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Freiberger Anzeiger Tageblatt Donnerstag, den 15. September Ir. M > » 1 1 (Dr. I.) enschen Grund zu verlegen. Kob«rg, 7. Sept. Heute früh 0 Uhr ertönte von allen Thürmen der Stadt das Geläute der Glocken. Vor 9 Uhr stellte sich der Festzug des Gustav-Adolf-Vereins vor dem Rath- hause in der bestimmten Ordnung auf. Voran zöge« die Füh rer vom Festcomiti, die Stadtverordneten und der Magistrat. Dann folgten der Centralvorstand, von Abgeordneten des Lan- drsvereins geführt; die Abgeordneten der Hauptvereine; die Gäste; die Geistlichkeit von Stadt und Land; sämmtliche Leh rer; eme.Abchrilung des FestcomitL; die Gemeinde; eine Ab- thrilung des Festcomiti. Dir gestrige heitere Witterung hatte --sch^t t-dm W.chmwg PM, >,^elbh - Sus«t- , di. nSchstnsch.in.ud. Rmmn« »nd di. gespalten. ZUl. «it » Psmm-" Tagesgeschichte. Dresden, 13. September. Die am 9. und 10. l. Ms. mit den Adjacenten 0er künftigen Albertsbahn wegen Abtretung des erforderlichen Areals gepflogenen Unterhandlungen habm zu einem schnellen und günstigen Resultate geführt, indem die selben sich sämmtlich ohne Weiterungen der Expropriationstaxe unterworfen haben. Es handelt sich jedoch hierbei zunächst um Lie erste, bis zu dem Dorfe Plauen reichende, Sektion. In welcher Weise die Albertsbahn belebend auf die Industrie des Plauenschen Grundes zu wirken geeignet sein wird, dafür dürf ten schon jetzt einige Thatsachen sprechen. In der Nahe der Meisterei beabsichtigt nämlich Hr. Stellmachermeister Schrumpf hierselbst eine Wagenbaufabrit zu etabliren und steht derselbe bereits wegen Erwerbung des betreffenden communlichcn Areals sowie wegen Erlangung der nöthigen Conccssion mit dem Stadt- rathe in Unterhandlung. Weiter hinaus in der Nähe der so genannten „Rothen Schänke" bei Potschappel wird durch Hrn. Petzold aus Chemnitz eine Maschinenbaufabrik errichtet werden und das bisher Göbel'sche Etablissement in Zaukerode soll, nach dem es in andere Hände übcrgegangen, als Kesselschmiede, Ma- schincnbauanstalt und Gießerei eine bedeutende Erweiterung er halten. Nächstdem kann es nicht fehlen, daß die Industrie den schönen Wasserkräften der Weißeritz ihre Aufmerksamkeit im- mermehr zuwrnden und dieselbe noch mehr, als zeither geschehen, für ihre Zwecke ausbeutcn wird. Bekanntlich ist neuerdings ein Theil des schönen, in der Nähe des Leipzig-Dresdner Bahn hofs zwischen der Meißner Chaussee und der Elbe gelegenen Wiesenareals zu gewerblichen Zwecken acquirirt worden und sollen die betreffenden Unternehmer Anfangs ebenfalls die Ab sicht gehabt haben, die projectirten Etablissements in den Plau- zwar einem unangenehmen Regen Platz gewacht, doch bewegte sich der imposant- Zug, über 500 Personen stark, lu der schök- sten Ordnung nach der Möritzkirche. Da« Personal Ltr her zoglichen Hofkapelle führte dort den SS. Psalm von MmdekS- sohn auf und sodann betrat der als Theolog wle als Patriot hochachtbare Kirchenrath und Generalsuperintendent vr. Nielsen aus Oldenburg, bekanntlich einer der vertriebenen schleswig-hol steinischen Geistlichen, die Kanzel. Seiner Predigt lag der Text Hebräer 10, IS—25 zu Grunde; daS Thema wart „So stehe denn heute unser Gustav-Adolf-Verein anbetend im heiligen Schmucke, indem er daS vorgelesene GotteSwort zu seinem Worte macht: 1) bei seinem Zusammenkommen (V. 1S—21)' ; 2) bei seinem Gottesdienste (V. 22. 23); 3) bei seinen Berathungen (V. 24); bei seinem Auseinandergehen." Die Kirche wavzum Erdrücken voll. Mittags begann die erste öffentliche Haupt versammlung in der festlich geschmückten Gchloßkkrche in der Ehrenburg. Die gedruckte Fremdenliste zählt 210 Gäste auf; in Wirklichkeit beträgt die Zahl der Fremden vielleicht da« Vierfache. Pofen, 11. Sept. AuS Warschau meldet man uns heute, * daß dort bösartige Fieber und Ruhren unter der CivilbevÄ- kerung wie unter dem Militär grasfiren und große Verwüstun gen anrichten. (Ist vielleicht der Ausdruck „Rühr" nur ein Euphemismus für Cholera?) Alle Lebensmittel seien außer dem im Preise sehr gestiegen — wohl infolge der Armeelieferun- gen — und das Elend unter den nieder» Volksklaffen sehr groß. Freilich merke man das in der polnischen Hauptstadt weniger als an andern Orten, weil die Polizei streng darüber wacht, daß die Noth nicht öffentlich zur Schau getragen werde, weS- halb denn auch Bettler wie das Lumpengesindel ohne Weiteres aus der Stadt entfernt werden. Dadurch tauscht man die Höch sten Staatsbeamten, namentlich den Fürsten-Statthalter, über die wirkliche Lage der niedern Volksschichten; vor allem aber ist dies der Fall, wenn, wie gegenwärtig, der Besuch des Kak- sers in Aussicht steht. — Die Nachrichten, die unS aus den DonaufürstenthLmcrn zugehen, sind dürftig, doch'stimmen sie darin überein, daß die Russen dort bereits ganz heimisch sind und so behaglich sich niedergelassen habm, als seien sie zu Hause. Blickt man daneben auf die Ungeheuren Transporte von Rindvieh, die der Armee nachgehen, wie auf die außeror dentlichen Mehrlieferungen für die dortigen Magazine, so kann man sich wohl schwerlich darüber täuschen, öb die Russen die