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970 — bat er die unten ruhig zuschauenden Bauern, eine Leiter Hera»,»« setzen. Selbst diese« weigerten sie. Dürch Herabspringen »ch, er sich aus den Flammen retten. Das gestern bereit« gelöschte Feuer brach heute aufs Neue wieder aus. Auf anher erfolgte R„ quisition ward heute Nachmittag 5 Uhr hier Generalmarsch geschlagu und eine halbe Stunde später fuhr per Extrazug da« ganz, 9. Regiment hinab, mit scharfen Patronen versehen. klebrigen- W, gestern drei Kinder in den Flammen ihren Tod gesunden. Die Aeltcrn waren ansS Feld gegangen und hatten sie im Hause ringe, schlossen zurückgelassen." Nach einer Mittheilung i« „Nürnb. Corresp." brannten M Gebäulichkeiten, worunter 150 Wohnhäuser, nieder. Ein oller Mann und mehrere Kinder werden vermißt. Biel Vieh ist «st verbrannt. Fürth, 11. Juli. Vor einigen Tagen hat sich in hießzn Stadt ein religiöser Reformverein gebildet, der aus den verschiedene» Kirchen die Anhänger religiösen Fortschritts in sich aufnimmt nod dessen Aufgabe es ist, gemeinsam mit gleichartigen über ganz Deutschland verbreiteten Vereinen für Pflege der VolkSsittliM und Beseitigung des confessionellen Hasses zu wirken. Zn Bou ständen wurden die Herren vr. Landmann und I. G. Kratz, DrechSlermeister, gewählt. Endlich ist auch im Fürstenthum Reuß-Greiz, als dem ltzk» Staate in Deutschland, ein Gustav-Adolf-Verein entstanden. Scho» im vergangenen Jahre hatte in Greiz, der Hauptstadt her Landet, sich ein Gustav-Adolf-Verein gebildet und es war auch von da ei» Abgeordneter zur Versammlung des GcsammtvereinS nach Nürnbeig gesandt worden. Zur Anerkennung fehlten nur einige sormelle Eu fordernisse, die nun erfolgt sind. In der zweiten Stadt des Landet, in Zeulenroda, bildete sich ein solcher Verein, der am Johännitlage, den 24. Juni d. I., seine erste Versammlung hielt. Festprediger war EN. vr. Schmidt von Greiz. Den 16. Juli d.-J. soll m in Greiz die Hauptvereinsvcrsammlnng stattfinden. Superintendent vr. Großmann von Grimma wird predigen. In Linz haben schon zwei Tage hintereinander Exceffe statt- gefunden. Die Veranlassung war eine Mauthsache. Eine Zia», welche Heidelbeeren in die Stadt brachte, sollte BcrzehrunMim dafür entrichten; sie weigerte sich und wurde nach dem Linien amtsgebäude gebracht. Es sammelte sich nun eine große Menschen menge vor diesem Gebäude, welche mit Steinen gegen dasselbe mrs u. Es mußte Militär requirirt werden, welchem es erst W» Mitternacht gelang, die Massen zurückzutreiben. Als sich am Men Tage die Zusammenrottungen wiederholten, fanden zahlreiche Ver haftungen statt, welche mit' großer Rohheit auSgesührt wurden. In Hamburg ist am 14. Juli die „erste internationale land, wirthschaftliche Ausstellung" eröffnet worden. Die „H. N." de» gleiten diesen wichtigen Moment mit einem Artikel, welchem m Folgendes entnehmen: ' „Vor zwölf Jahren wurde in London die erste internationale Industrie-Ausstellung eröffnet. Der Gewerbfleiß fast deS ganze» Erdkreises war auf ihr durch seine hervorragendsten Leistungen ver treten und zu unmittelbarem Nebeneinander vereint traten dem Be schauer bas Handwerk, die Fabrik-Hetvorbringungen und die Kunß- fertigkeit der weitest von einander geschiedenen Völker entgegen. A war ein Vorgang, epochemachend in der