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Beleidigung als Grund zum sofortigen Austritt Ich. bin als Expedient angestellt, und mein Chef nannte mich gelegentlich eines kleinen Fehlers in einem Briefe „Rindvieh“. Dies habe ich erst vor einigen Tagen erfahren, obwohl es ein Jahr her ist, ich kann aber zwei Zeugen dafür bringen. Auf diesen Vorfall hin habe ich jetzt das Geschäft verlassen. Wie verhält es sich mit meiner Gehaltsforderung ? A. Der § 71 des Handelsgesetzbuches berechtigt den Handlungs gehilfen, der durch seinen Prinzipal in der Ehre „erheblich" verletzt wird, die Stellung ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist zu verlassen. Dem Gehilfen bleibt der Anspruch auf die verein barte Vergütung (Gehalt usw.) bis zum Ablaufe der Kündigungs frist erhalten. Zweifellos ist das Wort „Rindvieh” als Bezeichnung .eines Angestellten eine erhebliche Ehrverletzung, trotzdem ist es fraglich, ob sie im vorliegenden Falle zur sofortigen Auflösung des Dienstverhältnisses ausreicht. Das Gesetz macht nämlich eine Einschränkung mit den Worten: „sofern nicht besondere Umstände eine andere Beurteilung rechtfertigen.” Es kommt also einmal darauf an, welchen Grund der Prinzipal zu seiner Aeußerung hatte. Ein sehr grober Fehler, der ihn in verzeihliche Erregung versetzt hat, kann vom Kaufmannsgericht als derartiger „besonderer Umstand” bewertet werden, daß der Grund zur Aufhebung des Dienstverhältnisses seiner Wichtigkeit entkleidet wird. Zweitens kann ein solcher Grund auch darin gefunden werden, daß seit der Ehrverletzung Jahresfrist verflossen ist. Es kommt auf die Auffassung des Kaufmannsgerichts an, da seinem Er messen im Gesetz Spielraum gelassen ist. K. Gummierte Papiere trocknen Wie kann man das Trocknen beim Gummieren beschleunigen ? Wir haben keine eigentliche Trockenvorrichtung und müssen die Bogen einzeln auf Horden legen, so daß wir zum Trocknen je nach der Lage der Bogen 3—6 Stunden brauchen. Die Trockenapparate kennen wir, sie kommen aber für uns wegen Platzmangels nicht in Frage. Gibt es etwa Zusätze zum Gummi, die das Trocknen be schleunigen ? Kunstdruckerei Vorschriften zur Herstellung von Gummi-Lösungen zum Gummieren von Papier sind in Weichelt’s Buntpapierfabrikation angegeben. Als Lösungsmittel dient durchweg Wasser. Ein Zusatz zum Wasser, welcher dessen Verdunstung fördern könnte, wäre Alkohol, dieser dürfte sich aber deshalb wenig eignen, weil arabischer Gummi in Alkohol unlöslich ist. Wir kennen zum raschen Trocknen des gummierten Papiers kein anderes Mittel, als den Trockenraum zu erwärmen und für richtigen Luftwechsel darin zu sorgen. Langsame Trocknung ergibt gutes Fabrikat, je rascher getrocknet wird, desto mehr Mängel hat man zu ge wärtigen. Gegossener Kunst-Tüll aus Zellstoff. Uns liegen Proben vor von „Tülles Ondine”, Erzeugnissen der Compagnie Fran^aise des Applications de la Cellulose in Trenoy le Grand, Frankreich. (Deutscher Vertreter: Herr Otto Matthes in Düsseldorf, Lloyd- haus.) Der Tüll ist nicht gewebt sondern gegossen,, ahmt aber Aussehen und Webart des Seidentülls täuschend nach. Die gleichen Muster, welche man in Seidentüll webt, werden hier durch gravierte Walzen hergestellt, infolgedessen können be liebige Webmuster, auch solche, welche in gewebtem Tüll nur sehr schwierig oder garnicht herstellbar sind, nach diesem Ver fahren leicht gemacht werden." Der Grundstoff des künstlichen Tülls ist ungefähr derselbe, welcher zur Herstellung der Cellophane (Zellulose-Glashaut) benutzt wird, nämlich Viscose. Die Zellstofflösung (Viscose) wird in geeigneter Weise auf eine mit Gravur versehene Walze gegossen, wodurch sich das jeweils gewünschte Webmuster bildet. Die Haut wird nunmehr von der Musterwalze abge zogen und gelangt durch verschiedene Bäder zum Färben (Bronzieren) und Trocknen, worauf die endlose, etwa 105 cm breite Bahn aufgerollt wird. Der künstlich gegossene Tüll Ondine ist wesentlich billiger als Seidentüll, ist nicht so wasserempfind lich, bauscht sich mehr, enthält keine Appretur, färbt nicht so leicht ab, die Maschen des Webmusters können sich nicht verschieben und der Ondine-Tüll läßt sich auch sparsamer ver arbeiten, weil er mehr aufträgt und sich voller tuffen läßt. Die Verwendungszwecke dieses Tülls in der Mode sind ziem lich vielseitig, aber auch für die Papierverarbeitung ist dieser Kunsttüll mannigfaltig verwendbar, z. B. für Luxuskarten und -Kartonnagen, Reklameplakate mit freitragender Schrift, Schachtel-Aufleger, Konfektbeutel, Lampenschirme, Fenster vorhänge u. dgl. mehr. Zusammenkleben bedruckter Samenbeutel Aus Ungarn Ich erbitte Ihre fachmännische Ansicht über einige Muster. So wie diese Muster sind eine große Menge Samenbeutel, welche ich geliefert habe, zusammengeklebt. Die Fabrik, von welcher ich diese Beutel bezogen habe, ant- wortete]mir in Erledigung meiner Rüge« „Die Muster lagen hier monatelang in Bogen und kamen staubtrocken in Versand, sonst wäre es ja nicht möglich gewesen, sie beim Einfüllen des Samens unbeschädigt zu lassen; die gefüllten Beutel sind starker Hitze ausgesetzt 1 worden, die besonders die gelbrote Farbe beeinflußt.