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Sächsischer Landes-Anzeiger : 31.05.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-05-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189205318
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920531
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920531
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-05
- Tag 1892-05-31
-
Monat
1892-05
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 31.05.1892
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Leilagc M Siichslschcn Lan-es-Fnzeiger (Chemnitzer General anzeiger). Dienstag, 31. Mai 1892. — Verlag: Alexander Wiede in Ehemnitz. — 1 Nr. 124. — 12. Jahrgang Die künftige Gestaltung des Personen-Hanptvahnhofeö in Dresden Altstadt. Die Architekten Deutschlands wurde» durch öffentliches Preisausschreiben der königl. Generaldirection der sächsischen SlaatSeisenbnhncn eiugeladen, sich an der Neugestaltung des Perso»e»hauptbah»l>oseS i» Treeden-Altstadt durch Einreichung von Eutwürse» z» einem EmpjangSgebände -n betheiligen. Be- dingimgen an der Preiskonkurrenz, Vanprogramm und Zeichnungen könne» vom Hanptbnrcan der königl. Ee>:«raldireclion in Dresden bezogen werden. ES werden Preise im Geiammtbctrage von 20,000 Mk. anSgesetzt und zwar für den besten de» Bestimmungen des Programms und den Bedmgnnge» am meisten entsprechenden Entwurf ein erster Preis von 10,000 Mk., sür die nächstbesten Entwürfe ei» zweiter Preis von b000 Mk. und fünf dritte Prege von je 1000 Mk. Die Entwürfe sind bis znm 1. September 1892 Mittags 12 Uhr bei der königl. Generaldirection cjiiznrcichc». Das Preisgericht be steht a»S den Herren Geh. Obcrbanrath Olcrlandbannieistcr Canzler in Dresden, Geh. Neg.-Nath Professor Hase i» Hannover, Generaldirektor der sächsischen Staatscisenbahnen Hoffman» in Dresden, Vanrath Otto Klette (Vorstand des technischen HanplbnrcanS für deii BahnhosSnmbail) in Dresden, Geh. Finanzrath Köpcke in Dresden, Finanzrath Peters (technischer Referent der königl. Generaldirection für den Bahiihofsnnil-a») in Dresden, Geh. Finauzrath Dr. Niltcrstädt in Dresden, Obcrbandirector von Sicbert in München, Obcrbandirector im Ministerium der öffentlichen Arbeite» Spieker in Berlin. Die preisgekrönten Enlnürfe gehen in das Eigenst»»» der sächsischeil StaatS-Eisenbahu-Bcrwaltnng über. Sollte einer der ein- gereichte» Entwürfe der Ausführung zn Grnnde gelegt werden, so wird dem Bersasser desselben eine Mitanknng bei der Durchbildung des Ent wurfs linier näher zn vereinbarenden Bedingungen in Aussicht gestellt. Aus dem anfgestcllten Baiiprogramm geht hervor, baff bei der künftigen Ge staltung des Bahnhofes die Strehlener Straffe in einer Breite von 27 Meier» und die Wicnerstraffe in einer Breite von 42 Meiern von allen Baulichkeiten aiiffer den Vordächern für die Wagcnansahrten srciznhalten ist. Die Prager- straffe wird in einer Breite von 28 Meter» nuter t en Geleise» hinweggcstthrt, ans jeder Seite ist daneben noch ein besonderer Durchgang von 8 bis 10 Meter Breite anznlege» sür den Zu- und Abgang von Reisende» und Fuhr werk und den Verkehr der BahnbcanilcN zwischen de» beiden, hochlicgende» BahnbofStheilen. Von dem östlich gelegenen Durchgänge sind Treppe» nach de» aus