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Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Erscheint jeden Wochentag früh 9 Uhr. Preis vierteljährlich 15 Ngr. — Inserate werden an den Wochentagen nur bis Nachmittags 3 Uhr! ' für die nächsterscheinende Nummer angenommen und Lie gespaltene Zeile mit 5 Pfennigen berechnet. 18?. Montag, den 13. August 1855. Der menschliche Schmuck. II. Lchmuck aus der MauMwelt und dem Thicrreich. (Schluß.) Einen kostbaren, ja nächst dem Diamanten den kostbarsten Stoff, den der Mensch zur Verschönerung seiner Person anwen det, bieten die Perlenmuschcln in den Perlen. Wie der Dia mant in den Drusen der Gebirgsgänge sich in tiefster Dunkel heit zu dem lichterfüllten Krystalle gestaltet, so wächst die edle Perle in der Tiefe der See in der Schale der Muschel nicht minder geheimnißvoll und ungesehen. Die schönste und kostbarste Perle enthält die erste Perlenmuschel Al^tilus margaritikerus, eine ziemlich runde, über eine Hand große Muschel, deren Thier noch nicht genau bekannt ist und sich nur in den ost- und west indischen Seen aufhält. Die berühmtesten Perlenbänke Asiens sind Ormus im persischen Meerbusen, bei dem Städtchen Ma- ranon auf Ceylon und an der japanesischen Insel Hainom. In Amerika werden Perlen gesucht bei den Inseln Cubayna, Margarita, Santa-Marta, wie an den Küsten von Mexico. An diesen Orten kommen die Perlenmuscheln auf Bänken in großer Anzahl vor und werden durch Taucher zu gewissen Jahreszeiten aus der Tiefe heraufgeholt. Die Araber an der Piratenküste und an der Küste von Oman beschäftigen sich alljährlich vom Juni bis September mit der Perlenfischerei, und es versammeln sich dann wohl -4300 Boote zu diesem Zwecke daselbst, welche etwa 30,000 Menschen enthalten, die für 400,000 Pfd. Sterling Perlen gewinnen. Den Tauchern werden die Polypen oft ge fährlich, ebenso die Sägefische. Der Taucher befindet sich in einem mit 8—40 Marrn besetzten Boote, aus welchem er mit einem Korbe sich aus einem Stein in's Wasser läßt, an wel chem der Strick befestigt ist, womit er nach 1 — Minute aus der 5 — 15 Faden tiefen Fluth wieder heraufgezogen wird. Die Araberstämme der Küste treiben diesen Erwerb auf gemein schaftlichen Gewinn und theilen am Ende der Arbeit den Erlös. In Amerika wurde die Perlenfischerei ehedem durch schwarze Sclaven betrieben. Nächst der See enthalten aber auch manche Flüsse Perlenmuscheln, die margaritikeiÄ, mehrere Flüsse und Bäche in Böhmen, Franken und Hessen) namentlich die voigtländische Elster in Sachsen, enthalten oft sehr große Mu schelperlen. Die Perle schätzt man nach ihrer Größe, regelmäßigen Gestalt und Farbe. Die seltensten und daher theuersten sind die kugelrunden, die Stück-, Zahl- und Nettperlen, dtttt» Werth zunächst nach dem Gewicht, nach Gran und Karat bestimmt wird. Samen- oder Lothperlen nennt man die kleinen, unvoll kommenen. Nach der Gestalt nennt man die ungestalteten Kropf-, Kreat-, Kanten-, Pauken- und Monstresperlen. Die schönsten Perlen müssen eine silberhelle Farbe haben, deren Nu ancen, wie beim Diamant, nach dem Glanze oder Wasser be rechnet werden. Die Seeperlen sind stets die besten, und unter diesen behaupten die orientalischen den ersten Rang; mttrr den Flußperlen sind die schlechtesten die russischen, die namentlich im Dniepr gefunden werden und wenig besser als Krebsaugen sind. Bemerkenswerth ist, daß die Perlen, besonders die amerikani schen und die Flußperlen, allmälig ihre Schönheit, namentlich den Glanz verlieren. Man schätzte schon im Alterthum die Per len als Schmuck und bezahlte sie mit außerordentlichen Sum men, wie denn die Perle, welche Kleopatra in Essig aufgelöst dem Antonius vorsetzte, 300,000 Thaler werth war. Papst Leo X. kaufte von einem Venetianischen Juwelier eine Perle für 88,000 Thlr., und Tavernier sah eine Perle, die aus Or mus stammte, deren Werth 400,000 Thaler war. Die kleinern Perlen trägt man seit langer Zeit als Hals- und Armband oder auch als Halsschnur. Größere werden in Gold gefaßt und so besonders in den Ohren oder auch mit an» derm Goldschmucke verbunden als Diadem und Spange ange wendet. . - v Nächstdem wird aber auch die Schale der Perlenmuschel zu vielfachen Schmucke verwendet, indem man damit metallene Spangen und Ringe mehrfach verziert. Selbst die Insekten müssen dem Menschen zur Verschö nerung dienen. Aus der südlichen Mongolei werden alljährlich eine Menge sehr großer und schöner Schmetterlinge nach China eingeführt und dort zum weiblichen Kopfputz verwendet. Der Juwelenkäfer Brasiliens, der gegen einen Zoll lang wird mrd dessen schwarz und goldgrün gestreifter Körper wie mit Bril lanten übersäet ist, während die Füße wie Goldftanzen schim mern, wird wie ein Edelstein in den Haaren, den Ohrgehängen und Halsketten von den Damen seiner Heimath getragen. Die goldgrünen, mit Wellenfurchen gestreiften Flügeldecken des Loprestis giganteus tragen die Eingeborenen von Surinam, Jamaica und Guinea in den Ohrgehängen. Die Fische bieten dagegen, wenn wir manche FischschupyM ausnehmen, die zur Anfertigung unächter Perlen benutzt wer;