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4. WlW M LchM ÄMt mü AnzeiM K. N, LoliNtO, 1. Kkm IW. (Rargeil-AlisBe > Königreich Sachsen. Di« vorliegeiide Nummer enthält an anderer Stelle noch folgende unter diese Rubrik fallende souderartikel: Sächsischer Landtag. — Ernennungen, Versetzungen rc. tm öffentlichen Dienste. — BolkS- bochschulvorlräge (Prof. 0. Heinrici). — Umsatz bei den Sparkassen Leipzig I und II und dem Leihhaus« im Monat Decrmber 1901. — Gelichtsverhaudluiigen (Kgl. Landgericht Leipzig; Kgl. Land- gericht Bautzen; Kriegsgericht Leipzig). — Entscheidungen deS Reichs gerichts. — Schrebrrverein „Phönix" zu L.»Liodrnau (Versammlungs- bericht). — Kauinchen-AuSstellung iin Mariengarte». * Leipzig, 31. Januar. Der König hat genehmigt, daß der Postrath Sie bl ist in Leipzig, der Postdircctor Lohmann in Wurzen, der Postverwalter Traut mann in Möckern (Bez. Lpzg.) und der Postschaffner W agner in Oschatz die ihnen von dem deutschen Kaiser verliehenen Dccorattonen, und zwar Sieblist und Loh mann den Nöthen Adler-Orden IV. Classe, Trautmann den Krvncn-Orden IV. Classe und Wagner das Allge meine Ehrenzeichen, anlegen. * Leipzig, 31. Januar. Am Mittwoch, den 29. d. Pits., Abends 8 Uhr, fand eine größere Soiräe bei Seiner Excellenz dem commandirendcn General, General der In fanterie von Treitschke, statt, zu der gegen 200 Per sonen mit Einladungen beehrt waren. Hauptmann Löffler des 131. Infanterie-Regimentes, welcher an der China-Expedition im Stabe des Gencralfeldmarschalls Graf Waldersee theilgcnommen hatte, hielt einen sehr interessanten Vortrag über seine Erlebnisse. Nach dem Vorträge wurde an kleinen Tischen sonpirt und erst nach 11 Uhr erreichte das Fest sein Ende. * Leipzig, 31. Januar. Bei Beratung der Vorlage wegen Einrichtung von Küchen in den Kellergeschossen der Einguartierungshäuser und Errichtung eines Scheibcnschuppens im Hofe des Grundstückes hatten die Stadtverordneten beschlossen, daß der Schuppen Wegfällen und die Scheiben nebst Zielgeräthen in -en Kellern unter gebracht werden sollen. Der Rath ist dem allenthalben veigetreten und hat sich zunächst mit dem Garnisoncom- mando wegen Ausführung dieser Beschlüsse ins Einver nehmen gesetzt. * Leipzig, 31. Januar. Wie wir vernehmen, ist wie derum eine bedeutende Erweiterung des städti schen Vieh- und Schlachthofes in Aussicht ge nommen. Insbesondere ist geplant, eine große Dump f- talgschmelze an Stelle der bestehenden zu errichten, und ferner soll die Wagen - Desinfektions anstalt (die namentlich zur Desinfektion der Eisenbahn wagen dient) vergrößert und mit neueren technischen Einrichtungen versehen werden. * Leipzig, 31. Januar. Im Rvsenthale ist die Ge radelegung eines Theiles der Pleiße, sowie die Erbauung einer zweiten nördlichen Vorflnth- schleuse geplant. Auf Vorschlag der Deputation zum Tiefbauamt und vorbehaltlich der Zustimmung der Stadt verordneten stimmte der Rath den gewählten Tracen zu. — Ebenso wurde die vorgeschlagene Traec einer Bor- fluth sch lense zur Abführung der Wässer der Baucrngrabenschlcuse nach der Kläranlage genehmigt.— Für die Ernencrung verschiedener durch das Wasser zer störter Rohre an den Brunnen der I. Bctriebsanlage des Wasserwerkes in Naunhof macht sich ein »ostenaufwaud von 36 000 nöthig, die der Rath zu Lasten des Er- neuerungsfvnds -es Wasserwerkes vcrwtlligte. — Auf die im amtlichen Theile der vorliegenden Nummer enthaltene Bekanntmachung des königl. Bezirkscommandos seien alle Angehörige des Be urlaubte nstan des hiermit htngcwiescn. t Leipzig, 31. Januar. Im Jahre 1901 wurden beim hiesigen Pvlizetamt 218 Pflichtexemplare der hier er scheinenden periodischen Druckschriften