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IN,. lül. — 12.J»dr«a»a. Die ki» jedem Wochentag Abend (niit dem DaN»» d«S folgenden Tages) zur Ber« fendung gelangende unvarlcnsche Zeitung „Sächsischer LandeS-Anzeiger": mit täglich einem Extra-Beiblatt 1. Kleine Botschaft s. Sächsischer Erzähler 2 Sächsische Gerichtszeitnng 4. Sächsisches Allerlei e. Jllnstr. Unterhaltungsblatt 6. Sonntagsblatt 7. Lustiges Bilderbuch kostet bei Ausgabestellen monattich 70 Pfg.» bei Post-Anstalten monatlich 75 Pfg. Sächsischer §llil!>es-Ailsklgel Verbreitetstes unparteiisches tägliches Lokalblatt. Die Hauptblätter der »Sachs. Landes'AnzeigerS" erscheinen (ohne dessen Extra-Beiblätter) auch In einer billigeren Sondcr-Ausgabe als» Chemnitzer General-Anzeiger für Chemnitz monatlich 40 Pfg. frei ins Hans; außerhalb Chemnitz monatlich 50 Psg. mit Zutragen. Dienstag. 31. Mar 1892. Der „Sächsische Lanves-Anztiger" ist In der dentsche» Post-ZeitnngS-Prei'-list« unter Nr. 5580 eingetragen. l (Oesterreichisch. Zeitungskatalog Nr. 2651.) Der „Chemnitzer General-Anzelaer" ist in der deutschen Post-ZeitnngS-PreiSlist« nnter Nr- 1342 eingetragen. (Oesterreichisch. Zeitungskatalog Nr- 593.) Verlags-Anstalt r Alexander Wiede Chemnitz, Theaterstraße Nr. S. Fernsprech-Anschluß Nr. 138. Telegr -Adr-: Landes-Anzciger» Chemnitz. Anzeigenpreis: tzgespaltene CorpuSzeile (ca-9 Silbe» fassend) oder deren Nanu, 15 Psg. — Bevorzugte Stelle (6grspaltene Petitzeile ca. 11 Silbe» fassend) oder deren Raum 30 Pfg. Bei wiederholter Aufnahme entsprechend billiger.-- Anzeigen können »nr bis Vormittag angenommen werde», da Druck und Verbreitung der großen Auslage längere Zeit erfordern.—Die Anzeigen finden ohnePreiSaufschlag gleichzeitig Verbreitung durch den „Chemnitzer General-Anzciger . St Nun kommt also der Zar! Di- Seeschlange im Weltenozean ist bekanntlich längst als Fabel erwiese», trotzdem so viele wackere Theerjacken das Ungeheuer in seiner ganzen Fürchterlichkeit geschaut habe» wolle», aber das Princip dessen, was inan unter Secschlange verstand, hat einen Ersatz ge sunde» in der schon seit Monaten angeknndigteu Reise de- russischen Kaiser- »ach Berlin, die immer so regelmäßig unterblieb, als sie tegelinäßig angekündigt wurde, wenn die russischen Staatspapierc einen niedrigen CvnrS Hallen oder i»> Petersburger Staatsschatz- dirccle Ebbe herrschte. Fürstenbegegiinngeii haben seit 1870/71 viel von ihrem früheren Werth verloren; wir haben Beispiele genug, daß sie eigentlich nichts weiter bedeutete», als eine persönliche Begrüßung der Staats-berhänptcr, die sich in gewissem Zeitraum nicht wohl ,»»- gehc» liest Bei solchen Fürsteiibegegnnnge» sind auch sehr selten irgendwelche Beschlüsse gefaßt worden; ma» kan» im Gegcntheil sage», je mehr vcn solche» Beschlüsse» bei diesen Gelegenheiten in den Zeitungen gesprochen wnrde, desto weniger entsprachen diese Angaben der Wahrheit. Daß die Monarchen sich von ihren leilende» Ministern beglritcn ließen, kann hieran nichts ändern. Die Herren Diplomaten konnten auch in 24 oder 48 Stunden keine Aendernng dessen schaffe», ivas in langen Monaten vorbereitet winde. So sind dieFürslenbegegnimgen günstigsten Falls ein Symptom der Zcitverhältnisse gewesen, nie aber haben sie solche in neuem Sinne beeinflußt. Fürst Bismarck hat das