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Leimung von Feinpapier Die Ansichten über die Ursachen mangelhafter Leimung sind verschieden. Der eine schiebt die Schuld auf die verkehrte Zugabe von Leim und Alaun in den Stoff im Holländer, ein anderer auf den Heizungsgrad der Trockenzylinder der Papier maschine, ein dritter hat Bedenken wegen der Feuchtung usw. Alles dies kann auf die Leimfestigkeit wirken, auch das längere Lagern der von der Papiermaschine kommenden Papiere, welches jedoch Papieren, welche nur mit Harzleim behandelt sind, weniger schadet als solchen, welche mit Zusatz von Tier leim und Gelatine geleimt wurden. Um gute Leimung zu erhalten, muß darauf geachtet werden, daß kein alter, abgestandener Leim zur Verwendung kommt. Will man aber dies aus Sparsamkeitsrücksichten nicht ver meiden, so mag man von altem Leim mit äußerster Vorsicht 15 bis 20 v. H. zuteilen oder ihn für geringere und Packpapiere verwenden. Dies ist besonders in der heißen Jahreszeit zu be achten. Bei Benutzung von fertig gelöster Gelatine und Tier leim halte man nicht mehr Vorrat, als in längstens 24 Stunden verbraucht wird. Da die Masse leicht verdirbt, so ist sie an einem kühlen luftigen Orte aufzubewahren, damit nicht durch den Zusatz der Leim anstatt besser, schlechter wird. Es kann vorkommen, daß bei Benutzung verdorbener Gelatine oder ebensolchen Tierleims Papiere, welche gut geleimt von der Papiermaschine kamen, nach längerem Lagern nicht mehr genügend leimfest sind. Es liegt mir ferne, die schon seit Jahren in großem Maß stab verwendete käufliche Harzseife zu bemängeln, doch kann man bei Verwendung selbstverseiften Harzes und nach be währtem Verfahren hergestellter Leimmasse beruhigter sein, daß die Leimung gut wird und bleibt. Um gute Leimmasse für Feinpapiere zu erhalten, mit oder ohne Stärkezusatz, ist gründliche Harzverseifung unter Zugabe von 12—14 v. H. kalzinierter Soda nötig. Bei weniger Soda muß man befürchten, daß die Lösung des Harzes unvollständig stattfindet, was später zu Unannehmlichkeiten führt. Die bei der Verseifung nicht gelösten Harzteilchen lösen sich weder bei der Erhitzung zum Zweck der Leimmilch-Bereitung noch auf der Trockenpartie der Papiermaschine. Was von gut verseiftem Harz bei und nach der Leim bereitung durch Siebe, Gewebe Nummer 120 ohne Zwang durch geht, wird auch auf der Trockenpartie bei richtiger Beheizung der Zylinder keine Schwierigkeiten machen, auch nach der Satinage nicht zu bemerken sein. Leim- und Erdesiebe müssen in guter Ordnung sein, damit die Masse ungezwungen durchläuft und nicht über den Rand steigt, da sonst ungelöste Erde und Harzteilchen sowie Sand in die Holländer kommen. Ebenso sind Knoten und kleine Stoffbatzen an der Papiermaschine zu vermeiden. Kleine Stoff batzen, Erde- und Harzteilchen beeinflussen zwar die Leimung nur an den im Kalander zusammengedrückten Stellen, ver ursachen aber viel Verlust. In den Betrieben, in welchen ich in Stellung war, es waren sehr bedeutende Betriebe dabei, wurde zuerst der Alaun und dann der Leim zugeteilt. Dieses Verfahren ist wohl allgemein üblich und hat sich bewährt. Dagegen entstehen bei umgekehrter Reihenfolge Leim flecke, wenn der Alaun etwas rasch nachgegeben wird, nament lich wenn der Vorrat in der Rührbütte der Papiermaschine zu schwach geleimt ist. Leim ohne Zusatz von Alaun verbessert nämlich die Leimfestigkeit wenig oder garnicht. Kommt- nun der Alaun etwas-eilig hinterher, so kann der ganze Stoffvorrat verderben! Kein Rührwerk mischt so rasch, daß schnelle Zugabe von Alaun nach dem Leim anzuraten wäre. Es ist also richtig, den Alaun auch beim Nachleimen in der Bütte zuerst zuzuteilen, da richtig gelöster Alaun auch ohne Leim die Leimfestigkeit etwas erhöht, man daher mit der Zu gabe von Leim länger warten kann, z. B. wenn ein Holländer fertig gemahlen ist, bis zu dessen Leerung, wobei ohne Nach hilfe rasche Mischung stattfindet. Für gute Leimung soll reichlicher Vorrat von auf 25 Grad Aereometer gelöster schwefelsaurer Tonerde gehalten werden. Niemals soll es vorkommen, daß der Alaun zu frisch genommen werden muß. Ob man die Beschwerung (China Clay, Asbestine, Talkum usw.) gleich beim Einträgen (Beschicken) des Holländers oder erst vor dem Leeren zugibt, hat auf die Leimung keine Einwirkung. Frühere Zuteilung bewirkt aber in Verbindung mit dem Leim bessere Vereinigung mit de« Stoffaser und weniger Verlust an der Naßpartie der