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Nr. 82/1913 PAPIER-ZEITUNG 3025 6. Ermittelung der Anzahl der mit einem Blatt Kohlepapier nacheinander herstellbaren Durchschläge. 7. Schärfe und Deutlichkeit! • 8. Lichtbeständigkeit 9. Verwischbarkeit der Durchschlagschrift, 10. Radierfestigkeit 11. Abbröckeln der Farbschicht beim praktischen Gebrauch. Diese Prüfungen, die wie erwähnt, mit Vertretern der Praxis festgelegt worden sind, hält M. Th. 1 ) für änderungs- und ergänzungs bedürftig, „um für die Praxis ausreichende Ergebnisse zu zeitigen“. Im einzelnen führt er folgendes an: Zu 1. Die Bestimmung der Dicke ist kaum erforderlich, weil es Papiere in verschiedenen Dicken gibt und die Auswahl nach der Schreibmaschine, nach dem zu beschreibenden Papier usw. getroffen wird. (Diese Begründung ist wohl nicht stichhaltig. Die Be deutung der Dicke wird von Th. anerkannt, dann ist doch ihre Be stimmung auch von Wert, namentlich, wenn man zwei verschiedene Erzeugnisse miteinander vergleicht). Erwünscht ist nach Th. die Ausdehnung der Prüfung auf die Festigkeitseigenschaften und Stoffzusammensetzung; die Festigkeit sei von Wert für das Arbeiten mit dem Papier, die Stoffmischung von Einfluß auf dessen Ausgiebigkeit. Diese Anregung kann, soweit sie sich auf die Festigkeit bezieht, in Zukunft berücksichtigt werden. Die Anschauung aber, daß die Stoffzusammensetzung einen Anhalt für die Beurteilung der Ausgiebigkeit des Papiers bietet, ist nicht zu treffend. Th. will aus der Höhe des Gehaltes an Baumwolle auf die einverleibte Farbmenge und weiter auf die Ergiebigkeit des Papiers schließen, weil Baumwolle mehr Farbstoff aufnimmt als andere Fasern. Dieser Schluß geht zu weit.' Die Aufnahmefähigkeit des Pa piers wird nicht nur von der Menge der vorhandenen Baumwolle ab hängen, sondern auch wesentlich von ihrem Mahlungszustand und von der Art der Fertigstellung des Papiers; sie kann also bei gleichem Baumwollgehalt sehr verschieden sein. Ferner aber kann man auch andere Fasern so behandeln, daß sie sehr aufnahmefähig für Farb stoffe sind. Es sei z. B. zum Vergleich hiermit daran erinnert, daß es Löschpapiere aus Holzzellstoff gibt, die hinter den besten aus baumwollenen Lumpen hergestellten in der Saugfähigkeit nicht zurückstehen. Es gibt nut einen sicheren Weg, die Ausgiebigkeit von Kohle papier festzustellen, das ist der direkte, wie er oben unter 4 und 6 angegeben ist; alle indirekten Wege können versagen und werden es in vielen Fällen tun. Erwünscht wäre ferner nach Th. Feststellung des Herstellungs verfahrens der Papiere, (Tränkungsverfahren, Auf walz verfahren, gemischte Verfahren), Untersuchung der Farbe auf färbende Bestand teile und Beimengungen, Bestimmung der Wärme (wie sie beim Typen aufschlag entsteht) zur Abgabe einer bestimmten Menge Farbe an das Papier und die Bestimmung der Maschinenrichtung im Bogen. (Die Ausführung aller dieser Prüfungen würde wohl in den meisten Fällen zu weit führen, sehr kostspielig werden und auch teilweise im Hinblick auf die Prüfungen unter 2—11 nicht erforderlich sein). Zu 2. Das Rohpapier müßte ebenfalls auf das Vorhandensein von Löchern geprüft werden, da diese bedenklicher sind als Löcher in der Farbschicht. Zu 3. Das Ueberwischen des Papiers mit dem Finger gibt keinen Anhaltspunkt zur Beurteilung des Wertes von Kohlepapier; „es ist unwesentlich, ob es beim Darüberwischen Farbe abgibt oder nicht.“ (Diese Ansicht dürfte wohl kaum allgemeine Anerkennung finden; es gibt Papiere, die verhältnismäßig leicht abfärben und dem Schreiber die Finger verschmutzen und andere, die auch beim starken Reiben noch keine Farben abgeben; also ist eine Prüfung in dieser Hinsicht wohl sehr angebracht. Von den Verkäufern reibfester Ware wird auch auf dieses Verhalten der Farbe oft besonders hingewiesen). Zu 4. Th. empfiehlt nicht nur das Flachliegen der Papiere vor dem Schreiben festzustellen, sondern auch das Verhalten während des Schreibens, insbesondere das Auftreten der sogenannten „Bäume“ (feine Verästelungen) auf dem Durchschlagpapier; diese treten bei längerem Gebrauch des Kohlepapiers immer auf, bei dem einen aber früher und zahlreicher als bei dem anderen; sie geben also einen weiteren Anhalt zur Gütebeurteilung. Zu 5. Th. hält es nicht für ausreichend, daß Vergleichs versuche nur mit einer Schreibmaschine vorgenommen werden. (Im Material prüfungsamt wurden die Versuche früher mit einer Remington-, jetzt werden sie mit einer Adler-Maschine ausgeführt. Selbstverständlich können die Versuche auf Wunsch der Antragsteller auch mit mehreren Maschinen ausgeführt werden, wenn letztere bereit sind, die hierdurch entstehenden Mehrkosten zu tragen. Wird man aber erwarten können. 