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Sächsischer Landtag. Zweite Sammer. Nachdruck verbot,n. li, Dresde«, 31. Januar. 34. öffentliche Sitzung, Vormittags 10 Uhr. Vorsitzender: Präsident Geh. Hofrath Or. Mehnert. Am Regierungstische anwesend: Staats» Minister vr. R üger. Tagesordnung: Schlußberathung über den mittels königlichen Dccrets Nr.2ü vorgelegten E ntwurf cinesGesctzes.dieErhöhungderGerichts- gebühren betreffend. (Berichterstatter Abg. Or. Kühl morgen» Dresden.) Der vorliegende Entwurf entspricht einer Anregung der Zweiten Kammer der Ständcversammlung. Bet der Schlußberathung über -en Theilbericht der anßerordent- lichen Deputation, betreffend den Gesetzentwurf über die Abänderung des Einkommensteuergesetz vom 24. Juli 1000 hatte die Zweite Kammer etnsttmmtg an die königliche Staatsregierung das Ersuchen gerichtet, den Ständen noch in gegenwärtiger Tagung einen Gesetzentwurf wegen 35procentiger Erhölmng der landesgesetzltch geordneten Gertchtskostcn mit Wirkung vom 1. März 1002 ab vorzu legen. Der Beschluß ist aus -er Erwägung hervorge- «angen, zur Abminderung des Dcfictts im Staatshaus halt der Staatscasse weitere Einnahmequellen zu er schließen. Als hierzu geeignet hat man die landeSgcsetz- lich geordneten Gertchtskostcn in Betracht gezogen. Zwar ist erst im verflossenen Landtage eine Neuordnung dieser Materie vorgenommen worden. Allein, diese Neuord nung, die durch bas Gesetz vom 21. Juni 1900 ihren gesetz geberischen Ausdruck erhalten, hat sich in der Hauptsache damit befaßt, -aS Kostcnwesen dem Stande der neueren Gesetzgebung, insbesondere der Reichsgesetzgebung, in for meller Beziehung anzupassen. An den Kostensätzen selbst find, von Einzelheiten abgesehen, gegenüber den durch die Gesetze vom 18. August 1884, die Kosten der Zwangsversteigerung und -er Zwangsverwaltung be treffend, und Kostengesetz von» 6. November 1890 festge setzten, irgendwie ins Gewicht fallende Aenderungen nicht vorgenommen worden. Es ist daher nicht von der Hand zu weisen, daß mit Rücksicht auf die seit dem Bestehen jener Gebührensätze etngetretene Veränderung in den Gcldver- hältnissen, und namentlich auch im Hinblick darauf, daß seit jener Zeit die Aufwendungen des Staates für die Unterhaltung der Gerichte erheblich gewachsen sind, eine Erhöhung der Erträgnisse aus der Thätigkeit der Gerichte für den Staat angezeigt erscheint. Wenn bei Rerathung des Knstengesctzcs vom 0. November 1800 bezüglich Ser Bemessung der Gebühren der Grundsatz aufgestellt worden, daß die Thätigkeit der Gerichte nicht dazu dienen solle, eine besondere Einnahmequelle für den Staat zu bilden, vielmehr die Erträgnisse aus der Thätigkeit der Gerichte nur dazu führen sollten, dem Staate einen Theil der Lasten abzunehmen, die er als Inhaber der Gerichts gewalt zu tragen habe, so soll auch gegenwärtig von diesem Grundsätze nicht abgewichcn werden. Allein, cS erscheint nicht mehr als recht und billig, daß diese Lasten des Staates nicht außer Verhältniß stehen zu den sonstigen Aufwendungen, die er zur Erfüllung seiner anderweitigen Aufgaben zu machen sich gezwungen sieht. Wenn gegen wärtig sich die Beschaffung neuer Deckungsmittcl im Be trage von rund 13 700 000 ./K für die Staatscasse erforder lich macht, zu diesem Zwecke eine wesentliche Erhöhung der Einkommensteuer vvrgenommen werden muß, außer dem noch die Erhebung einer Vermögenssteuer in die Wege geleitet worden ist, so kann es nur gebilligt werden, daß auf der anderen Seite darnach gestrebt wird, die Lasten theilweise hcrabzumtndern, deren Tragung dem Staate bisher abgelegen hat. Hierzu bietet die Erhöhung -er landesgesetzlich geordneten Gerichtskosten — denn nur