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Academia Medicinae Dresdensis Als erste Hochschulstadt in den fünf neuen Ländern besitzt jetzt Dresden eine örtliche Vereinigung Alter Herren des Coburger Convents (VACC). Der als „Co burger Convent" (CC) Pfingsten 1951 ge bildete Dachverband der akademischen Landsmannschaften und Turnerschaften auf deutschen Hochschulen umfaßt heute über einhundert deutsche und sechs österreichische akademische Einzel bünde. Die Zusammenschlüsse der Ein zelbünde gehen auf Vorläufer bis in die Jahre 1868 und 1872 zurück. Im überfüllten Saal des Dresdner Wald parkhotels trafen sich am 9. Mai über 120 Alte Herren und Aktive aus 26 Bün den des Coburger Convents zu einem Festkommers anläßlich der Gründung ei ner VACC-Dresden. Damit ist in Dresden nach 55jähriger Zwangspause wieder eine Altherrenschaft der akademischen Landsmannschaften und Turnerschaften offiziell. In Kürze wird auch mit der aka demischen Turnerschaft Germania Dres den (gegründet 1898) der erste Bund des CC an seinen alten Hochschulort Dres den zurückverlegt. Mit den unterschiedlichen Mützen und Farben, den Fahnen und den Chargierten der aktiven Bünde im studentischen .Wichs', bot die versammelte Festkorona ein in Dresden bislang noch ungewohn tes Bild der Mannigfaltigkeit. Mannigfal tigkeit in der Form, aber Einheit in Zielen und Grundsätzen kennzeichnet die aka demischen Lebensbünde der schlagen den Verbindungen. Prachtvoll gestaltete sich der Einzug der Chargierten. Es char gierten die mit der Dresdner Techni schen Hochschule/Technische Universi tät besonders verbundenen Bünde: Tur nerschaft Alt-Württemberg et Germina Dresden zu Stuttgart (gegründet 1869/1898), Landsmannschaft Alemannia- Silesia Clausthal (gegründet 1863) und die Landsmannschaft Thuringia Berlin (via L! Misnia), gegründet 1868. Der neugewählte, im neunten Lebens jahrzehnt stehende Ehrenvorsitzende der VACC-Dresden, Herr. Prof. Dr.-Ing. J. Schuster, Emeritus der TU Dresden, sprach in bewegenden Worten von der nun endgültig vergangenen Zeit. Einer Zeit, in der sich der ethische Gehalt der akademischen Lebensbünde auch hier in Dresden so prachtvoll bewährt hat. Über all die Jahre hat ein Kern von 15 Alten Herren aus verschiedenen Bünden des Coburger Convents in alter Freundschaft fest zusammengehalten. Sie blieben den Idealen ihrer studentischen Jugend treu. Weder die NS-Herrschaft, noch der spä tere ,real existierende Sozialismus' konn ten den lebenslangen Zusammenhalt die ser Angehörigen der schlagenden stu dentischen Verbindung völlig zerstören. Der Wahlspruch des Coburger Convents „Ehre-Freiheit-Freundschaft-Vaterland" blieb in ihnen lebendig. Mit ihrer Neugründung steht die VACC-Dresden nicht allein. Patenschaft- lieh mit ihr verbunden ist die VACC- Wiesbaden, die unlängst ihr 100. Stif tungsfest zusammen mit Dresdner Ver bandsbrüdern feierte. Der Vorsitzende des VACC-Wiesbaden Herr Dipl.-Be triebswirt Kiesling (ein gebürtiger Bautze ner), betonte in seiner Festansprache, daß die politische Wiedervereinigung des Vaterlandes auch seine ökonomische und vor allem soziale erforderte. Dazu gehört auch das demokratische Recht der Studenten, sich wieder in selbstgewähl ten studentischen Lebensgemeinschaften der schlagenden Verbindungen zu verei nen, Verbindungen, in denen durch ge meinsames Leben die ethischen Werte Coburger Convent - nach Dresden zurück von Ehre und Freundschaft, von Freiheit und Vaterland für den einzelnen erlebbar werden. Damit entstehen Lebensbünde, in denen die alte Lebensweise des deut schen Burschentums gepflegt wird, wozu auch das studentische Fechten gehört. Das Bekenntnis zum demokratischen Rechts- und Verfassungsstaat, die Bereit schaft zu seiner Mitgestaltung und die Aufgeschlossenheit für geistige Werte und vorurteilsfreies soziales und politi sches Verständnis stellen die akademi schen schlagenden Verbindungen voll in die Anforderungen unserer Zeit und überwinden den Charakter eines reinen Traditionsvereins. Der gewählte Vorsitzende der VACC- Dresden, Herr Dipl.