einmal gerade heraus gesagt; cs war »ach der Dreikaiserznsammenknnft in Skiccniewice, von welcher alle Welt behauptete und glaubte, daß ans ihr das. zweite „Drcikaiserbündniß", wenn ma» eS so nenne» darf, abgeschlossen worden sei. Fürst Bismarck sagte, daß diese An näherung Rußlands, Oeslerreich-lIngarnS und Deutschlands schon lange vorher vollzogen worden sei, daß die Fürstcubegegnnng nur ein Zeichen der Annäherung sei, die ja dann auch bekannt lich bald nach Skicrniewice wieder ihr Ende erreichte. Also Alles in Alle,»: Von der Art der politischen Beziehungen der Staaten untereinander hängt auch die Häufigkeit, der Charakter der Fürslcnbesnche ab Nicht durch die letztere» werden die staatlichen Beziehungen geregelt, sondern die staatlichen Beziehungen regeln die Fürslenbcsnche. So sind die Bcgegnnngen zwischen dem deutschen Kaiser und dem Kaiser Franz Joseph, sowie mit dem König Humbert Montag Abend der feierliche Empfang der beiden Königinnen von Holland erfolgt. Mittwoch oder Donnerstag dieser Woche wird voraussichtlich der Besuch des Kaisers Alexander von Rußland und seines ältesten Sohnes statlfinde», Mitte Jnni, wen» keine weitere» Zwischenfälle eintrete», die Ankunst des Königs Humbert und der Königin Margarethe von Italien. Am 29. Juni tritt dann der Kaiser von Kiel ans an Bord der Jacht „Hohenzollern" seine dies jährige Nordlandreise an, von welcher am 4. August die Heimkehr »ach Wilhelmshaven erfolgt. Alsdann beginne» die militärischen Be silhligungsrciscn. Das Begräbnitz des verstorbenen Obervjirgermeisterö Von Forckenbeck in Berlin ist heute Vormittag 10 Uhr vom Jestsaale des Rathhauscs ans, woselbst die Leiche am Sonnabend Abend ausgebahrt wurde, unter großen städtischen Ehre» erfolgt. Nicht weniger als vier MusikchorS waren im Zuge vertreten. Im Gefolge befand sich als Vertreter der Kaiserin Friedrich auch der General adjutant Mischke. Forckenbeck ivar bekanntlich katholisch, ist aber ans dem evangelischen Nicolaikirchhof bestattet worden. Die Grabrede hielt der protestantische Prediger Hoßbach. Die katholische Geistlich keit halte auf Anweiiung des Fürstbischofs l)r. Kopp in Breslau den Beistand bei der Beerdigung versagt, weil der Verstorbene seit langer Zeit der katholische» Kirche ferngestanden und auch vor seinem Hinscheide» nicht die Sakramente begehrt habe. Ferner war Forckenbeck in den siebziger Jahren Präsident des Gerichtshofes für kirchliche Angelegenheiten, der bekanntlich auf Grund der Maigcsetze die Ab setzung mehrerer katholischer Bischöfe beschloß. Die Kaiserin Friedrich, der Reichskanzler Graf Caprivi, der Minister von Bötticher und der Obcrpräsident Ile. von Achenbach haben den Hinterbliebene» ihr Beileid ausgesprochen. Das Schreiben des Reichskanzlers hat einen besonders herzlichen Charakter. Es heißt in demselben: Weit über die Grenzen der Städte, welchen der Dahingegangene unvergeßliche Dienste geleistet, werde der Verlust deS edlen Mannes empfunden werden. Seine Thätigkeit als Präsident des Reichstages gehöre für immer der deutsche» Geschichte au. Als künftiger Oberbürgermeister von Berlin wird der Prinz Heinrich von Schönaich-Carolath genannt. Der Prinz hat durch seine bekannten Reichstagsreden, i» welchen er die socialen recht läufig, entsprechend dem engen Büvdnißverhältniß, so ist auch