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Akademie-Echo 7 Im Prozeß eben dieser tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen sowie im Ergebnis einer konsequent dem Wohl des Menschen dienenden Politik der SED und des noch jungen sozialistischen deut schen Staates erhielt Dresden 1954 zum ersten Mal in seiner rund 750jährigen Ge schichte eine medizinische Hochschulein richtung. Die Gründung der Medizini schen Akademie „Carl Gustav Carus" er öffnete nicht zuletzt auch dem Johannstäd- ter Krankenhaus eine anspruchsvolle Per spektive wie noch nie zuvor in seiner über 50jährigen Entwicklung, die unter den so zialökonomischen Bedingungen des Im perialismus keineswegs ohne Probleme und Rückschläge verlaufen war. Schon bald nach der Eröffnung hatte der imperialistische erste Weltkrieg noch ausstehende Baumaßnahmen verhindert und vielerlei Rückschläge gebracht. Als die Auswirkungen der Nachkriegszeit und der Inflation überstanden waren, wurden noch in der Zeit der Weimarer Republik die Kinderklinik und die Schwestern schule errichtet. Ihrer Bestimmung konnte sie vorerst nur kurze Zeit dienen. 1932 - auf dem Höhepunkt der Weltwirtschafts krise - wurde das Johannstädter Kranken haus geschlossen. Wiedereröffnet wurde es 1934 unter den faschistischen Machtha bern als „Rudolf-Hess-Krankenhaus", schon bald ausersehen als Pflegestätte der Naturheilkunde in gefährlicher und letzt lich inhumaner Alternative zur Schulmedi zin. Auch in die 1938 gegründete national sozialistische Akademie für ärztliche Fort bildung in Dresden war das Johannstädter Krankenhaus von Anfang an führend inte griert. Auf den wissenschaftlichen Nieder gang, die Pervertierung ärztlich-ethischer Normen und die zunehmenden Einschrän- Erbe und Tradition • der Carus-Akademie unter besonderer Berücksichtigung der Krankenpflege (letzter Teil) kungen durch den zweiten Weltkrieg folgte schließlich die Zerstörung der Elbe stadt in der Nacht vom 13. zum 14. Fe bruar 1945, von der auch das Stadtkran kenhaus Johannstadt schwer betroffen wurde. Als in dem vom faschistischen Ungeist gesäuberten und wieder aufgebauten jo hannstädter Klinikum im fünften Jahr des Bestehens unserer Republik eine sozialisti sche medizinische Hochschuleinrichtung ihre Heimstatt fand — und damit komme ich zum Ausgangspunkt zurück - war das nichts weniger als eine bloße Fortschrei bung der Geschichte der früheren Dres dener Ärzteschulen oder der Entwicklung dieses Dresdener Stadtkrankenhauses. Al lein das kurz geschilderte wechselhafte Schicksal des Johannstädter Krankenhau ses in den reichlich fünf Jahrzehnten bis zur Akademiegründung belegt anschau lich, daß zu der Gesamtheit des überkom menen Erbes auch vieles gehört, was be wältigt und überwunden werden mußte. Natürlich gehört zu einem differenzierten Bild dieses Erbes auch vieles Progressive. Bedeutende und in unserem Sinne Wert volle, das zusammengenommen jene Tra- ditionen ausmacht, in die wir uns heute be wußt stellen und die wir fortführen. Diese Traditionen allein waren aber für die Neu gründung der Carus-Akademie weder zwingend noch ausreichend. Zur Realität konnte die Errichtung dieser Pflegestätte ärztlicher Bildung und medizinischer Wis senschaft erst im Ergebnis des bis dahin tiefgreifenden revolutionären Wandels in der deutschen Geschichte werden. Erst unter den Bedingungen der soziali stischen Gesellschaft wurde Wirklichkeit, was Hermann Eberhard Richter, der poli tisch Progressivste unter den Professoren der Akademie im Kurländer