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Lulperdampf von Düppel berauschen und die Kamwer werd« unter dem Gewicht der Lorbeeren die Stirn beugen. Die Preußen haben beim Kanonendonner in die Hände geklatscht, allein darum haben sie ihre Abgeordneten nicht im Stich gelassen und Hr. v. Bismarck erhielt nur die Hälfte vom Zauberglanz des Ruhms. Es mußte also das Gewicht einer Annexion des Elbegebiets in die Wagschale geworfen werden. Vielleicht glaubte das Berliner Cabinet einen Augenblick, das so heiß begehrte Gebiet schon mit der Hand ergreifen zu können. Allein das Luftbild zerrann und der germanische Widerstand greift um sich. Unter solchen Verhältnissen ist iS ganz natürlich, daß er das Bedürfniß fühlt, sich mit der Nationalvertrctung wieder auszusöhncn." Andererseits sei auch ein Theil der Opposition einer ehren vollen Ausgleichung nicht abgeneigt. In einem anderen Artikel bespricht die „France" die gegenseitige Stellung Preußens und Oesterreichs in der Herzogthümerfrage, wobei sie folgende be- merkenswerthe Aeußerung thut: „Oesterreich steckt in so großen politischen und finanziellen Schwierig keiten sowohl im Innern wie nach außen, daß man ihm gegenüber, ohne irgendwelchen Nachtheil, die Rolle eines Fabius Eunctator spielen kann." Bern, 11. Februar. Dem „Handelscourier" schreibt man von hier: „In der Bundesstadt circulirt das Gerücht von bedenklichen Geschichten auf der Kanzlei der englischen Gesandtschaft. Wie man sagt, soll es sich um große Unterschlagungen handeln, in welche viele Personen verwickelt seien." Turin, 10. Februar. Victor Emanuel thut in Florenz das jenige, was er hier stets unterlassen hat und worüber man ihm jederzeit grollte: er zeigt sich nämlich dem Volke. Hier sah man ihn einmal jährlich am Constitutionsfeste und für eine beschränkte Anzahl Personen einmal und zwar am Neujahrstage im königlichen Theater. Wenige Fremde, welche nach Turin gekommen sind, können sich rühmen, Victor Emanuel erblickt zu haben. In den Theatern erschien er nur immer hinter Gittern, und «auf den Straßen nur zur Nachtzeit und stets in sorgfältig verdecktem Wagen. Der König bringt persönlich größere Opfer, als man glaubt; denn er muß jetzt zum großen Theil seinem Jagdvergnügen entsagen, sich dem Beifall des Publikums aussetzen, was ihm im höchsten Grade lästig ist, GaladinerS geben, Theatervorstellungen öffentlich beiwohnen, wenn er sich die Gunst des Publikums seiner neuen Hauptstadt erwerben will. Ich weiß auch, daß General Lamarmora, der sich noch immer um den König befindet, hauptsächlich darauf dringt, daß er sich öffentlich zeige; denn nichts liebt der Florentiner mehr, als seine Neugierde und Lust an Schaugepränge zu befriedigen. Victor Emanuel wird daher in der ersten Zeit in Florenz die Rolle des Bürgerkönig» zu spielen haben, welche ihm durchaus nicht behagt, Deputationen empfangen und Antwort ertbeilen müssen, wovon er ein abgesagter Feind ist, überhaupt eine ganze Reihe von Leremonien mitmachen, die ihm das größte Mißbehagen verursachen. (D.A.Z.) — Am 9. Februar AbendS hatten wir wieder einmal eine Demonstration. Mehrere hundert brodlvS gewordene Bauhand werker, meistens Zimmerleute, zogen vor da« Magistratsgebäude und verlangten Arbeit oder Brod. Dies ist ein sehr