Mißverhältnisse unserer Zeit nach allen Richtungen hin, ohne ein dcm zweite» BZnch Kaiser Wilhelm II'. i» Rußland kein dritter ge felgt, weil die Tinge eben nicht darnach angcthan waren. Die per- sönli l e Freundschaft der Fürsten muß sich dem politische» Interesse nntervrdnen und ordnet sich ihm auch unter; es gab einmal eine Zeit, in welcher es für möglich gehalten wurde, die persönliche» Begehungen der Kaiser von Rußland und des Dcnlschen Reiches könnten für die definitive Gestaltung des Verhältnisses zwischen beiden Staaten maßgebend sein; heute denkt das Niemand mehr. Kaiser Wilhelm I. und Zar Alexander II. standen gewiß in außer ordentlich nahem Verhältniß zu einander; persönliche Freundschaft und enge Verwandtschaft fesselten die beiden Monarchen sehr. Aber Alles das hat nicht verhindern können, daß der Abschluß des Bünd nisses zwischen dem Dcnlschen Reiche und Oesterreich-Ungarn unum gänglich iiothwendig wurde, und der Zweck dieser Allianz ist be kanntlich die Verthcidigung gegen Rußland. Kaiser Alexander III. will jetzt nach lange». Zaudern die schuldige Höflichkeilspflicht erfüllen «nd dem dentsche» Kaiser ans dessen Besuch in Narwa die übliche Gcgenvisite abslatten; in dieser Woche schon wird der russische Selbst herrscher voraussichtlich in der dentsche» Hauptstadt erscheinen. Damit verschwindet die Seeschlange des Geredes vom Zareubesuch, damit ist die Pflicht der Höflichkeit erfüllt, und damit hat die Sache ei» Ende. Kaiser Alexander hat Europa iin Allgemeinen und Deutschland, sowie dem großen Friedcnsbnnde im Besonderen de» Standpunkt klar machen und ihm zeige» wollen, daß er über Krieg und Frieden in Europa gebietet, als er in Kronstadt den Klänge» der französischen Nevolniionshymne lauschte. Es ist i» der That richtig, Kaiser Alexander III. ist der Mann, welcher heute in Europa über Krieg und Frieden gebietet, er braucht nur den Finger zu erbebe» und die Franzosen schlage» los. Hat er sich nur »ach dieser Stellung von zweiselhaftem Wcrthe gesehnt, so ist sein Ziel erreicht. Aber in Wahrheit hat er eben gar nichts erreicht, den» er gebietet nicht über den Sieg. Der Zar und Selbstherrscher würde, wenn er den Krieg entfesselte, einem verzweifelten Spieler gleichen, der Alles auf eine Karle setzt und eine Niederlage könnte de» Wechsel seines Namens aus Alexander III-, Zar aller Reußen, in den Pnvatierncimcn Alexander Romanow mit Leichtigkeit herbeiführe». Das weiß der Zar, und darum wird er de» Krieg zu vermeide» suchen. Mit seinen neuesten Freunden, den Franzosen, hat der Kaiser nicht solche Erfahrungen gemacht, daß er Anlaß hätte zum Singen und Jubilire». Die innere» Verhältnisse, wirthschaftliche, wie politische, sind in Rußland noch viel weniger derartig, daß sie Freude erwecken könnten. Gegen die schreckliche Hnngersnoth, welche das Land heimsnchle, konnlc kein Mensch etwas machen, wohl aber gegen die ungenügende Verwaltung, welche die Hnngersnoth noch verschärfte. Men» der Zar in sehr ernster Stimmung nach Kopenhagen gekommen sein soll, so ist diese Stimmung leicht zu erlläre», und auch nach Ve lin wird er mit nicht ganz ungemischten Gefühlen kommen. Die beide» Kaiser mögen sich umarmen und küssen, aber auch in diesem Moment wird keiner von Beiden vergesse», ivas seit ihrem letzten Beisammensein geschah. Das