Palais, 1846 angesichts der geforderten Aufhebung dieser Ärzteschule niedergeschrieben hat: „Denn man wird immer in Dresden ein reichliches ärztliches und naturwissen schaftliches Bildungsmaterial und eine größere Anzahl intelligenter Ärzte und Na turforscher finden, und wo dies der Fall ist, da finden sich die Lernbegierigen von selbst; wo es fehlt, sind sie durch kein Mo nopol zu erlangen." (10) Doz. Dr. sc. med. Heidel Abteilung Geschichte der Medizin Mitglied der APO 12 (10) Richter, R. E.: Über die Benutzung des neuen Stadtkrankenhauses in Dresden für den klinischen ärztlichen Unterricht. Dresden und Leipzig 1846. Medizinhistorische Gedenktage Regimentsarzt, Dichter und Professor für Geschichte Friedrich von Schiller (1759-1805) Friedrich von Schiller schuf als Dichter und Professor für allgemeine Geschichte unsterbliche Werke der Weltliteratur. Durch diese Arbeiten wird oft zu Unrecht seine Ausbildung und Tätigkeit als Regi mentsarzt übersehen. Im folgenden wird diese Seite seiner Entwicklung und Tätig keit einmal betrachtet. Schiller wurde am 10. November 1759 in Marbach als Sohn eines Regiments wundarztes geboren. So kam er bereits frühzeitig durch seinen Vater mit der Mili tärmedizin seiner Zeit in Kontakt, weil die ser im Regiment „Prinz Louis", welches Teil des württembergischen Hilfscorps der österreichischen Armee war, als Wundarzt am Siebenjährigen Krieg (1756-1763) teilnahm. Da der Vater im Range eines Hauptmanns stand, mußte Schiller als Offizierssohn die militärische Lehranstalt, die spätere Karlsschule, in Württemberg besuchen. Vorerst wurde Schiller von einem Theologen unterrich tet, was bei ihm Neigungen zum geistli chen Stande erweckte. Der Herzog Karl Eugen von Württem berg (1744-1795), ein Despot und absolu ter feudaler Souverän, hatte bereits früh zeitig erkannt, daß zur Erhaltung seiner Macht eine zentrale, ihm direkt unter stellte militärische Einrichtung notwendig war. Obwohl sie zur Aufrechterhaltung der Feudalgewalt geschaffen wurde, war sie in dieser Zeit eine beachtliche militäri sche Lehranstalt, die eine allgemeine Aus bildung als Truppenführer, Jurist und Me diziner realisierte. Sie befand sich ur sprünglich auf dem Lustschloß Solitüde und wurde 1775 nach Stuttgart verlegt. Schiller begann 1773 in der Lehrstätte zu nächst mit dem Studium als Militärjurist, wechselte aber 1775 zur militärärztlichen Ausbildung, die in diesem Jahr neu ge ¬ schaffen wurde. Relativ unbekannt ist, daß Schiller zu dieser Zeit als Uniform eine hellblaue kommistuchene Weste mit Är meln trug (ähnlich dem preußischen Dra gonerblau), deren Kragen und Ärmelauf schlag mit schwarzem Plüsch besetzt wa ren. Die Hosen bestanden aus weißem Tuch. Den Kopfputz stellte ein kleiner Hut dar (Dreispitz mit silberner Bordierung), an dem zwei Papilloten an jeder Seite und Zuder angebracht waren. Zeitgenossen schildern Schiller in dieser Zeit als linkisch in der Uniform, hochaufgeschossen und von blasser Gesichtsfarbe, aber mit mar kantem Gesichtsausdruck. Schiller be trieb das Medizinstudium sehr intensiv. Trotzdem verlief es nicht konfliktlos. Seine Abneigung gegen die feudale Des potie, die sich in seinem auf der Karls schule 1780 beendeten Werk „Die Räu ber“ ausdrückte, ließen ihn in Wider spruch zum Fürstenhaus treten. Im glei chen Jahr verteidigte er auch seine militär medizinische Abschlußarbeit „Über den Zusammenhang der thierischen Natur des Menschen mit seiner geistigen". Er erhielt seine erste Anstellung als Regimentsarzt im