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1276 sten, theilS weil sie KL erwartete Sicherheit immer nicht gewäh ren. Große StaatS«dgazine vermindern nicht die Gefahr des Mangels und der Hungersnoth, sondern vergrößern dieselbe, indem sie Privatpersonen vom Aufspetchern abhalten. Der Landwirth und der Kaufmann haben keine Lich, Getreide in großer Menge aufzuschütten, wenn sie fürchten müssen, daß, sobald die Preise steigen, die Regierung ihre Magazine öffnet. Aus gleichen Gründen spricht man gegen die Ansicht, daß die Vorstände der Gemeinden große Getreidemassen aufspeichern sollen, «m die Bevölkerung gegen Hungersnoth zu schützen. Die Freunde solcher Magazine bedenken nicht, daß, wenn die selben in Zeiten des Mangels geöffnet und niedrige Preise ge stellt rvrrden, weder die Staatsregierung, noch der Gemeinde- Vorstand im Stande find, das Verkaufen dieses Getreides an fremde Personen zu verhindern. Ferner wird es als eine ir rige Ansicht bezeichnet, wenn man glaubt, daß die aus Califor- nien und Australien in den vergangenm Jahren geflossenen Massen von Gold den Geldpreis herabgedrückt und den Ge treidepreis erhöht hätten. Denn dann müßte sich gar keine er klärende Ursache in der Erzeugung und Herbeischaffung des Getreides finden und es müßten alle Produkte ohne Ausnahme im Preise gestiegen sein, was sich doch in Bezug auf viele Ar tikel, z. B. Zucker, Kaffee, Leinewand, Holz nicht behaupten läßt. Es würden sich daher Pachtlustige sehr täuschen, wenn sie im Vertrauen auf Hie fortwährende Dauer der Preishöhe zu hohe Pachtgelder für Landgüter eingehen wollten. Die aus Frankreich nach Deutschland eingewanderte Idee der Association würde in ihrer Ausführung alle Nachthcile herbeiführen, welche überall im Gefolge großer Handelsgesellschaften gewesen sind. Solche Gesellschaften unterdrücken den Handel einzelner Perso nen und können die Waaren leicht zur Gewinnung eines über mäßigen GsvinneS in die Höhe treiben. Ein Land, worin lagern, ist weit sicherer gegen Theurung, als ein Land, für dessen 'Getreidebedarf eine große Handelsgesellschaft sorgt. Die wiicklich helfenden Mittel gegen die jetzige Theurung beziehen sich in der Hauptsache alle auf Verbesserung des Kornhandels. Diese wird «strebt zuerst durch einen dauerhaften Frieden. Dem» so lange als der jetzige Krieg dauert, wird die Ausfuhr russischen Getreides nach Westeuropa gehindert und dem Korn- Handel weniger Kapital zugewrndet. Der von t819 bis 1826 währende griechische Freiheitskrieg hinderte die russische Aus fuhr nach den Häfen des Mittelmeeres, verstärkte dieselbe abtt Mach dem Westen Europa's und brachte durch die zu große Wohlfeilheit des Getreides viele Gutsbesitzer und Pachter in große Noth. Es ist nun zwar nicht nnbrdtngt «othwendig, daß für alle Zukunft die Zufuhr Rußlands für Westeuropa unentbehrlich bleibe; vielmehr können später die südöstlichen Länder Europa's, wie auch Amerika durch erhöhten GMeidkbittk UNS unterstützen, doch vergehen immer erst Jahre, ehe Brr Handel sich in neue Bahnen lenken läßt. Ferner ist tvünsthtnStverth rtne unbeschränkte Freiheit des Kornhandels, Lktkn sie -ruft auch aüf^diesem Gebiete die Concurrenz hervor, Welche den Händler zum Nehmen eines mäßigen Gewinnes zwingt. Freilich muß dann auch das Vorurtheil im Volke fallen, als fei der Kornhandel «in unehrenwerthes Geschäft, welchen Namen er nur dann verdient, wenn er in Wucher aus artet. Dieses AuSarten wird aber unmöglich, wenn nicht blos Wenige, sondern Tausende Kornhandel treiben. Ferner sollte man sich von dem jedesmaligen Ernteertrage eines Jahres so bald als möglich ein richtiges Bild zu machen suchen, und es ist daher sehr verderblich, wenn Ernteberichte mit oberflächlichem Leichtsinne gefertigt werden. Endlich muß auch die Art der Aufbewahrung des Getreides noch viel verbessert werden. Die bei uns übliche Aufbewahrung auf Kornböden ist sehr mangel haft, weil der Aufbau eines solchen Gebäudes große Kosten verursacht und oft das Getreide durch Ungeziefer und Fäulniß verdorben wird. Mehr zu empfehlen sind luftdicht verschlossene Gefäße, wie sie in einigen Gegenden Frankreichs gebräuchlich - sind. In Schweden bewahrt man das Getreide mit Spreu vermischt in sorgfältig verschlossenen Kasten Jahre lang auf. Am besten ist aber die Aufbewahrung des Getreides, wenn es zu Mehl gemahlen worden. In den preußischen Festungen be wahrt man das Mehl in Tonnen von Fichtenholz auf, deren jede -450 Pfund Mehl Nettogewicht enthalten muß. Auf dem Boden der Tonne find dieses Gewicht und das Gewicht des Fasses verzeichnet. Ist das Mehl gut getrocknet und fest ein gepreßt, so hält es sich viele Jahre. In Mehlmagazinen kann der Kornwurm keinen Schaden anrichten; man gebraucht wenig Gcbäuderaum und auch wenig Aufsichtsperson»!. Da es jetzt noch in dieser Beziehung an passenden Gebäuden fehlt, so soll ten Regierungen, Gemeindevorstände und Vereine solche bauen und vermiethen. Kornhändler, Landwirthe, Armenanstaltey, Hausväter könnten dann diese Räume benutzen. Wie manche Familie könnte dann bei niedrigen GetreiLepreisen ihren Jahres bedarf einkaufen und aufbewahren. Wer sich in der Welt um sieht, kann Manches lernen. Im Königreiche Neapel hat man Magazine für Aufbewahrung des Oeles, dessen Ernten großen "Veränderungen unterworfen 'sind. Der-grschworne"Aufseher"drr Magazine stellt Empfangscheine aus, welche auf der Börse nach dem Tageskurse verkauft werden küunen. Der Inhaber eines solchen Scheins kann sich zu jeder Zeit das niedergelegte Oel S ausliefern lassen. Warum könnte nicht eine derartige Aufbe- I Währung des Mehles stattsinden? Dann wäre man doch im I Stande, von reichen Jahren einen guten Theil ohne Schaden M und Verlust auszubewahren, und selbst der ärmere Grundbesitzer, I der wegen Geldmangel immer schnell und ost mit Verlust ver- k kaufen muß, kann seinen Empfangsschein, den er aus dem Ma- ' gazine erhalten, verpfänden oder als Baarzahlung gebrauchen, f Endlich machten mehrere Schriftsteller darauf aufmerksam, wie die Noth der armen Arbeiter in Theurungsjahren rvesentlich ge» ' lindert worden sei durch Ablassen von dem nöthigen Brolge- i, treide um einen billigen!, als den Marktpreis an diejenigen ß Personen, welche dauernd in Arbeit bei größern Landwirthe« M gestanden haben, ferner wie Vereine edler Menschenfreunde 8 durch Ankauf im Ganzen gewirkt haben, und endlich wie Sup- 8 pen- und Speiseanstalten noch fleißiger zu benutzen sind, als I es bisher an manchen Orten geschehen sein mag.