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2928 PAPIER-ZEITUNG Nr. 79/1913 die 100 Tage des Laufburschen usw. voll und die 400 Tage der kauf männischen Angestellten zur Hälfte, also als 200 volle Tage, zusammen 300 Tage gerechnet. Geschäftsinhaber, welche ihren Betrieb bei der Detailhandels- Berufsgenossenschaft noch anzumelden haben, müssen sich schleu nigst an das für sie zuständige „Versicherungsamt für Kranken- und Unfallversicherung" (für Berlin: Stralauer Straße 3—6) wenden. Das Amt gibt die auszufüllenden Formulare aus und nimmt auch die Anmeldungen entgegen, welche dann der Detailhandels- Berufsgenossenschaft überwiesen werden. Die Unterlassung der Anmeldung ist nicht nur mit Strafen bedroht, sie kann auch im Falle eines Unfalles des Angestellten im Betriebe dem Geschäftsinhaber unter Umständen große Kosten verursachen. Central-Vereinigung deutscher Vereine für Handel und Gewerbe. Beleidigende Nacktphotographie Urteil des Reichsgerichts vom 23. September 1913 Nachdruck verboten Bei dem Postkartenhändler M. in Berlin, der außer Postkarten auch sogenannte Aktphotographien (deutsch: Nacktphotographien), diese allerdings nur an Maler und Bildhauer, vertreibt, fand der Handlungsgehilfe Fritz W. eines Tages eine Postkarte, die ein ihm bekanntes 14 jähriges Mädchen nackt abgebildet zeigte. Auf vieles Bitten überließ M. dem W. gegen Zahlung des Preises das Bild, sagte aber, daß er es eigentlich ihm nicht überlassen dürfte, da es lediglich für Modellzwecke bestimmt sei. Das Bild war in der Weise entstanden, daß M. das Mädchen auf der Straße aufgefordert hatte, Modell zu stehen, wofür es nach der Aufnahme 2 M. erhielt. Als die Eltern des Mädchens durch den Handlungsgehilfen W. Kenntnis vom Verkauf der Photographie erhielten, übergaben sie die Sache dem Staatsanwalt, der daraufhin gegen M. eine Anklage wegen Beleidigung (§ 185 StGB) und wegen Verbreitung unzüchtiger Ab bildungen (§ 184 Abs. 1) stellte. Das Landgericht Berlin II ver urteilte darauf am 6. März 1913 den Postkartenhändler M. wegen Beleidigung des Mädchens zu einer Geldstrafe von 50 M., da der Verkauf des Bildes an eine andere Person als an Maler und Bild hauer eine Verletzung ihrer Ehre darstelle. Dagegen war das Bild nicht als unzüchtig anzusehen, da es lediglich unter künstlerischer Zweckbestimmung entstanden und nicht für das Publikum bestimmt war. Gegen seine Verurteilung legte M. Revision beim Reichs gericht ein, die aber als unbegründet verworfen worden ist. (Akten zeichen: 2 D. 433/13.) Probenschau Fluegel-Ringbuch, DRGM von Fritz Fluegel in Berlin S 42, Alexandrinenstr. 37 a. Die schweren Einbände vieler Lose blätterbücher für die Buchhaltung erwiesen sich für verschiedene Zwecke als zu unhandlich und zu teuer. Das Fluegel-Ringbuch, welches schnelles Auswechseln der Blätter an jeder Stelle und gedreht, wenn ein Blatt ausgewechselt werden soll. Die Blätter gleiten also nur auf den glatten Ringen hin und her und diese sind so weit, daß sich die Blätter bequem umlegen lassen. Aus- reißen der Löcher ist deshalb fast ausgeschlossen. Die ovalen Löcher der Blätter ermöglichen glattes Blättern. Die Ring bücher werden mit Ringen von 50 mm oder 70 mm Durchmesser geliefert. Zahl und Stellung kann nach Wunsch bestellt und jedes beliebige Format kann angefertigt werden. Die Mechanik des Fluegel-Ringbuches kann durch ein am unteren Ende der Mechanik angebrachtes Sicherheitsschloß besonderer Art bei ge öffnetem Buch verschlossen und geöffnet werden. Die auf weißes Leinen gedruckten Buchstaben des Registers sind mit einem durchsichtigen, glatten und festen Stoff überklebt. Danziger Postfeder von J. H. Jacobsohn in Danzig. Die unter diesem Namen angebotene Stahlfeder ist in ihrer Form einfach und zweckmäßig, da sie viel Tinte faßt und demgemäß schnelles Schreiben begünstigt. Sie gleitet leicht über das Papier und erfordert keine Anstrengung beim Schreiben, da sie aus vorzüglichem Stahl gefertigt ist. Die Feder ist in den drei ge bräuchlichen Spitzenbreiten sowohl stahlgrau wie auch mit Golddouble-Ueberzug erhältlich. Diefenbach’s Schattenriß-Postkarten, Verlag von Hermann A. Peters in Bonn a. Rh. Die zwei ersten Reihen enthalten 10 Karten mit Schattenrissen nach größeren Schattenrißbildern, welche unter dem Titel „Göttliche Jugend” in Teubners Verlag in Leipzig erschienen sind. Wir sehen hier köstliche Kinder gestalten bei Spiel und Sport. Die dritte Serie führt den Titel „Per aspera ad astra” und ist zum Teil vom Diefenbach-Schüler Fidus gezeichnet. Diese Karten zeigen verkleinerte Teile eines Wandfrieses, welcher im Verlag von B. G. Teubner in Leipzig erschienen ist. Prächtiger Humor steckt in den Darstellungen, die von hoher Künstlerschaft zeugen. Siegpost (Siegelmarke-Postkarte) von Knackstedt & Co., Licht- und Steindruckerei in Hamburg. Diese Postkarte bezweckt, einzelne Reklamemarken oder Städteansichtsmarken, die diese Firma herstellt, oder auch solche anderer Herkunft, von einer Stadt nach der anderen bequem zu versenden. Zu diesem Zwecke hat die Drucksachen-Postkarte einen Ansatz von ungefähr halber Postkartengröße erhalten mit der Aufschrift „Die besten Grüße aus Köln” (oder einer anderen Stadt), und die untere Hälfte dieses Ansatzes trägt einen rahmenartigen Ausschnitt, aus welchem die angeklebte Reklamemarke oder Reklamemarken- Serie hervorsieht. Die Rückseite der Karte trägt eine Ansicht der Stadt, aus welcher sie versandt wird, und der zugedeckte Teil der vorderen Seite kann zu schriftlichen Mitteilungen be nutzt werden, falls die Karte mit einer 10-Pf.-Marke versehen wird. Die Städteansicht ist in Lichtdruck angebracht. Die Art infolge Flachliegens der Blätter deren bequemes Beschreiben auf Vorder- und Rückseite gestattet, ohne sie herausnehmen zu müssen, bietet dafür guten Ersatz. Vorstehende Abbildung zeigt ein solches Ringbuch. Der eiserne Ring ist unverbiegbar und vor Rost durch starke Vernicklung geschützt. Die Oeffnung zum Herausnehmen befindet sich unten und wird nur nach oben der Karte ist der Firma in verschiedenen Staaten geschützt. Der Ansatz der Karte enthält in der Mitte eine kleine halbkreis förmige Zunge, welche in einen Schlitz der Karte paßt und so die Siegelmarken verschließt. Diese neue Art der Postkarten dürfte sich bei der großen Beliebtheit der Reklamemarken als gute Verkaufsware erweisen.