eingereicht. Neu erschienen im vergangenen Jahre 13, cingcgangen sind 6 solcher Druckschriften. — Seit einem halben Jahre weilt der Director der be utsch en Schule tu Johannesburg in Deutschland, um die maßgebenden Kreise auf die Gefahr aufmerksam zu machen, in der die genannte Anstalt in Folge des südafrikanischen Krieges schwebt. Seine Be mühungen, neue Sammlungen für dieses Bollwerk des Dcutschthums in Südafrika einzuleiten, stießen zunächst auf große Schwierigkeiten, welche durch die wirthschaftliche Depression in Deutschland veranlaßt waren. In letzter Zeit aber mehren sich die Zeichen, daß der Appell der deutschen Schule ein williges Ohr gesunden hat. Au größeren Beiträgen sind bisher eingegangen: 1000 .L von Herrn A. W. in München, 2078 von der Colonial- Gcsellschaft, Abthcilung Köln, 3000 von Herrn Geheim rath F. A. Krupp in Essen, 600 von dem Thüringischen Landesverband des Allgemeinen deutschen Schnlvcreins, >1000 von der Firma Siemens L Halske in Berlin; die Berliner Handelsgesellschaft hat sich zu einem jähr lichen Beitrag von 1000 .<t! auf zwei Jahre, die Aachen- Münchener Feuer-Versicherungs-Gesellschaft, sowie die Deutsche Bank in Berlin haben sich zu einem gleichen Beitrag für drei Jahre verpflichtet, desgleichen hat der Magistrat von Hannover einen jährlichen Beitrag von 300 auf drei Jahre bewilligt. In vielen Städten habe» sich Ausschüsse gebildet, die zum Thetl recht erhebliche Snmmen gesammelt haben. So hat die kleine Stadt Eisenach 2000 das noch kleinere Gevelsberg 550 .<! und Bremen nahezu 10000 in einer ersten Sammlung zusammengebracht. Auch in unserer Stadt giebt sich ein reges Interesse für die Sache kund, und wir machen da her besonders aufmerksam auf die Versammlung, die am Dienstag, den 4. Februar, Abends 8 Uhr im kleinen Saale des K ü n st l e r he im s stattfindeu wird, in der der Director der Schule Bericht über den Stand der Dinge erstatten wird und ein Ausschuß sich bilden wird, der an hiesigem Orte die Sammlungen in die Hand nehmen wird. -t- Leipzig, 29. Januar. Die zu Gunsten deutscher Turn- ledrer am 2. August 1863 in unserer Stadt begründete Deutsche Jahn-Stiftung hat im Jahre 1901 bei einer Einnahme von 2764,80 an sieben Turnlehrer, achtzehn Wiltwen und zwei Waisen 1042 Pensionen auSgezahlt und 290 Unterstützungen gewährt, wovon 250 ./ik au» den Zinsen des eisernen Capital» (9000 .4) bestritten worden find, die als außerordentliche Unterstützungen einem Turn lehrer und sieben Witiweo zugesprochen werden konnten. Die GesammtanSgabc betrug 26l8,39 so daß am 31. Decembcr 190l ein Cassenbestand von 146,41 .4 verblieb. DaS G« sam intvermv gen der Stiftung ist im Jabre 1901 um 409,06-4 auf 27 816,41 .4 angewachsen. Der An- tbeil des „Eisernen Capital«" am Gesanuutveriuögen beträgt 9000 .4 an Capital und 482,70 an noch unvertheilten Zinsen. Die Zahl der Mitglieder betrug Ende des ver gangenen Jahres 85. Im laufenden Jahre sind Pensionen zu zahlen an 10 Turnlehrer, 19 Wittwen und 3 Kinder mit zusammen 528 Antheilen gleich 1056 Der Vor stand der deutschen Jahnstiflung besteht nach Vollzug der Neuwahlen au« folgenden Herren: I)r. Ferdinand Goetz, Vorsitzender, AmtSgerichtS-Prasident Cl. Theodor Schmidt, stellverireteiider Vorsitzender, Georg Vogel, Geschäfts- und Cassensührer, Oberturnlehrer Richard Schütz, dessen Stell vertreter, und Professor Max Küchenmeister, Schriftführer, jammtlich in Leipzig. -- In der Dlatthätkirche wir- morgen, Sonntag, den 2. Februar, Vormittags VzlO Uhr, Herr Pastor Vespermaun aus Falkenau an -er Eger in Böhmen pre digen und dabei den Fortgang der evangelischen Be wegung berühren. Der Kirchenvorstand der Matthäi- gemeinde hat zu diesem