“ Die Beutel wurden teilweise schon) vor mehr als einem Jahre abgeliefert und waren vor dem Einfüllen lange Zeit hier eingelagert, ohne aneinander geklebt zu haben. Die gefüllten Beutel wurden dann nach den verschiedenen Gegenden an mehrere tausend Abnehmer verschickt, von wo sie erst nach einigen Monaten zurückgesandt wurden. Es müßte daher, wenn das Zusammenkleben großer Hitze zuzuschreiben sein soll, überall an diesen tausenden Stellen große Hitze geherrscht haben, was umsoweniger wahrscheinlich ist, als man sich im vergangenen Sommer über Hitze nicht zu beklagen hatte. Drucksachen-Händler Der Empfänger der Samenbeutel sagt übereinstimmend mit dem Lieferanten der Beutel, daß die ungefüllten fertig ge klebten Beutel bei der Ablieferung an den Besteller nicht an einander geklebt waren. Daraus folgt, daß die Ware mit dem gerügten Mangel nicht behaftet war. Der Uebelstand hat sich erst herausgestellt, als die Beutel mit Samen gefüllt, zugeklebt und an die einzelnen Stellen verschickt wurden. Die als Muster hierher gesandten Beutel kleben stark aneinander, teilweise derart, daß man sie nur durch starkes Zerren auseinandernehmen kann, wobei die Druckfarbe mit abgerissen wird. Verschiedene Ursachen können das nachträgliche Zusammenkleben herbei geführt haben. Das Wahrscheinlichste ist, daß der Samen in nicht ganz trockenem Zustande eingefüllt wurde. Die Feuchtig keit der Samenteile mußte irgendwie hinaus; sie teilte sich dem sehr geringen, schwach satinierten Papier mit. Dieses nahm die Feuchtigkeit bereitwilligst auf, durchzog sich mit ihr und teilte sie der Druckfarbe mit. Die zuletzt gedruckte Farbe rotbraun scheint stark mit Lack versetzt zu sein. Die jetzt völlig feuchten Beutel kamen dann zum Versand, und das enge Aneinander pressen, das beim Versand derartiger Beutel üblich ist, brachte die durch die Feuchtigkeit erweichten Farbschichten pressenartig, aneinander. Als später die einzelnen Beutel aus einander genommen werden sollten, klebten sie stark zusammen. Beweis hierfür ist, daß bei den eingesandten Beuteln ganz gleich mäßig der Druck der Rückseite auf den Druck der Vorderseite abgelöst ist. Die Ansicht der Druckerei, daß große Hitze das Anein anderkleben verursacht haben kann, ist nicht wahrscheinlich, denn eng verpackte Schachteln mit diesen Beuteln sind zur Aufnahme besonders trockener Luft kaum geeignet. Aber selbst, wenn die Darstellung der Druckerei richtig ist, wird das Zu- sammenkleben nur darauf zurückzuführen sein, daß die im Samen enthaltene Feuchtigkeit entweichen mußte und das Aneinanderkleben verursachte. Das sehr billige stark holz haltige und wenig satinierte Schreibpapier, das man eigentlich nur noch als Druckpapier bezeichnen kann, war besonders ge eignet, den Mißstand herbeizuführen. Gutes, scharf satiniertes Tauenpapier, wie es sehr oft für solche Beutel in entsprechender Schwere verwandt wird, hätte den Uebelstand wahrscheinlich erträglicher gemacht. Auch wenn die gefüllten Beutel längere Zeit auf einem feuchten Schuppen oder in einem feuchten Lagerräume gelegen haben, ist die Erscheinung erklärlich. In diesem Falle könnte der Samen in trockenem Zustande eingefüllt sein, die Feuchtig keit im Lagerraum teilte sich dem wenig satinierten billigen Papier schnell mit, und die Erklärung des Zusammenklebens der Lackfarbe liegt auf der Hand. | Schneege Ausstellung von Druckarbeiten. Im Ausstellungssaale der Bibliothek des Königl. Kunstgewerbemuseums zu Berlin sind neue Druckarbeiten, Bücher, kleine Drucksachen für Geschäfts- und Privatzwecke von der Buchdruckerei Poeschel & Trepte in Leipzig ausgestellt. Diese Druckerei hat sich in hervorragendem Maße um die Hebung des Geschmacks im Buchdruck verdient gemacht. Die Ausstellung bietet für Fachleute und für das weitere Publikum Interesse; sie ist an den Wochentagen von 10 Uhr früh bis 10 Uhr abends unentgeltlich geöffnet.