auf diese kann sich die Maßregel erstrecken, da die Kosten, die in Angelegenheiten entstehen, die vor die ordentlichen Gerichte gehören und auf die die Civilproccßordnung, die Strafprocetzordnnug oder die Concursorönung Anwen dung zu leiden haben, dem Einflüsse -er Landesgesctz- gebung entzogen sind —, einen geeigneten Weg. Steigern sich die Einnahmen der Gerichte, so mindert sich natürlich der Staatszuschuß zu deren Unterhaltung. Die Justiz behörden haben in -en Jahren von 1890 bis 1899 an Zu schuß jährlich erfordert: 4105122 3 387 769 5 132 051 Mark, 4 246714 .L, 3 712 378 .L, 3 267 034 3142 904 .F, 2 671873 2 577 830 beziehentlich 2 925 210 während im Etat für 1900/01 der jährliche Zuschuß auf 4153 430 und im Etat für 1902/03 der Zuschuß auf jährlich 4 604 310 Mark angenommen worden ist. Hierzu treten noch für den Fall der Verabschiedung des Gesetzes über die Woh- nungSgelderznschüssc, die sicherlich auch für die Justiz beamten nicht unerheblichen Mehraufwendungen aus diesem Gesetze. Die Kosten für die Unterhaltung -er Gerichte lasten sich, da die Beamten einen unanfechtbaren Anspruch auf Zahlung ihrer Gehalte und theilweise auf Seren Erhöhung haben, sowie mit Rücksicht darauf, daß die Schaffung neuer Beamtenstcllen durch Vermehrung der Geschäftslast nothwendig sich erweist,nicht hcrabmindcrn. Vielmehr ist, wie auS den letzten Etats hervorgeht, eine Erhöhung dieser Kosten zu erwarten. Hierzu kommt noch, daß die Vornahme einer Anzahl von Neu- und Erweite rungsbauten an Gcrichtsgebäudcn unaufschiebbar er scheint. Durch die Verzinsung und Amortisation der des halb aufznwendenden Summen, die zum größten Thctle im Wege der Anleihe beschafft werden müssen, erhöht sich gleichfalls der Aufwand des Staates für die Rechtspflege nicht unbeträchtlich. Daher dürfte es nicht unbillig er scheinen, -aß Diejenigen, die zur Wahrung ihrer Ver mögensinteressen, und das ist in der weitaus größten Mehrzahl der Handlungen in der nicht streitigen Rechtspflege -er Fall, die Thätigkeit der Gerichte in Anspruch nehmen, eine größere Gegenleistung dafür entrichten, als bisher ihnen abge- fordert wurde. Eine Unbilligkeit kann darin um so weniger erblickt werden, als die bisherigen Sätze des in tzkltung befindlichen Tarifs nur als sehr mäßige, beson ders im Verhältniß zu den Sätzen des preußischen Kosten gesetzes bezeichnet werden müssen. Ferner mutz auch noch in Betracht gezogen werden, datz die meisten Geschäfte der freiwilligen Gerichtsbarkeit fast ausschließlich im Interesse der betheiligtcn Privatpersonen vorgenommen werden und die Allgemeinheit an deren Ordnung nur in sehr ge ringem Maße betheiligt ist. Es ist daher auch bei der all gemeinen Borberathung über das königliche Decret Nr. 4, die Weiterführung -er Reform der directen Steuern be treffend, in dem zunächst auf die Möglichkeit -er Erhöhung der Gerichtskosten zum Zwecke der Vermehrung der Staatseinnahmen hingcwiesen worden, gegen diesen Plan der königlichen Staatsregierung keinerlei Einwendung geschehen. Vielmehr hat diese Absicht der Regierung, wie aus dem oben erwähnten Beschlüsse der Zweiten Kam mer hervorgeht, allseitiger Billigung sich zu erfreuen ge- habt. Bet der allgemeinen Borberathung über das gegen wärtige Decret am 13. Januar d. I. ist in der Zweiten Kammer nur von einer Seite der Wunsch zum Ausdruck gelangt, eS möchte die Geltungsdauer des in Aussicht ge- nommenen Gesetzes auf eine gewisse Zeitdauer beschränkt werden, damit schon hierdurch zum Ausdruck gelange, daß die Erhöhung der Gerichtskosten eine Ausnahme und keine dauernde Maßregel sei und die Regierung veranlaßt würde, bet Fortdauer der gegenwärtigen mißlichen Finanzlage auf eine