Gottesdienste nicht allein die Kirche zur Verfügung gestellt, sondern im Anschluß daran auch eine Collecte für Falkenau nachgesucht. Die Kreise des Gustav Adolf-Vereins und des Evangelischen Bundes werden besonders auf diesen Gottesdienst hingewiesen. — Frau Louise Boden-Lei st ner, Leipzig, wird am Montag, den 3. Februar, Abends 8 Uhr, im Saale des „Reichshofeö", Schulstraße 14, ihren dritten Vortrag über Frauenleiden in den Wechseljahren halten. (Vergleiche Anzeige.) — Es wird an dieser Stelle besonders darauf auf merksam gemacht, daß die gesellige Bereinigung des Vereins der Künstlerinnen im Februar nicht Montag, sondern aus besonderen Gründen Dienstag, den 4. Februar, stattfindet. Der Vortrag, den Herr Professor I)r. Witkowski zu halten übernahm, wird ein fesselndes Lebensbild des hochinteressanten Benvenuto Cellini bringen, über den ganz neue Forschungen vorliegcn. (Näheres im Jnseratentheil.) — Alle Freunde des Kegelsport« wollen wir noch be sonders aus daS im Februar slallfindcnde, vom Local verband Leipziger Kegelclubs im eigenen Heim, Nordstraße 17, veranstaltete große Geldpreiskegeln aufmerksam machen. Neben zahlreichen, großen Geldpreisen, die zu er ringen jedem Kegler Gelegenheit geboten wird, verdient Be rücksichtigung der wobltbälige Zweck, der mit diesem Kegeln Verbünde» ist; giebt doch der Verband von der Reineinnahme ansehnliche Beträge an WohltbäligkeitSvereine rc. ab. Es ist das drille sportliche Unternehmen gleicher Art, das sich hoffentlich den vorhergcgangenen im Erfolge gleich günstig anreibt. — Der Verein „Wermsdorfer" zu Leipzig feierte in den letzten Tagen unter zahlreicher Betheiligung seiner Mitglieder und Gäste im großen Saale des Eta blissements „Stadt Nürnberg" sein Stiftungsfest, das, getragen von gutem landsmannschaftlichen Geiste, einen für alle Theilnehmer befriedigenden Verlauf nahm. Concert, ausgeführt von bewährten künstlerischen Kräften, leitete den festlichen Abend ein. Der Vorsitzende des Vereins, Herr Eisner, entbot der festlichen Ver sammlung den Willkommcnsgruß und bat die in Leipzig wohnenden Wermsdorfer, sich dem Verein anzuschließen, bez. neue Mitglieder für ihn zu werben. Die Festlichkeit wird allen Theiluehincrn lange Zeit in angenehmer Er innerung bleiben. s-j- Leipzig, 31. Januar. Heute Vormittag durch- schnitt sich ein in der Eisenbahnstratzc zu L.-Reudnitz wohnhafter 50 Jahre alter, hier ansässiger priv. Restau rateur in selbstmörderischer Absicht an beiden Hand gelenken die Pulsader. Mittels Krankenwagens er folgte seine sofortige Ueberführung in das Stadtkranken- hans. Schwcrmuth in Folge gehabter Verluste soll den Mann zu dieser That bewogen haben. fi' Einem in einer Restauration in der Südstraße in Stellung befindlichen 19 Jahre alten Dienstmädchen fiel, als sie beim Transport eines vollen Bierfasses in den Keller behilflich sein wollte, das Faß auf den rechten Fuß, so daß derselbe anscheinend gebrochen wurde. Stach Anlegung eines Nvthverbandes erfolgte ihre Ueberführung in das Krankenhaus. * Stötteritz, 29. Januar. Die Gemcindecassen- rechu u ng vom Jahre 1900, wdtche die gesetzmäßige Frist öffentlich ausgclcgcn hat, ist richtig gesprochen wor den. — Der Kirchenvvrstand beabsichtigt, auch hier die Gemein üepflege einzuführcn und hat den Gc- meinderath ersucht, zu den durch die Anstellung einer Ge- meindcdiakonissin erwachsenden Kosten einen Theil beizu tragen. Der Gemeindcrath bewilligte bis auf Weiteres einen Jahresbeitrag von 000 .4. — Für die Erneue rung der Anlagen auf dem Kirchplatze wur de« 490 ausgeworfen. Der Gemciuderath ist crbötig, die Anlagen iu eigene Unterhaltung zu übernehmen, wenn der Äirchcnvorstand hiermit einverstanden