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unterhaltungs- und Jntelllgenz-Blatt. 27. Stück. xxni. Jahrg. Sonnabends, den 4. Juli 1835. V e rm isch t e s. Der heurige Frühling wird von den Weinbauern ausnehmend gelobt. Selbst an der Alp im Würtem- bergischen blühten in der Mitte Juni schon die Trau ben. Fast alle. Berichte versichern, daß der Wein dieses Jahr noch reicher blühe, als im vorigen. Eine erfreuliche Nachricht für die im Zollverein liegenden Länder ist die, daß jetzt ein Handelsver trag mit den nordamerikanifchen Freistaaten beabsich tigt wird. Schon sollen Unterhandlungen in Berlin angeknüpft werden, und der amerikanische Gesandte in Dänemark soll sich deshalb, mit Instructionen versehen, im Herbst nach Berlin begeben. Eine Eisenbahn, und zwar nicht gar weit von uns, ist bereits angefangen worden. Bon der Sa line Dürrenberg im Regierungsbezirk Merseburg bis zu den Braunkohlen-Gruben bei Pollwitz soll näm lich eine Eisenbahn geführt werden, deren Bau be reits begonnen hat. Es sind sehr viele Arbeiter dabei beschäftigt, und man hofft, daß der Bau schon im kommenden Jahre ganz vollendet werden wird. Uiber den Kometen sind wieder neue Nachrich ten da. v. Lardner in London hat berechnet, daß er schon gegen das Ende Augusts oder gegen den Anfang des Septembers sichtbar seyn werde. Er meint, man werde ihn mit bloßen Augen, etwa wie einen Stern erster Größe , sehen können; nur werde sein Licht schwächer, wie das Licht eines Planeten, und mit einem schwachen Nebelschein umgeben seyn. AM besten soll er sich ausnehmen am 3. October vor Eintritt der Morgendämmerung und am 11. Octbr. nach der Abenddämmerung. — Dagegen hat ein. Anderer, Herr I. v. Branden burg , der andere Augen und Dinge im Kopfe gaben muß , als die gewöhnlichen Leute, heraus- hebracht, daß der KoMet wirklich schon da ist und «unglücknahend in Form eines flachen Uhrglases, aus gefrornen eisigen Dünsten bestehend, 30,000 Meilen hoch zwischen Mond und Erde über uns hangt.» In München sind am 9. Juni der Graf Mejean und der Baron Billing aus Lissabon angekom men; das sind die Gesandten, die dem Prinzen Maximilian die Hand der Königin Donna Maria anbieten und den Vertrag abschließen sollen. Der junge Fürst ist von einer Göbirgsreise wieder zu rück gekehrt. Man glaubt, er werde jedenfalls, vor dem Vollzug des Heirathsvertrags einige Zeit in Lissabon sich umsehen. Französische Zeitungen berichten, der König von Frankreich habe einen Gesandten nach Stuttgart geschickt, um für den Kronprinzen, Herzog von Orleans, um die Hand der Prinzessin Maria Feo- dorowna zu werben. Die Prinzessin ist die Tochter des jetzigen Königs aus seiner ersten Ehe mit der Großfürstin Katharine, der Schwester des jetzigen Kaisers v. Rußland, und steht in ihrem 19. Jahre. Der Herzog von Orleans ist fast 28 Jahre alt. Zu Odis Soge in Dänemark hat ein achtbares Ehepaar seine Juwelen-Hochzeit gefeiert, d. b. den 75sten Jahrestag ihrer Verheirathung. Der Mann ist 98 und die Frau 90 Jahre alt; er heißt Anders Petersen und sie Mette Anders, und sollen beide immer Anders, aber nie anders gewesen seyn. Die Franzosen Haben doch immer noch die alte Tapferkeit. Kürzlich wurden sechs französische Sol daten auf einem Spaziergang bei Algier von 2500 Arabern überfallen. Die sechs Franzosen aber um zingelten schnell die 2500, und machten so tapfere Gesichter, daß die Araber schnell entflohn. So er zählte ein Deputirter in der Kammer ganz ernsthaft. Vor kurzem waren bei Constantinopel, im Thale der süßen Gewässer, die sämmtlichen Großwürden träger des Reichs , das Collegium der Ulema's, der Scheits, Pascha's und eine zahllose Volks-