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572 PAPIER-ZEITUNG Nr. 17/1914 Rechnung tragen, umsomehr, als wir Gelegenheit erhalten werden, mit Herrn Geheimrat Koenig in unserem Kreise Gedanken zu tauschen. Es wäre ja wunderbar, wenn die Ammoniak-Ver billigung endlich einmal zur Wahrheit werden würde, aber es ist zu fürchten, daß es dann mit den Preisen ebenso geht, wie bei der Entwicklung der Ammoniak-Soda-Industrie. Ein ge wisser Preisrückgang wird eintreten, aber die chemische Industrie wird den Preis im eigenen Interesse so hoch als möglich halten, und der Ammoniakpreis müßte sehr erheblich sinken, wenn bei der Flüchtigkeit des Materials unsere Industrie auf ihre Rechnung kommen soll. Die Preise für Kalkstickstoff werden z. B. heute nur ein paar Pfennig unter schwefelsaurem Ammoniak, auf Stickstoffgehalt bezogen, gehalten, so daß die Industrien, die nach billigem Ammoniak rufen,, vom Stickstoff der Luft zu nächst noch wenig direkten Nutzen ziehen. Wir können aber nur wünschen und hoffen, daß die junge Kalkstickstoffindustrie sich so mächtig weiter entwickelt, wie bisher, und daß dann die Erwartungen erfüllt werden, die sich an die Ammoniak-Ver wendung als Aufschlußmittel knüpfen. Geheimrat Frank: Ich möchte doch den Herrn Vorsitzenden bitten, seine Erinnerungen etwas zurückzulenken. Ein Preis von 8 M. für den Zentner Soda war, glaube ich, selbst in Ihrer Jugend noch etwas Unerhörtes. Die Sodapreise sind tatsächlich kolossal heruntergegangen, etwa auf ein Drittel der früheren, und selbst auf dem heutigen Stande werden sie nur durch den Zusammenschluß der Fabriken gehalten. Es besteht zwar kein patentrechtlicher Schutz mehr, aber die Fabrikation der Am moniaksoda erfordert so vollkommene Einrichtungen, so große Kapitalien und so spezielle Betriebserfahrungen, daß sie an manchen Stellen, wo man sie im Hinblick auf die guten finanziellen Erfolge der großen Werke einzuführen versuchte, wieder auf gegeben wurde. Vom Kalkstickstoff und seiner Weiterver arbeitung zu Ammoniak gilt nahezu das gleiche. Auch bei dieser Industrie sind besonders große und billige Kraftquellen die Vor bedingung des Erfolges, daneben kommt aber als Regulator des Stickstoffpreises die Marktlage des Chilisalpeters mit in Be tracht, und da die Salpeterausfuhr für den chilenischen Staat die wesentlichste Stütze seiner Finanzen ist, so scheint bis auf weiteres ein so starker Preisfall, wie wir ihn bei der Soda erlebt haben, ausgeschlossen. Denn wenn auch die Fabrikation des Kalkstickstoffes nach dem Frank-Caro’schen Verfahren in der letzten Kampagne bereits auf mehr als 200 000 Tonnen gestiegen ist und jetzt weitere bedeutende Neuanlagen dafür projektiert werden, so wäre es doch kaufmännisch unrationell, den Preis herunterzusetzen, so lange sich für das Produkt zu jetzigen Notierungen ein aufnahmefähiger Markt bietet, und vom gleichen IGesichtspunkte gehen auch die Firmen aus, welche das Habersche Verfahren der direkten Ammoniaksynthese aus Wasserstoff und Stickstoff zur Durchführung bringen. Bis jetzt sind die Erfolge, welche die Landwirtschaft durch erhöhte Anwendung von Stickstoffdüngemitteln erzielt, so günstig, daß jedes Quantum derselben bereitwillig und zu guten Preisen Aufnahme findet, und auch die Herabsetzung der Marktpreise von Am moniak nur in mäßigem Betrage erfolgt ist. Bei der anderen großen Ammoniakquelle — der Kokerei und Gasindustrie — bleibt das Ammoniak doch immer nur