derselben Seite der Pragerstraffc befindlichen hochgelegenen Pcrsoncn- bahnsteigen sür Sonder- und Vcrortzüge anznvrdncn. Die hochlienenden Durchgangsgleise sür den Verkehr Leipzig- und Berlin-Bodenbach thcilen sich vor dem Bahnhof in zwei Arme, von denen der eine cnilang der Strehlencr- straffe, der andere entlang der Wiencrstraffe läust. Zwischen diese» hoch liegenden Gleisarmen befinden sich dann die Kopfstationsgleise der Linie Rcichcnbach-Görlih und die EndstaiionSgleisc der übrigen Linien, welche von Westen her einmllndcn. Der zwischen dem Ende dieser Kopfgleise und der Pragcrpraffe vorhandene Platz von etwa lO> Meter Länge und 59 Meter Breite ist sür die Errichtung eines EmpsaugSgebänd.S bestimmt! welches so wohl von der Pragerstraßc her, wie von den Vorplätzen an der Wiener-und Strehlcncrstraffe aus Eingänge z» erhalten hat. An den Enden der Kopf gleise wird ein Querbahnsteig von 15 bis 18 Meter Breite angelegt, in dessen Längsrichtung die AnSgänge für die Reisenden „ach der Wiener- und Strehlcner- straffc liege». Da die ho bliegende» Gleise das EmpfangSgebändc umschließe», jo führe» die Ein- wie A»sgün/,e von der Wiener- und Strchlcnerstraffe her »»ter diese» Hochgleisen hinweg. Nach diesen Ans- «ich Eingängen werde» von den Bahnsteige» der Hochgleise Treppen angeordnct. Ebenso soll in der Höhe der Durchgangsgleise entlang der de» Kopfgleise» ziigewendelc» (westlichen) Seite des EmpsangSgebändes ein Vcrbindnngsgang zwischen de» beiden hochliegenden Bahnhossthcilcn für Reisende und Betriebsbeamte angelegt werde». Das Empsaugsgebände mit Einscblnff der Räume unter den Hochglcisen soll enthalte»: eine Eintritishalle von 650 bis 750Quadrat meter Fläche, welche von der Pragerslraffe ans sür die zu Fnffe ankonunenden Reisende» direct zngängig sein muff ; 14 bis 20 Fahrkartenschalter, Gepäck annahmen und -Ausgaben von zusammen mindestens 1000 Quadratmeter Fläche, ein Wartcsaal I. und 2. Klasse von etwa 500 Quadralmeler Fläche, ein ebenso großer Wartesaal 3. und 4. Klaffe; ein Spcisesaal von mindestens 150 Quadratmeter Fläch c; Damenzimmer.WirthschastSrättme sürdcn BahnhosSwjrth, Waschrünme sür Reisende mit B adczellen und besonderem Ranme zum Rafiren und Frisirc», Abiritte, Krankenzimmer rc. rc. Tie Wartesälc befinde» sich in der Höhe der Kopfgleise, Spcisesaal und Dälncnzimmer in der .Höhe der' hoch- liegenden Durchgangsgleise. Den ans aus diese» Ho.hgleiscn ankommeüdcn und nbfahreuden Reffenden muff aber auch außer im Speisesaale noch in einem besondere» hol,liegenden Ranme Gelegenheit zur Erfrischung geboten werden. An das EmpfangsgebÜnde schließt sich in einer Länge von höchstens 180 Metern die Bahnst, ighalte, welche jämmtliche Personen- und Gepäckstcige zn überdecken hat; die e Halle ist in Eisengsrippc herzustelle». Außerhalb dieser Bahnst ighallc ist, etwa in der Flucht der Carolnstraße, ein mindestens 5 Meter breiter Fuffgängrrtnnnel quer dnrch den ganze» Bahnhof zn führen. Entlang der Strehlenerstraffe und ebenso entlang der Wienerstrahe sollen von der Pragerslraffe bis zn de» neuen Dicnstgebändc» nnter den äußere» Hoch glcisen Räume für beliebige Zwecke (Verkanssläden, Cafccs, Condnoreien rc) angelegt werden. Die Baukosten dürsen den Betrag von 5V- Millionen Mark nicht