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306 PAPIER-ZEITUNG Nr. 10/1914 Neues Wort für Karton Zu Nrn 4, 6 und 7 Ich bin nicht der Ansicht des Herrn Hopkins, daß unter Karton nichts anderes als ein dickes Papier verstanden wird, glaube viel mehr, daß die besondere Eigenschaft des Kartons eine gewisse Steifigkeit ist und schlage daher für Karton das Wort „Steifpapier" vor. Kurt Siebenfreund * * * Es gibt im Papierfach Lederpappen, Holzpappen, Strohpappen usw. Würde sich für den feinen Karton nicht das Wort „Fein pappe“ verwenden lassen ? Man hat dann Lichtdruck-Feinpappe, Steindruck-Feinpappe, Karten-Feinpappe usw. S. & H. * * * „Dickpapier“ als Ersatzwort für Karton hat den Fehler, daß es in Verbindung mit „dick“ und „dünn" nicht gut klingt. „Dünnes •Dickpapier" oder gar „dickes Dickpapier“ mutet etwas sonderbar an. Bis jetzt hat „Karton" ein Stammwort und keine Wortver bindung gehabt und so sollte es meiner Ansicht nach auch in Zu kunft bleiben. „Dickpapier" und ähnliche Zusammensetzungen — man könnte ebensogut „Dünnpappe" sagen — wären keine vollwertigen Ausdrucksmittel für Karton, sondern nur Verlegen heits-Notbehelfe, die zur Bereicherung der deutschen Sprache keinesfalls beitragen würden und die man lieber vermeidet. Gewiß ist Karton nur eine Abart von Papier, Karton und Papier sind je doch in ihren äußeren Merkmalen, ihrer Verwendbarkeit usw. so voneinander abweichend, daß Karton sich wohl den Luxus erlauben darf, ein ureigenes Wort zu besitzen. J. Gall * * * Die bis jetzt gemachten Vorschläge für die Verdeutschung von Karton erscheinen mir durchweg noch nicht als richtige Lösung. Ich empfehle das Wort Feinpappe, womit alles ausgedrückt ist. Man wird künftig im gegebenen Falle „Pappe" und „Feinpappe" ebensogut auseinanderhalten wie „Papier“ und „Feinpapier“. Kommt eine besondere Bezeichnung hinzu, so genügt der Zusatz „Pappe“ meistens schon allein, so z. B. Elfenbeinpappe, Stanzpappe usw. H. C. O. * * * • Wennschon es durchaus wünschenswert erscheint, daß das Fremdwort „Karton" aus unserm Sprachgebrauch verschwindet, schon deshalb, weil es zweideutig ist und leicht Verwechslungen mit Kartonnagen verursacht, so wäre es doch wirklich nicht nötig, nach einem ganz neuen Wort zu fahnden. Wir haben ja das gute deutsche Wort „Deckel“, welches doch schon jetzt für dünnere Pappen gebräuchlich ist. Wir würden Vor schlägen : 1. alle Pappen über 1,5 mm Dicke gemeinhin mit „Pappe“ zu bezeichnen, 2. alle Pappen von 0,5 mm bis 1,5 mm Dicke mit „Deckel", 3. was unter 0,5 mm liegt bis herab zu 0,2 mm mit „Dickpapier". Die Qualitätsbezeichnungen (Stroh-, Holz-, Hadern- usw.) können mit diesem Gattungsnamen gut vereinigt werden. M. * * * Vielleicht dürfte das Wort ,,Feinpappe" ein guter Ersatz sein. Man unterscheidet ja auch Papierfabrik und Feinpapierfabrik. Bei Zusammensetzungen fiele die Bezeichnung „Fein-" weg, z. B. „Elfenbeinpappe“. R. F. Wir erhielten eine Reihe weiterer Zuschriften, die aber nichts Neues sagen. Sie treten meist für Beibehaltung des Wortes Karton ein. Wir schließen die Aussprache und empfehlen die Benutzung des Wortes Feinpappe statt Karton. Schriftleitung. Fortlassung derHöflichkeitswendungen in Briefen Zu Nr. 3 S. 62, Nr. 6 S. 158 und Nr. 9 S. 273 Der Papierhändler aus Oesterreich verkennt das Ziel der sehr zu begrüßenden Bestrebungen. Nicht die Höflichkeit soll einge schränkt werden sondern die Höflichkeitsformeln, die leer, un sinnig, meist sogar recht widersinnig sind und mit wahrer Höflich keit nichts gemein haben. Wenn man schreibt: „Ich bitte Sie höfl." oder: „Ich teile Ihnen höfl. mit", dann bezeichnet man sich selbst als höflich, und das ist doch recht unbescheiden. Der höfliche Ton, den der Herr Einsender in Geschäftsbriefen wie im persönlichen Verkehr fordert, ist im Verkehr unter Gebildeten selbstverständlich. Ich meine, ob ein Brief höflich oder unhöflich ist, darüber ent scheidet der Stil und nicht unangebrachte Beiwörtchen wie höfl., gefl. usw. Mir sind Fälle von überschwänglicher Höflichkeit vor gekommen, die mir nur lächerlich vorkamen und deren verbreiteter Gebrauch für den Handelsstand’ beschämend ist. Ich greife einige solche salbungsvolle Formeln aus meiner Sammlung heraus: „In höflichem Besitze Ihres Geschätzten", „Ich erlaube mir, nach dem Grunde Ihres werten Schweigens zu fragen“, „Um Ihren sehr geschätzten Ansprüchen zu genügen", „Mit meinem ergebenen Heutigen möchte ich Sie höflichst gebeten haben", „Haben Sie die Güte, mir zu gestatten, daß ich Sie höflichst anfrage". Ich glaube, über solche Höflichkeits-Auswüchse kann man nur einer Meinung sein, und ich halte die jetzige, nach Reformen dürstende