ein von dem Gange des Hauptbetriebes abhängiges Nebenprodukt, dessen Gewinnung nicht beliebig gesteigert werden kann. Vorsitzender: Der Ausführung unseres verehrten Ehren mitgliedes kann ich nur beipflichten. Es bleibt aber die Tat sache bestehen, daß zurzeit Ammoniak noch unerschwinglich teuer ist, so daß selbst Veredelungsindustrien wie die Kunst seideindustrie, nur solange die neuen Produkte hoch im Preise gehalten werden konnten, mit Ammoniakverwendung rechnen konnten, heute aber im Kampf ums Dasein mehr und mehr zu Aetznatron und Schwefelkohlenstoff ihre Zuflucht nehmen müssen. Geheimrat Frank: Sie sehen das an dem Calciumcarbid, welches für Beleuchtungszwecke wegen der mit Versand und Kleindebit verbundenen Schwierigkeiten und Unkosten zu wesentlich höheren Preisen verkauft wird und werden muß, als für die an Ort und Stelle stattfindende Benutzung für Dar stellung von Kalkstickstoff. Willi Schacht: Die Herstellung von Zellulose aus Holz mittels Ammoniaks ist gewiß neu, aber m. W. hat die Freiberger Papierfabrik Weißenborn schon vor etwa 30 Jahren unter Herrn Direktor Büttner Zellulose aus Stroh mittels Ammoniaks er zeugt. Die Fortsetzung dieser Arbeiten in der genannten Fabrik ist daran gescheitert, daß die Wiedergewinnung des Ammoniaks sich viel zu teuer stellte. Man hat nämlich bei der Arbeit mit Ammoniak mit außerordentlich großen Laugenmengen und sehr dünnen Lösungen zu tun, so daß bei der Wiedergewinnung des Ammoniaks enorme Mengen Wasserdampf, also sehr viel Kohle, erforderlich wird. Aus wirtschaftlichen Gründen mußten daher die Arbeiten seinerzeit aufgegeben werden. Nun neige ich auch zu der Ansicht, daß das Koenigsche Verfahren ganz neue Gesichtspunkte eröffnet, weil es die Mög lichkeit bietet, bei der Wiedergewinnung des Ammoniaks neben bei Futtermittel zu gewinnen, und ich glaube daher, wenn es möglich ist, die Futtermittelgewinnung mit gutem Nutzen zu verwerten, daß dann der Ammoniak-Zellstoff Zukunft haben kann. Jedenfalls gilt das, was früher bereits bei den Arbeiten der Gewinnung von Zellulose aus Stroh mittels Ammoniaks maßgebend war, vorläufig noch in gleichem Maße für die Zell stoff-Erzeugung aus Holz mittels Ammoniaks. Geheimrat Frank : Nur zwei Punkte will ich noch berühren: Die Schwierigkeiten der Aufarbeitung von sehr dünnen Am moniakwassern haben wir in der Gasindustrie seit lange über wunden. Wir arbeiten dort mit den aus den Skrubbern kommen den sehr dünnen, etwa 1 % v. H. enthaltenden Ammoniakwassern und nutzen dieselben bis auf etwa 97 v. H. ihres Ammoniak gehalts aus. Sie sehen also, daß diese Aufgabe schon gelöst ist. Wie sich bei ammoniakhaltigen Zelluloselaugen die Kosten und Ausbeuten stellen, ist eine andere Frage, da wir noch nicht wissen können, was von dem verwendeten Ammoniak in der Zellulose hängen bleibt. Davon, daß in Freiberg seinerzeit Ver suche für Aufschließung von Stroh mittels Ammoniaks gemacht sind, habe auch ich gehört, aber die Ablaugen von Stroh ent halten nicht so große Mengen von Futterwerten wie die Holz zellstoffablaugen, welche ganz abgesehen von dem Verlust an wirtschaftlichen Werten nur zu Flußverunreinigungen und lästigen Prozessen Anlaß geben. Vorsitzender: Zu diesem Gegenstand hat sich niemand mehr zum Worte gemeldet. Also können wir die weitere Be sprechung der interessanten Frage bis zu unserer Sommer sitzung als vertagt ansehen. Fortsetzung folgt. 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