schlimme- Zeichen für die sich äußernden Folgen der Verlegung der Haupt stadt und beunruhigt die Stadt namentlich deshalb im höchsten Grade, weil die Brodlosigkeit der Arbeiter, die ohnehin schon so sehr gefährdete öffentliche Sicherheit nur noch mehr aufs Spiel setzt. Die Raubanfäüe und Atteniate auf Personen in den Straßen geschehen auch nicht mehr tief in der Nacht, sondern während der ganzen Woche wurden derartige Fälle um 7, 8 und 9 Uhr constatirt. Florenz, 7. Februar. (O. P.) Der König thut sein Mög lichstes, um liebenswürdig zu sein, er hat das Pergola-Theater und am Sonntag die Promenade in den CaScini besucht. Morgen ist große Tafel bei Hofe, allein, wenn es auch, wie überall, nicht an Leuten fehlt, welche die Gunst des neuen Hofes suchen, so bemerkt man doch, daß zwischen dem Hofe und dem Volke eine Scheidewand sich befindet, die nicht so leicht zu entfernen sein wird. — Es war seit der Annexion bisher nicht möglich gewesen, einen Bürgermeister, oder wie es hier noch immer heißt, einen Gonfaloniere für Florenz zu finden, und man mußte sich mit Suppleanten behelfen. Endlich hat sich der Graf Cambray-Digny — man vermochte nicht einen italie nischen Namen aufzutreiben — herbeigelassen, diese Würde anzu nehmen. Unser ganzer Municipal - Mechanismus war in Stockung gerathen, und nun hat. das Municipum so wichtige und schwierige Aufgaben zu lösen, worunter gewiß nicht die leichteste ist, Knall und Fall eine neue Stadt — aus Holz und Eisen — aus dem Boden zu stampfen. — Wenn man weiß, wie die Leute hier noch an dem Althergebrachten hängen, wird man auch begreifen, welchen Eindruck e« macht, daß die berühmte Zikliotkeca ^»Imin», die etwa 100,000 Bände reich ist, aus dem Palaste Pitti auSwandern soll! Es giebt Leute, die die» als ein Sacrilegium ansehen. Da» Re« gierungSdecret, mittelst welchem die Vereinigung dieser Bibliothek Mit der Magliabccchianischen verfügt wird, ist schon einige Jahre alt, und doch traute man sich nicht, es in Ausführung zu bringen. Die Ankunft des Königs macht die Sache unaussch.ebbar, besser wäre es, wenn es früher geschehen wäre. New Aotk, 3. Februar. Drei officiöse südstaatliche Commissare sind zum Zwecke von Friedensunterhandtungen in Monroe ange« kommen. Lincoln Und Seward sind denselben entgegengereist. Der nordstaatliche Congreß nahm ein Amendement zur Verfassung auf Abschaffung der Sklaverei an. Die von Sherman und seinem Corps einlaufenden Nachrichten lauten widersprechend. — Zu den Versuchen, in Nordamerika Friedensverhandlungen zwischen dem Norden und Süden anzuknüpfen, theilt ein Journal mit, daß die Propositionen feiten des CadinetS von Washington für die Verhandlungen folgende gewesen seien: t) Wiedereintritt des Südens in die Union; 2) succesfive.Ab schaffung der Sklaverei; 3) Anerkennung der Sonderrechte der Staaten, welche gegenwärtig mit dem Süden verbunden sind; 4) allgemeine Amnestie für alle südstaailichen S ürger; ö> Beibehaltung der Armee des Südens in der gegenwärtigen Kriegsstärke; 6) Offensiv« und Dc« fcnsivallianz zwischen den No>d- und Südstaaten. Ueber die fünf tetzlen Punkte wäre die Aussicht auf eine Ver ständigung vorhanden gewesen, nur die erste Beringung habe den Friedensversuch scheitern gemacht. Wir bcmerktN hierzu, daß der Art. 6 mit dem Art. 1 in offenbarem Widerspruch sieol, und daß daher vorläufig noch weitere Nachrichten über die Begründung jener Nachrichten abzuwarten sind. (N. Allg. Ztg.) Sachsen. Freiberg, 16. Februar. Oeffentliche Gerichtsverhandlung den 24. Februar Vormittags 9 Uhr: Hauptverhandlung in der Untersuchung wider Emilie Selma Köhler von hier, wegen Betrugs. — 16. Februar.