übersteige». Dafür sind herznstcllcn: Ter Unterbau der hoch- liegende» Glcise und Bahnsteige, die Ueberbrücknug der Pragerstraffe sammt SeNcnösfnnngcn, die Hochbauten, Treppenanlagen, Bahnsteighallen, Pcrsonen- »nd Gepäcktnnncl, die innere Ansstatlnng und die Heizanl gen für alle Räume- Dagegen sind in dieser Summe nicht inbegriffen die Kosten der Erd- ausjnllnngen, der Gleisanlagen und Signale, der Bahnsteig-, Straffen» und Vorplatzbescsiignngen und der Belcnchtnngseinrichlnnge». Selbstverständlich werden die jetzt vorhandenen Pahnhossanlagcn mit Einschluß deS jetzigen Empfangs- und Verwaltungsgebäudes sämmtlich beseitigt. Die Blumenverkäuserin. Novelle von M. Bernhard. (Fortsetzung und Schluff.) Nachdruck verboten. Oft streifte der Blick cines eilig Vorübergehenden die entzückende Vlondine und ihren schmucken Begleiter — sie ging stumm, die Augen fast immer gesenkt, ihres Weges — er war viel ;n sehr mit sich selbst beschäftigt, »m auf die Leute acht zn geben; es fiel ihm schwer, eine passende Einleitung zn finden. „Sie haben es sich selbst znznschrcibe», Fräulein Lydia", begann er endlich in etwas gepreßte», Tone, „wenn das, was ich Ihne» jetzt zn sagen habe — nnd es ist etwas sehr Wichtiges! — ans offener Straße zwischen uns verhandelt werden muß! Sie haben sich mir so geflissentlich entzogen, meine Huldigung so entschieden ab- gcwchrt, »>ir so streng jede» Einblick i» Ihre Verhältnisse verwehrt." „Dazu, Herr Baron," unterbrach sie ihn ruhig „habe ich meine Gründe gehabt!" »Ich hoffe, diese Gründe werden von jetzt an hinfällig werden," siel er, nun ganz erwärmt, wieder ein, „ja, Fräulein Lydia, ich hoffe > es ans zuversichtlichem Herzen. Ihre scheue Zurückhaltung hat mich sehr betrübt, sie hat mir aber auch gezeigt, welchen Preises cin Kleinod, wie Sic, Werth ist. Ich bin entschlösse», diesen Preis zn zahlen! Ohne mehr von Ihnen z» wissen, als nur Ihren süßen Namen Lydia, ohne affe die Vvrnrthcile zu beachten, die sich »ns hindernd i» de» Weg stellen — einzig im Bann ihrer Anmnth und Schönheit, biete ich Ihnen mein Herz, meine Hand und meine» Name», das Höchste, was cin Mann dem Mädchen, das er liebt, zn bieten im Stande ist!" Sie war doch sehr selbstbewußt heransgekoinmen, diese Werbung, aber Baron Thilo fühlte sich selbst in diesem Augenblick so erhaben, er kam sich so groß und reich vor, wie er aff' seine Gaben dieser blonden Bliiineiisce verschwenderisch in den Schoß warf, daß er heranssoddernd und triumphirend um sich blickte, während er sprach, und herausfordernd nnd triumphirend hatte auch seine Stimme ge klungen. Sie hatte» inzwischen die Dorotheenstraße dnrchschrilten nnd bogen nun in die Lnisenstraßc ein; hier war es verhältnißmäßig ruhiger. Das Paar kam an einem großen zurttckgcbanten Hanse vorüber, das »nr einige erhellte Fenster zeigte. Das niedrige Gitler- Ihor, welches ein dürftiges Gäctchen nmzännte, stand dnrch Zufall halb offen. Baron Thielo mäßigte seinen Schritt, blieb stehen, kehrte daun kurz entschlossen »in, uöthigte seine Begleiterin, ein Gleiche- zu thnn, und Beide traten dnrch die kleine Pforte in den kahlen Vor- garte». Sie waren hier ganz ungestört. Es befremdete den Officier sehr, daß er immer noch keine Ant wort bekam. — „ES wird mädchenhafte