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232 PAPIER-ZEITUNG Nr. 8/1914 diese Methoden erst durcharbeiten müssen und es ist beabsichtigt, gleichzeitig mit der ausführlichen Publikation der ganzen Versuche auch die Methoden für die Untersuchung selbst zu veröffentlichen, weil anzunehmen ist, daß der Praxiswahrscheinlich die Angabe dieser Methoden sehr willkommen sein wiru Besondere Schwierigkeiten bieten dann, wie schon erwähnt, bestimmte Kolloide. Ich möchte noch erwähnen, daß verschiedene Anfragen von Papierfabriken, die Leime zur Verfügung gestellt haben, an mich gerichtet worden sind, sie wollten von mir das Analysenergebnis haben. Ich war leider auf Grund eines Vorstandsbeschlusses nicht in der Lage, diese Ergebnisse den anfragenden Fabriken mitzuteilen. Es werden aber seiner Zeit wohl die Ergebnisse den Fabriken durch den Verein zugänglich gemacht werden. Der zweite Teil der Untersuchungen betrifft die Papierproben selbst. Diese sind in Angriff genommen, es wird aber noch eine längere Zeit dauern, bis sie abgeschlossen sind, weil wir 13 Leime von den 29 untersuchten Leimen ausscheiden wollen, die zur weiteren Unter suchung kommen. Die übrigen Leime decken sich ungefähr unter einander. Mit diesen 13 Leimen werden ungefähr 200 geleimte Hand- Papiermuster hergestellt werden müssen. Dieselben müssen auf Leimfestigkeit geprüft werden, und im Anschluß daran soll eine weitere Prüfung in der Weise erfolgen, daß sie zunächst nach län gerer Lagerung unter Abschluß von Luft und Licht, sowie nach längerer Belichtung wiederholt geprüft werden, so daß man sieht, ob durch Vergilbung, durch Einwirkung des Lichts und der Luft die Leimfestigkeit zurückgeht. Es ist daraus schon ersichtlich, daß diese Versuche längere Zeit in Anspruch nehmen müssen. Zum Schluß meiner Ausführungen möchte ich noch den ver schiedenen Fabriken, die Proben und Halbstoffe zur Verfügung ge stellt haben, sowie dem Verein deutscher Papierfabriken, der die Versuche sehr tatkräftig unterstützt hat, meinen besten Dank aus sprechen. (Bravo!) Vorsitzender : Meine Herren! Es hat sich niemand zum Wort gemeldet. Ich schlage vor, daß wir in die Diskussion morgen bei Gelegenheit des Vortrages des Herm Frohberg eintreten. Wir kommen zu Punkt 8: „Bericht über die Tätigkeit des österreichisch-ungarischen Zweigvereins, erstattet von dem Vorsitzenden Herrn Emanuel Spiro in Krummau.“ Emanuel Spiro, Krummau: Sehr geehrte Herren! Ehe ich diesen Bericht erstatte, erlauben Sie mir, daß ich auf die mich sehr ehrenden Begrüßungsworte unseres sehr geschätzten Herm Vorsitzenden noch zurückkomme. Herr Dr. Müller hat sich entschuldigt, daß er mich erst später begrüßt hat. So ehrend diese Begrüßung für mich ist, so muß ich doch sagen, daß ich auf dieselbe gar nicht gerechnet habe, da ich ja einer der Ihrigen oder vielmehr der unsrigen bin, sowohl in bezug darauf, daß ich Mitglied des deutschen Vereins bin, als in Hinsicht des öster reichischen Zweigvereins, der sich mit Ihnen auch eins fühlt. (Bravo!) Nun gestatten Sie mir, daß ich Ihnen den Tätigkeitsbericht erstatte. Tätigkeitsbericht des österr.-ung. Zweigvereins der Zellstoff- und Papier-Chemiker für das Jahr 1913, erstattet vom Vorsitzenden Herrn Emanuel Spiro Im Dezember vorigen Jahres hatte ich die Ehre, über die Gründungstätigkeit unseres Zweigvereines zu berichten und weiters mitzuteilen, daß wir beschlossen haben, Preisaiissclweibiingen für wissenschaftliche Facharbeiten vorzunehmen. Der Vorstand hat die Vereinsmitglieder mittels Rundschreiben eingeladen, aktuelle Themata in Vorschlag zu bringen. Unter den hierauf eingelaufenen Vorschlägen wurde in der Vorstandssitzung eine Auswahl getroffen, bzw. der Beschluß gefaßt, die Themata: 1. „Wie können die technischen Mängel, welche sich der Verbreitung der alkalischen Zelluloseverfahren in Oester reich-Ungarn in den Weg stellen, behoben werden“ mit einem Preise von 300 Kr. und 2. „Rationelle Wärmewirtschaft in der Zellulose- und Papierfabrikation“ mit einem Preise von 500 Kr. mit einem Einreichungstermine bis zum 31. August 1914 zur Aus schreibung zu bringen. Wir hoffen auf rege Beteiligung an dieser Ausschreibung und auf angemessene Förderung unseres Industriezweiges durch dieselbe. Die Hauptversammlung unseres Vereins fand am 8. Februar 1913 statt, war von 80 Personen besucht und nahm einen sehr be friedigenden Verlauf. Außer dem Beschluß, Preise auszuschreiben und damit die wissenschaftlichen Leistungen unseres Vereins zu fördern, wurde in der gleichen Absicht auch noch der Beschluß’gefaßt, Ferialkurse zur Fortbildung Angestellter der Papier- und