Volltext Seite (XML)
Nr. 93/1913 PAPIER-ZEITUN G 3455 Postpapiere und passende Briefdecken Die Firma Max Krause in Berlin S 42 hat ihrer Papieraus stattungs-Fabrik, Buch- und Steindruckerei als neue Abteilung „P” den Papiergroßhandel angegliedert, und diese begann ihre Tätigkeit mit der Herausgabe des Musterbuches „Nr. 70” für Postpapiere und passende Briefdecken. Auf dieses Musterbuch weist die Beilage unserer heutigen Nummer hin. Es ist sehr ge schmackvoll und zweckmäßig ausgestattet und bringt auch einige bemerkenswerte Neuerungen. Als wichtigste von diesen erscheint uns, daß für jedes Geschäfts-Briefpapier passende Umschläge aus demselben Papier angeboten werden. Immer mehr Geschäfte legen Wert auf geschmackvolles Aussehen ihrer Briefschaften und werden gern die schönen Briefumschläge aus dem Papier des Briefbogens verwenden statt der bisher meist üblichen grauen oder bläulichen sogen. Hanf-Briefumschläge, die weder so deut lichen Aufdruck zulassen noch sich mit der Schreibmaschine deutlich genug beschreiben lassen. Durch Seidenpapierfutter oder Innendruck kann dem weißen Briefumschlag die Durch sichtigkeit genommen werden. Eine weitere aussichtsreiche Neuerung ist die Herstellung von Briefumschlägen in voller Breite und etwas über Drittel höhe des Quartblattes. Die Firma nennt diesen 104x233 mm großen Briefumschlag „Futura”. Er ermöglicht ein Quartblatt zu falzen und zu verschicken, ohne die oft künstlerischen Brief köpfe zu brechen. In Amerika sind Briefumschläge dieser Form sehr beliebt und verbreitet. Auch diese Briefumschläge werden aus allen bemusterten Papiersorten gefertigt und auf Wunsch mit Innendruck oder Seidenpapier-Futter versehen. Neu ist sodann die zweckmäßige Verpackung der Briefbogen und Blätter in Pappschachteln (s. Bilder 1 und 2), welche die Bild 1 Bild 2 Bild und in der Aufsicht wechseln miteinander Papiere nicht verteuern, aber dem Drucker und Händler ermög lichen, einen Teil des Inhalts zu verbrauchen, ohne daß der Rest bald unansehnlich wird. Der Teil, in dem das Papier liegt, ist mit einem Griff (zum Herausziehen versehen. Jede Schachtel trägt in klarer Schrift die Bezeichnung und das Wasserzeichen des Pa piers. Die 46x59 cm großen Bogen sind in äußerst zähes Doppel-Papier verpackt, siehe Bild 3. Das Musterbuch enthält Ge schäftsbriefbogen in allen Preis lagen und allen Arten. Die ein zelnen Sorten sind nach den Ge wichten, nach den verschiede nen Oberflächen und nach den Farben reichhaltig dargeboten. Besonders feste, besonders weiße besonders vornehm aussehende Papiere ab. Wie Abbildungen 4—6 andeuten, Bild 4 Bild 5 Bild 6 M.-K-PAPIER. M-k: PAPIER MeK= PAPIER. KRONE UND SCHWER erhielten alle Sorten Hartpostpapiere ihre eigenen Wasserzeichen, auf deren Aussehen besondere Sorgfalt verwandt wurde. Auch Weichpostpapiere, sowohl in Flachbogen als in Quart- und Oktav format, ebenso Papiere in Reichsformat und Durchschlagpapiere sind gut vertreten. Das Musterbuch enthält ferner ein besonders zähes Papier, das die Firma unter der Bezeichnung „Cirrus, ein guter deutscher Ersatz für Japan” anbietet. Eine wirkungs volle und eigenartige Neuheit sind die sogen. Randpapiere, die, mit farbigem lithographiertem Rande in einfacher oder ver zierter Form versehen, als Flachbogen (mit vier Blatt, jedes mit Rand) und in Quartblättern zu haben sind. Durch Seidenpapierfutter oder lithographierten Innendruck sind die .Briefdecken zum Teil undurchsichtig gemacht und be sonders das Seidenpapier hebt das Aussehen der Briefdecken ungemein. Ganz besondere Aufmerksamkeit hat die Firma Max Krause der Verpackung der Flachbogen sowohl wie der Quart- und Oktav-Sorten und der Brief decken zugewandt. Deutliche, klare Sorten- und Nummernbezeichnung ermöglicht dem Abnehmer die Uebersicht über sein Lager. Die Aufmachung des Musterbuches ist sehr zweckmäßig. Durch geschicktes Einschieben von