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ACADEMIA MEDICINAE DRESDENSIS uSgft. lr^ 2. Jahrgang Nr. 7/8. April 1991 Hochschulzeitunc der Akademie „Carl Gustav Carus Preis 20 Pfennig 1 7. APR. 1991 - 20493 Ein historisches Datum nannte es Ma gnifizenz Professor Knoch, als er am 2. April die Teilnehmer des ersten post gradualen Studienganges „Public Health" in der Medizin an der Medizinischen Akademie Dresden begrüßte und feier lich immatrikulierte. In Anwesenheit zahl reicher Hochschullehrer, Klinik- und In stitutsdirektoren wünschte er Durchsteh vermögen und viel Erfolg. Die Weltgesundheitsorganisation defi nierte 1976 Public Health als die Wissen schaft und Praxis der Krankheitsverhü tung, Lebensverlängerung und Förde rung physischen und psychischen Wohl befindens durch gemeindebezogene Maßnahmen. Nach viersemestrigem Studium wird' das Diplom „Gesundheitswissenschaften" verliehen, was dem angelsächsischen .Master of Public Health" entspricht. Ein Beruf mit Zukunft - wenn wir bedenken, welchen Nachholebedarf die ostdeut schen Länder hinsichtlich der Gesundheit haben. In den nächsten Jahren werden sich die Schwerpunkte zwischen kurativer und präventiver Medizin verschieben, so daß bevölkerungswirksame Gesundheits strategien gefragt sind. Gesundheit als ein allgemeines Menschenrecht und weltweites soziales Ziel - das wird auch einen Strategiewandel in den ökonomi schen Aufwendungen bedeuten müssen. Bisher gab es 214 Schools of Public He alth in 54 Ländern; jetzt sind es 215 und die erste in Deutschland an der Medizini schen Akademie Dresden! Red. Postgraduales Studium „Public Health" durch Magnifizenz eröffnet Wir fangen nicht bei Null anl Aus der Arbeit der Senatskommission Forschung Professor Klaus Scheuch, Prorektor für Naturwissenschaften und medizinische Forschung und Vorsitzender der Senats kommission Forschung Die Evaluierungskommission des Wis senschaftsrates verdeutlichte nachdrück lich, daß Qualität und Quantität der For schungsarbeit den Stellenwert einer Hochschule entscheidend bestimmen. Bisher stand in den Aktivitäten der MAD die finanzielle Absicherung der medizini schen Betreuung wie für jedes Kranken haus im Vordergrund. Eine Hochschul einrichtung ist damit nicht abzusichern, und die Höhe der Pflegesätze wird ent scheidend durch den wissenschaftlichen Wert einer Einrichtung beeinflußt. Jahr hundertealt ist die Erfahrung, daß der Ruf einer guten Lehre territoriale Schranken überschreitet, wenn diese auf einer ni veauvollen Forschung basiert. Aus diesen Gründen wird es das Hauptanliegen der neugebildeten Senatskommission For schung sein, der Forschung und zielge richteten Wissenschaftsentwicklung im Erneuerungsprozeß unserer Hochschule den ihr gebührenden und notwendigen Stellenwert zu verschaffen. Das, was bis her erreicht worden ist, stellte nur einen Beginn dar. DDR-Maßstab ist keine Meß latte mehr. Die Aufgaben 1989 für die Forschung würden nach heutigem Preis niveau 35 bis 40 Millionen DM betragen. Bisher wurden von unseren Einrichtun gen bei Drittmittelgebern Projekte im Wert von knapp 10 Millionen DM bean tragt. Berücksichtigt man die bundesdeut sche Erfahrung, daß im Durchschnitt etwa 50 bis 60 Prozent bestätigt werden, wird deutlich, daß die häufig durch Unsi cherheit begründete wissenschaftliche Mangelaktivität an den Festen unserer Hochschule rüttelt. Zu geringe geistige Aktivität des wissenschaftlichen Perso nals gefährdet Arbeitsplätze oder baut sie ab! Der Provinzialismus und die Selbst einschätzung des Weltstandsniveaus sind vorbei. Mit einer wissenschaftlichen Ver öffentlichung pro Wissenschaftler im Jahr, davon nur 14 bis 18 Prozent im MAD-Durchschnitt außerhalb der Gren zen der ehemaligen DDR, ist kein großer Blumentopf zu gewinnen. Der wissen schaftliche Wettbewerb ist keine Kaffee runde! Die Senatskommission Forschung sieht eine wesentliche Aufgabe darin, beizutra gen, daß die MAD der neuen Bedeutung medizinischer Hochschulen in der For schung nach dem Zusammenbruch der Akademie der Wissenschaften und wis senschaftlicher Kapazitäten im ehemali gen territorialen Gesundheitswesen ge recht werden wird. Dabei konzentrieren wir uns bei Betonung der Selbständigkeit der Struktureinheiten auf folgende Aufga ben: • Die Profilierung der Forschung, das „Forschungsgesicht" unserer Hochschule muß den neuen Notwendigkeiten und Möglichkeiten angepaßt werden. Dabei fangen wir nicht von Null an. • Die interdisziplinäre Arbeit ist gegen wärtig wahrscheinlich unser einziges Plus im Wettbewerb der Forschung. Sie soll ausgebaut werden, zeitweilige oder dauernde arbeitsfähige und effektive Strukturen und Methoden gefunden oder stabilisiert werden. • Unsere methodische Basis, die wir in die Einheit Deutschlands eingebracht ha ben, war zwischen 60 und 90 Prozent ver schlissen. Im letzten Vierteljahr hat sich einiges getan. Zielgerichtet, beharrlich und vernünftig bei Berücksichtigung der Belange der gesamten Akademie, müs sen hier Veränderungen getroffen wer den, um die Drittmittelfähigkeit zu ver bessern. • Vom „Wissenschaftsmarkt" kann man nur profitieren, wenn man sich seinen Regeln unterwirft. Den „DDR-Bonus" werden wir bald verlieren. Entwicklung wird einem nicht mehr in den Schoß ge legt oder verordnet. Fortsetzung auf Seite 3