Schüchternheit, äußerste Ver wirrung bei ihr sein", sagte er sich, „sie war ja'gänzlich unvorbereitet! Wie konnte sie auf einen Heirathsanlrag i» aller Form gefaßt sein! Gönnest wir ihr Zeit, sich ein wenig zn sammeln!" Aber während er dies dachte, übermanute ihn schon die Unge duld, und sich tief zn seiner Begleiterin iiiederbeugend, »m bei dem Schein der nächststehepden Laterne ihr Antlitz sehen zn können, sagte er in gespanntem Tone: „Nun?" Das schöne junge Gesicht, das sich ihm zuwandte, war weder blaß, noch erregt, noch überwältigt von Schreck; es war ruhig, ja, wäre der Baron in der richtigen Verfassung gewesen, den Beobachter zn spielen, so wäre ihm schwerlich der leise Zug von Spott nnd Be lustigung entgangen, der um ihre Augen und Lippen spielte. „Nun, Herr Baron", enlgegnete Fräulein Lydia, jetzt an seine letzte Frage anknüpfend, „Sie bättcn sich selbst eine peinliche Frage nnd mir eine noch viel peinlichere Antwort ersparen können, wen» Sie so gütig gewesen wären, sich nicht nur mit Ihrer eigenen Person nnd Ihrem Empfinde», sondern auch ein wenig mit dem meinigen zu beschäftigen. Hätten Sie das gctha», dann würden Sie sich sagen müsse», daß von meiner Seite nichts, auch nicht da- Allergeringste, geschehe» ist, was Sie zu Ihrem jetzigen Vorgehen berechtigt!" „Berechtigt!" fuhr der Cavalier ans. „Bitte, wägen Sie Ihre Worte, mein Fräulein! Die Berechtigung eines ManueS, einer Dame Herz und Hand anznbiete», findet er, sollte ich meinen, i» seiner Liebe!" „Ich bin in diesem Punkte anderer Ansicht! Wenn Jemand sieht, daß man seine Aufmerksamkeiten znrückwe'ist, den Begegnungen mit ihm anSweicht, jede Annäherung geflissentlich vermeidet — und ich bin mir bewußt, dies Alle- im erschöpfenden Maße gcthan zu haben — so hat dieser Jemand, nach «»einen Begriffen, kein Recht, eine so bedeutungsvolle Frage--—" „Pardon, Fräulein Lydia", unterbrach er sie schroff, „es ist mir einigermaßen verletzend, mich fortwährend von Ihne» mit diesem be liebige., dunklen Jemand i» Parallele gesetzt zu sehen!" Wieder erschien der feine Spott um Augen und Lippe» des junge» Mädchens. „Warum verletzt Sic das so-besonders? Weil Sie ein Baron Hildburg sind und ich cin armes Mädchen? In meinen Auge» macht das keinen Unterschied! Daß mir Ihr Name und Ihr Geld nicht imponirten, konnlen Sie lange genicrkt haben, ich zeigte es Ihnen dcnllich genug." „Das Alles mußte ich für Maske Hallen!" fuhr er unbedacht heraus. „So bedaur« ich, Ihne» diese» sür Sic so schmeichelhaften Glauben nehmen zn müsse», Herr Daran! Nein, es war nicht Maske, sondern «»ein voller, ehrlicher Ernst!" Das Gesicht, das, vom Laternenlicht voll beschienen, zn »hin emporblickle, war so reizend, daß er, der cs »och immer nicht zn fassen vermochte, sein eben noch so empörtes Herz wieder schmelzen fühlte. . „Aber, meine.theure Lydia", begann er. . „Bitte, Herr Baron! Für Sie bi» ich weder die Ihre, »och thener, noch Lydia! Wollen wir zn Ende kommen! Ich verspäte meine Rückkehr i» ganz »»erhörter Weise!" „Gut denn!" Der Gardehnsar warf hochmüthig den Kops zurück. „Kommen wir zu Ende! Vielleicht haben Sie zn gntcrlctzt noch die Gnade, nachdem Sie mir die Berechtigung, Sie zu lieben, streitig gemacht habe», mir den Grund für Ihre Weigerung anzn- gebe», und