organische Acnderung der Gebühren sätze des Kostengesctzcs vom 21. Juni 1900 Bedacht zu «ehmen. Die Deputation hat sich selbstverständlich mit dieser SMd-e-un- beschäftigt. Sie ist »der sicht dazu gelangt, ihr Rechnung zu tragen. Zwar ist auch sie der Meinung, daß die allgemeine und unterschiedslose Er höhung der Gerichtsgcbühren um 25 vom Hundert eine durch die gegenwärtige Finanzlage deS Staates gebotene AusnahmSmaßrcgel sei. Sie glaubt aber, da sich nicht übersehen läßt, wie lange die ungünstige Finanzlage an halten wird, keine Veranlassung nehmen zu sollen, die Maßregel auf eine bestimmte Zeit zu beschränken. Im Uebrigen hegt sie bas Vertrauen zu der königl. Staats« regierung, -aß, falls der gegenwärtige Instand als ein länger andauernder sich erweisen und sich erhebliche Un zuträglichkeiten aus dem Bestehen der 2öprocenttgen Er höhung Herausstellen sollten, diese selbst, ohne daß cs der Beifügung einer solchen Zeitbestimmung in das Gesetz be- -ars, darauf zukommen wirb, mit Anträgen auf eine or ganische Aenderung deS Kostengesetzes vom 21. Juni 1900 an die Stände heranzutreten. Die Regierung hat dies der Deputation ausdrücklich zugesagt. Die Deputation beantragt nach alledem: die Kammer wolle beschließen: 88 1 und 2 unverändert nach der Vorlage an zu nehmen, ebenso den gesammten Gesetzentwurf sammt Schluß, Ein gang und Ueberschrift unverändert nach der Vorlage. Ohne jede Debatte und einstimmig beschloß die Kam mer demgemäß. Räch st e Sitzung: Montag, den 3. Februar, Mit tags 12 Uhr. Tagesordnung: Petitionen. Kaninchen-Ausstellung im „Mariengarten". Unter den zahlreich entstandenen deutschen Kanincheluüchter- vereinen, die sich als verdienstliche Vorkämpfer für die Nützlich keit und volkstmrthschaftliche Bedeutung der Kaninchenzucht er wiesen, und aus der bloßen Kaninchenüebhaberei, der man ehe dem plan- und ziellos huldigte, ein rationelles, praktisches Wirkungsfeld geschaffen haben, nimmt der Allgemeine Kaninchenzü.hter-Berein für Leipzig und Um gegend eine hervorragende Stellung ein. Er ist es, der seit einer langen Reihe von Jahren seine für den Thierfreund hoch interessanten Kaninchen-Ausstellungen abhält, die hängeohrigen Widderkaninchcn (Lapins beliers), die von Ohrspitze zu Ohr spitze einen halben Meter und mehr haben, nach Breite und Länge ihrer Kopfzier prämiirt, 14pfündige „belgische Riesen", ausgeschlachtet, wie kleine Fetthammel aufgehängt, die weihen Angorakaninchen, vollkommene Albino-, nicht blos mit rothen Augen, sondern auch langem t^eidenhaar, vorführt und die ver schiedenen Färbungsrassen: die grau schattirten Silberkaninchcn, die Weißen Russen oder Himalaya-Kaninchen mit schwarzen Augen, Ohren, Schnauzen und Füßen, unvollständige Albinos und die niedlichen Holländer mit gefärbtem Rumpf, Ohren und gleichmäßiger Kopfzeichnung bei weißem Hals, Maul und Beinen. Seine diesjährige Schau, die zehnte in der Reihe, die am 1. und 2. Februar in den Colonnaden des „Marien garten" abgehalten wird, umfaßt wiederum Kaninchen aller Rassen, vom belgischen Riesen an bis zum Krcuzungs- und Schlachtzuchtkaninchcn, einschtiehcnd Hasenkaninchen und deutsche Kaninchen. Während in Australien das Kaninchen, das dort in seiner Ueberzahl sein Wohngebiet möglichst gründlich auszufresscn sucht, zu einer wahren Landplage geworden ist, genießt cS in Europa Hausrecht und liefert hier vor Allem in Frankreich und in England als Nutzthier enorme Fleischmengen auf die Tafel von Arm und Reich. In Deutschland stehen den: Kaninchen- sleischgenuß immer noch zu viele alt eingewurzelte grundlose Vorurtheile entgegen; man schätzt noch viel zn wenig den billigen Sonntagsbratcn und den eure kleine Baareinnahme