eine Wort: Kronstadt wird Beide» genug Anlaß zn„, Nachdenken geben. Der Zar wird kommen, der Zar wird gehe», und seine Russen werden Russen bleiben. Darin kann man kurz das Endnrtheil über den Zarenbesuch zusammenfassen. Politische Rundschau. Chemnitz, den 30. Mas. Deutsches Reich. Der Kaiser ist am Tarn,tag Abend von seinen Jagd- reisen in» Osten nach Potsdam znriickgekehrt, woselbst h,„te Platt vor den Mund zn nehme», in schonungsloser, aber streng ge rechter Weise geißelte, sich einen sehr geachteten Namen errungen. Ec war früher Landrath in Guben und gehörte der freiconscrvativeu Partei an, aus welcher er aber ansgeschieden ist. Ein ehrliches Wort. Der bayrische Thronfolger Prinz Lndwig äußerte bei eine,» Besuch in Knlmbach zur Beantwortnng der Begrüßungs ansprache des dortigen Bürgermeisters Folgendes: „Der Herr Bürger meister hat den Lobgesang anf mich, de» ich, seitdem ich München verlassen, in ganz Franken ans den verschiedensten Munden und in den verschiedenste» Tvnartcn immer wieder gehört habe, weiter cmsge- spvnne». Glaube» die Herren nicht, daß ich infolge dieses Lobes mir einbildcte, daß ich schon viel geleistet hätte. Ich habe nicht inehr geleistet, als mir möglich war. Wenn ich speciell in der Land- wirthschaft etwas geleistet habe, so liegt das in de» Verhältnissen. In einem monarchischen Staate ist immer nur Einer der Herr, und ist Einer, der zu entscheiden hat, und Derjenige, der ihm noch so nahe steht, muß ebenso sein tlnterthan sein, wie der geringste Tagelöhner. Sie werden also begreifen, daß ich i» der äußeren Politik einer mir durch die Pflicht anserlegtcn Zurückhaltung mich befleißige." Prinz Lndwig lobte am Schluß seiner Rede die in dustrielle Thätigkeit der Knlmbacher: „Ebensowenig wie cs i» der Industrie möglich ist, mit Anderen zu cvncurriren, wenn man sich nicht den Entdeckungen und Erfindungen der Neuzeit cinpaßt, ebenso ist cS in anderen Sachen, »nd da nehme ich auch die Landwirthschafl nicht aus." Prenßisches Abgeordnetenhaus. Sonnabendsitznng. Das Ablösungsgcsetz für die Provinz Sachsen gemäß der neuen Wcge- ordiinng vom vorigen Jahre wird definitiv angcnmnnicn und dann die zweite Beralhnng des Gesetzentwurfs betr. das Diensteinkonimen der Lehrer an den nichtstaatlichen höhere» Lehranstalten fortgesetzt. 8 3 verpflichtet die Gemeinden zur Erfüllung der Bestimmungen der 88 1 und 2, die erforderlichen Mittel bereit zn halte», soweit diese nicht ans den eigenen Einnahmen der Anstalten gedeckt werde». Unter Ablehnung aller Anträge wird der Z 3 nach der Regierungs vorlage angenommen. Bei dieser Gelegenheit gab der Unterrichls- ministcr vr. Bosse die mit großem Interesse aufgcnoinmcnc Erklärung ab, daß die Vvlksschulbildnng durchaus zur Vorbildung für die höheren Lehranstalten genüge und daß recht gute Resultate hierin erzielt seien. Damit wolle er freilich noch nicht sagen, daß nn» alle Vorschulen der höheren Schule» beseitigt werden sollen, sonder» nur, daß die Schüler in den Volksschulen ebenso weit kommen, wie in den Vorschulen. §8 4 bis 6 werden ohne Widerspruch genehmigt. 