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Nr. 83/1913 PAPIER-ZEITUNG 3071 Buchgewerbliche Lehranstalt in Leipzig Wie sehr Leipzig bestrebt ist, sich den Vorrang im Buch gewerbe zu erhalten, zeigt der neue Plan der dortigen Stadt-Ver waltung, eine Buchgewerbe-Lehranstalt großen Stils zu errichten. Der Rat begründet seine Forderung wie folgt: Das Buchgewerbe ist Leipzigs Hauptgewerbe. Wer die Bedeutung Leipzigs als Mittel punkt des deutschen Buchgewerbes kennt, wundert sich, daß hier nicht schon seit langem eine blühende buchgewerbliche Fachschule besteht, wie sie andere Großstädte bereits in mustergültiger Weise besitzen. Es muß daher erstrebt werden, die Fachschulen und Fach klassen für die einzelnen buchgewerblichen Berufsgruppen, also für Buchdrucker mit Schriftgießern, Schriftsetzern, Druckern, Stereotypeuren, Galvanoplastikern, Chemigraphen und Photo graphen, für die graphischen Gewerbe (Lithographen und Stein drucker, Lichtdrucker und Graveure), für die Buchbinder, kurz für alle im Buchgewerbe irgendwie tätigen Berufe in einer Buchgewerbe- Lehranstalt großen Stils mit modernen Unterrichts-Einrichtungen zu vereinigen. Die neue Lehranstalt soll in der Platostraße, in nächster Nähe des Buchgewerbehauses, errichtet werden. Kleine Buchdruckerei Ich beabsichtige eine kleine Buchdruckerei in einer Stadt von 3300 Einwohnern einzurichten. Es soll eine zweimal wöchentliche Zeitung herausgegeben werden im Format ihrer Papier-Zeitung. Der dortige Magistrat hat für die amtlichen Veröffentlichungen 500 M. jährlich zugesagt. Allerdings soll damit eine Papierhandlung verbunden werden. Zum Betriebe soll eine gebrauchte Maschine und Schriften vorderhand gegen bar angekauft werden, damit zum Anfang keine Schulden sind. Dieses Unternehmen soll für einen meiner Söhne sein. Würde sich das Unternehmen lohnen. Druckerei-Besitzer in einer Mittelstadt Beim Vorhandensein genügenden Kapitals erscheint das Unternehmen nicht aussichtslos, sofern nicht etwa dem Be dürfnis nach einem Lokalblatt bereits durch ein in unmittelbarer Nähe erscheinendes Blatt, das im Orte stark verbreitet ist, Rechnung getragen wurde. Auf Reinertrag des Blattes ist in den ersten Jahren nicht zu rechnen. Ob die Buchdruckerei ausreichende Beschäftigung findet, kann ohne genauere Kenntnis der örtlichen Verhältnisse nicht beurteilt werden. B. Buchdruckerei-Bedarf für Brasilien Nach einem nordamerikanischen Konsularbericht steht Deutsch land im brasilianischen Geschäft für Maschinen und sonstigen Bedarf der Buchdruckereien an erster Stelle, und die Erzeugung der Ver einigten Staaten kann gegen den deutschen Wettbewerb kaum auf- kommen. Die deutschen Firmen liefern nämlich nicht nur verhältnis mäßig billiger, sondern gewähren auch längere Kredite als die nord amerikanischen. Auch haben sich die deutschen gleich den franzö sischen Fabrikanten den in Brasilien üblichen Typengrößen durch aus angepaßt. Die deutschen Firmen arbeiten mit Hilfe von Rei senden, die sich wiederum auf ortsansässige Agenten stützen, und stellen Mechaniker zur Ausbesserung von Schäden in den Maschinen stets zur Verfügung. Mit Hilfe der ortsansässigen Agenten werden auch Druckerschwärze und Papier aus Deutschland nach Brasilien ge bracht. Der beste Weg für