schaffenden Balg. Nach dieser Richtung hin sucht der heimische Kaninchen züchter-Verein aufklärend und fördernd zu wirken. In seiner fetzigen Ausstellung, die 17 Elasten umfaßt, hat er wiederum ein reiches Material seiner züchterischen Ergebnisse niedcrgelcgt, sowohl nach der sportlichen wie nach der wirthschaftlichen Seite hin. Von den englischen Widderkaninchen, „The Lop-Ear-Rabbit", das nächst dem belgischen, bis 7 Kilogramm schweren Riesen kaninchen, das meist verbreitetste Kaninchen in Deutschland ist, kommen zahlreiche Nummern in Betracht. Der Erfolg der Zucht dieses Kaninchens macht sich in den besten Exemplaren in einem Behang von über 58 Centimetern bemerkbar. Neben den Widderkaninchen mit ihrer hochgewölbten, den Nasenrücken in einer Bogenlinie verbindenden Stirn und ihrer gut ent wickelten Kohlwamme treten dann die Producte englischen Züchterfleißes, die Black and ran und Blue and tmi. die schwarz und lohfarbigen, blau und lohfabrigen Kaninchen mit ihren markanten koloristischen Abzeichen hervor, die Holländer in ihrer scharf begrenzten Zeichnung, die Russen lebhaften Tem peraments und die sauber gekämmten, leicht gelockten, rein weißen Angora-Kaninchen. Hasen, Häsinnen und Junge zieren die interessante Schau, in der die berufenen Preisrichter, die Herren M. K. Berthold-Chemnitz und Friedrich Nagel-Neudieten dorf, ihres Amtes walten. -<-M Vermischtes. Berlin, 30. Januar. Herr Reinhold Gerling hatte für gestern Abend eine große Versammlung nach Cohn's Festsälen einbcrufcn, in der er eine lange Rede über die Entlarvung des sogenannten Blumenmcdiums Anna Rothe hielt und zu gestand, -aß die Manipulationen der Anna Rothe em pörender Schwindel seien. Bekanntlich war damals, als das „Blumcnmedium" durch den Breslauer vr. Erich Bohn und den Berliner Pastor Riemann als Schwind lerin überführt wurde, Gerling heftig dagegen auf getreten. Jetzt hat er sich aber selbst überzeugt und leistete dem Pastor Riemann, den er scharf angegriffen, öffent lich Abbitte. Gerling führte ferner aus: „Jetzt weiß ich, wie's gemacht wird! Nachdem wir Mißtrauen gefaßt hatten, legten wir ihr Fallen, und die Frau ist uns hin eingegangen, Schritt für Schritt!" Redner erzählte nnn ansführlich die einzelnen Umstände. So hat Anna Rothe z. B. „aus der Luft" Münzen gegriffen, die aus einem egyptischen Grabe stammen sollten; mehrere von diesen Münzen zusammengestcllt, ergaben eine Kette, wie man sie für 50 ^s. in der Ausstellung „Indien" kaufen konnte. Die Münzen wurden dem Vorsitzenden übergeben, welcher unter großer Heiterkeit -es Publicums zugab, daß die Münzen dieselben sind, wie solche in -er Ausstellung Indien zn kaufen waren. Einmal erkundigte sich Je mand nach dem Onkel einer Dame. Ach, sagte die, der wird bald sterben! Bei der Sitzung nahm das Medium dann die übliche feierliche Miene an und erklärte, daß man jenem Herrn bald die Stätte bereiten werde n. s. w. Dec Onkel lebt aber noch heute quietschvergnügt in Danzig! Neber die Entstehung der Blnmenapportc giebt Gerling ebenfalls Aufschluß, -er wiederholt von der stürmischen Heiterkeit der Versammlung unterbrochen wird. Frau Rothe hatte die Blumen unter ihren Röcken (!) festgebunden. Einmal paflirte es ihr, daß eine warme Cocosnutz, die nicht fest genug angebunden war, aus den Nöcken hervorkollertc. Drei Gärtner haben gezeigt, wie einfach cs ist, auf einem kleinen Raume sehr viele Blumen zusammcnzupreffen und sie ganz frisch zn halten. In eine unter dem Gesäß angebrachte Gummitaschc ging viel hin ein. Einmal fand man die nasse Strippe, mit der die Blumen angebunden waren! Sollte einmal ein Kind neben Anna Rothe gesetzt werden, so lehnte Letztere dies ab, und die dicke Schwiegermutter mußte wiederkvmmen, hinter der sich manches leichter machte. Reinhold Gerling schloß seinen Vortrag mit den Worten: „Und wenn ich von zehn Medien beschwindelt worden wäre — am Spiri tismus halte ich doch fest!" Nach Gerling kam noch ein ganzer Convent der gefoppten Spiritisten zum Worte. ---- Eine neue Baude tm Rtefengrbtrge beabsichtigt, wie man dem „B. L.