-Kfm. Stefan-Johan nes Reinhold, hat als Restitutionsbeauf tragter des Coburger Convents für Dres den aus dem bestehenden Kern alter Dresdner Verbandsbrüder einen arbeits fähigen VACC entwickelt. Zum bestehen den Kern stießen jetzt in Dresden arbei tende Verbandsbrüder aus den alten Bundesländern. Weiterhin konnten orts ansässige Kommilitonen, denen es in ih rer studentischen Jugend verwehrt war, Bünden des CC beizutreten, zur Mitarbeit aktiviert werden. In Dresden wird die neugegründete VACC weiterhin die Restitution und Gründung aktiver studentischer Verbin dungen des Coburger Convents unter stützen. So wird als erster CC-Bund die bereits 1898 an der damaligen TH in Dresden gegründete Turnerschaft Ger mania wieder in ihrer Gründungsstadt ei nen aktiven Bund aufbauen. Nach dem Kriege nach Stuttgart ausgewichen, ver einigte sie sich dort mit der Turnerschaft Alt-Württembergs. Weitsichtig wurde da bei festgelegt, daß die Turnerschaft Ger mania Dresden wieder in ihre Grün dungsstadt zurückverlegt wird, sobald es die politischen Verhältnisse erlauben. Dieses Versprechen wird jetzt gemein sam eingelöst. Damit wird sich das Stu dentenleben in Dresden in absehbarer Zeit um die schwarzen Mützen mit dem purpurrot-weiß-schwarzem Band der Ver bindung bereichern. Studenten derjeni gen Hochschulen, die der Deutschen Rektorenkonferenz angehören, wird die Möglichkeit des Lebens in den schlagen den Verbindungen des Coburger Con vents eröffnet. Diese Bünde leisten einen wichtigen Beitrag für den Reifeprozeß junger Männer, der über den üblichen akademischen Lehrbetrieb hinaus geht. Daß fröhliches Feiern auch zum studenti schen Leben gehört, ebenso wie die Un terweisung der Füchse im studentischen Komment (studentisches Brauchtum und Sittenkodex), die Pflege studentischen Liedgutes, das Erleben von Landschaft und Kultur der Heimat, sollte gleichfalls hervorgehoben werden. Mit ihrem Ein treten für die Freiheit der Wissenschaft in Lehre, Forschung und Studium, mit ihrer Betonung der Freiheit der Persönlichkeit und mit der gegenseitigen Erziehung der Bundesbrüder im Geiste der Freund schaft setzen die akademischen Lebens bünde des Coburger Convents Maßstäbe zur Lebensorientierung. Diese sind be sonders in der Gegenwart der fünf neuen Länder von Bedeutung und verstehen sich als eine Möglichkeit in einer plurali stischen Gesellschaft. Die freiheitliche Grundausrichtung der studentisch-akade mischen Bünde hat in den letzten 200 Jah ren ihre geschichtliche Bewährungs probe bestanden. Von Reaktion, Diktatur und Machtmißbrauch wurden die frei heitlich eingestellten Studentenbünde in auffallender Regelmäßigkeit verfolgt. Doch nichts konnte die Lebenskraft freiheitlicher Geisteshaltung ihrer Mit glieder brechen. Wenn auch nicht unmit telbar tagespolitisch orientiert, so forder ten die Bünde des Coburger Convents unablässig in den letzten vierzig Jahren auf ihren Pfingsttreffen in Coburg die Wiederherstellung der Einheit des deut schen Vaterlandes. Die geschichtliche Entwicklung gab ihnen recht. Gerade die Verbindung von Tradition und Fortschritt, wie sie in den Bünden des Coburger Convents gepflegt wird, kann jungen Studenten, die in den fünf neuen Ländern in einem Zustand relati ver Geschichtslosigkeit und Geschichts einseitigkeit aufgewachsen sind, eine Le bensorientierung bieten. Läßt sich doch die studentische Lebensform in freige wählten Bünden bis in die Anfänge des europäischen Universitätswesens zurück verfolgen. Der älteste Bund im Coburger Convent (Sorabia-Westfalen Münster) geht