ist. — Die öffentlichen Impfungen sind für die näch sten 5 Jahre dem praktischen Arzte Herrn Max Schmidt hier übertragen worden. Das zu gewährende Fixum wurde auf 450 .4 festgesetzt. — Der Finanzausschuß würde beauftragt, eine Eingabe an den Landtag auszuarbciten, in welcher um Beseitigung der Doppelbe steuerung für solche Personen gebeten werden soll, welche an anderen Orten wohnen, als wo sich ihr Ge schäftsbetrieb befindet. * Leutzsch, 31. Januar. In der letzten Sitzung des hiesigen Gemeinderathes kam der Geschäftsbericht auf das Jahr 1901 zum Vortrag. Derselbe gab Zcugniß von der umfassenden Arbeit der hiesigen Gemeindever waltung. Der Gemciuderath tagte in 22 Sitzungen und erledigte in denselben 275 Bcrathungsgegenstände. Die meisten Commissioussitzungen entfielen auf den Bau-, Finanz- und Verfassungsausschuß. Bei den neun in den verschiedenen Verwaltungszweigeu geführten Regi- stranden erfolgten insgesammt 6330 Eingänge gegen 5145 im Vorjahre. Zum Abgang gelangten 3749 Sen dungen durch die Post und 4444 durch Boten. Die Ortset n wohn erzähl hat innerhalb des Jahres 1901 eine Zunahme von 1369 Personen erfahren. Es zogen 3250 Personen zu und 1887 weg, so daß die laufend geschriebene Einwohnerzahl Anfang 1902 7673 ist gegen 6304 zur allgemeinen Volkszählung 1900. Bei dem hiesigen Stan besamte kamen 368 Geburtsfälle (gegen 338 im Vorjahre) und 228 Sterbcfälle (170), darunter 14 Todt- geburten, zur Meldung, wovon auf Schönau 29 (23) Geburts- und 18 (19) Stcrbefälle entfallen. Unter dcir 368 Geburten befinden sich 42 (27) uneheliche. Aufgebots verhandlungen fanden 47 (60) und Eheschließungen 48 (68) statt. -3. Liebertwolkwitz, 31. Januar. Im Nathhause Hier selbst soll am 5. Februar von Vormittags 0 Uhr ab ein Gerichtstag für Geschäfte der freiwilligen Gerichts barkeit (Grundbuch-, Register-, Vormundschafts-, Nach laß- und Theilnngs-Tachen) für die Ortschaften Liebert wolkwitz, Großpösna, Güldengossa, Holzhausen, Störm thal, Wachau und Zuckelhansen abgehaltcn werden. * Stahmeln, 31. Januar. Nach dem vom Gemeiude- rathc iu letzter Sitzung genehmigten Voranschlag zum Haushaltplan für das Jahr 1902 wird wiederum ein 60procentigcr Zuschlag zur Staatseittkommeusteuer erhöbe» werden. Die der hiesige» Schule geliehenen 3000 .4 solle» durch Anlage» von jährlich 500 .4 getilgt wrden. Ferner wurde der Beschluß gefaßt, daß das dem Gemeindcrathe angehörige Mitglied K. auszu- scheiden habe, weil die Familie desselben ihren Wohn sitz nicht mehr im Orte habe. Der Betroffene erklärte, daß er gegen diesen Beschluß Rekurs ergreifen werde. -tm- Chemuitz, 31. Januar. Die gestrige Stadt- v e r o r d n c t c u s i y u n g nahm wieder einen sehr interessanten Verlauf. Zunächst nahm das Interesse voll in Anspruch eine Denk sch riftdesRatheSan die Stadtverordneten, die sich gegen die Ausfüh rungen der Herren vr. Gaitzsch und Langhammcr wendet, welche, wie gemeldet, in der Sitzung vom 10. Januar mit dem Stadtrathc scharf ins Gericht ginge», indem sie den Vorwurf erhoben, daß bei Vegebnng des Restes der Stadtanleihe der Rath es habe an der nöthigen Vor sicht fehlen lassen «nd der Stadt durch den billigen Ver kauf derselben ein Verlust von 189 000 zugefügt worden sei. In dieser 13 große Seiten umfassenden Denkschrift geht nun der Rath näher auf die Angelegenheit ein und führt darin aus, daß der ohne irgend welchen Beweis er hobene Vorwurf, der Rath sei bei der Verwaltung des Gemeindevermügens nicht mit der erforderlichen Umsicht und Vorsicht verfahren, völlig unbegründet sei. Die beiden Herren erklärten, in der nächsten Sitzung auf diese Denk schrift antworten zu wollen. Weiter lag ein Antrag des soctaldcmvkratischcn