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-möeM Weiger und Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg, Sayda u. Brand Preis »inttMN. »U Ngi. Jn,tra» werden die gespaltene Zelle oder Perm I Raum mit K Ps. berecknet. Montag, den 2. October Ärschen» jeden Wochentag früh S U. Znserate werden bis Nachm. Z Uhr für die nächste Nr. angenommen. 22S. -l- Der Abgeordnetentag. Am 1. October trat in Frankfurt a. M. der Abgeordnetentag zusammen. Berufen sind alle gegenwärtig deutschen Volks« ertreter, erscheinen werden aber nur sehr wenige. Die österreichischen Ab- geordneten, vr. Rechbauer an der Spitze, haben in Rücksicht auf die traurige Lage ihres eigenen engeren HeimathSlandeS die Nicht- betheiligung beschlossen; von den preußischen Abgeordneten wird sich nur ein verschwindend kleiner Bruchtheil einfinden, so daß derselbe als Vertreter der 19 Millionen Preußen nicht zu betrachten ist. Es bleibt somit nur die dritte, die klein- und mittelstaatliche Gruppe übrig, die aber ebenfalls nicht vollzählig erscheint, da Kurhessens Abgeordnete die Betheiligung bereits abgelehnt und Baiern noch nicht entschieden hat, ob gehen, ob zu Hause bleiben. Worin ist wohl der Grund zu dieser Zerfahrenheit zu suchen? Als Organ oder geschäftsleitende Commission des Abgeordnetentages bildete sich zu Anfang des vorigen Jahres der Sechsunddreißiger- Ausschuß. Seine Aufgabe war : Durchführung der Erbrechte des Herzogs von Augustenburg, soweit dieselben von den Schleswig- Holsteinern anerkannt waren, und Lösung der schleswig holsteinischen Frage im nationalen Sinne. Zu diesem Zwecke ließ der Sechs- unddreißiger-Ausschuß Geld sammeln, gründete Schleswig-Holstein- Vereine und gab Schriften heraus. Dies Alles war ganz gut und noch besser gemeint; aber das gesammelte Geld ist man weiß nicht wo, die Schleswig-Holstein-Vereine hört und sieht man nicht und die Schriften haben kaum interessirt, geschweige etwas erzielt. Die Wirksamkeit des Ausschusses war also eine entschieden nutzlose, und wollen wir ihn auch nicht etwa verantwortlich dafür machen, daß er nicht den Gang der Ereignisse hemmte, daß er die preußisch österreichische Politik nicht durchkreuzen konnte, so hat doch Niemand Schuld als er, daß er lebensunfähig sich zeigte und zu keiner Be deutung gelangte. Man wird, will man sich nicht selbst belügen, doch nicht leugnen können, daß sich verzweifelt wenig Menschen für den Sechsunddreißiger-Ausschuß interessirt haben und für seine noch zu erwartende Thätigkeit interessiren. Er hat, wie man zu sagen pflegt, keinen Hund vom Ofen gelockt und seine energischen Reso lutionen sind alle in'S Wasser gefallen. Vielleicht ist das deutsche Volk zu apathisch, um die Anstrengungen des Ausschusses zu be lohnen; wahrscheinlicher aber ist eS, daß die nüchterne Vernunft dem Volke sagt, wie alles Rathen doch eitel sei und wie man mit Resolutionen keine Bahonette zurückschlage. Des Rathens über drüssig, will das deutsche Volk das Thaten vorläufig Denen über lassen, die sich auf ihre Macht stützen und beweisen wollen, wie sie mittelst dieser allein ihren Zweck erreichen. Hier, dünkt uns, ist der Grund der verfehlten Thätigkeit des Sechsunddreißtger-Ausschusses und seines geringen Interesses beim Volke zu suchen, und hierin wurzelt auch die Zerfahrenheit der deutschen Volksvertreter. Von dem Moment an, wo die Groß machtspolitik ihre Parole in der schleswig-holsteinischen Frage