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44 PAPIER-ZEITUNG N r . 2 werden kann. Bei Beachtung dieser Unterscheidungen würde mancher Mißerfolg, der jetzt meist der Reproduktion zugeschoben wird, wohl zu vermeiden sein. Leider hat es nicht an Versuchen gefehlt, die eine graphische Technik gegen die andere als überlegen oder gar als universal auszuspielen. Eine solche Universaltechnik gibt es gegenwärtig noch nicht. Wir aber sollten uns aller der bestehenden Re produktionstechniken freuen, denn diese bilden eine Gesamtheit, die jetzt schon jede Aufgabe zu lösen vermag. Johannes Meru Lohnender Drei- und Vierfarbendruck Druckereien, die sich am allgemeinen Wettbewerb beteiligen, kommen auch in die Lage, Drei- und Vierfarbendrucke liefern zu können. Dann entsteht die Frage, ob-sich der Druck lohnen wird, wenn man sich selbst damit beschäftigt. Ueber die zu er wägenden Erfordernisse und die Schwierigkeiten, die sich ergeben können, ist man häufig sehr im unklaren. Die Selbstherstellung der Druckplatten ist jedenfalls nicht zweckmäßig. Gegenüber den Preisen, welche leistungsfähige Reproduktionsanstalten be rechnen, sind die Arbeitslöhne und Selbstkosten für Herstellung der Druckplatten zu hoch. Nur bei regelmäßiger und gleich bleibender Beschäftigung läßt sich angemessene Verzinsung des Anlagekapitals erhoffen. Aber auch die Druckausführung hat für vollständiges Gelingen mancherlei Voraussetzungen; beim Fehlen nur eines Erfordernisses kann der Erfolg in Frage gestellt sein. Die Reihenfolge der Farben beim Druck kann wohl gegen über dem Andruck der Aetzanstalt geändert werden, nur ist dann die Anfertigung neuer Probedrucke Bedingung. Daß für diese ein Ansatz nach dem Druckpreisetarif zu machen ist, sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Aber auch wenn man sich an die übliche Methode hält, bei Dreifarbendruck zuerst Gelb, dann Rot und als letzte Farbe Blau zu drucken, bei Vierfarben druck zuerst das Schwarz, das Gelb, Rot, Blau (bei luftigeren Farben und farbenreichen Bildern besser Schwarz zuletzt) ist die Herstellung neuer Probedrucke notwendig. Das Abstimmen der Farben nach den mitgelieferten Andrucken sollte eigentlich in der Druckerei selbst vorgenommen werden können; wenn die Fähigkeiten hierzu fehlen, so ist auch die Ueberwachung der Ausführung und das endliche Gelingen der Arbeit fraglich. Die empfindliche gelbe und rote Farbe verlangen gesonderte Walzen sätze, da es sonst vorkommen kann, daß beim Fortdruck diese Farben verändert werden, indem sich aus den Vertiefungen der Walzen Farbeteilchen vom früheren Druck loslösen und den Farbton verändern. Auch das Farbwerk der Maschinen muß mehrfach ge waschen werden; die Außerachtlassung solcher Maßregeln kann unangenehme Ueberraschungen bereiten. Von Zeit zu Zeit sind Probebogen zur Prüfung des richtigen Standes durchzu lassen, und Auflagebogen sind mit dem Skalendruck zu vergleichen, wobei zu berücksichtigen ist, daß mit dem vollendeten Trocknen die Farbe etwas zurückgeht. Bei großen Auflagen, namentlich bei ganzgeleimten Papieren, kann es vorkommen, daß die zweite Farbe abgestoßen wird. Unter normalen Verhältnissen werden zum Auftrocknen einer Farbe 2 bis 3 Tage nötig sein. Diese Zeit sollte nicht wesentlich überschritten werden, denn dann wird vielleicht die folgende Farbe nicht mehr abgehoben. Wenn bei größeren Auflagen nur eine Maschine zur Verfügung steht, so empfiehlt es sich, die Auflage in mehreren Posten zu drucken, um die einzelnen Farben nicht zu hart auftrocknen zu lassen. Wollte man versuchen, das Trocknen dadurch aufzuhalten, daß man die Auflage in großen Stößen aufeinanderlegt, so kann leicht die ganze Auflage wertlos werden, indem durch das schwere Gewicht des Papiers Farbeteilchen abgehoben werden, was sich durch weiße, runde Pünktchen zeigt. Es kann aber auch erwünscht sein, die folgende Farbe schon nach wenigen Stunden aufdrucken zu können. Die Zusammensetzung der Farbe ver langt dann die Beobachtung besonderer, auf Erfahrung be gründeter Regeln, wobei auch die Beschaffenheit des Papiers berücksichtigt werden muß. Um Trockenmittel handelt es sich dabei nicht, sondern um Veränderung des Bindemittels. Von der Verwendung von Trockenmitteln sieht man am besten ganz ab, denn beim Dreifarbendruck könnte ein solches höchstens für die dritte Farbe in Betracht kommen, aber Blau, das hierzu meist verwendet wird, gehört schon zu den gut trocknenden Farben; beim Vierfarbendruck wird man für den Druck der schwarzen Platte, wenn sie zuletzt gedruckt wird, mit Vorteil gut trocknendes Schwarz nehmen. Sogenannte Illustrations- färbe ist ungeeignet, da