Stadtverordneten Lorenz und Gen. vor auf Beseitigung des gegenwärtigen Landtagswahlrechtes und Einführung des all gemeinen direkten und geheimen Wahlrechtes für den Landtag. Dieser Antrag, welcher seine Entstehung einer dem Collegium zur Beschlußfassung vorliegenden Petition der sächsischen Hausbesitzer vereine um Vermehrung der städtischen Landtags Wahlkreise verdankt, wird demnächst das Stadtverordneten - Collegium beschäftigten. Die er wähnte Petition fand keine Unterstützung bei dem Collegium. Bei Berathung der Rathsvorlagr über Er bauung von weiteren zwei Kochschnlen für die Volksschulen, die aus Anleihemitteln errichtet werden sollen, rückten die Herren vr. Gaitzsch und Lang hammer dem Rathe wieder tüchtig zu Leibe, indem sic ausführtcn, daß die letzte, schon mehrfach erwähnte Stadt anleihe durch anderweitige, frühere Bewilligungen schon um 1'/^ Millionen Mark überschritten worden sei, was sie aus dem letzten Verwaltungsbcricht nachzuwcisen ver suchten. Man könne daher doch nicht immer wieder neue Mittel bewilligen aus einer Anleihe, die doch schon längst erschöpft sei. Der Herr Bürgermeister erklärte, bestimmte Angaben hier nicht machen zu können, weil er das nöthige Material nicht zur Hand habe. Er versicherte übrigens, daß der Rath in Vorberathungen über Aufnahme einer neuen Anleihe eingetreten sei. Die Stadtverordneten nahmen schließlich an, daß man vom juristischen Stand- puncte aus wohl Anleihemittel bewilligen könne, Sache des Rathes sei es dann aber, das nöthige Geld zu be schaffen und nahm so den Vorschlag zur Erbauung der Kochschulen an. — Burgstädt, 30. Januar. Der Rest des in Folge Benzin explosiv« zerstörten Hauses des Kaufmanns Härtig in WittgenSdorf muß vollständig ab getragen werden. Von dem Hause ist nur das Dach un versehrt geblieben. Die Vorderfront ist völlig heraus geschleudert worden. Das Haus mußte sofort nach dem Unfälle gestützt werden, da sonst Alles zusammcngestürzt wäre. Der Zustand aller bei dem Unfall Verletzten ist nicht Bcsorgniß erregend. Härtig selbst befindet sich noch im Kraukeuhause. Auch die aus dem Hause geschleuderte Wöchnerin befindet sich etwas besser. Das Haus war 1865 erbaut worden. t. Crimmitschau, 30. Januar. Ein entsetzlicher Un- glücksfall ereignete sich am heutigen Nachmittag in der Fabrik von Zeincr <L Schumann. Der dortselbst be schäftigte, Mitte der 50er Jahre stehende Ausputzer Jm- misch kam der Transmission zu nahe, wurde von dieser erfaßt und mehrmals um die Welle geschlendert, so daß der Tod sofort cintrat. Dem Verunglückten starb erst tm Laufe dieses Monats die Ehefrau. Vier erwachsene Kin der betrauern nun die rasch dahingestorbenen Eltern. * Glanchau, 31. Januar. Bei der heute Nachmittag vvrgenvmmcncn Ersatzwahl eines Abgeordneten zur Zweiten Ka m m c r der Ständcvcrsammlung für den 15. städtischen Wahlkreis Glauchau - Lichtenstein- Kallenberg ist, wie das „Glauchauer Tageblatt" berichtet, C v m m e rz i e n r a t h Ehret in Glauchau mit großer Mehrheit gewählt worden. * Cainsdorf, 31. Januar. Die Gerncinderäthe von Vvckwa, Cainsdorf und Ntedcrhaßlan haben beschlossen, gemäß 8 89 der Rcvidirten Landgemeindcordttung einen Gemeindcverband zu errichten. Als 1., 2. und 3. Vorsitzender wurden gewählt die Gcmeindevorstände Straß-Cainsdorf, ' Winkler-Bvckwn, Cahr- Nicdcrhaßlau. )-( Ebmath, 31. Januar. Aus dem Umstande, daß der hiesige Gasthof am Sonnabend früh an zwei Stellen zu gleicher Zeit brannte, wurde gegen den in ungünstigen Vermögensverhältniffen befindlichen Brandcalamitvscn Weller der Verdacht hergeleitet, er könne das Feuer selbst verursacht haben, nm sich durch die Ver sicherungssumme einen Vortheil zn verschaffen. Am Dienstag