Kulturgeschichte der Mensch heit. Der ersten internationalen Industrie-Ausstellung in Londoa ist seitdem eine zweite in Paris und eine dritte wieder in Lando» gefolgt. Ein immer glänzenderer Aufschwung des Gewerbfleihet der Welt ist die Folge gewesen, und immer siegreicher hat der Ao danke internationaler Verbrüderung die trennenden Schranken ab sperrender Zunft- und Prohibitivsysteme durchbrochen. Erst du heutige Tag vollendet und vervollständigt aber das vor zwölf Jah«» in London begonnene Werk. Vorwiegend den Interessen des Hand werks , des Fabrikbetriebs und des Kunstgewerbes geweiht, dick» die Industrieausstellungen nur einem Theil der schaffenden Aibnl des Menschen ihre fördernden Dienste. Den anderen schließen ste auS ihren Krystallpalästen aus, oder vergönnen ihm doch nur eine dürftigste nebensächliche Berücksichtigung. Und doch ist dieser dal Urgewerbe der Menschheit, den Landbau umfassende Theil sogar der weitaus größeste. Ihm eröffnet denn beute die erste internatimle landwirthschaftliche Ausstellung in Hamburg ihre festlich prangende» Räume, der Agrikultur der Welt den gleichen befruchtenden Sege» verheißend, welchen die Weltausstellungen in London und Pari« der Manufactur- und Fabrikindnstrie erschlossen haben. Nicht wech lähmend wirkt auf den Ackerbau die Vereinsamung deS Lebens de« flachen Landes. Weit eher die Manufactur« und Fabrikinduplt mag des Sporns der Weltausstellungen entbehren können, al-gerade der Ackerbau. Gerade für ihn ist es vor Allem nölhig, über sei« Vereinsamung hinaus gehoben zu werden. Gerade für den lins' Kchen Producenten ist ein» Ccntralisation der Erfahrungen n» Aus Würzburg vom 14. Juli wird der „Fr. P.-Ztg." ge schrieben : „In dem bevölkerten Flecken Zellingen hat gestern und heute ein peinlicher Conflict zwischen der Einwohnerschaft und der bewaffneten Macht stattgefunden. Eine große Feuersbrunst war auSgebrochen. Nachdem ein Drittel des Fleckens bereilS abgebrannt war, weigerten sich die Einwohner, zu löschen. Der Oberst von Aldoffer vom 9. Infanterieregiment Fürst Wrede befand sich mit einer Abtheilung von 90 Mann von hier aus an Ort und Stelle. Infolge mehrfacher thätlicher Widersetzlichkeiten gegen seine Anord nungen sah sich derselbe zuletzt gcnöthigt, blind feuern und einen Bajonnetangriff machen zu lassen. Bei demselben wurde einer der Bauern verletzt, so zwar, daß zugleich das Bajonnet des Soldaten zerbrach. Der Oberst selbst zog seinen Säbel und versetzte einem der Widerspenstigen einen Hieb. Mehrere der Soldaten waren thätlich und gröblich insultirt worden. Schon zu Anfang, als die Militärabtheilung an der Fähre angelangt war, um über den Main in'S Dorf zu rücken, stieß sie beim Ueberfahren auf Widerstand. Man wollte ste nicht einrücken lassen. Die Widerspenstigen er- klärten geradezu: jetzt solle und müsse der ganze Flecken abbrennen. Etwa acht derselben wurden verhaftet und anher tranSportirt. Einer, von der hiesigen Feuerwehr befand sich im dritten Stock eine» brennenden Gebäude». Äl» da» Feuer ihm unter die Füße kam, Toge8gesÄichte. Berlin, 15. Juli. (D. A- Z.) Der Artikel der „Kreuzzeituug" über die Veröffentlichung des Briefwechsels zwischen dem König und dem Kronprinzen, welche ein ,-Bubenstück ;iner unpreußischen Clique" genannt wird, kann nicht ohne Folgen bleiben. Denn