Zellstoffindustrie abzuhalten. In dieses Komitee wurden entsendet von unserem Vereine Herr Generaldirektor Prinzhorn, vom Verein der öster reichisch-ungarischen Papierfabrikanten Herr Ludwig von Piette und von beiden Vereinen gemeinsam Herr Eduard Ellissen. Der Programmentwurf der Ferialkurse umfaßt vorläufig folgende Kurse und Vorträge: 1. Technische Neuerungen in der Zellulosefabrikation 2. Technische Neuerungen in der Papierfabrikation 3. Fortschritte der Dampf- und Wärmetechnik 4. Neuerungen in der Untersuchung und Prüfung des Papiers 5. Fortschritte auf dem Gebiet der Elektrotechnik a) der elektrische Antrieb der Papiermaschinen b) Kraft-Uebertragung c) Ueber elektrische Beleuchtung 6. Wasserkraftanlagen, Wasserturbinenbau und Wasserpumpen 7. Wasserbeschaffung 8. Ablaugen, ihre Unschädlichmachung und Wiederverwertung 9 Das Färben des Papiers 10. Papierleimung und Leim-Ersatz 11. Druckerei und Reproduktionsverfahren 12. Neue Gesetze und Verordnungen betreffend gewerbliche und industrielle Betriebe 13. Die Zellulose- und Papierfabrikation in der österreichischen Handelsbilanz Die Vortragenden werden zum Teil aus der Reihe von Professoren und Lehrern technischer Hoch- und Mittelschulen gewählt, wobei aber Rücksicht auf ständige Fühlungnahme zur Industrie genommen wird, zum Teil werden die Kurse und Vorlesungen von unabhängigen Ingenieuren und sonstigen in der" Praxis stehenden geeigneten Persönlichkeiten abgehalten, Wobei zwecks Wahrung der notwendigen Objektivität Vertreter von Maschinenfabriken oder sonstigen etwa besondere Interessen verfolgenden Firmen in der Regel ausgeschaltet bleiben. Unter anderen wurden bis jetzt für die Vorträge gewonnen: Hofrat Prof. Hohenegg, Hofrat Toula, Prof. Budau, Prof. Klaudy, Prof. Unger usw. Da wir glauben, durch die Abhaltung dieser Kurse, einer Ein richtung, welche sich übrigens auf anderen Gebieten der Industrie bereits mit bestem Erfolge eingebürgert hat, einem in unseren Kreisen herrschenden Bedürfnisse nachzukommen, hoffen wir, daß unsere Bestrebungen den gewünschten Erfolg haben werden. In der Hauptversammlung wurden mehrere Vorträge gehalten und zwar besprach Herr Dr. Klein „Die Fortschritte der Natron- und Sulfitzelluloseindustrie", Herr Direktor Necas berichtete über „Erfahrungen, betreffend die „Säurewiedergewinnung in der Sulfit- Industrie“, Herr Direktor Ing. von Linhart über „Elektrische Kraft übertragungen in der Papierindustrie“, Herr Direktor Voraberger über „Füllstoffe" und Herr Dr, Drechsler-Dresden über „Filter- und Kläranlagen“. Zur besonderen Freude und Ehre gereichte uns die Anwesen heit des allverehrten Vorsitzenden unseres Hauptvereins des Herrn Dr. Max Müller, der in einer sehr beifällig aufgenommenen Rede über die Ziele unseres Vereins mit großer Wärme für unseren Zweig verein eintrat. Wir wollen ihm an dieser Stelle nochmals für sein Erscheinen bei unserer Hauptversammlung herzlichst danken. Die im Anschluß an unsere Hauptversammlung erfolgte gesellige Veranstaltung war glänzend besucht und gab Zeugnis von der Sympathie, die sich unser Verein in der kurzen Zeit seines Bestandes zu erwerben vermochte. Die Mitgliederzahl des Zweigvereins wurde durch die Haupt versammlung gefördert; der Verein zählt heute 70 Mitglieder. Der Vorstand wurde um 2 Mitglieder verstärkt und zwar durch die Vizepräsidenten des Vereins der österr.-ung. Papierfabrikanten, die Herren Adolf Hamburger und Eduard Ellissen, welche in der letzten Hauptversammlung des Zweigvereins einstimmig gewählt wurden. Wenn wir auch im abgelaufenen Jahre noch nicht in vollem Maße das geleistet haben, was uns vorschwebte, es liegt dies haupt sächlich daran, daß die Mehrheit der Vorstandsmitglieder nicht in Wien wohnt, so haben wir doch einen tüchtigen Schritt nach vorwärts getan, und wir dürfen hoffen, daß sich unser Zweigverein des Hauptvereins würdig zeigen wird. Vorsitzender : Ich danke dem Herrn Spiro für seinen um fassenden Bericht. Fortsetzung folgt. Papierfachschulen in Amerika. Nach einem Bericht beabsichtigt die Universität des Staates Maine in den Vereinigten Staaten eine Abteilung für Papier- und Papierstoffschüler einzurichten nach Vorbild der Papiermacherabteilung an der Technischen Hoch schule in Darmstadt. Sie errichtet für diesen Zweck ein Gebäude für 300 000 M. Die Mc Gill Universität in Montreal, Kanada, an schließend an welche die kanadische Regierung ein neues Labora torium für Waldprodukte errichtet, dürfte, wie Pulp and Paper Magazine of Canada meldet, gleichfalls in nächster Zeit Kurse für die Ausbildung von Papier- und Papierstoffmachern einführen.