erfolgte die Verhaftung und Einlieferung Wcller's an das königl. Amtsgericht Oclsnitz. Aus dem Bogtlande, 31. Januar. Es dürfte noch wenig bekannt sein, daß sich die einzigen Salz quellen im Königreich Sachsen in der Nähe des Kirch dorfes Alten salz bet Ptaucn befinden, woselbst aus der Erde salziges Wasser quillt, das wahrscheinlich auch die Veranlassung zur Gründung des Dorfes wurde. Die Quellen bcfmden sich unterhalb vom Dorf im Tricbthalc. In der Wiese lints liegen drcr Wasserwa-er, ow ehe maligen Salzschachte, mit schwach salzig-bitter schmecken dem Wasser. Dieses Wasser, welches von Quellen stammt, die aus einem Erzgange hervorbrechen, wurde früher zur Gewinnung von Kochsalz benutzt. Eine ernstliche Ausbeute fand während des 30jährigen Krieges statt, ferner unter der Regierung Friedrich August's des Starken, von 1722 an, sowie von 1825 bis 1827, als die Salinen von Kösen und Dürrcnberg für Sachsen ver loren gingen. Der Salzgehalt der Quellen ist nicht be sonders stark. Plauen i. V., 31. Januar. Die gestern in Adorf vvrgenvmmene gerichtliche 2 e c t i o n an dem kürz lich verstorbenen Schulkuaben Hans Adler hat keinen Anhalt dafür ergeben, daß der Tod des Knaben durch ein Verschulden Dritter hcrbeigeführt worden ist. — Die hiesigen Apotheken besitze r beabsichtigen, in Rück sicht auf ihre Angestellten ihre Apotheken an Sonn- und Feiertagen um 7 Uhr Abends zu schließen. * Mylau, 30. Januar. Die Verbindung unserer Stadt mit Greiz durch da« Göltzschthal, die jetzt nur mittel« schmalen, wenn auch höchst romautischeu Fußwege« möglich ist, ist von beiden Orten «iu seit langen Jahren er strebte« Bebürfniß, und man hat sowohl eine Straße wie die Verbindung durch die Bub» gewünscht. Wann ein solcher Bahnbau freilich erfolgt, ist nicht vorauSzusrhen, jedenfalls wird aber nach Fertigstellung der im Bau begriffenen Bahnlinie Mylau-Lengenfeld die naturgemäße Fortsetzung dieser Linie nach Greiz immer zwingender hervor treten. Der hiesige Stadtgenieinderath nahm auf Anregung von Greiz gestern Abeno erneut zu dieser für un« hochwich tigen Angelegenheit Stellung und beschloß emmüthig die Ab sendung einer neuen Petition an die Regierung und die Stänbekammern, dahm gebend, daß, unter Vorbehalt der Erbauung einer Bahn, durch da« Göltzschthal nach Greiz in allererster Reibe, daneben aber auch und inzwischen die E>- bauung einer Verbindungsstraße thunlichst bald erbeten wird, da, wie ermähnt, e« immerhin noch eine Anzahl von Jahren dauern lönnke, ehe die Bahnverbindung zu Stande kommt. — Grüuhaiu, 31. Januar. Anläßlich seines heutigen 30jährigen Ehrenbürger-Jubiläums wurde Herr Mini sterialdirektor Geh. Rath 0r. Vodel tn Dresden vom Stadtgemeinderathc telegraphisch beglückwünscht, worauf -er Herr Jubilar ebenso dankte. Die Feier dieses Jubi läums verband der Gewerbeverein mit der seines Stif tungsfestes, bei welchem der Vorsteher, Herr Bürger meister Nestler, mit dem Hinweise auf die hervorragenden Verdienste, die -er Jubilar sich nm seine Vaterstadt Grün hain erworben hat, ein begeistert aufgenommenes Hoch auf dcnstlbcn ausbrachte. * Meißen, 29. Januar. Tie Wünsche -er weniger wohlhabenden Bevölkerung Meißens sind feit vielen Jahren auf ciu neues Elbefreibaü gerichtet, da das jetzige zn wett von der Stadt entfernt, an nicht ungefähr licher Stelle gelegen ist und auch nur sehr bescheidenen Ansprüchen genügt. Heute hatten sich nun die Stadtver ordneten mit einer entsprechenden Vorlage zu beschäf tigen. Im Hinblick auf die Kosten (15 000 .4) und aus die Verunreinigung der Elbe von Dresden und Kötitz aus (Strohstofffabrtk) beschloß man, vorerst Erörterungen über die Errichtung eines Sommer und Winter benutz baren