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Nr. 25/1912 Das Glätten der Papiere Um den heutigen hohen Anforderungen, die. bei vielen Pa pieren inbetreff schönen Glanzes gestellt werden, zu entsprechen, hat man vor allem nachstehende Gesichtspunkte zu beobachten: Auf der Papiermaschine ein möglichst gleichmäßiges Papier herzustellen, dieses genügend abzukühlen, gut zu feuchten und dann einem den Verhältnissen entsprechenden 'Glättwerk an zuvertrauen. Darüber, wie sich diese Ansprüche am besten befriedigen lassen, will ich nachstehend meine Erfahrungen über das Glätten derjenigen Papiere mitteilen, bei denen möglichst hoher zwei seitiger Glanz gefordert wird. In einem besonderen Aufsatz will ich dann das Hervorbringen von einseitigem Hochglanz, sei dieser auf der Papiermaschine oder mit Friktionskalander oder Steinglätte hervorgerufen, besprechen. 1. Papierniaschinen-Arbeit Um gleichmäßige hohe Glätte zu erhalten, müssen die Pa piere, wie oben gesagt, auf der Papiermaschine durchaus gleich mäßig gearbeitet werden, da sonst das Papier auf den Stellen, die mehr Stoff enthalten, im Glättwerk mehr Druck und dadurch höheren Glanz erhält als die nebenliegenden Stellen mit weniger Stoffauftragung. Ja, die hervorstehenden Stellen können sogar im Glättwerk zerdrückt, schwarz und durchscheinend werden. Zur Erzielung gleichmäßigen Papieres gehören vor allem tadellos instand gehaltene Richtlatten; diese dürften auch heute noch mit die heikelsten Teile der Papiermaschine sein. Alle meine Untersuchungen an den verschiedensten Papiermaschinen haben mich stets davon überzeugt, daß die Richtlatten niemals technisch genau richtig waren. Selbst ganz neue Richtlatten, von der Hobelbank genommen und auf einer Richtplatte genau geschliffen, zeigten mir stets, wenn ich sie ganz auseinanderzog oder ineinanderschob, ein unsauberes Bild. Noch schlimmer war dieses Bild bei Richtlatten, die eine Zeit lang auf der Papiermaschine gearbeitet hatten. Doch selbst wenn ich von diesen kleinen Unebenheiten absehe, die bei der Her stellung von Papier von nur unbedeutender Wirkung sind, habe ich gefunden, daß feststehende Richtlatten immer Streifen ziehen. Wir werden daher nach meiner Ueberzeugung zu einem mathe matisch genau gearbeiteten Papier erst dann kommen, wenn die heutigen geradlinigen Richtlatten durch rotierende, runde ersetzt werden. Ich stelle mir dies so vor, nur in größerem Maß stabe, wie die Bearbeitung dicken Brotteiges. Nimmt man zum Ausziehen eines Brotteiges selbst ein mathematisch geschliffenes Lineal, so wird man finden, daß der Brotteig sich nur in Wellen ziehen läßt, während man denselben Teig mit einer rotierenden Rolle völlig gleichmäßig auswalzen kann. Und je dicker der Teig ist, um so stärker ziehen sich die Wellen. Dasselbe findet beim Papierbrei statt, je dicker, je schmieriger der Papierbrei ist, um so mehr treten Ungleichmäßigkeiten im Papier auf. Hier ist ein Feld, wo unsere Maschinenfabrikanten sich noch ein großes Verdienst um die Papierfabrikation erwerben können. Zu den Richtlatten gesellen sich der darunterliegende Sieb tisch und die Siebwalzen. Auch diese ergeben nur in tadellosem Zustande ein entsprechendes Papierblatt. Ferner muß das Metall tuch ohne Beulen und ohne verschmierte Stellen sein, zum Weiter tragen des Papierbreies genügend angespannt und dem Papier brei entsprechend weitmaschig genommen werden, damit der Papierbrei das Wasser genügend behalten kann, und damit durch die Schüttelung eine gleichmäßige Verfilzung herbeigeführt wird. Zur weiteren gleichmäßigen Verarbeitung der Papierbahn müssen zur Gautsche gleichmäßig gearbeitete Manchons, z. B. gewebte Manchons, genommen und die Naß pressen gleich mäßig aufeinander eingeschliffen werden, damit auch hier nicht der noch weiche Stoff Verschiebungen erfährt. 