ge geben hatte, trat die deutsche Nation auf den Zuschauerplatz. Sie erkannte, daß sie aufmerksam, aber in passiver Haltung, abgewicsen und nun auch zurückhaltend kühl „bis an'S Herz hinan" den Lauf einer Politik zu beobachten habe, deren wirklicher Sieg außerhalb des Gebietes der Bahonette ihr nicht möglich schien und der auch bis heutigen TagS noch nicht zu spüren ist. Die schleSwig-holstei- nische Frage bleibt deshalb immer noch eine stehende, ungelöste, — wenn auch heute anders gestellt; aber die scheinbare Gleichgil tigkeit des Volkes dagegen entspringt dem Jnstinct, daß ihre Lösung doch wider Erwarten ihrer Machthaber im Sinne der Nation aus fallen wird. Das Programm des SechSunddreißiger-AuSschusseS ist sonach antiquirt. Durch die kühle Passivität in der schleswig-holsteinischen Frage erhält sich die Nation die Stellung, an , welche diese Frage nothwendig herankommen muß. „Wir können ab warten", lautet das Programm des Volkes. Recht muß schließlich doch Recht bleiben, und vorläufig personificiren die Schleswig-Holsteiner daS Recht in sich selbst und sind Deutschland dafür verantwortlich. Kommt einst die Stunde, wo die Lösung der schleswig-holsteinischen Frage über dieses Recht hinwegzuschreiten gedenkt, dann ist der Augenblick da, „wo hoffentlich — um die Worte des Hrn. v. Beust zu brauchen — jeder Arm sich zur Bethätigung deS nationalen Rechte« erheben wird." Zunächst ist dies die Aufgabe der Schles wig-Holsteiner selbst, aber sicherlich tritt dann auch das deutsche Volk aus seiner Passivität in ihre Reihen. Mir können deshalb es nicht als ein Unglück betrachten, wenn der Abgeordnetentag am 1. October nur wenig besucht ist, denn eS kommt heutigen Tags auf eine Resolution mehr oder weniger wahr haftig nicht an. Tagesgeschichle. Berlin, 28. Sept. Graf Bismarck, der gestern Abend mit Sr. Maj. dem König hierher zurückgekehrt ist, verläßt morgen Ber lin und begiebt sich zunächst nach Paris und von dort wohl nach Biarritz. Heute Abend findet noch eine vertrauliche Besprechung der Minister statt. Graf Eulenburg ist aus Schleswig zurück gekehrt. — Den Herren,- welche den König von Preußen an ver Grenze des Herzogthums Lauenburg mit Versicherungen der Treue und Ergebenheit des neuen LandeStheils empfingen, hat derselbe Folgendes geantwortet: „Ich freue mich, nachdem ungewöhnliche Verhältnisse uns zusammengeführt, mich zum ersten Male in Ihrer Mitte zu befinden und zwar früher, als ich es erwarten konnte, seit dem Ihre Vertreter nur den Wunsch darnach ausgesprochen hatten. Ich komme mit vollem Vertrauen Ihnen entgegen, und freue mich der Worte, aus denen ich vernommen, daß auch Sie Vertrauen in mich und meine Regierung setzen! Das verspricht Glück für die Zukunft und es ist mir eine gute Vorbedeutung, daß die Vereinigung Ihres schönen Landes mit Preußen in dasselbe Jahr fällt, wo vier Provinzen mir gedankt, daß die Verheißungen, welche meine glorreichen Vorfahren ihnen zur Zeit ihrer Vereini gung mit unserem, jetzt gemeinschaftlichen Vaterlande gegeben, so vollständig erfüllt worden sind. Die Blüthe, Wohlhabenheit und Zufriedenheit dieser vier Provinzen läßt mich mit um so größerer Zuversicht zu Ihnen kommen, als ich Ihnen den besten Willen für Ihr Wohl entgegentrage. Möge dies auch eine gute Vorbedeutung für Sie sein!"' — — Der Superintendent Brömel in Natzeburg scheint sich den Hengstenberg's, Knack's und Genossen in Preußen würdig an dir