Firmen, die in Brasilien noch nicht festen Fuß gefaßt haben, sich dort ein Absatzgebiet zu schaffen, liegt darin, Vertreter zu finden, die mit den brasilianischen Lebensverhältnissen und Geschäftsgewohnheiten durchaus vertraut sind und die portu- giesche Landessprache völlig beherrschen. Bestechungsversuch durch Zeitungsanzeigen Urteil des Landgerichts Rudolstadt Die Verlagsfirma C. G. Vogel in Pößneck gibt ein Offertenblatt „Der Maschinenbaumarkt'‘ heraus, das in einer Auflage von 120 000 Exemplaren erscheint und ein Anzeigenblatt für den- Handel mit Werkzeugen und technischem Bedarf ist. Angeklagt waren infolge eines Strafantrages des Vereins gegen das Bestechungsunwesen, Sitz Berlin, der Kaufmann Gustav Vogel, der die genannte Verlags firma leitet, sowie der Prokurist Johannes Miller, der zugleich ver antwortlicher Redakteur des „Maschinenbäumarktes“ ist. Beide wurden beschuldigt, durch eine regelmäßig erscheinende Anzeige im Maschinenbaumarkt" Werkmeistern und Einkäufern Schmier gelder angeboten zu haben. In der Zeichen-Anzeige wurde Werk meistern und Einkäufern „müheloser hoher Nebenverdienst“ ver sprochen, wenn sie ihre Firmen zu Bestellungen auf bestimmte Werk zeuge usw. veranlaßten. Um Bedenken der Werkmeister zu zer streuen, war gesagt, daß es sich um ein „grundreelles" Angebot handle, auf das jeder Angestellte mit gutem Gewissen eingehen könne. Als Anzeigende wurde eine Firma in Saalfeld festgestellt, •die den Namen Union-Company F. A. Furcht führte. Weitere Er mittelungen ergaben die überraschende Tatsache, daß der Gründer und Mitinhaber dieser Firma der Kaufmann Gustav Vogel, von der verlagsfirma C. G. Vogel in Pößneck war, der als Geschäftsanteil die kostenlosen Schmiergeld er-Anzeigen im „Maschinenmarkt“ ein brachte, durch die das Absatzgebiet der Union Company begründet werden sollte. Der Staatsanwalt forderte strenge Bestrafung; der als Nebenkläger auftretende Bevollmächtigte des Vereins gegen das Bestechungsunwesen beantragte außerdem Veröffentlichung des Urteils, weil die Zeichen-Anzeige ein besonders gefährliches und nach den Erfahrungen des Vereins leider häufig erfolgreiches Mittel zur Verführung von Angestellten sei. Die Strafkammer verurteilte den Hauptschuldigen Vogel, der selbst die Anzeige verfaßt und in Druck gegeben hatte, zu 300 M. Geldstrafe oder 30 Tagen Gefängnis, und den Prokuristen und Redakteur Miller, der zwar das Blatt ver antwortlich zeichnet, an der Anzeige aber unbeteiligt war, zu 30 M. Geldstrafe oder drei Tagen Gefängnis. Das Gericht beschloß ferner, die Bekanntmachung des Urteils in dem „Maschinenmarkt“, sowie in der „Werkmeister-Zeitung", dem Organ des Deutschen Werk meister-Verbandes, denn wenn eine Schmiergelder-Anzeige in einem Blatt mit 120 000 Exemplaren Auflage erscheine, sei es geboten, die Kreise, an die die Anzeige sich wendet, aufzuklären und zu warnen. Büchertisch Festschrift zur Feier des 50 jährigen Bestehens des Photo graphischen Vereins zu Berlin. Von Fritz Hansen. Selbstverlag des Vereins. Die Festschrift bildet ein Heft von 93 Seiten. Im ersten Teil schildert der Verfasser die Anfänge der Photographie in der deutschen Reichshauptstadt. Der zweite Teil gibt dann ein anschauliches Bild von der Tätigkeit des Vereins von seiner