Volltext Seite (XML)
3788 PAPIER-ZEITUNG Nr. 102/1913 Tüten- und Beutel-Fabrikation Von H. Thümmes sen. (Ein Abschnitt aus dem in Vorbereitung befindlichen 2. Band des gleichnamigen Werkes. Der I. Band ist im Verlage der Papier-Zeitung erschienen und kostet geb. 12 M.) Selbsttätige Zähl- und Ablegevorrichtungen an den Spitztüten- und Beutelmaschinen Die’Ablegevorrichtungen an den älteren Tüten- und Beutel maschinen waren für deren langsameren Lauf ausreichend; der Bedienung war es hierbei möglich, die mehr oder weniger gleich mäßig herausfallenden Tüten- oder Beutel zu ordnen. Die weiter schreitende Technik schuf jedoch immer schneller arbeitende Maschinen, aber die Ablege-Vorrichtungen wurden dabei stief mütterlich behandelt und erfuhren wenig Verbesserung. Da durch war man gezwungen, zur vollständigen Ausnützung der Maschinen statt einer Bedienungsperson deren zwei und mehr zu verwenden. Trotzdem war keine annähernd genaueAbzählung möglich, und die Bedienung konnte den guten Lauf der Maschine sowie die Kleisterung nicht genügend beaufsichtigen, wodurch viele Mängel in der Klebung vorkamen. Diesem Bedürfnis abzuhelfen, haben seit etwa einem Jahre die bedeutenden Tütenmaschinen-Fabriken große Anstrengungen gemacht. Nachstehend sollen die verschiedenen selbsttätigen Ablege- Apparate ‘eingehend beschrieben werden. Bild 1. Selbsttätiger Zähl- und Ablege-Apparat „igel" von Fischer & Krecke, G. m. b. H., Bielefeld Der in Bild 1 dargestellte Ablege-Apparat hat bezeichnender Weise den Namen „Igel” erhalten, weil er mit seinen rotierenden Ablegestäben 3 diesem Tier ähnelt. Er besteht aus einem Rah men 1, auf welchem sich ein Kettentrieb 2 bewegt, auf dem in ununterbrochener Folge 12—16 Reihen schmaler Flachstäbe 3 sich drehen und in ihrem Rundlauf das genaue Ablegen der fer tigen Tüten auf den Ablegetisch 4 besorgen. Der Apparat ist zum Einbau in die Spitztütenmaschinen eingerichtet und kann auch in die älteren Schnelläufermaschinen eingebaut werden. Arbeitsweise des Zähl- und Ablege-Apparates ,Jgel”. Durch ein Winkelgetriebe 9 (Bild 1) wird der Antrieb von der Spitz tütenmaschine aus betätigt. Die Ablegestäbe 3 drehen sich in der Weise, daß sie vor dem Herausfallen der fertigen Spitztüte 10 (Bild 1) aus den Falzwalzen der Spitztütenmaschine genügend weit geöffnet sind und in ihrem Weitergange so lange offen bleiben, daß die Spitztüte hinreichend Zeit hat, auf den Ablegetisch 4 zu fallen. Hierauf schieben die Ablegestäbe 3, welche immer nur eine Tüte 10 zwischen sich aufnehmen, diese über den Ablege tisch 4 ganz gleichmäßig vor gegen das Halteblech 5 und ziehen sich dann zwischen den Tüten nach unten heraus. Der AblegetiscR 4 ist geschlitzt zum Durchlässen der Ablege stäbe 3 und wird beim Umstellen auf eine andere Spitztüten größe durch Drehen am Handrad, seitlich an der Maschine (auf der Abbildung nicht sichtbar) in seiner Führung 7 höher oder tiefer gestellt. Bei kleinen Größen-Unterschieden von 1—2 cm und dicken Papieren ist keine Verstellung notwendig; der Apparat selbst mit den Ablegestäben wird nicht verstellt, da diese für die größte Tütenhöhe von 2 Pfund Inhalt eingerichtet sind und unter dem Falztisch 6 (Bild 2) der Tütenmaschine stets in gleichem Abstande vorbeilaufen. Die herunterkommenden Spitztüten 10 sammeln sich gleich mäßig und genau aufrecht aneinandergereiht zu einem Stapel 8 (Bilder 1 und 2) auf dem Ablegetisch 4, und es können, je nach der Papierdicke, 1800—2000 Stück Tüten hintereinanderstehend auf dem Tisch 4 zusammenkommen. Das Abzählen der Spitz tüten zu je 50 oder 100 Stück geschieht durch ein kleines Farbe- werk 11, welches mittels eines Tupfers, nach dem Durchlaufen von je 50 oder 100 Stück, eine kleine Markierung auf der Papier bahn macht, welche der Bedienung in dem aufgeschobenen Tüten stapel 8 leicht sichtbar ist und somit leichtes Abzählen , er möglicht. Bild 2. Selbsttätiger Zähl- und Ablege-Apparat „Igel", eingebaut in eine Schnelläufer-Spitztütenmaschine Der „Igel” arbeitet auch beim schnellsten Lauf der Maschine ruhig und sicher, so daß ein Mädchen oder Junge bequem die Tüten herausnehmen, anschnüren und dabei auch auf den guten Lauf der Maschine achten kann. Bild 3. Selbsttätiger Zähl- und Ablege-Apparat „Igel", eingebaut in die Kreuzboden-Beutel-Maschine Statt der früher an diesen Maschinen vorhandenen Gurten oder Trommel-Ablage ist ein Gestell 1 am Beutelausgang der Maschine angebracht. Der fertige Kreuzbodenbeutel 2 fällt nach Verlassen der unteren Falzwalzen der Maschine auf den bekannten Gurt 3, hier richtet sich der Boden zum Geradestrecken wie ge wöhnlich auf und läuft dann zwischen Gurt und Bänderführung 4 über einige Walzen zum Andrücken des frisch geklebten Bodens, und fällt dann mit dem Boden nach unten zwischen die in vor beschriebener Weise durchlaufenden Ablegestäbe des „Igel”