Schwimmbades anzustellen. — Wiederholt sind dem Stadtverordnetencollegium in letzter Zett von Unge nannten erhebliche Geldbeträge als Ablösung gesellschaft licher Verpflichtungen mit Rücksicht auf die herrschende Arbeitslosigkeit zur Bertheilung an Bedürf tige zugcgangen, ein Gebrauch, der zizr Nachahmung empfohlen werden kann. L. Pirna, 30. Januar. Das stolze neue Real schulgebäude, dessen Bau bereits bedeutend ge fördert morden ist, soll zu Michaeli seinem Zwecke über geben werden. Eine Realschul-Debatte gab cS übrigens tn der letzten Stadtvcrordneten-Sitzung, wobei man sich angesichts des vielen Wechsels -er in den Schuldienst tretenden Theologen für eine vermehrte Anstellung seminaristisch vorgcbildeter Lehrkräfte aussprach. — In Sachen unseres neuen Wasserwerkes «heilte Bürgermeister Schneider im Stadtverordneteilsaale mit, daß Baurath Thiem in Leipzig, -er schon früher betreffs der technischen Vorfragen seine Unterstützung lieh, jetzt nm Abgabe eines Obergutachteus ersucht worden ist. — Dresden, 31. Januar. Die Königin zeichnete gestern Abend in Begleitung ihrer Damen, sowie des Oberhofmeisters Wirkt. Geh. Rathes v. Malortie, und des Kammerherrn Freiherrn v. Burgk, das zum Besten der unter dem Protcctoratc Ihrer Majestät stehenden gemein nützigen Genossenschaft „Hellerhos" veranstaltete Wvhl- thätigkeits-Concert im Vcreinshause, Zinzenüorfstraße, mit ihrem Besuche aus. — Im Laufe des heutigen Vor mittages empfing der König im Residenzschlosse die Herren Staatsminister und den königlichen Cabinet- sckretär zu Vorträgen. — Der Fürst Leopold von H o h e n z o l l e r n, der Prinz Georg und die Prinzessin Mathilde wohnten gestern Abend der Aufführung des lyrischen Dramas „Weither" im könig lichen Opernhanse bei. Heute Nachmittag um 5 Uhr fand bei dem Prinzen Georg im Palais auf der Zinzendors- straße F a m i l i e n t a fe l statt, an der der König und die Königin, die Frau Großherzogin Alice von Toscana mit Erzherzogin-Tochter Margarethe, der Fürst Leopold von Hvhenzollern, sowie die Prinzen und Prinzessinnen des königlichen Hauses thcilnahmen. — Die Frau Groß- hcrzoginvonToscana und die E r z h e rz o g i u Margarethe wohnten gestern Abend -er Aufführung „Wcrther" im königlichen Opernhausc bei. — Der Fürst Leopold von Hvhenzollern wird heute Abend wieder abreisen. — Der Könighat den Oberamtsrichter beim Amtsgerichte Dresden, Max Schmalz, znm Rath bei dem Obcrlandcsgcrichte ernannt. Vergnügungen. — Au« dem Vurean des Stadttheaters. Im Neue» Theater gelangt ani beuligen Sonnabend Nachmittag V,3 Uhr für die Leipziger Volksschulen „Wilhelm Teil" zur Ausführung. Abend« 7 Uhr geht das neue Lustspiel von L'Arronge „Die Wohl- tbäter" in Scene. — Im Alten Theater wird heute dir neue Operette „Jadwiga" wiederholt. Morgen, Sonntag, findet im Neuen Theater eine Aufführung der Oper „Loben griu" statt. Im Alten Theater wird Nachmittag« zu ermäßigten Preisen „Fran Holle", Abend« V»8 Uhr „Jadwiga" gegeben. Im Carolatheater ist das Lustspiel „Die Wohlthäter" angesetzt. — Die Ausführung im Neuen Tbeater am kommenden Mittwoch, zn welcher die Majestäten Allerhöchst Ihren Besuch angesagt haben und welche den Schluß de« zweiten Actes (Atelier) und den dritten Act aus „Louise" und den zweiten Act von „Alt-Heidelberg" bringt, wird bei aufgehobenem Abonnement stattfiude«. Dir Abon nenten, denen das Vorkaufsrecht nach Maßgabe der vorhandenen Plätze bis Montag Nachmittag 3 Uhr gewahrt bleibt, können am Montag, den 3. Februar, von 10—3 Uhr an der TagcScasse des Neuen Theater« ihre Billet« gegen Vorzeigung de« letzten AbounementSumschlages in Empfang nehmen. Der Dillet-Dor- verkauf findet au derselben (Lasse am