1) Prüfung von Kohlepapier. Von M. Th. P.-Z. 1912 S. 1367. daß 2 Kohlepapiere auf verschiedenen Maschinen wesentlich ver schiedenes Verhalten zeigen ? Daß vielleicht die Beurteilung von einer Maschine zur anderen ganz umschlägt ? Solange nicht Beweise hierfür vorliegen, erscheinen Zweifel hieran wohl berechtigt. Zu 6. Die Ermittelung der Zahl der gut lesbaren Durchschläge muß an möglichst viel Maschinensystemen erfolgen. (Diese For derung wird in den meisten Fällen an der Kostenfrage scheitern.) Th. schlägt anderseits vor, das subjektive Urteil über die Les barkeit der Schrift ganz auszuschalten und statt dessen festzustellen, auf welchem Bogen des Durchschlagpapiers keine Farbe mehr erscheint. Zu 7—10. Diese Feststellungen hält Th. für nebensächlich. (Hierin kann man ihm wohl nicht beipflichten. Die Schärfe und Deutlichkeit der Schrift, ihre Lichtbeständigkeit und Widerstands fähigkeit gegen Verwischen sind an sich beachtenswert, können auch unter Umständen beim Vergleich zweier Sorten den Ausschlag geben. Von Behörden ist beim Amt wiederholt angefragt worden, ob es nicht Kohlepapiere gibt, die Durchschläge von dokumentarischem Wert liefern, also Eigenschaften besitzen, wie sie unter 8—10 erwähnt sind. Zu 11. Die Widerstandsfähigkeit der Farbschicht gegen das Abbröckeln wünscht Th. weitergehend festgestellt zu haben als durch Beobachtung des Papiers beim praktischen Gebrauch; in welchem Umfang und in welcher Weise dies geschehen soll, gibt er indessen nicht an. Wenn man auch nicht allen Ansichten, wie sie Th. ausgesprochen hat, beipflichten kann, so verdienen seine Anregungen doch Beach tung und manches wird sich beim weiteren Ausbau, des Prüfungs verfahrens für Kohlepapiere gewinnbringend verwerten lassen. Fortsetzung folgt. Schnitt und Glätte Ist eine Papierfabrik nicht verpflichtet, bei sämtlichen Papieren sowohl Zellstoff-, Tauen-, Pergamyn- und Pergamentersatzpapieren, gleichmäßig in Schnitt und Satinage zu liefern, wenn Papier sortiert und gezählt gekauft worden ist? Tiitenfabrik Anfertigungen von Papiersorten aller Art sollen allerdings möglichst gleichmäßig in Schnitt und Glätte geliefert werden, jedoch muß hierbei der Papierfabrik eine gewisse Schwankung zugebilligt werden, die je nach der Papiersorte verschieden sein kann. Dünnere Papiere z. B. können in der Bogengröße nicht so gleichmäßig geliefert werden wie dickere, weil sie im Quer schneider nicht so genau geschnitten werden können. Aehnliche Unterschiede ergeben sich je nach dem Stoff und der Dicke des Papiers beim Glätten. Lüftung von Maschinensälen Wir werden von befreundeter Seite auf das sogenannte Schroeder- sehe Verfahren für Ventilation aufmerksam gemacht. Der Gegen stand soll in Ihrer Zeitschrift wiederholt behandelt worden sein. Wir bitten Sie, uns nähere Mitteilungen zu machen oder uns diejenige Adresse zu bezeichnen, von welcher wir alle notwendigen Auskünfte in dieser Angelegenheit erhalten könnten. Z & S. Ingenieur Kurt Hartung hat in der Hauptversammlung 1912 des Vereins der Zellstoff- und Papier-Chemiker einen Vortrag über Heizung und Belüftung von Papiermaschinensälen gehalten und darin hauptsächlich das Schreider’sche (nicht Schroeder’sche) Lüftungsverfahren beschrieben. Dieser Vortrag sowie die daran geknüpfte Aussprache, in welcher mehrere hervorragende Papier fabrikanten über gute Erfahrungen mit dem erwähnten Ver fahren berichteten, ist in Nr. 38 der Papier-Zeitung von 1913 abgedruckt. Ferner hat in Nrn. 13 und 15 von 1913 Ingenieur Oskar Gerold einen ausführlichen, mit Bildern erläuterten Aufsatz über die Entneblung von Papierfabriken mit Hilfe desselben Lüftungsverfahrens veröffentlicht. Teeaufguß als Prüfungsmittel für Holzschliff Prof. Votocek in Prag führt in der Chemiker-Zeitung aus, daß der im Tee enthaltene Gerbstoff viele von den Eigenschaften des Phloroglucins besitzt und als billiger leicht zu beschaffender Ersatzstoff für Ploroglucin zum Zwecke der Papierprüfung dienen kann. Der Absud von gerbstoffreichem Tee, z. B. der auf dem Festland als Imperial oder Englisch bekannten Sorten, eigne sich dafür gut. 1 Gramm Tee wird 5 Minuten mit 50 cc Wasser ge kocht. Die Abkochung wird abgegossen oder durchfiltriert und mit gleicher Menge starker Salzsäure gemischt. Wenn das Wasser trübe ist, so kann es durch Zusatz von etwas Alkohol aufgehellt werden. Das Reagens gibt mit Holzschliff dieselbe rote Färbung wie das teuere Phloroglucin. Manche chinesische Tee arten sind arm an Gerbstoff, und bei diesen erfordert die Reaktion 15—30 Miniuten, bis die Färbung voll entwickelt ist.