Titelblättern ist es gelungen, das Buch so übersichtlich zu machen, daß jedermann auf den ersten Griff das finden kann, was er sucht. Klare Sortenbezeich nung in reiner deutscher Sprache ist durchweg angewandt. Zahl reiche Muster stilvoller Briefköpfe zeigen den vornehmen Eindruck, den der fertige Bogen und die fertige Briefdecke machen. Auf den Mustern ist nur dem Drucker oder Händler kenntlich der Preis aufgedruckt, so daß der Drucker oder Wiederverkäufer, wenn er dieses Musterbuch seinem Kunden vorlegt, in dessen Besisein für jede Sorte Papier unmittelbar seinen Preis abgeben kann, ohne in einer besonderen Preisliste nachschlagen zu müssen. Pappe und Konfetti aus Abfällen Aus einem Balkanstaat Ich habe jährlich etwa 20 Wagenladungen zu 10 000 kg Papier- und Pappenabfalle von meiner graphischen Anstalt, Kartonnagen- und Geschäftsbücherfabrik. Hierfür bezahlen die kartellierten Papierfabriken 2—3 Centimes das Kilo, ein Preis, der nicht einmal die Ballenpackung lohnt. Könnte ich diese Abfälle in Pappe wandeln, und welche Einrichtung wäre dafür notwendig ? Meine Anstalt befindet sich im Innern der Stadt, und die Abfälle sollen gleich hier verarbeitet werden. Hier kosten 100 kg Pappe 35 Frank. Gibt es ein praktisches Verfahren, um aus Papierabfällen, die verschiedener Länge, Breite, Qualität usw. sind, Konfetti anzufertigen ? A. B. B. 2000 Doppelzentner Abfälle würden wahrscheinlich nur 1000—1200 Doppelzentner Pappe ergeben. Für die Herstellung dieser geringen Jahresmengen lohnt es nicht, eine Pappenfabrik zu errichten, denn eine solche sollte, um leistungsfähig zu sein, heutzutage, selbst in einem Balkanstaat, eines Tageserzeugung von etwa 100 Doppelzentnern, also eine Jahreserzeugung von rund 30 000 Doppelzentnern haben. Für eine solche würde Fragesteller die fehlenden Rohstoffe im Lande nur schwer be schaffen, und der Absatz wäre anfangs schwierig. Eine solche Anlage würde über 500 000 Frank Kapital erfordern. Auch ge hört zur Herstellung von Pappe Erfahrung. Ferner würde in einem Lande, wo verhältnismäßig wenig Pappe gebraucht wird, von einer Fabrik gefordert, daß sie alle möglichen Stärken, Größen und Sorten herstellt, und infolgedessen wird die Fabrik anlage teuer und die Fabrikation kostspielig. Es lohnt nicht, Konfetti aus gemischten Abfällen herzu stellen, dazu eignet sich vielmehr mit Rücksicht auf das gute Aussehen der Ware sowie auf die zu ihrer Herstellung nötigen Stanzmaschinen gleichartiges Papier, das allerdings aus Bogen zweiter Wahl bestehen kann. Die Vereinigung Leipziger lithographischer Anstalten veran staltete am 4. November unter dem Vorsitz des Herrn Geheimrats Julius F. Meißner ihre diesjährige Generalversammlung. Der Syndikus der Vereinigung, Herr Dr. Gemming, erstattete im Namen des Vorstandes den Geschäftsbericht, aus dem hervorgeht, daß der Vorstand beschlossen hat, das Tätigkeitsgebiet „Vereinigung litho graphischer Anstalten“ zu erweitern. Der langjährige Vorsitzende Herr Geheimrat Meißner sowie der stellvertretende Vorsitzende Herr Wilh. Loewenheim legten aus Gesundheitsrücksichten ihr Amt als Vorstandsmitglieder nieder. An ihre Stellen wurden Herr Kommerzienrat Raimund Giesecke, i. F. Giesecke & Devrient, als Vorsitzender und Herr Wilh. C. Meißner, i. F. Meißner & Buch, Leipzig, als stellvertretender Vorsitzender gewählt. Als Rechnungs führer wurde Herr Jul. Süß jun. wiedergewählt. Es folgte sodann ein Bericht des Herrn Dr. Gemming über die vorläufigen Entwürfe zum Patent-, Warenzeichen- und Gebrauchsmustergesetz. Hieran schloß sich ein Bericht des Herrn Wilh. Loewenheim über die „Fach schule für Lithographen und Steindrucker“. Der Bericht wurde ergänzt durch Mitteilungen über die finanzielle Seite der Anstalt durch den Schatzmeister des Kuratoriums der Fachschule,' Herrn Johannes Kratz, sowie den Leiter der Fachschule, Herrn Kurt Schröder. K- (Leipz. Tgbl.)