zwar, da Sie für eine junge Dame ganz »»gewöhnlich kritisch nnd logisch veranlagt sind, eine» stichhaltige» Grund!" Lydia zwang ein Lächeln nieder. „Warum sprechen Sie so ironisch und bitter, Herr Baro»? Nein, nicht das Recht, mich zu liebe», kan» ich Ihne» streitig mache», nur die Befiigniß, es ausznsprechc». Der stichhaltige Grund aber, »ach welchem Sie verlangen, ist der: ich werde Berlin in vierzehn Tagen verlasse», um mich zu verheiralhcn!" Es blieb eine Zeitlang unter der Laterne st»»»». — Lydia hatte jetzt de» Blick zn Bode» gesenkt, Thilo von Hildburg sah nn- glanblich verdutzt ans. Eine sv einfache, naheliegende Löjung, und er hatte nie im Entferntesten daran gedacht. „Verhcirathen!" sagte er endlich in gedehntem Ton. „Und ich glaubte. Sie wären frei." „Warum glaubte» Sie das, Herr Baron?" Ja, warum? Wer es ihm hätte sagen können! „Sie Hütte» eS mir mfttheilru müssen! Es wäre Ihre Pflicht gewesen!" „Pflicht?" Sie hob de» Blick und sah ihm voll i» die Angen. „Meinen Sie im Ernst, ich hätte jedem der jungen Cavaliere, die sich mir i» leichtfertiger Absicht näherten, meine Familienbezichnngen bekenne», jeden in das cinweihc» solle», was meines Herzens schönstes, heiligstes Bcsitzthui» ist?" Jetzt war das zärtliche Anflruchtcii in ihren Augen, das weiche, sonnige Lächeln nn, ihren Mund, der warme Herzens!»» in ihrer Stimme da: alles das hatte Baron Thilo für sich geträumt; nun sah er es, aber ihm galt cs nicht! „Und warum," stainmclte er, „warum tragen Sie keine» Ver- lobttngsring?" „Weil Jeder sich gemüßigt gefühlt Härte, unzarte Fragen, vor witzige Scherze daran zn knüpfen! Ein Mädchen, das hinter einem Ladentisch steht »nd Blumen verkauft! Ta hat man es nicht »ölhig, Rücksichten zn nehmen, da hält sich Jeder für berufen, mit derbe», täppische» Händcil ziizngreifen. Und mußte ich das dulden, gut! Aber ih», der meines Lebens ganzcs, einziges Glück bildet, wollte ich nicht mit hineingczcrrt haben in die Oesfentlichkeit, darum behielt ich mein Gcheimniß und meinen Ring für mich!" Barvn Thilo stand immer noch und starrte sie an; er war ganz fassungslos. „Ich muß jetzt gehen," Hörle er nach einer kleinen Weile ihre Stimme sage», „aber ich wäre froh, wen» Sie mir sagen wollte», daß Sie mir nicht böse sind! Ich habe gehandelt, wie ich mußte, und mein Gewissen kann mir nichts vorwcrfe», aber ich möchte doch gern, daß Sie ohne Zorn an mich denken!" „Das kann ich fttr's Erste »och nicht," brachte er etwas mühsam heraus. „Ich liebe Sie so unendlich, Lydia." „Ach »ei»." lächelte sie zu ihm empor, „Sie täuschen sich über sich selbst! Glauben Sie es doch mir, Herr Baron! Sie waren nur ein wenig i» mich verliebt!" Er wollte eine heftig verneinende Antwort gebe», aber sie stand mit bittendem Gesicht vor ihm nud hielt ihm die Hand hin. Mit einem tiefen Seufzer und einem sehr kummervollen Gesicht faßte «r die kleine Hand und hielt sie fest, bis sie ihm dieselbe sonst entzog. «Ich muß fort. Auf Wiedersehen, Herr Baron!" Sie neigte ihr Köpfchen gegen ihn, huschte wie ektt Vogel davon und war in der n chstcn Minnte unter den jetzt stärker vorbeiströmenden Passanten verschwunden. Er halte sie nicht nach dem Namen ihre» Verlobte», nicht nach seiner Stellung, nicht nach seinem räthsclhafleu