, er werde sich bemühe», die Auflegung »euer Lasten zn ver meiden und Reformen in alle» öffentlichen Verwaltungen vorznnehmcn. Die Militärausgade» sollen ans das »nabwcisliche Maß beschränkt werde» und 246 Millionen Lire pro Jahr nicht übersteige». Die nm Zwecke des Friedens abgeschlossene» Bnudnißverträge und die herzliche Freundschaft mit alle» Mächte» würde es ermöglichen, darzu- thnn, daß Italien eine sichere Garantie für die Aiifrechterhaltnug des Friedens in Europa sei. Die Angriffe brachen los, als dcr Ministe»! es ablehnte, sofort Ncformgesetze z» unterbreite», vielmehr erst die Erledigung der vorliegende» Arbeiten forderte. Zum Ueberstnß wollte auch der Kammcrpräsidcnt Bianchcri sei» Amt nieder egen, doch wurde er einstimmig z» bleiben ersticht. Die Situation ist kritisch, und die nächsten Sitzungen werden recht unruhig sei». — Einzelne italienische Zeitungen glaube» wirklich dem vo» frqpj.ösikchcr Seile in gehässiger Absicht verbreitete» Märchen, Deutschland übe einen Druck auf die römische Negierung aus, um sic znr Verstärkung der Armee zn veranlasse». Das ist natürlich total falsch — Ei» italienischer Falk Liick. Ein Svloat Giovanni Luciano, der an» 30. März, während er vor dem Gefängnisse in dcr sizilianische» Stadt Trapani auf Posten stand, einen belrniikcnrn Mensche», der ihn au- griff, nicderschvß, ist jetzt zum Gefreiten ernannt und hat die Tapfer« keitsmcdaille erhalte». Frankreich. Ein handelspolitisches Abkommen zwischen Frankreich und Spanien ist puvlicirt worden. — Die Zkitnnge» br« schästige» sich jetzt Weniger mit den» bevorstchcnden Nevanche- est in Nancy. Letzter Tage haben in Paris wieder verschiedene sensationelle Mordgeschichten stattgesunden, nnd aus deren gerade nicht erbauliche Einzelheiten eoncentrirt sich nun das grsammte Interesse. Portugal. Mißgeschick. Die Portugiesen haben mit ihrer kostspielige»» Colonie Mozambique schon wieder Sorge», da im Qiiilimaiie-Gcbiet ei» »euer Aufstand der Eingeborene» aiiSgcbro.hcn ist. Die schwache» Erträge dcr Colonie reichen bei Weitem nicht aus zur Aufrecht» erhaltniig dcr Ruhe. Belgien. Wahlbewegnngen. In Belgien ist die Wahlbewegiiiig für die Kammcrncnwahlcn, durch welche über die geplante Abänderung dcr Verfassung entschieden wird, bereits lebhaft im Gange, Einen hervorragenden Punkt spielt dabei die Frage der allgeincinc» Wehr pflicht, deren Einsührnng vom König Leopolv und alle» militärischen Kreisen dringend befürwortet wird, während die Parteien dem recht kühl gegenüderstehe». Großbritannien. In London wurde oer 73. Geburtstag der Königin Viktoria gefeiert. Der Prinz Georg von Wales, der künftige Er hatte im Verlauf der Zeit mehr Glück, als zn Anfang; es traf sich des oster», daß sie sich ihm spccicll widmen mußte, nnd da es galt, die Zeit gut anszunützcn, so sänmte Baron Thilo nicht, alls"^, Segel beiznsetzcn, nm das Fahrzeug seiner Gefühle endlich flott zu machen. Er wünschte vor allen Dingen über den Vildnngsgrad einer Blumcnfce in's Reine zn komme». Einmal redete er sie französisch a» unter dein Vorwände, seine heutige Bestellung sei ein Geheimnis), um das Niemand, als sic allein wisse» dürfe. Sic antivvrtelc cvrrect »nd fließend, und er bekam heraus, daß sie bis zu ihrem zwölften Jahre eine Bonne gehabt habe, dann hätte» sich ihre Verhältnisse geändert; sie sei aber bestrebt gewesen, nichts von dem Erlernte» zn vergessen. Ein andermal erwähnte er eines »cne» viclgclescnc» Dichters — sie halte Verschiedenes von ihm gelesen, aber noch nichts ans der Bühne gesehen, da sie eigentlich »ie in's Theater kvmme Sein mit vielem Feuer anSgcsprochencs Anerbieten einer Loge — wann immer »nd in welchem Theater sie wolle —> lehnte sic mit nhlger Entschiedenheit ab; das Geschäft schließe nie vor 8 Uhr, an großen Geschäftslage» bliebe cs sogar noch länger offen, und dcr Sonntag sei dcr einzige Tag z»>» Ausrnhcn für sie. Seine Frage, ob er ihr Bücher verschaffen solle, wurde freundlich verneint, sie sei hinreichend damit versehe», finde überdies wenig Zeit znr Lectüre, so sehr sie dies auch bedauere. Nun war er bestrebt, ihre Wohnung zn erfahren, und ans seine direkte Frage erhielt er eine ebenso dirccte Antwort: oben in Moabit. Welche Straße? O, dcr Name werde ihm, zehn gegen eins zn Welle», ganz fremd klingen, adlige Cavalicre kämen ja nie i» diese entlegene Gegend, und was hätten sie da auch wohl zn suche»? Als der Baron dringender wurde, schlug Lydia großerstannie Augen zn ihm ans: „Ich bitte Sie, Herr Baro», welches Interesse könnten Sie daran hahc», meine Wohnung zn wissen?" — Und er mochte cs belhcncr», soviel er wollte, er habe Jnlcresse dafür und zwar das allergrößte Interesse von der Well .... sie schüttelte mit einen» ungläubige» Lächeln den Kops, »nd die Wohnung clfuhr er nicht! — Ob sie zn Hause sehr einsam lebe? O »ein; sie sei bei sehr guten, alte» Leuten in Pension, die hatten drei Enkelkinder bei sich, zwischen acht nnd fünfzehn Jahren, da sei reichlich genug Heiterkeit »nd frisches Leben im Hanse! — War es ihr nicht ängstlich, Abends den weiten Weg allein zu wachen? Bewahre! Z» dcr Stunde, da sie dar Geschäft verlasse, sei cS ja noch hell und belebt in den Straße» und der älteste Enkeljoh» ihres Hausvaters, ein junger Lehrling, nehme sie »ntcrwegs stet» in Empfang und bringe sie sicher nach Hause. (Fortsetzung folgt.) ,
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