Dienstag, den 4. Februar, von 10—3 Uhr statt. — Krystall-Pälakt-Theater. Heute Sonnabend tritt da« ge- sammte neuengagirte Specialitäten-Ensemble zum ersten Male auf. An der Spitze desselben steht der bedeutendste Humorist des deutschen Variölös, Otto Aeutter, welcher ebenfalls heute ein kurze« Gastspiel beginnt und nur von ihm selbst verfaßte actuelle Piöcen zum Bor- trage bringt. — Morgen Sonntag finden 2 Vorstellungen, Nach- mittags V,4 Uhr zu ermäßigten, Abends '/,8 Uhr zu gewöhnlichen Eintrittspreisen, statt. Gerichtsverhandlungen. Königliches Landgericht. 6. Leipzig, 30. Januar. Als der Buchdruckereibesitzer M. am 11. December in der ersten Morgenstunde nach Hause kam, fand er, daß die Hausthür unverschlossen war und daß offenbar ein falscher Schlüssel kurz vorher zum Ausschließeu benutzt sein mußte. Er leuchtete zunächst mit seiner elektrischen Lampe dir Hausflur ab, entdeckte aber nichts. Erst al« er nach seiner Wohnung gehen wollte, bemerkte er auf den zu den drei Läden führenden Treppen stufen mehrere Personen, von denen eine ih» bei der Kehle zu fassen suchie. Gleichleitig kam eine zweite Person auf ihn zu, doch wußte sich M. der beiden Einbrecher zu erwehren, indem er ihnen niedrere Schläge auf den Kops versetzte. Dann suchte M. die HauSlhür zu gewinnen und sie wieder zu öffnen, was ihm auch gelang, obgleich er von einem der Diebe noch einen Tritt vor den Leib erhielt. Auf die Hilferufe M.'S wurde sofort die Ver folgung der flüchtig gewordenen Einbrecher ausgenommen und es gelang auch, zwei derselben, obgleich diese den alten Kniff anwandten, am lautesten „Halt ausä" zu schreien, festzunehmen. Es waren dies die 22 Jahre alten Geschirrsührer und Arbeiter Ferdinand Sch. aus Halle und Emil Otto B. auS Eutritzsch. Beide waren erst am 13. October aus der LanLeSstrasaustalt zu Zwickau entlassen worden, wo sie die ihnen vom Land- gericht Leipzig wegen EiubruchSdiebslahlS zudictirtcu Strafen von je ein em Jahr drei Monaten Gesängniß verbüßt halten. Im gegenwärtigen Falle erklären sie sich für nichtschuldig, sie hätten eS nicht auf einen EinbruchSdiebslahl obgesehcu gehabt, sonder» iu jenem Grundstücke nur schlafen wollen. Sch. will sogar nicht wisse», Ivie er iu die Hausflur gekommen sei, da er o» jenem Abende angeblich angetrunken gewesen sei. Bride An geklagte bestreiten auch, gegeu M. thäilich geworden zu sei», sie schieben dies auf de» unermittelt gebliebenen Dritten, Len es glückte, zu entkommen. Der Gerichtshof gewann jedoch durch die Beweisaufnahme die Ueberzeugung, daß die beiden An- geklagten einen Einbruch geplant und zu diesem Zwecke die Haus- thür mittels falschen Schlüssel» oder Dietrichs geöffnet haben. Von Zubilligung mildernder Umstände konnte bei der Frechheit der Ausführung LeS EinbruchSverluchs keine Rede sei». Sch., bei welchen« nach Len Vorstrafen die RückfallSbestlmmungrn Anwendung zu finden hatten, wurde zu einem Jahr sech« Monaten Zuchthaus, B. zu einem Jahr Zuchthaus, beide Angeklagte überdies zu je fünf Jahren EdrenrechtSverlust verurtheilt. Bei Sch. wurde auch aus Zulässigkeit von Polizeiaufsicht erkannt. Wer Sachen, welche durch di« zuständigen Behörden oder Be- amten gepfändet oder in Beichlag genommen worden sind, vorsätzlich bei Seite schasst, zerstört oder in anderer Weise der verslriäunq ganz oder theilweifr entzieht, wird nach tz 137 de- R.-Str.-G -B. mit Gesängniß bis zu einem Jahr« bestraft. Gegen diese Gesetzes bestimmung hatte sich der 30 Jahre alte A. vergangen. Er wurde deshalb zu einer Grfängnißstrase von zwei Wochen ver- urlhellt. — Vsutzell, 30. Januar. Lor dem hiesigen Landgericht hatte sich der bet dem Knopffabrikant I. Ernst in Löbau beschäftigte