2. Das Feuchten Hat man nach Vorstehendem gleichmäßiges Papierblatt hergestellt, so sollte man, bevor man an das Anfeuchten der Papiere herangeht, zuerst für deren gute Abkühlung sorgen, denn nur Papiere, die genügend abgekühlt sind, nehmen die Feuchtigkeit gleichmäßig an und gestatten gleichmäßige Ver teilung des aufgetragenen Wassers, während frisch gearbeitete oder von der Papiermaschine noch warm heruntergekommene Papiere beim Aufträgen von kaltem Wasser zusammenschrecken und das kalte Wasser abstoßen. Gute Feuchtung warmer Pa piere könnte nur durch heißes Wasser stattfinden, davon sieht man aber der Kosten und der Umständlichkeit wegen ab. Um entsprechende Abkühlung herbeizuführen, läßt man in vielen Fabriken die Papiere in einem kühlen Raum lagern. Da aber Papier ein sehr schlechter Wärmeleiter ist, dauert es eine geraume Zeit, bevor die Abkühlung bis ins innere der Papierrollen ein gedrungen ist. Hierdurch würde man aber gezwungen, große Lagerräume mit rohem Papier anzufüllen, denn Papierrollen von einem Meter Durchmesser bedürfen mindestens 14 Tage, damit das' Papier bis ins Innere der Rollen entsprechend ab gekühlt ist. Liefert nun eine Papiermaschine täglich 10 000 kg Papier, so müßte bei 14 tägiger Aufbewahrung und 12 Arbeits tagen, für eine Papiermaschine ein Lagerbestand von 120 000 kg rohen Papiers geführt werden. Man wird mir beipflichten, daß sich so große Lager in der Praxis kaum regelmäßig führen lassen, namentlich bei den heutigen ausgedehnten Betrieben, in denen meist mit mehreren Papiermaschinen gearbeitet wird. Dabei müßte auch noch der Lagerbestand fortlaufend entsprechend den gearbeiteten Rollen gewechselt werden, damit die zuerst ein gelegten Rollen auch zuerst zur Weiterverarbeitung genommen werden, und bei Durchführung dieses Planes müßten schwer übersehbare Lagerräume in Anspruch genommen werden. Hierbei tritt im weiteren sehr häufig der sehr unangenehme Uebelstand ein, daß Rollen, die nicht ganz trocken von der Papiermaschine kommen, an den äußeren Seiten eintrocknen und zusammen schrumpfen, wodurch das Weiterbearbeiten dieser Rollen auf den Glättwerken nur mit viel Ausschuß von statten gehen kann. Um diesem Uebelstand vorzubeugen, und auch wohl um das Papier einer gewissen Feuchtung zu unterziehen, wird in diese Kühlräume Dampf eingeführt. Doch meine Erfahrung zeigte mir, daß dies ganz unnütz ist. Ich ließ zu eingehenden Versuchen Rollen-Papier in einen solchen mit Dampf gefüllten Raum einlegen, und nach einer Lagerung von sechs Tagen und sechs Nächten untersuchte ich, wieviel Feuchtigkeit das Papier an genommen hatte. Dabei konnte ich feststellen, daß bis zu 200 Meter ein Gewichtszuwachs stattgefunden hatte und zwar zu Anfang bis zu 15 v. H., während der Gewichtszuwachs nach dem Innern der Rollen fortlaufend abnahm, und solcher nach wenigen hundert Metern sich kaum noch feststellen ließ. Zu viel besserem Ziele gelangt man, und es dürfte auch das zweck entsprechendste für die Praxis sein, gleich am Ende der Papier maschine so große Kühlzylinder einzubauen, daß das Papier sic vollständig abgekühlt verläßt. Die Ansicht, daß solche Kühlzylinder umso größer sein müssen, je dicker das jeweils gearbeitete Papier ist, erachte ich für unhaltbar, denn je dicker ein Papier ist, um so langsamer wird es auch gearbeitet, daher bleibt es auch um so länger mit dem Kühlzylinder in Berührung, und dadurch wird der nötige Ausgleich herbeigeführt. Der Durchmesser der Kühlzylinder hängt lediglich davon ab, welche Menge Papier die Papiermaschine herausarbeitet. Um nicht mit zu großen Kühlzylindern arbeiten zu müssen, da diese das Führen des Papieres erschweren, müßte man entsprechend der Leistung der Papiermaschine mehrere Zylinder mit Kupfermantel (als bestem Wärmeleiter, und weil Kupfer das Papier nicht durch Rost verunreinigt), einbauen. Sollte man aus finanziellen Rücksichten von einem Kupfer mantel absehen wollen, so könnte auch Eisen, mit Gummi über-, zogen, benützt werden, doch wird die Abkühlung durch den Gummiüberzug sehr behindert. Wenn der Raum es gestattet, so sind auch Windhaspeln sehr zu empfehlen; denn, abgesehen davon, daß sie die Leistung einer Papiermaschine fördern, gewinnt auch die Güte des Papiers durch sie nicht unwesentlich. Nachdem nun die Papiere in gewünschter und zweckent sprechender Weise abgekühlt sind, werden sie gefeuchtet. Hierzu