-A." au» Hain schreibt, die reich-gräflich Schaffqot'sche Verwaltung am Wege von Agnetendorf nach der Peterbaude in der Nahe der Iagdbüte zu errichten. Diese gastliche Statte würde noch im schützenden Hochwalde liegen, daher auch bei Schnerstürmen zu erreichen sein und Wanderern eine willkommene Erholung bieten. Die Bau kosten sind auf 20 000 veranschlagt. — Pension»«»st«lt dentscher Jsnrualiste» »nd Schrift» steiler fE, B.j. Der Rechnungsabschluß bei verflossenen JahrcS läßt wiederum einen sehr erfreulichen Fortschritt eonstatiren. Das Gesammtvermögcn betrug Ende De- cember 1901 660 000 (574 000 im Vorjahre). Bon dieser Summe treffen auf den Altersrcntenfonds 402 000 Mark, auf -en Jnvalidenrentenfvnds 90 000 auf -en Zuschußfonds 03 000 und 75 000 .L. auf Stiftungen und Reserven. Als erfreuliche Momente des Geschäftsjahres 1901 sind die gegen daS Vorjahr erhöhten Zugänge an ordentlichen und außerordentlichen Mitgliedern, der prompte Eingang an Prämien, der minimale Abgang all Mitgliedern durch Aufgabe der Versicherung zu bezeichnen. Hervorzuheben ist noch, daß sich die vcrsicherungstcch- nischen und kaufmännischen Grundlagen der Anstalt voll bewährten. Nähere Angaben über die Entwickelung der Anstalt, wie über die Borthcilc, die sie gegenüber den allgemeinen Versicherungsanstalten ihren Mitgliedern bietet, enthält -er demnächst erscheinende Jahresbericht für 1901, auf den wir die Collegen schon heute aufmerksam machen. Das Bureau der PenstonSanstalt — München, Max Jvsephstraßc 1/0 -- ertheilt kostenlos jede gewünschte Auskunft. ---- München, 30. Januar. Zur Zwangsver steigerung, so wird der „Frkf. Ztg." geschrieben, ist neuerdings — fortgesetzt — eine Anzahl Immobilien ausgeschrieben, die Baumeistern gehören. Eine große Anzahl Bauplätze des Grundstücksspekulanten Höch ist ebenfalls zur Zwangsversteigerung ausgeschrieben. Die Miethpretse der Wohnungen sind von vier Zimmern an fast durchweg gesunken, im Durchschnitt um 10 Procent, bei Wohnungen mit sechs, sieben, acht Zimmern noch tiefer. Marr kann opulente, mit allem modernen Comfvrt versehene Herrschaftswohnungcn in Neu bauten mit vier Zimmern nm 900 bis 1000 ^tl, mit fünf Zimmern um 1200 bis 1400 erhalten. In den äußeren fashionablen Stadtvierteln sind ganze Straßenzügc mit neugebauten vornehmen Häusern noch unbewohnt. Man kauft heute in den Außenvierteln neue Häuser nm 30 000, 40 000 bis 50 000 billiger als vor zwei Jahren. Capitalisten haben daher auch schon ange fangen, Häuser auf Speculation zu kaufen. Wenn die Höchstkatastrophe zum Austrag kommt, wird man Häuser um das Bankgeld und die rückständigen Bankzinsen be kommen können. Die Wohnungen mit 3 Zimmern und darunter halten dagegen den Preis. An ihnen ist kein Ueberfluß. Wie schon früher in -er „Frkf. Ztg." berichtet wurde, erstreckt sich die Krisis auf die feinen und größeren Wohnungen, in denen die Bauspeculation eine erhebliche Ncberproduetion hervorgebracht hat. — Wie Adelaide Ristori die Begnadigung eines -um Tode verurtheilten Soldaten durchsetzte, erzählt anläßlich deS 80. Geburtstages der berühmten Künstlerin ein fran zösisches Blatt. ES war im September 1857. Die Ristori gab Vorstellungen im Zarzuela-Theater zu Madrid, und zu ihren eifrigsten und treuesten Zuhörerinnen gehörte die Königin