8 7 ermächtigt den Kultusminister, die »ichtstaatlichen Anstalten zur Erhebung von Schulgeld i» der gleichen Höhe wie bei den staatliche» Anstalten zn zwingen. Die Commi sivn hat die Aendernng beschlossen, daß diese BefugnH dem Minister nur gegenüber den Anstalten zustehe, welche staatliche Zuschüsse erhalten. Mit dieser Aendernng wird 8 7 angenommen und alsdann der Rest des Gesetzes. Nächste Sitzung: Montag 12 Uhr. (Zweite Lesung de- Militärauwürtcr- gesetzeS.) Preußisches Herrenhaus. Sonnabendsitzung. Nach Er ledigung mehrerer kleiner Provinzgesetzc gemäß den Beschlüsse» des Abgeordnetenhauses wurde der Nachtragsetat für den Ministerpräsidenten Grafe» Eulcnbnrg einstimmig bewilligt. Nächste Sitzung: Mittag 1 Uhr. (Seknndärbahnvorlage und Petitionen.) Die Hoffnung, de»» preußische,» Landtag noch vor Pfingsten schließen zu können, wird sich, >me vorauszusehe» war, nicht «stillen. Das Abgeordnetenhaus wird noch an den ersten beiden Tagen dieser Woche Sitzungen abhalten, dann aber in die Ferien gehen. Auch eine Folge der Selbsteinfchätznng in Prentzen. A»S verschiedenen Städten wird berichtet, daß die Besitzer größerer Unterrichlsinslitnte, Erziehungspensionate und ähnlicher Anstalten i» Folge der sehr verschärften Stenecheranziehnng ihre Domicile wechselst und »ach andere» deutschen Bundesstaaten übersiedeln wollen, unter denen ja wehr als einer wegen seiner geringen Abgaben bekannt ist. Auch eine Rentier-Auswanderung kündigt sich hier und da i» gewissen Anzeichen an. ES fehlt eben noch die Gewohnheit bei der neue» Einschätzung. Der Abg. Kelch hat eine»» Antrag auf Errichtung eines Amtsgerichts auf der Insel Helgoland eingebracht. Die von» Reichs-GesttttdheitSamte einbernfeiie Com- »ttission zur Vorbcrctthung eines Entwurfs für die Negelnng des Gistverkehrs hat ihre Erörterungen vorläufig beendet Es ist eine Untercvmmission znr Feststellung des Textes des Entwurfs gebildet,. Oesterreich-Ungarn. Währnngsvorlagcn. Die neue» Währungsoorlagen haben in Pest eine bessere Aufnahme, wie in Wien gefunden. Jedcnfall- ist die Annahme der Entwürfe durchaus gesichert. l Italien. Es steht fest, daß ver König und die Königin in» Lanfe des Juni bestimmt »»ach Berlin reise» werben, fallS die schwierige innere Lage keine Verschärfung erleidet. A» de» schwie- rigcn Verhältnisse» im römische» Parlament ist allerdings nicht zn zweifeln. Das erst zwei Woche» im Amte befindliche Ministerium Giolitti hat sich bereils überzeugt, daß cs unmöglich ist, mit dem heuticstn Parlament, in welchem die Mehrheilen alle Tage Wechsel», auch nur eine» Monat zn regieren und hat deshalb mit Zustimmung des Königs de» Beschluß gefaßt, die Kammer anfznlösen und Neu wahlen cinszuschreibcn. Vorher soll aber das Budget »och provisorisch genehmigt werden, und hierfür sind außerordentlich heftige Kämpfe zu crivarten. Was Italien helfe» kann ist »nr ein Finanzgenie; aber ein solches ist wohl leicht herbeigeivünscht, doch schwer z» erhalte». Crispi, von Ven» man allgemein annimmt, daß er noch vor Ablauf dieses Jahre- wieder Ministerpräsident sein wird, hielt bei der Enthüllung des Garibaldi-DcnkmalS in Palermo eine Rede, worin er die Anwesenden ganz besonders zur Wahrung der nationalen Ehre anffordrrte. — Wie ver „Pol. Corr." ans Rom gemelvet wirb, hat die italienische Regierung vie Einladung der Regierung der Bereinigten Staaten von Nordamerika znr Bethei'ligung an der geplanten interna io,lalen Mnnzconscrenz noch nicht beant wortet. Es kann aber schon heute als gewiß gelte», daß