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DD)APIER-UERARBEITUNG ä Buchgewerbe Ein Wort zur Umkehr Ein hervorragender deutscher Buchdruckereibesitzer, der einen Großbetrieb besitzt und in den hier berührten Fragen reiche. Erfahrungen hat, schreibt uns: Ich habe die drei Artikel „Ein Wort zur Umkehr" in den Nrn. 80, 83 und 86 gelesen. Der Feldzug gegen die vielen Reklame künstler ist durchaus berechtigt. Solange es sich lediglich um Zeich nungen dreht, die durch Aetzungen vervielfältigt werden, wollen wir mit den Herren nicht so scharf ins Gericht gehen. Da ist eben die Sucht, etwas Auffallendes, noch nie Dagewesenes zu bieten, die Verführerin. Gewiß kommt dabei auch mal Gutes heraus. Aber böse ist es für den Buchdrucker, daß solche Herren bei den Kunden als eingeschworene „Künstler“ mehr 'Glauben und Vertrauen finden, als der ernsthafte Buchdrucker. Dieser weiß, daß man auch mit gutem vorhandenem Typenmaterial Anständiges leisten kann, und daß es nicht nötig ist, die Geschäfte durch immer währende Neuanschaffungen unlohnend zu machen. Aber das kümmert die „Vorkämpfer für Reklamekunst" wenig. Ich habe es häufig erlebt, daß packende, technisch gut aus geführte Entwürfe des Buchdruckers von Kunden abgelehnt wurden, weil sie zu zahm oder nicht absonderlich genug waren. Wandte sich der Besteller gleichzeitig auch an einen Reklamekünstler, dann kam meistens eine verblüffende Sache zustande, die aber fast immer in verschiedenen Stadien der Ausführung von dem Buchdrucker- Fachmann technisch zurückgeschraubt werden mußte, und zwar auf seine Kosten! Der Buchdrucker war in jedem Falle der Leid tragende, denn er mußte abnorme Schriften kaufen, die zu häufiger Wiederverwendung nicht taugten, oder er mußte technische Schwierigkeiten überwinden, für die er nichts bezahlt bekam, und auf die er nur einging, um sich nicht sagen zu lassen, daß er nichts verstehe. Merkwürdig ist dabei noch folgendes: Selten darf und kann der Buchdrucker etwas für Entwürfe zu Katalog-Decken oder An zeigen in seine Kalkulation einstellen. Alles, was der Kunde verlangt, z. B. drei- oder viermalige Vorschläge mit Zeichnungen, Satzproben und dergleichen, muß umsonst gemacht werden. Aber der Reklame-Künstler macht keinen Strich umsonst! Er läßt sich Preise bezahlen, die es ihm erlauben, in der Woche nur einen oder zwei Tage zu arbeiten. Da bleibt dann, während der „Handlanger“ schwitzen muß, hübsche Zeit zum Studium dessen, was das Leben anziehend macht. Ach ja, dem Reklame-Künstler, der die Zugkraft seiner Arbeiten durch freundschaftliche Reklame-Kritiken so gut gestützt sieht, ist es noch nie so gut gegangen wie heute! Tiefdruck und Gravüre Zu Nr. 91 Wenn auch das Bestreben, sachkundige Käufer der Tiefdruck bilder gegen eine Art Uebervorteilung zu schützen, lobenswert ist, so ist doch der Unterschied zwischen guten Schnellpressen-Helio- gravürdrucken und Korn-Heliogravüren nicht so groß, wie der Ver fasser behauptet. Ich glaube, hier waltet ein Irrtum vor, denn „Mertensdrucke“, wie sie in der Freiburger Zeitung zuerst erschienen, wird niemand als Gravüren verkaufen wollen, für diese Drucke gelten auch in vollem Umfange die Bedenken am Schlüsse des Auf satzes. Aber zwischen Mertensdrucken und Schnellpressen-Helio- gravüren, wie etwa Gutagliodruck, von Löwy, Mezzotint von der Rembrandttype Co., Rotogravür von der Siegburger Gesellschaft usw., besteht ein gewaltiger Unterschied. Die Herstellung dieser Druckplatten ist eine ganz andere wie beim Mertensdruck. Von einer autotypischen Halbton-Zerlegung ist bei der Schnellpressen- Heliogravüre gar keine Rede, im Gegenteil, hier wird ein richtiges Halbtonbild in geschlossenen Tönen eingeätzt. Daß, um gute Rakel führung zu erreichen, dieses Halbtonbild von zarten, geraden und sich kreuzenden Linien durchschnitten wird, macht daraus noch lange keine Autotypie wie bei Mertens. Es sind in den Licht- wie in den Schatten-Partien alle Punkte gleich groß, nur verschieden tief, während beim Mertensverfahren die richtige autotypische Punktzerlegung • stattfindet. .Auch das Kopierverfahren ist beim Mertensdruck himmelweit verschieden. Mertens kopiert auf Fisch leimschichten, und die Säure greift anfänglich bei der Aetzung alle Teile des Bildes gleichzeitig an. Anders beim Schnellpressen-Helio- gravür-Verfahren! Hier wird das Halbtonbild auf Pigment-Papier kopiert, welches vorher oder nachher mit der Rasterkopie ver sehen wird. Die Gelatinehaut wird auf den Zylinder übertragen, und es