Begründung bis zur Gegenwart. Die Ausführungen zeugen von Sachkenntnis und liebe vollem Eindringen in den Stoff. Als Beilagen sind dem Buch eine in Bromsilberdruck der NPG ausgeführte Tafel mit den Bildern der Vorsitzenden des Vereins von 1863 bis 1913 beigegeben, sowie eine genaue Wiedergabe der Tischkarte vom 1. Stiftungsfest des Vereins, ausgeführt von Georg Gerlach & Co. Den Schluß bilden die Satzungen und die Mitgliederliste des Photographischen Vereins zu Berlin. Gebrüder Stern und Ristens Depositionsspiel von Karl Theodor Gaedertz. Neudruck der ersten Ausgabe 1655 mit Abbildung der Postulatsgeräte. Preis 2 M. 50 Pf. Druck und Verlag der von Stern- schen Buchhandlung in Lüneburg. Der im 17. Jahrhundert berühmte holsteinische Dichter Rist war mit den damals in erster Reihe stehenden Buchdruckern Ge brüder Stern, den damaligen Inhabern der heutigen von Stern- sehen Buchdruckerei, eng befreundet, und infolge dieses Verhält nisses arbeitete der Dichter bei der Lossprechung eines jungen Stern als Buchdruckergeselle ein schon damals vorhandenes Depositions spiel um, damit es bei der feierlichen Einweihung des jungen Mannes zum ersten Male aufgeführt werde. Alle die Sitten und Gebräuche der damaligen Buchdruckerzunft gehen aus diesem in Versen ver faßten Festspiel hervor. Sehr drollig sind die in plattdeutscher Sprache gehaltenen Reden des Druckerei-Knechts. Das Werk hat kulturhistorischen Wert. Kießlings Berliner Verkehr, Winterausgabe 1913/14. Mit einem Stadtplan von Berlin, einer Eisenbahnkarte der Provinz Branden burg und drei Spezialkarten, 33. Jahrgang, 50 Pf. Alexius Kießling ■n Berlin SW 11. • Dieses praktische, durchweg nach amtlichem Stoff bearbeitete Verkehrsbuch enthält außer den Fahrplänen der Fernbahnen auch die Fahrpläne aller Groß-Berliner Stadt- und Vororts-Verkehrs- mittel. Eine bequeme Handhabe zum Auffinden einer .Verkehrs- Verbindung zwischen zwei Punkten bietet das Verzeichnis der Straßen mit Angabe der Nummern der sie durch fahrenden Straßen bahnen und Omnibusse. Die Anfang Oktober zur Einführung ge- langenden neuen oder geänderten Fahrpläne der Straßenbahnlinien sind in der Ausgabe bereits berücksichtigt. Kredit und Konjunktur. Von Dr. Julius Mayer. Mit einem Anhang: Tabellen und Produktionsübersichten der wichtigsten Waren und Produkte. J. E. G. Wegner Verlag in Stuttgart. Preis 1 M. 25 Pf. Dieses Werkchen bemüht sich zu zeigen, worauf es bei der Beurteilung der Geschäftslage ankommt, und wie man sich Auf klärungen über die Lage des Geldmarktes verschaffen kann. Es ist ein gutes Lehrmittel für junge Kaufleute. Die Volkswirtschaft Ungarns. 1912. Von Bdla Katona. Budapest, Buchdruckerei Gebr. Ldgrädy. 163 Oktav-Seiten. Geheftet. Verfasser hat die Absicht, das Buch zur Aufklärung der mit Ungarn in Verbindung stehenden Kreise des Auslandes jährlich heraus zugeben. Seit 10 Jahren erscheint jährlich von ihm ein solcher Rück blick auf das zu Ende gegangene Wirtschaftsjahr und genießt dort großes Ansehen. Das Werk gelangt vorderhand nicht in den Buch handel, der Verf. ist jedoch gerne bereit, es auf Wunsch jedem Ge schäftsmann umsonst zukommen zu lassen. Das Buch enthält ausführliche, durch Zahlen belegte Darlegungen über alle Teile der ungarischen Volkswirtschaft.