auf das Jahr 1716 zurück, in eine Zeit, da in Sachsen August der Starke Kurfürst war. Das in den fünf neuen Ländern neu er wachende studentische Verbindungsle ben, die sich wieder formierenden akade mischen Lebensbünde werden durch ihre Vielfalt und ihren Formenreichtum einen Beitrag zur Gestaltung der Freiheit im akademischen Bereich leisten. Einer Einheit, die nur in der Mannigfaltigkeit und der Toleranz gedeihen kann. Einer Freiheit, die die demokratisch-rechts staatliche Ordnung hervorbringt, aber auch von ihr geschützt werden muß. Dr. Wolfhart Kunze Fragebogen bitte abgeben Der Rektor, Professor Bach, der Zeit von 12 bis 14 Uhr im bittet atl diejenigen Mitarbeiter, Konferenzraum Rektoratsge- die ihre persönliche Erklärung bäude, 2. Stock, noch zu tun. im (Fragebogen) für die Übernahme . . , . in den öffentlichen Dienst bisher Verhinderungsfall kann dies noch nicht abgegeben haben, durch eine Person des Vertrau- dies am Montag, dem 22. Juli, in ens erfolgen. Der hippokratische Eid in unserer Zeit Von P. Wunderlich und W. Rose Durch einen Berufseid, durch die öffentliche Ablegung eines feierlichen Gelöbnisses treten junge Menschen, die einen Beruf erlernt haben, in die Berufsgemeinschaft ein und unterwer fen sich freiwillig deren moralisch ethischen Normen. Besonders bekannt ist der ärztliche Berufseid, der von altersher mit dem Namen des Hippokrates, des berühm testen Arztes der griechischen Antike, verbunden wird. Der ursprüngliche hippokratische Eid wird bei Apollon, dem Arzt, sei nem Sohn Asklepios und dessen Töchtern Hygieia und Panakeia ge schworen. In der Spätantike, im Mit telalter und in der Neuzeit erfuhr die ser Eid viele Nachbildungen. Er wurde im Namen des Christen-Gottes oder Allahs geschworen und erhielt auch weltliche, nicht-religiöse Fassun gen. Aber in allen Varianten des hippo kratischen Eides blieb stets ein ver pflichtender rationaler Kern enthal ten, der Bezug auf die ärztliche Pflicht, kranke Menschen zu heilen und ihnen zu nützen. Gleichzeitig ver pflichtete sich der junge Adept, alles zu vermeiden, was dieser Aufgabe entgegensteht oder sie behindert. Auch die ärztliche Schweigepflicht ist erstmalig in diesem medizinischen Be rufseid formuliert worden. In den vergangenen Zeiten der SED-Herrschaft mußten die Absolven ten der medizinischen Akademien und Fakultäten in der DDR auch in ih rem Berufseid ein Bekenntnis zu dem ungeliebten Staat ablegen. „In hoher Verpflichtung gegenüber der soziali stischen Gesellschaft und ihren Bür gern, eng verbunden mit der DDR", ihrem „Vaterland", hatten die jungen Ärzte auch zu geloben, daß sie „alle Vorzüge der sozialistischen Gemein schaftsarbeit bewußt ... nutzen“ und sich „in allen ... Handlungen von der hohen Berufung des Arztes und sei ner Verantwortung gegenüber dem Volk und dem sozialistischen Staat lei ten ... lassen" wollten. Diese Zugeständnisse an die angeb lich sozialistische Gesellschaft sind nicht mehr zeitgemäß. Für den Ge brauch an unserer Hochschule wurde deshalb schon 1990 vom Prorektor für Bildung eine entideologisierte Fas sung des hippokratischen Eides erar beitet, die auch 1991 in einer nur ge ringfügig veränderten Form als ge meinsames Gelöbnis anläßlich der studentischen Exmatrikulation und vor Aufnahme ärztlicher Tätigkeit ab geleistet werden soll. Es lautet: „In hoher Verpflichtung gegenüber allen Menschen gelobe ich - all mein Wissen und alle Kraft für ihr körperli ches und geistiges Wohlbefinden so wie für ihre Heilung und die Verhü tung von Krankheiten voll einzuset- zen; stets bereits zu sein, medizinische Hilfe zu leisten, meine ärztlichen Auf gaben gewissenhaft zu erfüllen, mich dem Patienten gegenüber aufmerk sam zu verhalten, ihm Sorge angedei hen zu lassen und das Arztgeheimnis zu wahren; Fortsetzung auf Seite 8