entsteht ein Gelatinerelief, welches von den hochstehenden Rasterlinien durchquert wird. Bei der nachfolgenden Aetzung durchdringt die Säure allmählich das Gelatinerelief und zwar die dünnen Stellen zuerst. Dort wird die Aetzung am tiefsten, weil sie am längsten währt. Dadurch, daß man nach einander Aetzbäder verschiedener Konzentration anwendet, erreicht man die Abstufung im Bilde. Genau so verfährt man beim Aetzen der Korn-Heliogravür- Platten, nur daß hier die Rasterlinien wegfallen und an deren Stelle ein Asphaltkorn tritt. Nur im Druck sind das Mertens- und das Schnellpressen-Helio- gravürverfahren ziemlich ähnlich: beiden Verfahren ist der Rakel gemein, und die Art und Weise, wie dieses Messer die Druckform von überflüssiger Farbe befreit. Hier erst setzt die Ueberlegenheit der Korn-Heliogravüre ein, denn was die empfindliche Hand vermag, leistet die Maschine nicht; das Stehenlassen ganz zarter Farbtöne, dort wo es wünschenswert ist, oder das Ausputzen einzelner Hoch lichter. Es gibt jedoch Gravüren und Gravüren. Leider wurde das schönste Reproduktionsverfahren, welches wir besitzen, sehr oft, um möglichst viele Drucke im Tage zu erhalten, so mißhandelt, daß klägliche Ergebnisse entstanden. Hier griff die Erfindung von Klic segensreich ein. Die ordentlich ausgeführte, ja sogar die minder sorgfältigen Erzeugnisse der Schnellpresse besitzen höheren Wert und bessere Eigenschaften als minderwertige Korn-Heliogravüren. Nur die guten und besten Korn-Heliogravüren können an Güte von den Schnellpressendrucken nicht leicht erreicht werden. In meinem Besitze befinden sich jedoch Schnellpressendrucke, welche auch von der besten Korn-Heliogravüre nicht übertroffen werden. Sie stammen von mehreren deutschen und österreichischen Firmen, und wurden mir bereits vor Jahresfrist als Unterlagen zu einigen Vorträgen über Tiefdruck überlassen. Es ist also nicht von heut oder gestern, daß sich der Schnellpressendruck die Bezeichnung Gravüre ruhig zulegen darf. H. Schenkkan, Scheveningen Koreanische Buchdruckerkunst Dr. J. S. Gale veröffentlicht in der „Seoul Press“nachstehenden Aufsatz mit Uebersetzungen aus alten koreanischen Werken, den wir der Deutschen Japan-Post entnehmen. Die erste Nachricht über den Gebrauch beweglicher Lettern in Korea findet sich in der umfangreichen Enzyklopädie „Mun hön Pi-go“, eine andere im „Kuk cho Pögam", der Geschichte der letzten Dynastie. Auf Seite 6 des Kapitels 242 des Mun hön Pi-go lesen wir: „Im dritten Jahre der Periode Tai-jong (1407-1419) erließ der König (der dritte der Yi-Dynastie) folgende Proklamation: „Unser Reich liegt jenseits der Grenzen des Meeres, und so kommen nur selten Bücher aus China zu uns, und Bücher sind von großem Nutzen für die Regierung des Landes. Die Holzplatten aber, die beim Drucken Verwendung finden, sind in kurzer Zeit abgenutzt und werden un brauchbar, und wir können doch nicht für alle Bücher auf Erden Holzstöcke schneiden. Darum ist es Unser Wille, daß Lettern aus Erz gefertigt werden zum Zusammensetzen, auf daß damit jegliches Buch gedruckt werde und literarische Kenntnis so weit wie irgend möglich Verbreitung finde. Hierfür sollen dem Volke aber keine besonderen Steuern auferlegt werden, vielmehr wollen Wir das Geld aus Unserm Königlichen Schatze geben. Als Muster für die Charaktere bestimmen Wir das alte „Buch der Dichtung“ und das „Choajan“. In wenigen Monaten wurden tausende von Lettern geschmolzen und geschnitten, und man nannte sie nach dem Jahre der Her stellung (1407) Chonghai-Lettern. Der berühmte Literat Kwon- Geun verfaßte damals eine Schrift zum Ruhme dieser Erfindung. Im zweiten Jahre Se-jong (1420) ließ Se. Majestät in der Mei nung, daß die alten Lettern abgenutzt sein müßten und auch nicht gleichmäßig genug seien, sehr schöne neue gießen, die nach dem Her stellungsjahre Kong-ja-Lettern genannt wurden. Diese fanden die Buchdrucker so praktisch, daß Pyon-Ke-ryang, ein Gelehrter, sie in einer besonderen Lobschrift feierte. Im Jahre 1433 wurde wiederum ein neuer Guß veranstaltet, für den die Schriftzeichen der Bücher Hyo-sun Sa-sil, Wi-son Eum-jil und der Analekten zum Vorbild genommen wurden. Diese Lettern waren etwas größer als die des Jahres 1420, aber sie waren sehr schön. Mehr als 200 000 wurden gegossen. Auch ließ auf Befehl des Königs der Kronprinz Se-jo nach dem von Chu-ja geschriebenen „Kang-mok“ Blei-Typen gießen, mit denen eine Ausgabe jenes Werkes gedruckt wurde, die den Titel „Sa-chong-chiun Hun-eui" erhielt.