Isabella, die jeden Abend inmitten der Elite der Madrider Gesellschaft im Theater erschien und stets das Zeichen zum Beifall gab. Eines Abends fragte die Ristori einen der „Habitues" des Theaters: „Sagen Sie doch: Was für ein Glöckchen wurde denn heute Abend auf den Straßen von Madrid geläutet?" — „Das war das Glöck chen der Barmherzigen Brüder. Ein Mönch sammelt Almosen, um Messen lesen zu lassen für das Seelenheil des Soldaten Chapadv, der sich im Zorne auf einen ttnterofficier gestürzt hat, weil er von ihm mißhandelt worden war. Der Soldat wurde zum Tode vcrurtheilt." In demselben Augenblick wurde der Ristori gemeldet, daß einige junge Leute von ihr verlangten, sie möge die Königin Isabella bitten, den zum Tode verurtheilten Soldaten zn begnadigen. „Das würde ich nie und nimmer wagen", erwiderte die Künstlerin. Aber das Mitleid mit dem Schicksale des Soldaten gab ihr schließ lich doch Muth. Sie ließ den gleichfalls im Saale an wesenden Ministerpräsidenten Herzog von Valencia, der ihr persönlich sehr gewogen war, bitten, einen Augenblick in ihre Loge zu kommen, und der Minister ließ nicht lange ans sich warten. Die Ristori empfing ihn mit den Worten: „Gnade, Gnade für -en armen Soldaten!" — „Das ist unmöglich", erwiderte der Herzog. Die Dis- cipltn im spanischen Heere war damals sehr gelockert. Das Zeichen zum Aufstande wurde fast immer von der Armee gegeben, und es sollte ein Beispiel statuirt werden. Eine Stunde vorher hatte die ganze Stadtverwaltung von Madrid die Königin um Gnade für den verurtheilten Soldaten gebeten, aber der Ministerpräsident hatte energisch gerathen, das Gnadengesuch zurückzuweiseu. Die Bitten nnd Thräncn der Ristori rührten ihn aber doch schließlich. „Wenden Sie sich an die Königin", sagte er, „wenn sic will, will ich auch." Nach dem ersten Act hatte die Künstlerin eine Audienz bet der Königin; sie warf sich ihr zu Füßen und bat um Gnade für Chapado. „Ich würde ihn gern begnadigen", antwortete die Kö nigin, „aber der Ministerpräsident . . ." Da vergaß die Ristori alle Regeln der Etiquctte und unterbrach die Königin mit den Worten: „O, Majestät, wenn cs nur das ist — den Minister wollen wir schon umstimmen." Der Herzog war inzwischen in -er Loge erschienen und ver neigte sich vor der Königin, ohne ein Wort zu sprechen. Die Königin ergriff darauf die Hand der Ristori und sagte: „Nun ja, ja, wir wollen ihn begnadigen!" Im Saale hatte sich inzwischen die Nachricht von dem Schritt, den die Ristort gethan hatte, verbreitet, und das ganze Publicum hatte sich erwartungsvoll von den Plätzen er hoben. Die Königin ließ eine Feder holen nnd unter zeichnete in ihrer Loge vor den Augen des Publicums das Begnadigungsdecret. Glückstrahlend eilte die Ristori durch die Couloirs und rief der Menge zu: „Die Gnade ist gewährt!" Einen Augenblick später stand sie auf der Bühne und wurde mit ungeheurem Beifall empfangen. Bon allen Seiten ertönten begeisterte Rufe: „Hoch Isabella! Hoch Ristori!" Die Künstlerin verneigte sich gegen -te königliche Loge und deutete durch ihr Geberden- spiel an, daß nur der Königin allein der Dank für den Gnadcnact gebühre. Aber mitten in dem Bcifallstosen hörte man die Königin mit lauter Stimme rufen: „Nein, nein, sie ist es, der Euer Dank gebührt!" Und will man wissen, was aus dem damals begnadigten Soldaten Chapado geworden ist? Er lebt noch heute als wohl habender Obsthändler in Madrid. — Die Amerikaner in Bulgarien. Das Räubcrstück- chen, dessen Opfer die amerikanische Missionarin Miß Stone in Bulgarien geworden ist, giebt Herrn William E. Curtis Gelegenheit, in dem in Chicago erscheinenden „Record Hcrald" Einzelheiten über die protestantische