Zeit für sehr geeignet, darin Wandel zu schaffen. Dar über, daß der kaufmännische Stil reformbedürftig ist, sind sich Sprachgelehrte und Kaufleute einig. R. J. Rußlands Papierzölle. Der in Petersburg unter dem Vorsitz des Geheimrats Zangowoi amtlich eingesetzte Ausschuß zur Vorberatung von Fragen, welche die neuen Handelsverträge betreffen, hat zu seinem Sachverständigen für das Papierfach Herrn Restzoff, den angesehenen Kenner der russischen Papier industrie, eingeladen, der sein Gutachten im Februar abgeben soll. Herr R. berief nun durch Rundschreiben hervorragende Vertreter des russischen Papierfaches auf den 14./27. Januar zu einer Versammlung in Petersburg zwecks Besprechung etwaiger Abänderungsvorschläge, welche die in Betracht kommen den Paragraphen Nm. 176, 177, 178 u. a. des russischen Zoll- (Vertrags) tarifes betreffen. Wir werden über das Ergebnis berichten. Fachliteratur Die Papierfabrikation von Dr. Bruno Possdnner von Ehrenthaf, IX. Band der Monographien des Buchgewerbes, herausgegeben und verlegt vom Deutschen Buchgewerbe-Verein in Leipzig. 1913. Preis 1 M. 50 Pf. Die Monographien des Buchgewerbes sollen kurz zusammen fassend diejenigen Gebiete bearbeiten, deren Kenntnis für den Buch drucker und Graphiker wichtig ist. Die Papierfabrikation, welche dem Graphiker einen seiner wichtigsten Rohstoffe zur Verfügung stellt, ist im vorliegenden Heft von Dr. von Possanner auf 96 Klein oktavseiten beschrieben. Um den großen Stoff auf den kleinen Raum zusammenzudrängen, bedurfte es großer Erfahrung und Sachkenntnis, damit das Wichtige gesagt und nichts Nebensächliches übermäßig breit behandelt wird. Verfasser hat diese Kunst in vorliegender Arbeit aufs vortrefflichste bewährt, dabei eine Reihe der haupt sächlichsten Maschinen und Einrichtungen in guten Abbildungen dem Werke beigefügt. Der Inhalt ist zweckmäßig und übersichtlich gegliedert und bei aller Gedrängtheit ist nichts wesentliches ver gessen worden. Den größten Raum nimmt im Buche die Beschreibung der Papierstoffherstellung ein. Holzschleiferei und Holzzellstoff- sowie die Strohstoffabrikation sind sehr gut beschrieben, auch der Lumpenhalbstoffherstellung ist genügend Raum gewidmet, während die Papierherstellung selbst kurz aber unter Darstellung der wichtigen Maschinen behandelt wird. Ausführlicher sind die für den Drucker wichtigen Nachbearbeitungen und Ausrüstungen des Papiers, insbesondere das Glätten und das Streichen, wie es bei der Chromo- und Kunstdruckpapierfabrikation geübt wird, beschrieben. Ein- gEleitet wird das Buch durch eine kurze Geschichte der Papier macherei. Papierverarbeiter, denen keine Gelegenheit gegeben ist, sich in einem ausführlichen Werk über die Papiermacherei zu unter richten, werden in dem vorliegenden Bändchen gute Unterweisungen finden. S. F. Papierstoffmarkt New York, 14. Januar 1914 Holzschliff. Die Marktlage ist unverändert. Der Frost dauert an, und man hofft, daß er einige Nachfrage zur Folge haben wird. Die Vorräte in den Schleifereien sind groß, und die Abrufe betreffen hauptsächlich vertragsmäßige Lieferungen. Gebleichter Sulfitstoff. Die schleppende Marktstimmung dauert an. Neue Verträge sind nicht abgeschlossen worden, und die Preise sind unverändert. Die Einfuhrhäuser hoffen auf Besserung der Preise, da jetzt die Reste der alten Verträge abgerufen worden sind. Allgemein wird Anziehen der Preise erwartet, jedoch wird aus ländischer Stoff vor Mitte April, d. h. vor Beginn der Ostseeschiff fahrt, nicht in größeren Mengen hereinkommen. , Ungebleichter Sulfitstoff. Die vorausgesehene Festigung der Preise für ausländischen Sulfitstoff ist eingetreten, denn es'wurde skandinavischer Stoff zu bisherigen Preisen bestellt, aber diese Bestellungen von den skandinavischen Fabriken als unannehmbar zurückgewiesen. Neue Verträge sind noch nicht abgeschlossen worden. Berichte aus Skandinavien melden, daß die Zellstoff fabriken ungefähr 80 v. H. ihrer Jahreserzeugung abgeschlossen haben. Aufträge auf Zusatzposten laufen nicht ein, weil die Ost see-Schiffahrt geschlossen ist, aber aus den New Yorker Lager häusern wird Ware ziemlich flott abgerufen. Sulfat- und Kraftstoff. Die Verhältnisse des Marktes haben sich ein wenig gebessert. Die Abrufe zur Vollendung der alten Ver träge waren reichlich, und die Papierfabriken werden bald neu be stellen müssen. Einige Zusatzkäufe sind gemacht worden. Die Preise sind fest und unverändert, aber man erwartet Preiserhöhung oder zum mindesten Befestigung der Preise. Die ausländischen Fabriken haben einen großen Teil ihrer Erzeugung im voraus an europäische und britische Fabriken verkauft. Schiedsprüche siehe Seite 332