Papiermaschine. •Auch bei Herstellung von hochfeinem Zeichenpapier ist von mir immer der Alaun zuerst in die Holländer gegeben worden und nachher der Leim. Diese Papiere müssen aber so fest- und durchgeleimt sein, daß Tinte weder auf größeren aufgerissenen Flächen noch an stark radierten Stellen ausläuft. Wollte man bei diesen Papieren, welche zum größten Teil aus den festesten Stoffen hergestellt werden, den Leim zuerst zugeben und mit der Beiteilung von Alaun so lange warten, bis dieses ohne Gefahr für fleckiges verdorbenes Papier geschehen könnte, so würde auch beim schärfsten Mahlgeschirr der Stoff so schmierig, daß er nur mit Verlust und bei langsamstem Arbeiten über die Papier maschine ginge. Hat der Trockner der Papiermaschine nur 4 bis 5 Trocken zylinder, dann muß man entsprechend langsam arbeiten, will inan gute Leimung erzielen. Es ist verkehrt, den zweiten und dritten Trockenzylinder über Gebühr anzuheizen, da diese be sonders bei schmierig gemahlenem Stoff rasch beschlagen, die Papierbahn ausrupft und dadurch ein mangelhaftes Papier erzeugt wird. Schon aus diesem Grunde empfehlen sich größere Trockner mit 12, 14 und noch mehr Trockenzylindern. Bei solchem Trockner sei der erste Trockenzylinder nur stark handwarm, die übrigen werden allmählich ansteigend erhitzt, so daß die Papierbahn noch nicht ganz ausgetrocknet zum letzten Zylinder von möglichst 300 cm Dm. komme, auf dessen großer Trockenfläche (9,42 m Umfang) das Papier, wenn der Zylinder auch mäßig geheizt ist, genügend getrocknet wird. Man führt es dann um eine Kühlwalze, feuchtet es auf einem Feuchter und führt es dem Rollapparat zu. So hergestellte Papiere haben, auch wenn sie aus schmierigem Stoff gearbeitet sind, bessere Auf- und Durchsicht als solche, welche auf einer geringeren Zahl stark geheizter Zylinder getrocknet werden. In vielen Betrieben wurden die an der Papiermaschine aufgelaufenen ungefeuchteten Rollen an eine eigens hierfür gebaute Anfeucht- und Umrollmaschine gebracht und zu schwereren, an den Kalandern mit weniger Verlust laufenden Rollen gewickelt. Gute gleichmäßige Feuchtung, welche bei genügender Lagerung sich der ganzen Papierbahn gleichmäßig mitteilt, ist kein Nachteil für die Leimung, befördert vielmehr die Leim festigkeit. Folgendes mag hierfür als Beweis dienen: Bei Karton, welcher für Färb-, Kupfer- oder Stereotypdruck bestimmt ist, bedarf es schwächerer Leimung, damit die Farben rascher auf genommen werden, dabei auch schneller trocknen. Es ist mir in meiner Tätigkeit- als Werkführer wiederholt vorgekommen, daß die Einzelbahnen solchen Kartons an der Papiermaschine wegen der Leimung Bedenken erregten. Nachdem sie aber an der Klebemaschine zwei- oder dreifach zusammengeklebt, dann am Feuchter der Klebemaschine gut gefeuchtet wurden und genügend lange gelagert hatten, genügte die Leimfestigkeit für obige Zwecke vollständig! W. Argentinisches Leinstroh Die Verwendung des Strohs, der Leinenpflanze, soweit diese nicht zur Gewinnung von Spinnfasern sondern für die Herstellung von Leinsamen angebaut wird, ist für die Zwecke der Papier erzeugung schon lange in Aussicht genommen, konnte jedoch bisher nirgends' mit Erfolg durchgeführt werden, da sich der so hergestellte Stoff zu teuer stellt. Nach einer Meldung in einer neuen Nummer der La Plata-Post werden in Argentinien gegenwärtig etwa 2 Millionen Hektar Land mit Leinsaat bestellt, die jährlich 4 bis 5 Tonnen Stroh auf den Hektar liefern. Ab gesehen von einigen ungünstig gelegenen Gebieten können von 11 Millionen Hektar Land die Strohernten gesammelt werden, und man hat berechnet, daß jährlich 6 Millionen Tonnen Leinstroh, die heute verbrannt werden, verwertet werden könnten. Zum Zwecke dieser Verwertung wurde vor zwei Jahren die Compania Textil Sud-Americana gegründet. Diese hat ein Ver fahren der Fasergewinnung ausgearbeitet, wonach 15 bis 24 v. H. des Strohgewichts als kurze Fasern oder Heede gewonnen werden können, also im Jahr rund 900 000 Tonnen. Eine Tonne dieser Fasern erziele einen Preis von mindestens 350 Frank. Die Fasergewinnung könne mit Hilfe der von dieser Gesellschaft gebauten Maschinen an Ort und Stelle, wo die Leinsaat aus gedroschen wurde, vorgenommen werden. Die Gesellschaft hat ihr bisheriges Kapital zu Versuchen ausgegeben und will jetzt neue Aktien im Betrage von 500 000 Pesos herausgeben. Nähere Angaben teilt Herr Ingenieur Celestino Villa in Buenos Aires, Calle Azcuenaga 581, mit.