*) Gleich mehreren anderen Städten Sachsens hat auch Freiberg durch den Stadtrath und die Gemeindevertreter eine Beglückwünschungsadresse bei Gelegenheit der Vermählung der Prinzessin Sophie an Se. Maj. den König gelangen lassen. Mit Hinweglassung der vorgeschriebenen Eingangs- und Schlußformali- täten lautet diese Adresse folgendermaßen. „So wie die Bürger- und Einwohnerschaft unserer Sladt Freiberg auf dem alten und guten Grunde überlieferter Treue und Liebe bei den ernsten und schweren Prüfungen und Gefahren, welche in der neueren Zeit an das thenere Vaterland und das allgeliebte Hohe König!. HauS herantraten, mit aufrichtiger Bekümmerniß und schmerzlicher Weh- muth erfüllt wurde, so feiert und begrüßt dieselbe und mit ihr gewiß das gesammte sächsische Volk den heutigen Festtag, wo die , glückliche Vermählung Ihrer Kömgl. Hoheit der allverehrlen Prin zessin Sophie mit Sr. König!. Hoheit dem Herzoge Karl Theodor in Bayern vollzogen wird, als einen freundlichstrahlenden Lichtglanz voll der lebendigsten Theilnahme und innigsten Freude. Von glei chen Gefühlen und Jubel durchdrungen fühlen wir uns glücklich,, das Organ sein zu dürfen, E. Königl. Majestät die Versicherung ihrer allgemeinen und herzlichsten Theilnahme mit den heißesten Glücks- und Segenswünschen für das hohe Brautpaar und unser erhabenes Königshaus darzubringen. Möge Gott, der allmächtige Lenker der Geschicke, mit gütiger Vaterhanb diesen schönen Bund allzeit heiligen und schirmen und aus diesem frohen Ereignisse eine Quelle des reinsten und dauerndsten Glücke« ersprießen lassen für Alle, die zu ihm in Beziehung stehen. O, daß selbiges dazu beitrüge, E. Königl. Maj. unseres treugeliebten Königs und der allerdurchlauchtigsten erhabenen Königin Leben in ferner Zukunft zu ver schönern und zu verlängeru. Geruhen Allerhöchstdieselben diesen schwachen Ausdruck unserer wärmsten Gefühle und Wünsche huld vollst und gnädigst aufzunehmen. Glückauf! Glückauf!" G — Am Dienstage Abend feierte das hiesige Dienstmann-Jnstitttt in den Räumen der Göpfert'schen Restauration unter Betheiligung vieler Ehrengäste sein drittes Stiftungsfest durch declamatorische Vorträge, Gesang und Tanz. Die Feier wurde erhöht durch die sinnige Decoration, welche der Gesangverein Stradetta, der am Sonntage zuvor seinen Stiftungstag daselbst beging, gedachtem Institute freundlichst überlassen hatte. Sämmtliche Dienstmänner, wie wir hörten, dreißig an der Zahl, trugen zu Ehren diese« Tages zum ersten Male die neue Uniform, wie sie die Statuten des deutschen Dienstmann-Verbandes vorschreiben und es gereicht nnS zur großen Freude, des Anstandes, der guten Sitte, mit einem Worte, der musterhaften Disciplin hierdurch zu gedenken, die wir zu beobachten Gelegenheit fanden. Als den feierlich,ten Act müssen ') Durch Zufall verspätet. klebrigen« sind auch die Adressen der anderen Städte au die OeffmUichten durch die Preße gelaugt.