Ansspruch „Ans Wiedersehen!" befragt. Ec war wie vor den Kopf geschlagen! Sollte er sie wirklich nicht lieben, seine entzückende Blninenf«, war er nur flüchtig in sie verliebt? Er kvnnle es im dumpfen Gefühl einer soeben erlittenen Niederlage jetzt »och nicht entscheiden! Gleiche viel! DaS Eine stand fest: sein Abenteuer war zu Ende. * * In einer Friesjoppe nnd hohe», schmicgsameli Sporensticfeln, eine Heine Neitmntze in die Stirn gesetzt, gnloppirte Baron Thilo von Hildburg einige Woche» später an der Seite seines Vater- dnrch dessen ausgedehiitc Forste». Er war bei guter Laune. Der Urlaub, den er, gleich stach scincr nnliebsame» Auseinandersetzung mit der schönen Lydia, im ersten Unmulh erbeten hatte, that ihm sehr wohl, daS Landleben ge fiel ihm, das Frühjahr versprach über Erwarten schön zn werden, und bei scinc» Eltern - hatte er einen Empfang gesunde», der da» verhärtetste Herz hätte erweiche» müssen) »in wieviel »lehr- sein im Grunde weiches Herz, das zur Zeit seiner Ankunft so schmerzhaft zilweitcn zuckte. Zuweilen! Aber cs wnrde rasch seltener, dieses Zucke». Zu nächst .... es gab so viel Abwechslung hier, er halte sich'- gar« nicht gedacht, daß eS ans de», Lande so hübsch sei» könnte; freilich war er sehr lange Zeit nicht hier gewesen! Man gab dem Baron Thilo zu Ehreil Gesellschaften bei de» Nachbarn, man veranstaliete gemeinsaine Fahrten und Neitparlicn, er wurde sehr gefeiert, er spielt« eine Hauptrolle, und wenn ihm das auch nichts Neues mehr war »nd die gute Gesellschaft ihn in Berlin gleichfalls arg verwohnt hatte, so war seine Eigeiiiicbc doch dnrch die kühle Abfertigung der Blnmenvcrkänfcri» stark verletzt worden, nnd die allgemeine Liebens würdigkeit, die de» schöne» Gardehnsare» hier umfing, that ihm un gemein wohl. Auch war eS wirklich hübsch, das Erwachen der Natur zu beobachten, er hatte das neulich ans einem Spazierritt mit der jungen Cvmtesse Ilse von Sternau gemeinschaftlich getha», nnd die» Bevbachtc» nud gegenseitige Anfmcrksaminachc» halte ih» dem hübsche», brünetten Mädchen ein gutes Stück näher gebracht. Wie vortrefflich, daß sie keine Blondine war! Baron Thilo wollte nichts, garuichl» mehr von deii Blonde» wissen, Wallte dnrch nichts an sie erinnert werden! — Genau betrachtet — warum sollte er sich eigentlich nicht mit Co»,teste Ilse verlobe»? Es war nicht das Geringste gegen sie eiiizuweiidcn, und seine Elter» wünschten sich dies so sehr! Freilich . wenn eine nubckannte Lydia dem Baron Hildburg schlankweg einen Korb nnsth.ilen konnte, wer konnte sagen, was die Gräfin Ilse von Sterna» thnn würde? Sie blickte ihn allerdings mit ganz anderen Augen an, als die Blumenverkänferin eS jemals gethan hatte! Fatale Erinnerung! Was sollte sie ihm? — Fort damit! „Wohin reiten wir, Papa?" brach Thilo endlich das Schweigen: Die Pferde gingen schnaubend im Schritt ans weichem Wnldesbodcst,' überall brach das"^Sonne»licht durch die Zweige und schimmerte lustig auf de» sprosse,,den, lichtgriinei, Trieben, die sich in Menge hervordrängte». — , „Dir ist's gleichviel, wohin eS geht, nicht wahr?" fragte der alte Baro» zurück, ei» stattlicher, grauhaariger Fünfziger. „Durchaus! Du hast mich zu einem weiten Ritt anfgefordert, das Wetter ist wie geschaffen dafür, ich habe