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Lage der Papier-Erzeugung Der Mahnrufer in Nr. 101 Ihrer Zeitschrift erklärt: „Eine derart unangenehme Geschäftszeit, wie die Papiermacher jetzt durchmachen, ist wohl noch nie dagewesen." Wenn men nach den vielen Klagen, die in der jüngsten Zeit von der Geschäftsleitung des Vereins Deutscher Papierfabrikanten, sowie von einzelnen Papiermachern ausgestoßen wurden, urteilen will, dann wird man allerdings zu der Ansicht kommen, daß dieser Ausspruch berechtigt ist; in Wirklichkeit ist das aber keineswegs der Fall. Tatsächlich haben die Papierfabrikanten in ihrer Gesamtheit schon viel schlimmere Zeiten erlebt als die jetzigen, und wenn die Verhältnisse nicht noch schlimmer werden, so wird man sich zur Not eine Weile mit der jetzigen Lage abfinden müssen. Indessen darf angenommen werden, daß wir besseren Zeiten entgegengehen. Zunächst ist die Nachfrage in den letzten Monaten nicht schlechter sondern zum Teil sogar besser gewesen als im vorigen Jahre zu gleicher Zeit. Auch „Fred" erwähnt ja die „sehr eiligen Bestellungen" und folgert ganz richtig, „die Eile des Bedarfes sollte dem Fabrikanten zu denken geben." Natürlich ist solches Arbeiten von der Hand in den Mund nicht sehr angenehm, und die Papierhändler und sonstigen Verbraucher sollten sich sagen, daß die Verringerung des Umfanges der Bestellungen, namentlich bei den heutigen leistungs fähigen Maschinen, eine Verteuerung der Herstellungskosten be wirken muß, die die Fabrikanten, wenn sie halbwegs vernünftig sind, nicht auf die Dauer auf sich nehmen werden und können. Leuten, „die nicht zu rechnen verstehen" oder „nicht sachlich Papier machen", ist natürlich jetzt und in Zukunft nicht zu helfen, und leider scheint es deren noch viel zu viele zu geben. Wer aber immer gerechnet hat und seine Anlagen stets auf der Höhe zu halten bemüht war, der wird heute, wenn er Rückgrat besitzt und einiger maßen auf Preis hält, auch sein Durchkommen finden, allerdings mit der Maßgabe, daß die jetzigen Preise mit Rücksicht auf das teure Holz eine angemessene Erhöhung erfahren müssen. Das läßt sich auch durchsetzen, ohne daß man wieder und wieder den Angst ruf nach Konventionen ausstößt. Auch dem Druckpapier-Verband, der doch die geschlossenste Form des Zusammengehens darstellt, ist es nicht möglich, die Preise zu erhöhen, trotz der inzwischen erheblich gestiegenen Selbstkosten. Den Druckpapierfabrikanten aber einen Vorwurf daraus zu machen, daß sie ihre Erzeugung lieber zeitweilig einschränken, als die Lagerbestände vermehren, klingt zum allermindesten etwas absonderlich. Die Herren Verleger richten sich doch mit der Größe ihrer Auflage auch nach der Zahl ihrer Bezieher. Außerdem haben sie durch die Vermehrung ihrer Anzeigenspalten bei Festhaltung des gleichen Preises für die schmälere Zeile zu einer Verringerung des Papierbedarfs beige tragen; dazu kommt, daß einige große Zeitungen das Gewicht ihres Papiers sehr niedrig halten oder gar noch in jüngster Zeit verringert und dadurch ebenfalls zu einer Verkleinerung des Papierbedarfs beigetragen haben. Der Druck auf diesem dünnen und durch scheinenden Papier liest sich übrigens schlecht und ist für die Augen sehr schädlich. Im Interesse der Volkswohlfahrt ist solche Ver ringerung des Papiergewichts zu verurteilen, während es ein bitteres Unrecht ist, den Druckpapierfabrikanten, welche eine Anhäufung von Lagerware, die nach längerer Zeit doch nicht mehr gut druck fähig bleibt, verhüten wollen, einen Vorwurf daraus zu machen, daß sie sich nach der Decke strecken und den Verhältnissen an passen, die nicht sie geschaffen haben. Die Lage der Fabrikanten fettdichter Pergamyn- und Pergament- ersatz-Papiere ist keineswegs günstig, das dürfte hinlänglich bekannt sein. Die Privatfabriken, die diese Papiere herstellten, sind mit Aus nahme von ein oder zwei in den letzten Jahren wohl sämtlich zu sammengebrochen und zum größten Teil in den Besitz ihrer Zell stofflieferanten geraten, die sie wohl oder übel übernehmen mußten. Bei den Aktien-Gesellschaften, soweit sie hauptsächlich Zellstoff und nur nebenbei solche Papiere herstellen, kann man allerdings nicht wissen, ob ihnen etwas an der Fabrikation derartiger Papiere bleibt, mit vereinzelten Ausnahmen wird es sicher nicht der Fall sein. Die Lage der Fabrikanten dieser Papiere wäre zurzeit noch viel schlechter, wenn nicht gerade jetzt vom Auslande etwas verstärkte Nachfrage wäre. Wie lange das so bleiben wird, ist nach den bis herigen Erfahrungen recht zweifelhaft. Das Bestehen der Konvention ist im übrigen keineswegs ge sichert; verlängert wird sie jedenfalls nicht, sollte sich aber in zwischen ein neuer Wettbewerb zeigen, den die Spuren der Vorgänger nicht schrecken, dann wird sie sogar vorzeitig aufgelöst werden. Das ist vorsichtigerweise seiner Zeit ausdrücklich vorbehalten worden. Mit imitiert Pergamentpapier liegt es ähnlich, nur