Propaganda im Lande des Fürsten Ferdinand zu geben. Die Aankccs haben sich Bulgarien getheilt, natürlich nur in geistiger Hinsicht. Die Methodisten nahmen das eigent- liche Bulgarien und die amerikanische MtssionSgesellschaft Ostrumelien und Makedonien. Curtis behauptet, daß Volk und Regierung in Bulgarien der Propaganda keine Hindernisse bereiten, aber die Griechen und die Russen verwünschen sie und suchen ihr überall zu schaden. Die Methodisten haben bis jetzt 130 000 auSgegebcn, nm 484 Personen zu bekehren. Die acht Missionen, die in Bulgarien bestehen, besitzen 18 Schulen, die von 11 Ameri kanern geleitet werden. Die andere Gesellschaft ist schon seit 1858 in Bulgarien. Sie besitzt drei Stationen mit einer Druckerei, einer Buchhandlung und einer öffent lichen Bibliothek; in Philippopel giebt sie ein bulgarisches Wochenblatt heraus. Die Bibel wurde im Jahre 1872 von den Pfarrern Rigg und Long ins Bulgarische über setzt. — Deuke» »erböte». Es dürften kaum je Klagen er hoben worden sein, daß in den Ländern südlich der Drau, dort, wo kulturell eigentlich die Balkanhalbtnscl beginnt, zu viel gedacht werde. Dort ist das Denken überhaupt nicht üblich, und getreu Len streng konservativen Anschau ungen, die sich ppi der patriarchalischen Zeit -ex „Grenzer" in unsere Tage herübergerettet haben, wacht man in Kroatien noch heute streng darüber, daß ja keine Denkercesse verübt werden. Als Beweis diene folgende Scene aus dem Agramer Landtag vom 28. Januar. Abg. vr. Binkowitsch beklagt sich darüber, daß auf den Eiscnbahnkarteu -er kroatische Landtag als Provinzial landtag bezeichnet wird. — Präsident Gyurgyewitsch rügt die scharfen und rücksichtslosen Ausdrücke des Redners, durch welche die Würde deS Landtages herabgesetzt werde. (Zwischenrufe von Seiten des Abg. Harambafttsch) — Der Präsident, zum Abg. Harambasitsch gewendet, ruft: Wenn ich spreche, haben Sie zu schweigen! — Abg. Harambasitsch: Ich habe nur gedacht .... — Präsident: Sie haben garnichtszu denken, wenn ich spreche. — Abg. Harambasitsch: Nicht einmal denken dürfen wir mehr? (Unruhe.) Nach Schluß -er Redaktion eingegangen. Dir in di«s«r Rubrik mit-kcheiUtn, während de« Drucke« eingelaufenen Telegramme hat«, wie sch« au« der Ueberschrift ersichtlich, der Redaktion nicht Vorgelege». Liese ist mithin für Berfttimmelung« u»d uuuerftändltchr Wrnbu-gen nicht ver antwortlich zu machen. * Düsseldorf, 31. Januar. (Telegram m.) An dem Erweiterungsbau der städtischen Kunsthalle ist ein Ge rüst eingestürzt. Fünf Maurer wurden zum Theil schwer verletzt. * London, 3k. Januar. (Telegramm.) Die Blätter melden: Der Entwurf der Antwort auf die niederländische Note ist vom Cabinetsausschuß gebilligt worden. Eine Abschrift wurde an den englischen Gesandten im Haag gesandt. Dieser wird die Abschrift erst überreichen, wenn er dazu telegraphisch ermächtigt sein wird, nachdem die Note ihre formelle Genehmig»«« im heutigen Ministerrathe erhalten hat, dem alle 20 Mit glieder des babinets beiwohnten. Handelssachen. * New Morl, 31. Januar. (Schluß-Courie.l Weizen willig. Loco 87'/., Januar —, März 84'/„ Mai 83'/^ Juli 83'/,. MaiS flau, Januar —, Mat 67'/„ Juli —. Med Spriug-Wheat ciear») 2,90. Getreidefracht nach Liverpool 1 Petroleum. Credtt Balance-at Oil City 1,15, Standard white in New York 7,20. Zucker 3'/,.- Zi»n 24,00. Küpser 13,00 Eisen Nr. 2 Foundry Northern 16,37. Stablickienen 28. Baumwolle. Loco 8'/„ Januar—,—, März 8,05, August 7,97, New Orleans 7"/,<i. Schmalz Western steam 9,65, Rohe L Brothers 9,85. Kaffee fair Rio Nr. 7 5'/^ Februar 5,30, April 5,50. Meteorologische Beobachtungen auk cler 8t«rnwart« to Leipzig. Hübe 119 llleter über <lcm Heere. iu Obemnltr vom AI. 9 O'br Korgens. Zeit äer Leobaobtung. Larom. reck, aal 0°LliNim. INermo- mstsr. OIs.