große Lust dazu, da» Ziel ist mir gleich!" - ff > „Schön! Tann reite» wir also nach Kleinhanse» und besuche» Kroneck! Ich schrieb Dir doch von Krvneck? Ein Juwel von eine,» Administrator, theoretisch, wie praktisch gleich vortrefflich gebildet» durch »nd durch strebsam und tüchtig, »nd eine Liebenswürdigkeit im Verkehr, eine gewinnende Ocsfeiihcit, mit großer Intelligenz gepaart wie gesagt, ein Prachtexemplar. Ich habe ihm Klcinhause» ganz in Pacht gegeben, wir fahren Beide nicht schlecht dabei, er hat einige» Vermögen und wollte sich selbstständig mache», was ich ihm nicht verargen kann! — Aber wie ist mir den», Thilo? Du »»ißt doch Kroneck kenne»! Habe ich ih» Dir nicht einmal »ach Berlin geschickt. bald nach Weihnächte»?" „Jawohl, Papa, ich besinne mich! Ich war dazumal MAtiw- bei sehr schlechter Laune, und dieser stattliche Mensch mit seinem sonoren Lache», seiner vollkommenen GcmüthSharuivnie nnd seine» glückseligen Augen wirkte förmlich vcrsti>»inc»d ans mich!" „Sv? Thnt mir leid! Ich dachte das Gegentheil! Zu de» lückseligen Auge» lag übrigens »och ein besonderer.Grund vor: kroneck war damals Bräutigam, hat kürzlich gehcirathet, die 'Hochzeit wurde ganz still und llein in Berlin gefeiert. Wir, Deine Mutter und ich, habe» ei» ansehnliches Geschenk geschickt, »nd ich denke, eben jetzt reiten wir Beide hinüber, um u»S die »»bekannte Anserwählte meines brave» Korneck anzusehc», ganz zwanglos »nd wie zufällig; warum eine steife StaalSvisilc abwarlen? Ich möchte dein kleinen Frauchen gern jede Befangenheit nehme», ihr Man» hat es um mich verdient, daß ich ihm ans alle diese Weise e»tgegcn'v»»»e!" Baron Thilo nickte ei» wenig zerstreut zu diesen A»seina»der- setzilnge» seines Papas, die ihn ziemlich unberührt ließen; was ging ih» der herrliche Administrator Kroneck und sein unbekanntes junge» Frauchen a»? Bis Klciiihansc» war es cin weiter Weg, die Rosse bekamen zn traben zwischen frisch anfgri'niendc» Felder», ans glatter Chaussee, dann ging es wieder durch Wälder; endlich lag i» einer Thal- scnkung ein freundliches, stattlich von Thür»,che» flaukirtes Wohn» Hans, von neue» Wirihschaftsgebände» nmstanden, vor ihnen. „Sich da, wie hübsch!" rief Baron Thilo. „Ja", sagte der alte Herr selbstgefällig, „Kleinhanse» ist eine nctle Besitzung, war immer mein Liebling, ich habe viel daran gewendet! Nu» hier rechts herum, am Bach entlang! D» bist, glaube ich» seit Jahren nicht hier gewesen, Junge! Es ist ein Skandal, wie wenig Jutercste Du an den schönen Gütern hast!" „Das soll anders werde», Papa, verlaß Dich daraus!" Der Baro» rief „Aha!" machte scelenvergnügte Augen nnd pfiff vor sich hi», das Anzeichen seiner allerbesten Laune. In zwischen waren die beiden Reiter >»» den sehr große», schöne» Garten hcrnmgeritte» und hielten uu» vor dem Wohnhanse. Ein kleiner Stallknecht lief diensteifrig Herz». „Herr Kroneck daheim?" fragte der öftere Herr. „Jawohl, Herr Baron!" ließ sich eine sonore Stimme ver nehme», und ans der glaSbedccktcn Veranda trat Kroneck» hohe Gestalt. „Wie gütig von Ihnen, mit Ihrem Herrn Sohn zu uns zu kommen! Fritz, nimm den Herren die Pferde ab! Ich bitte, trete» Sie näher! Welche Frende meine Frau haben wird l Sie ist
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