Italien der Einladung Folge gebe» wird. — Eine deutsche Schule füll. in Venedig errichtet werden. Die Zahl der dort vorhandenen deiitjcheu Kinder beträgt weit über hundert. Frankreich. Dem rnssenfanatisn-cn Pariser Stadtrath habe» die so- cialistische» Mitglieder dieser Körperschaft einen argen Streich gespielt. Als beantragt wurde, den Opfer» der russischen Hnngersnoth 20.000 FrkS. zn bewilligen, forderten sie, daß von dieser Summe ein Drittel die russischen Nothleioenden, ei» Drittel die englischcn Bergarbeiter in Dnrham »nd ein Drittel die Familie» der durch den letzten Streik brotlos gewordenen deutschen Buchdrucker erhallen svll'.e». Hierüber herrschte dann im Rathe der Sladlväter große Verlegenheit »nd man verwies de» Antrag schließlich an eine Commissivn. — Der fran zösische Arbeitsminister hat officiell avgelehnt, sich in Strei tigkeiten zwischen den Eisenbahnverwaltungen »nd ihre» Arbeitern einzumischen. — Die centralafrikanischen Wirren haben einem Vorgehen Frankreichs gegen Englind Anlaß gegeben: Der französische Botschafter Waddington in London ist nämlich bei dem britischen Mlni'sterpräsidciilc» Lord Salisbury wegen Gewallthälig- keiten vorstellig geworden, welche e!» englischer Capitä» als Vertreter der britischen Ostafrika-Gcsellschasl französischen Missionaren in Uganda am Viktoria-See zugesügt hat. Nach de» Behauvtnngen der Missionare hat sich der englische Officier recht grobe und bedancrnswerlhe Aus schreitungen zn Schulden komme» lassen. — Der General Brngöre, Generaladjntant des Präsidenten Carnot, welchem man großen politische» Einfluß auf de» Präsidenten der Republik znschricb, ist z»>» Divisionsgencral in Rheims ernannt. — Anarchistische Uebelthate» treten wiederum in die Erscheinung: In Comentry erfolgten vor den Hänstrn zweier angesehener Persönlichkeiten bös willig verursachte Explosionen. Der angerichtcte Schade ist sehr groß, in der Bevölkerung herrscht lebhafte Erregung. — Von der Daho- mehknste in Westafrika werden neue Truppenbewegungen der Schwarzen gemeldet. Es wird also wohl bald einen neuen Tanz geben. — Der Verband der französischen Turnvereine hat alle seine Mitglieder anfgefordert, sich während des bevorstehenden große» Nativnal-Turnfestes in Nancy nicht zu Ausschreitungen hin- rcißen zu lassen.— In Paris hat eine grössere antisemitische Dcmonstrationstattgesnnden, an deren Schluß es zn nicht unerheblichen Tumulten kam. — Duell. In Paris fand ei» Säbcldncll zwischen den Abgeordneten Bnrcdcau und Couturier statt. Der erster«: wurde leicht nn der Hand verwundet. — Schon Mieder ei«, nencs Repktirgewehr! Pariser Journale berichten, die Normalschieß- schule im Lager von Chalons habe die Schießproben mit dcm neuen Ncpctirgewehr, dessen Kaliber O'/^ Millimeter und dessen Patronen, gewicht 20 Gramm beträgt, beendet. Das Gewehr soll alle bis, herigc» Systeme übertreffc». Dann können sich ja die Völker freuens Portugal. ReneS Ministerin««». I» Lissabon ist ein neue» Ministerium gebildet, welches dem Arrangement mit de» Staatsgläubigcrn gerade nicht sehr geneigt sein soll. Ma» glaubt auch nicht an eine lange Amlsdauer. Grosjbrltaimieu. Die Auslösung des englische»» Parlaments soll in etwa drei Wochen erfolgen. — Wie es heißt, wird die Hochzeit de- ErbgrotzherzogS von Luxemburg, der fich vorige Mchr