deren mangelnde Trockenfähigkeit und der Farbton, den man ihr absichtlich gibt, sich störend be merkbar machen können. Die Klischee-Unterlage ist ebenfalls sehr wichtig, da bei größeren Auflagen die mit gelieferten Holzfüße sich als unzu länglich erweisen werden. Am besten sind eiserne Unterlagen, bei denen aber die Befestigung der Platten Schwierigkeiten macht. Mit solchen lassen sich jedenfalls die schärfsten Ab drücke und glatter Fortdruck ermöglichen. Bei regelmäßig wiederkehrenden Formaten kann man sich Bleifüße mit einge legten (eingegossenen) Holzleisten, die zum Befestigen dienen, herstellen. Das Zusammensetzen von Unterlagen aus Hohl stegen und die Verwendung von Facetten erweist sich wegen der verschiedenen Höhe, die ein Unterlegen nötig machen, als sehr umständlich, auch schmieren die Facettenköpfe leicht, wenn die Auftragwalzen nicht ganz genau eingestellt sind. Das hier und da geübte Verfahren, die Aetzplatte durch Schrauben auf der eisernen Unterlage zu befestigen, soll sich bei großen Formaten gut bewähren. Vereinzelt pflegt man erst auch die Platten auf Bleifüße in richtiger Größe aufzulöten, wobei aber die bestens bewährte Zurichtung zwischen Platte und Unter lage fortfallen muß. Der Aufzug soll möglichst hart und nur soweit elastisch sein, als es notwendig ist, um eine Vermittlung zwischen zwei Metallplatten herzustellen und das Abheben der Farbe zu ver mitteln. Die Erfahrung hat gelehrt, daß sich hierbei ein dünnes Gummituch mit einem darüber gespannten glatten, kräftigen Bogen Landkartenpapiers sehr gut bewährt, wobei der letztere vor dem Aufziehen zu feuchten ist, damit er nach dem Trocknen glatt liegt. Die notwendige Zurichtung soll sich auf ein Mindest maß beschränken und kann meist mit Seidenpapier hergestellt werden. Namentlich bei großen Auflagen ist es am besten, die Zurichtung zwischen Platte und Unterlage zu bringen, weil sonst beim „Reiten” der Autotypien, auch schon dem geringsten Rücken auf dem Fuße, die Wirkung der Zylinderzurichtung aufgehoben ist. Das Auflagenpapier ist vor Beginn des Druckes in kleinen Stößen im Druckereiraum (am besten in Trockenregalen) aus zulegen, da sonst Größenveränderungen unausbleiblich sind, und auf diese Weise können ganze Auflagen wertlos werden. Der Feuchtigkeitsgehalt der Luft hat solchen Einfluß auf das Papier, daß es sich empfiehlt, durch Hygrometer eine fortdauernde Kontrolle auszuüben. Die Fenster des Druckersaales sind nachts geschlossen zu halten, dr sonst wesentliche Schwankungen nach dieser Seite unvermeidlich sind. Selbst auf Karton wirken die Einflüsse der Luft so ein, daß gutes .Passen unmöglich wird. Als Druckmaschine für Dreifarbendruck wird sich die Tiegel druckpresse für kleinere Bilder in einzelnen Blättern sehr gut eignen. Natürlich ist Voraussetzung, daß die Druckkraft ge nügend stark, der Bau exakt, die Einfärbung ausreichend sei. Man kann aber niemals das Format durch den Druckstock ganz ausfüllen. Der Tiegeldruck erfordert ungleich größere Kraft als der Zylinderdruck, bei dem die Druckfläche streifenartig abgerollt wird. Nach meinen Erfahrungen ist es nicht möglich, Platten in der Größe der inneren Rahmenweite auf einem Tiegel zu drucken, selbst wenn die Presse als leistungsfähigste bezeichnet werden muß; zwei Drittel bilden das äußerst zulässige Maß. Falls das Format die Herstellung auf der Schnellpresse er forderlich macht, dürfte für diese Zwecke, wenn gute Leistungen gefordert werden, eine Maschine mit dauernd umlaufendem Zylinder, vielleicht auch eine Stoppzylinderpresse, am besten entsprechen. Die Ueberlegenheit der Maschine mit dauernd umlaufendem Zylinder gegenüber allen übrigen bisher gebräuch lichen Systemen in bezug auf Druckkraft, Schnelligkeit, Ge nauigkeit des Registers und Sauberkeit bei der Ausführung des Druckes macht sich namentlich bei autotypischem Mehr farbendruck geltend. Die besseren Ergebnisse, die auf diesen Maschinen erzielt werden, bestehen in besserem Druck und in größerer Menge. Zum besseren Druck als bei anderen Maschinen hilft die größere Druckkraft; in Verbindung damit muß aus reichende Verreibung der strengen, körperreichen Farbe und genügender Auftrag auf die Form stehen. Nur eine Maschine mit 4 Auftragwalzen kommt für feinsten Farben-Autotypie- druck in größeren Formaten in Betracht. Die Länge der Ver reibungsfläche im Farbwerk und der Durchmesser der Auftrag walzen müssen in richtigem Verhältnis zur Druckfläche stehen. Durch Schieben oder Ziehen der Seiten- und Vorschieben der Vordermarken ergibt sich sehr genaues Register, eine Gewähr dafür ist, daß der Bogen bis zur Beendigung des Druckvorganges