-vr. Uelativs k'sned- tiaksit »/v tVinä- rtedtune u. Stärk«. Mmmsl-- ünsicUt. 30. äan. ^b. 8U. 762 2 — 0,5 96 XXW 2 Klar 31. - Kg. 8 - 768,8 — i.o 100 KO 1 trübe') Km. 2 - 770,0 -j- 0,9 93 XXO 2 trübe Karimum äer 'lemperatur - - t-1>0'. llünmum »»- — 2,8'. ') Heil Wetterbericht «IS» 8 . ltlvt«»« »lagisolivu Institutes Ltations-Xaws. s - s Ls 2 Z r Itiektullg unä LtLrko äcs Wmäes. Wetter. s 2 L Stornoway. . . 787 still wolkenlos — 1 Llacksoä . . . 784 8 »lässig wolkenlos -i- 3 Obristiansunä . 786 8W triscli beäeekt -s- 4 Uaparaoäa . . 779 X leiebt wolkig — 32 Skuäesnacs . . 789 W leiebt wolkenlos — 5 Lloclckolm. . . 784 XXW leiebt wolkenlos — 8 Lopenkagea . , 785 XXO mSssig wolkenlos — 4 Kemel .... 777 X scbvvaeb beiter — 4 Swioemüuäe . . 783 XXO mässig beäeekt 0 Skagen. . . . 786 XO leiebt bald beäeekt 0 Sylt 785 XO massig wolkenlos - 3 Hamburg ... 784 XXW Sturm? beäeekt — 1 lleläer 7 . » . 782 0X0 lriscb beäeekt 1 Scilla .... 778 0X0 stark wolkig -l- 4 KUnster . » . 779 XXO leiebt beäeekt -i- 2 Lerliu .... 781 XO solnvseb beäeekt -i- I llarlsrubo. . . 773 XO mässig ball, beäeckt - 1 l-rankturt a. Ll. 776 XO mässig wolkenlos - 1 Ketn .... 773 0X0 stark wolkig — 1 ?aris .... — — —— Llünclien . . . 771 0 stark wolkig — 1 Obemnitr ... 780 XXO leiebt wolkig — 4 Wieu .... 776 X leiebt wolkig l» ?rag .... 779 XO leiebt beäeekt —. Lrakau. ... 779 WSW leiebt beäeekt 0 Weinberg . . . 778 still wolkenlos — 4 llermauuslaät . 775 xvv leiebt wolkig — «I 1'riest .... 767 0X0 mässig beäeekt -s- 5 Riga .... 774 XX W leiebt beäeekt — 0 ketsrsburg . . —— —— — Sumburgkeaä . 787 SW leiebt beäeckt -i- 3 llol.vbeaä . . . 785 XO sckuacb wolkig 2 Kurstcastlo . . 778 XO lriseb boäcckt -j- 3 äboräeeu . . , — — liockespoint . . 783 OSO mässig wolkig -- 0 Varmutb ... 781 0X0 »teil wolkig -- 3 Valencia ... 783 0X0 leiebt wolkenlos -- 3 Olermout ... 773 X mässig beäeekt — 1 Okerbourg. . . 776 XO stilrwiseb beäeckt -l- 4 Wittorungsverlaut n Saebseu am 30. äannar t 902. Ltation deeli. I emneratui Wiuä liistei- m Kitte, lUioim. ! «cll^ Oresäen . . . . 115 — 0,9 — 0.2 still 0,9 l-siprig . . . . 117 — 0,0 — 0,7 XXW 2 00 Ooläitr. . . . . 169 — 1,l — 1,0 X 5 0,5 Lautsen . . . . 202 — 03 — 0,3 W 1' 0,5 Zittau ..... 258 — 04 — 0,6 W 1 0,0 (Lemnitz. . , . 310 — 2,6 — 2,1 SW 1 2.3 t'reidorg . , , . 398 — 7,6 — 4,8 xw 2> 1,5 Sekoeeberg . . . 485 — 4,0 — 2,1 W 3 5,6 bllstsr . . , « . 500 — 48 —28 X 1! 3,1 Altenberg. . . . 751 — 5,3 —58 X 4 3,3 llsitrenkam . , . 772 — 5,6 — 5,4 XW 2 6,8 lncktelderg . , . 1213 — 8,5 — 8,0 XW 5 38,7 (lliniwum unä diieäeracblag sveräcn am Llittag abgoleseo.) m Llorgen unä Vormittag äes 30. äanuar lavä noch Lcbucc- laü statt, am diackmittag trat trockene, vivllaek deitsrs Witterung ein. Vie Temperatur vabm rasck ab. Ikro tiefsten Weicke ginge» dis —8* (k7cktslberg) kerad, clie Kittel lagen ?um l'beil »oek etvas tieker unä bi» rn Zo unter der ^ormule, 6io Llruim stiege» nur nocb bis 2° ll.einxig). Im klacklanä «tellenueise Isiedtv Sekneelecke, iu äen lllittellage» 2 bis 6 cm. Iteitsen- Kain 10, Xltenborg 12, kicktelkerg 160 cm (39 mm >icäcrsckla^ von Sckllee). Uvbaruiobt ä»r Wetterlage iu Ouropa beute lriiln ^uneroräentlieb boker Imktäruek, mit einem Llariwum von n«ch««v 790 mm im XW, bat sied im gaoreo Witt-ruogsgediet ausgedreitst; äi« tieLten Laioweterstänäe im 8 unä >0 ne» klrä- tbeus sieben nickt unter 770 mm Kerub. Xoräbstlicde, stellenweise lebhaftere Winäs bringen meist trübe-, aber trockene« l'rost- wvtter; iw di borracbt strenge Lillte (Kaparauäa —32°). vis Wettarlag« ckllrtto »rüuüt«. -- -