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1464 rischem Mißgeschick zu wahren. — SS giebt aber »och Etwas, waS der englischen Armee verderblich ist, und das ist nicht nur die Schwerfälligkeit und Unkemttniß der adelsstolzen und alters schwachen Führer, sonder» auch der nationale Stolz, welcher diese Führer gefügig macht, ihrem Heere gerade die schwierigste Arbeit zuzumuchen. — Es ist eine ausgemachte THNtsache, daß die Erstürmung des Redau zehnmal schwieriger und weit weni ger vorbereitet war, als die des Malakoff. Die Engländer, die zu diesem Sturm commandirt waren, hatten einen achtmal so breiten Graben zu durchschreiten, als die Franzosen vor dem Malakoff« Thurm. Die Engländer drangen vor, stürmten fie- gend, blieben volle zwei Stunden im Kampfe; aber es blieb ihnen während dieser Zeit alle Hülfe und Unterstützung aus, die unumgänglich nothwendig war. Man sagt, daß die com- maadirenden Offiziere selbst so in Verwirrung waren, daß fie nicht einmal wußten, von welcher Seite her sie die Unterstützung zu erwarten hatten. — Wo Unkenntniß sich mit Stolz verbin det, da kann daS Mißgeschick nicht ausbleiben. Wir wissen sehr wohl, daß nicht wenig Fehler der fran zösischen Feldherren unbekannt bleiben, weil die Presse solche Nicht aufzudecken wagen darf; aber die Fehler französischer Führer haben nicht ihren Grund in Marotten und herkömmli chen Thorheiten; fie werden deshalb von der Erfahrung ver bessert. Die englischen Fehler jedoch find unverbesserlich, so lange ein unverbesserliches System unverbesserliche Vorurtheils- JÜger an die Spitze des Heeres und der Verwaltung stellt. Wir hoffen, daß der gute Witz der „Times" eine Ver besserung herbeiführt, denn es ist ein guter Witz über eine ernste Angelegenheit. Aussicht auf einen dritten Krimfeldzug. Als Sebastopvl nach einem höllischen Bombardement von den Verbündeten erobert wurde, glaubte man, die Russen wür den nun nicht« Eiligeres zu thun haben, als die taurische Halb insel za räumen und wenn fie diese Gefälligkeit nicht baldigst de« Verbündeten erweisen würden, so werde man fie durch einige Demonstrationen schon herauscomplimentiren. Diese Früchte hat aber der Fall Sebastopols nicht getragen. Die Alliirten haben das russische Hauptheer weder von der Tschernaja noch von dem Baidarthale her angegriffen, noch auch durch Ent wickelung größerer Streikkräfte im Rücken der Russen, von Eu- patoria her, di« nordischen Feinde aus der Krim hinausdemon- strirt. Obgleich der Rückzug der Russen mehrmals in den Tagesblättern figurirte, so ist derselbe doch nicht erfolgt und es hat nun bei der hrrannahenden Regenzeit den Anschein, daß die größern Operationen in der Krim von beiden Seiten eingestellt sind. Die Verbündeten scheinen sich in den Winterquartieren, die fie sich durch die Kämpfe des heurigen Jahres gesichert ha ben bequemer einzurichten, wo sie von ihren furchtbaren An strengungen aufathmen und durch Heranziehung neuer Streit kräfte aus den heimathlichen Ländern neue Kräfte für den dritten Feldzug, der im nächsten Frühjahre erfolgen dürste, sich vorbereiten. Mittlerweile kehren die Flotten der Verbün den in der Kriegführung der Alliirten eingetreten. Früher war das dem den Falle Sebastopols glaubten, die ganze Krim werde sofort Alliirten in die Hände fallen. Der Hall Sebastopols bezeichnet nicht das Ende sondet» Anfang eines größern, des dritten Feldzugs. Nach dem 8. September ist eine vollständige Wandelung deten aus der Ostsee zurück, nur ein kleines Blokadegefchwader in jenem Meerbusen zurücklassead und auch die Blokade Lei weißen Meeres ist gleichfalls aufgehSben. So wird also die Waffenruhe während des Winters eine allgemeine werden. Kleinere Unterbrechungen der Waffenruhe können wohl auch während des Winters vorkommen, aber solche Vorpostengefechte und kleinere Ueberfälle führen zu keiner Entscheidung; sie ha ben nur den Zweck, den Gegner zu beunruhigen und zu schwä chen und einen Theil seiner Kräfte aufzureiben. Die Absicht» der beiderseitigen Heerführer find uns jetzt unbekannter denn je. Ihre Depeschen beobachten ein kluges Schweigen über die Be wegungen ihrer eignen Truppen, damit der Gegner nicht durch Rückantwort deS Telegraphen Nutzen aus solchen Depeschen ziehe. Was man aus russischen Berichten über die Bewegung« der alliirten Truppen erfährt, mag zwar meist richtig sein, aber es ist'keineswegs der Art, daß man daraus einen auf genügen den Grundlagen ruhenden Schluß auf die Pläne der Verbün deten machen könnte. Die russischen Depeschen fälschen nicht die Wahrheit, aber fie kürzen und unterdrücken sie häufig. Durch die spätern ausführlichem Berichte erhalten wir dam freilich hinlängliche Einzelheiten über die vollendeten Thatsachen, in der Zwischenzeit ist man aber auf Mittheilunzen aus Kon stantinopel, Wien re. verwiesen, die wohl einige Fasern Wahr heit enthalten, aber mit einer so langen Brühe parteiischer Zu gabe gekocht sind, daß sie kaum mehr Werth haben, als das Interesse an den taurischen Begebenheiten aufrecht zu erhalten. Diese Unzuverlässigkeit, Verworrenheit und Dürftigkeit da letztbezeichneten Nachrichten ermüdet die Leser und bringt ft dahin, daß sie sich auf dem Kriezsfelde nicht mehr zurechtfind« können; fie entmuthigt die Ungeduldigen, die unmittelbar nah Ma di« AM man hat Lie ganz auf frei« schwer e geben. Na gesetzt u reicht ei, und der ftstgebai wendet Dl von den die Flot Wickeln Ler Alli Truppe» Thätigk führung sich das und üb< nächsten Sebasto ten in I ihrer H die Wil Partie Di die Kat ist durck Russen drangt, dem Hi tionen stärkun Ziel und die Bewegung der Verbündeten ein concentrisches, nicht pie rus einem Mittelpunkte, der Krimfestunz, gerichtetes. Jetzt ist mmM sei das Gegentheil in den Bewegungen der alliirten Armeen eiN-M ^d av getreten; wie das Kampffeld nun einen großen Umfang können so geht die Richtung derselben mehr auseinander. Dor de»M 8. September waren zur Vtrtheidigung und zum Angriff des'M einen Punktes alle jene Ungeheuern Kriegskräste ausgkbot«, die im Laufe eines Jahres über das Meer oder durch die M^a russischen Steppen herangeführt werden konnten. Gegen de« Schluß des blutigen Dramas vereinigte sich das furchtbarste KL Artilleriefeuer, welches die Welt je gesehen, auf den Raum vv» wenigen Quadratruthen. Der Malakoffhügel wurde von Lea ^rn französischen Generalstabe als der Schlüssel der Stadt geahnt und die Russen kannten die ungeheure Wichtigkeit desselben. Der Besitz dieses Festungswerks entschied das Schicksal der Stadt und der russischen Armee. Auf ihm erkämpften die Fran- K zosen mit Löwenmuthe und entsetzlichem Verluste den große» D Sieg über die Zwingburg der Krim.