noch wesentlich schlechter. An diesen Papieren hat kaum noch eine Fabrik Geld verdient. Etwas besser, wenn auch gleichfalls nicht rosig, liegt es mit ein seitigglatten Papieren; natürlich nur für Fabriken, die streng spe zialisieren, mit in früherer Zeit ersparten, und daher zinslos arbeiten den Mitteln gut eingerichtet sind, auf Preis halten und lieber ihre Erzeugung einschränken, als unter den heutigen Verhältnissen billiger zu verkaufen. Wer seine einzige Hoffnung aber auf Konventionen setzt, dem wird allerdings kaum zu helfen sein. Die Fabrikation von Zellstoffpapieren ist vor allem dadurch unlohnend geworden, daß durch die Handelsverträge der Zoll auf diese Papiere durch die listige österreichische Klausel von 6 auf 3 M. herabgesetzt wurde. Damit fielen die Preise in Deutschland sofort, da bei Aufrechterhaltung der früheren Preise Deutschland mit Zell stoffpapieren vom Auslande überschwemmt worden wäre. Da aber die Abhängigkeit vom Auslande bei diesem gewaltigen Verbrauchs artikel für unseren Papierhandel und die Papierverarbeitung auf die Dauer sehr bedenklich wäre, und sich jetzt gezeigt hat, daß unter den heutigen Verhältnissen die Zellstoffpapierindustrie in Deutschland trotz der zumeist wirklich vorzüglich eingerichteten Anlagen mit vereinzelten Ausnahmen nicht mehr bestehen kann, so dürften wohl auch der Papierhandel und die Papierverarbeitung einsehen, daß die alten Zustände so bald wie möglich wieder hergestellt werden müssen; sind es doch von den zahlreichen Aktiengesellschaften der eigentlichen Zellstoffpapierindustrie nur noch zwei, die Dividende verteilen, und bei der einen von diesen sind die Erträge in den letzten Jahren nicht unwesentlich zurückgegangen. Eine große Anzahl früher blühender Unternehmungen sind zurzeit ertraglos, und verschiedene ganz modern eingerichtete und mit eigener Zellstoffabrik versehene Fa briken bringen Verluste oder sind gänzlich zusammengebrochen. Papierverarbeitung, Handel und Verbraucher können nicht wünschen, daß es so weiter geht, und so wird eine mit Entschiedenheit durchgeführte, den gestiegenen Selbstkosten Rechnung tragende mäßige Preiserhöhung sicher bei einsichtigen Abnehmern keinen Widerstand finden. Eine gewisse Festigkeit des Marktes ist ein Vor teil für alle. Der Papierfabrikant soll nur erst das nötige Vertrauen in die Einsicht seiner Abnehmer setzen, dann wird es ihm auch ge lingen, die notwendigen Preiserhöhungen durchzusetzen. Dies ist ernste Pflicht jedes Papierfabrikanten, nicht nur gegen sich selbst, sondern vor allem auch gegen seine Angestellten, sowie gegenüber dem seiner Obhut anvertrauten Teil des Volksvermögens. N. Verein Deutscher Papiergroßhändler Zu Nr. 101 Titelseite Zu der Veröffentlichung des Vereins Deutscher Papiergroß händler bemerke ich, es sei richtig, daß im Laufe der Sitzung, die über das Zustandekommen einer Konvention beriet, der Wunsch _ zum Ausdruck gelangte, der Verband Deutscher Papiergroßhändler möge sich in der Weise umgestalten, daß eine festere Verbindung der einzelnen deutschen Großhändler-Firmen erfolge. Die Mehrheit, die die Konvention abgelehnt hatte, ließ aber erkennen, daß diese Umgestaltung nicht etwa zum Ziele haben solle, eine Konvention in dem ursprünglich beabsichtigten Sinne zu schließen, sondern daß es ihr hauptsächlich darauf ankäme, mit der deutschen Papierfabrikation in gemeinsamer, freundschaftlicher Weise Mißstände abzustellen und nötigenfalls weitergehende Ab kommen zu treffen. Nur insofern trifft es zu, daß die Mehrheit etwas Aehnliches wie die beabsichtigte Konvention zu erreichen gedachte. Die Frage, ob es zur Erreichung dieses Zieles nötig war, einen neuen Verein zu gründen, will ich hier aus persönlichen Gründen unerörtert lassen. Ich will hiermit nur feststellen, daß nach eigener Angabe des Vorsitzenden des Vereins Deutscher Papiergroßhändler, Herrn Alexander Flinsch, der ja auch noch Vorsitzender des Deutschen Papiergroßhändler-Verbandes ist, mit den Vorarbeiten für den Verein Deutscher Papiergroßhändler Herr Dr. Vosberg-Rekow betraut ist, der bekanntlich den Deutschen Papiergroßhändler-Verband zur Gründung einer Zwangskonvention veranlassen wollte. Ich halte die Veröffentlichung dieser Tatsache im Interesse derjenigen deutschen Papiergroßhändler, die an der Versammlung vom 13. Dezember 1913 nicht teilgenommen haben, für notwendig und bitte Sie um Veröffentlichung des Vorstehenden. Ich möchte meine heutigen Ausführungen nicht schließen, ohne die Mitglieder des Deutschen Papiergroßhändler-Verbandes vor dem Austritt aus dem alten bewährten Verband zu warnen und die Fach- Kollegen, die noch nicht irgend einem Fach-Verein angehören, bitten, dem alten Deutschen Papiergroßhändler-Verband beizutreten. M. Christoffer —LWir als Organ’des Deutschen Papiergroßhändler-Verbandes legten den Inhalt dieser Einsendung Herrn Alexander Flinsch, dem Vorsitzenden des Verbandes, mit der Bitte vor, sich dazu