Invalidenregiment „Aug" mit Sold von 18 Gulden monatlich. Bis zu seiner Flucht 1782 war Schiller in dieser Stellung tätig. Sein Wirken als Regi mentsarzt war durchaus erfolgreich und schöpferisch. Ein Zeitgenosse schrieb über ihn: „Der junge Physiolog und Medi- ciner beherrscht nur zu oft den Dichter, und in manchen seiner kleinen Schöpfun gen weht ein Odem wie im Seciersaal oder im Lazareth" (Schillers Werke, Bd. 1, Stutt gart 1867, S. 56). Dies kommt u. a. in sei nen Gedichten „Eine Leichenphantasie", „Die Schlacht" und „Die Johanniter" zum Ausdruck. Seine Abkehr vom Truppendienst ist nicht in seiner Abneigung gegen seine Stellung als Regimentsarzt, sondern im herrschenden Geist in den Armeen dieser Zeit zu suchen, der in den württembergi schen Formationen einen feudal extremen Ausdruck fand. Noch während seines Aufenthaltes in Dresden (1785-1787) erwog Schiller eine feste Anstellung als Mediziner. Am 9. Mai 1805 verstarb Schiller in Wei mar. Sein Wirken und seine literarischen und wissenschaftlichen Leistungen wer den ihre Bedeutung nie verlieren. Seine Tätigkeit als Regimentsarzt ist in seinen Werdegang und in die Bedeutung seiner Persönlichkeit einzuordnen und verdient eine Würdigung. Dr. Peter Haupt Abteilung für Militärmedizin Budapester Elf - gern gesehene Gäste Anläßlich des 35. Jahrestages der DDR und des 30. Jahrestages der Medizinischen Akademie „Carl Gustav Carus" empfing die Abtei lung Studentensport eine Studen- ten-Fußballmannschaft der Sem melweis-Universität Budapest in Dresden. Diese Freundschaftstref fen zwischen Studenten aus Buda pest und Dresden sind nichts Neues, im Handball, Volleyball und Fußball konnte jetzt die elfte Begeg nung durchgeführt werden. Wieder waren es für die Studen ten beider Hochschuleinrichtun gen erlebnisreiche Tage, die mit sportlich kulturellen Stunden und fachlich-politischem Gedanken austausch gefüllt waren. Die Aus stellung „30 Jahre Medizinische Akademie ,Carl Gustav Carus'" vermittelte den Budapester Studen ten einen guten Einblick vom steti gen, erfolgreichen Wachstum un serer Akademie. Die Besichtigun gen von Kulturstätten unserer Stadt und ein Ausflug in die Sächsische Schweiz hinterließen bleibende Er innerungen an das Freundschafts treffen in Dresden. Der sportliche Wettstreit der bei den Studenten-Fußballmannschaf- ten war ein weiterer Höhepunkt im Programm. Nach beiderseitig gu ten sportlichen Leistungen gewan nen die Studenten der Semmel weis-Universität mit 2:1 (2:0) das Spiel. Zum Abschied drückte der Dele gationsleiter, Herr Tallai Balazs die Eindrücke der Delegationsmitglie dermitfolgenden Worten aus: „Ihr habt auf sozialpolitischem, ökono mischem und sportlich kulturellem Gebiet Enormes geleistet und zu bieten, das spricht vom Fleiß und Können Eurer Bürger. Wir sind alle beeindruckt. Wir danken Euch für die hervorragende Gastfreund schaft. Unser Treffen hat die gute Zusammenarbeit unserer beiden Hochschulen, speziell auf sportli chem Gebiet, und die Festigung der Freundschaft unterstrichen. OL Hausmann Abteilung Studentensport Mitglied der APO 1 Hervorragendes Volkskunstkollektiv der DDR Die höchste Auszeichnung für künstlerisches Volksschaffen „Her vorragendes Volkskunstkollektiv der DDR" erhielt am Vorabend des 35. Jahrestages der Gründung der DDR der Singeklub der Medizini schen Fachschule. Damit wurde auch die kontinuierliche 17jährige Leitung des Singeklubs durch Ge nossen Manfred Zimmermann, APO-Sekretär der Medizinischen Fachschule, in würdiger Form an erkannt.