zunächst liegt in ihm ein indirecter Angriff auf den Kronprinzen selbst, falls er von der Veröffentlichung irgendwelche Kenntniß ge habt haben sollte, und andererseits wird die Entfernung von Personen aus der Umgebung deS kronprinzlichen Paares, welche diesem werth und theuer sind, gefordert, wenigstens kann man unter der „Coterie, deren Treiben ein Ziel gesetzt werden soll", nicht wohl etwas anderes verstehen, als jene meist altliberale Umgebung und einige andere Personen, welche vom kronprinzlichen Paare gern gesehen sind. Sie zu beseitigen möchte nicht leicht gelingen, aber auch nur eine Aufforderung dazu öffentlich aussprechen, heißt denn doch die Freiheit derjenigen, welche dem Throne am nächsten stehen, in einer Weise auffaffen, welche eine entschiedene Zurecht weisung verdient. Noch sind wir nicht dahin gekommen, daß die Herren Wagener, Gödsche rc. im Verein mit dem „Rundschauer" zu bestimmen haben, wer in der Nähe der Kronprinzessin von Preußen, der königlichen Prinzessin von England, weilen darf und wer nicht; noch wird hier wenigstens das JsolirungSprincip nicht zur strengen Durchführung gebracht werden können. Graf Schwerins Anwesen heit in PutbuS ärgert natürlich die feudale Partei ebenfalls sehr; sie wird sich aber daran gewöhnen müssen, dergleichen Dinge auch noch ferner zu erleben, will sie nicht ein Spiel unternehmen, das sie bei allen ihren HülsSmitteln in kurzer Zeit unfehlbar verlieren müßte. — Die „Kreuzzeitung" findet eS bedauerlich, daß die Regierung den „mit langer Hand vorbereiteten" statistischen Kongreß „nicht vor dem Schicksal bewahrt hat", den Hrn. Geh. Rath Engel als Vorsitzenden, die Herren Schultze-Delitzsch, Virchow und Lette als Bicepräfidenten und Beisitzer zu Huben. Wir werden es schon noch erleben, daß die '„Kreuzztg." als entschiedene Gegnerin des Ministeriums Bismarck auftritt; unter dem Ministerium Manteuffel- Westphalen haben wir ja eine ähnliche.Erfahrung gemacht. — Die „Gerichts-Ztg." hatte mitgetheilt, daß bei dem Tumult auf dem Moritzplatze in Berlin Geld vertheilt worden sei; ferner sollte ein Dienstmanu die Bewohner der Königsmauer zur Theil« nähme am Scandal, bei dem „Geld zu verdienen", angereizt haben. Die „Kreuzzeitung" war hierüber in Aerger gerathen; die „Ge- richtS-Ztg." erklärt aber heute, daß sie der Kriminalpolizei die Zeugen für ihre Nachrichten genannt habe. — Die Ludwigsluster National-Körnerfeier hat jetzt einen königlichen Protector. König Ludwig von Baiern hat unterm 4. Juli aus Berchtesgaden folgenden Brief an den Centralauöschuß ge- schrieben: „An den kentralausschuß für die Feier deS fünfzigsten TodeSjahreStagS Theodor Körners. Wahrhaftig würdig ist Theodor Körner, einer der edelsten Kämpfer im Befreiungskriege und dessen größter Dichter, daß sein Heldentod gefeiert werde, dieser allzu früh erfolgte. Welche Hoffnung ging mit ihm zu Grabe'. Freudig er« theile ich einen Beitrag zu seinem Denkmal, es sind jedoch nur 100 Thlr. Würde gern mehr geben, bin aber gar gewaltig in Anspruch gcycmmen. Nie soll unser großes deutsches Vaterland seiner herrlichsten Zeit, nie seines Theodor Körners vergessen! Halte für geeignet, daß in das Germanische Museum zu Nürnberg das Symbol komme, von dem die Rede ist. Das Verdienst deS Central« auSschusse» innigst anerkennend Ludwig.