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597 letzt lebte Hr. v. Aller in London, doch kann er auf Helgoland erwartet werden, sobald die Werbungen eine erkleckliche Mann schaft unter die englische Fahne gebracht haben. Einige der frü hem schleswig-holsteinischen Offiziere scheinen die Zusage gemacht zu haben, eine beträchtliche Zahl Soldaten heranzichen zu wol len. Bei dem Allen ist den Helgoländern gar übel zu Muthe und sie sehen den empfindlichsten Nachtheil für die Badesaison, die ärgste Verkümmerung der bisher so einträglichen Erwerbs quelle, voraus. -feuMeton. * Die Kölnische Zeitung schreibt: „Seit zwei Wochen unterhält sich die Stadt Smyrna von einem Ereigniß, das in einem französi schen tragikomischen Roman würdig als eine Hauptepisode figurircn könnte. Ein deutscher Musikus, der in der genannten Stadt seit Jahren und mühselig genug mit seiner Kunst nach Brod geht, wurde von seiner Ehehälfte mit Zwillingen überrascht. Traurig betrachtet der arme Mann diesen unmäßigen Zuwachs seiner Familie, die be reits aus mehreren kleinen Musicis männlichen und weiblichen Ge schlechts bestand. Die Angst nun, zwei Wesen mehr ernähren zu müssen, überfällt ihn mit ungeheurer Gewalt, und er kommt zu dem Entschluß, die Neugeborenen dem französischen Kloster zu bescheeren. Die Mutter beschwört ihn, es nicht zu thun, auf Gortes Hilfe zu bauen und ihr die armen Würmlein zu lassen. Aber er beweist ihr, um wie viel besser es die Kinder in dem reichen Kloster haben wer den, beharrt auf seinem Entschluß und macht sich mit seinen jungen Sprößlingen noch in derselben Nacht auf. Er bindet das Packet an die Thür des Klosters und hebt den Klopfer, um ein Zeichen zu ge ben und sich dann so schnell als möglich zu entfernen. Kaum hat er aber den Klopfer leise mit der Hand berührt, als auch schon die Thür sich öffnet und der Pförtner herausstürzt. „Schelm!", ruft die ser, „bist du wieder da? Du scheinst das Kinderaussetzen handwerks mäßig zu betreiben." Er faßt den armen Musikus beim Kragen, hält ihn fest und ruft etwas ins HauS. Sofort bringt man , ihm ein Kind heraus, das er dem Musikus in die Arme legt. „Da nimm auch das wieder, welches du vor einer halben Stunde gebracht hast!" Mit diesen Worten schließt sich die Thür, und da steht der Musikus mit drei Säuglingen in den Armen. Er glaubt schwer zu träumen, und wie träumend kommt er mit den drei Säuglingen in seine Wohnung. Die Mutter vergißt über dem Glück, ihre Kinder wieder zu haben, das neue M-szcschick, und nimmt selbst den unge- betnen Gast mit Freuden auf. Sie legt den kleinen Fremdling zu sich ins Bett, und beginnt, nach Weiberart, seine Wäsche zu unter suchen, die ihr beim ersten Blick als besonders fein aufgefallen ist. Sie wickelt nun den kleinen Jungen auf und findet zu ihrer nicht ge ringen und freudigen Ucberraschung in seinen Windeln eine Funfzig- pfundnotc, ferner eine an den ersten Bankier Smyrnas gerichtete An weisung auf eine sehr anständige monatliche Pension, die hinreicht, die ganze Musikantenfamilie zu ernähren, und einen Brief, in welchem > gebeten wird, den Jungen gut und so lange zu pflegen, bis er eineS Tages rcclamirt wird/' kirchliche Rachrichten. Prediger. Am Himmelfahrtsfeste. Vorm. Text: Luc. 24, 50—53. Nachm. Text: Apvstg. 1,1—11. Dom: früh 9 Uhr, (Musik) Herr Superintendent Merbach. — Nachmittag Betstunde. Petri: früh halb 9 Uhr, Herr Diac. Reinhold. — Nachm. Herr Pastor Uhlmann. Nicolai : früh halb 9 Uhr, Herr Pastor Sturm. Jacobi: früh 8 Uhr, Herr Pastor Rosenkranz. Diebstahlsanzeige. In der Nacht vom 3—4. vorigen Monats sind aus einem Wohngebäude in Langhcnnersdorf mittelst Ausziehens von Dachschobern und Einsteigens nachgedachte Fleischvorräthe entwendet worden, was zur Ermittelung der Thäterschaft und Wiedererlangung des Gestohlenen hiermit öffentlich bekannt gemacht wird. Freiberg, den 12. Mai 1855. Das Königliche Landgericht. , . Abtheilung für kriminalsachen. Benjamin Richter. Uster, Verzeichniß der entwendeten Sachen. 1) 24 Pch. geräucherte Blutwurst, 2) eine geräucherte Bratwurst, 3) zwei geräucherte Schinken, 4) fünf Schrot Speck. Diebstahlsanzeige. In der Nacht vom 2 3. vorigen Monats sind aus einem zu Oberschaar gehörigen, bei Crummenhennersdorf gelegenen Steinkruche nachgedachte Stcinbrecherutensilien entwendet worden, was zu Entdeckung der Thäterschaft und Wiedererlangung der gestohlenen Geaenstände hiermit öffentlich bekannt gemacht wird. " ° ' Freiberg, den 12. Mai 1855. ' Das Königliche Landgericht. Abtheilung für Eriminalsachen. o Benjamin Richter. Aster. Berzeichnist der gestohlenen Effecten. 1) ein alter Radekarren, dessen rechter Schenkel von Eichenholz, der linke von Erlenholz und stark mit Eisen beschlagen ist; aus dem rechten Schenkel sind die Buchstaben 6. V. eingebrannt; 2) ein aus fichtenen Breiern zusammengenaaelter Trog; 3) em Handbeil, wel ches auf dem Eisen mit gezeichnet und von buchenen Holze geschäftet ist.